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Liebe Gemeinde, liebe Freunde,
Heute wird David zur Taufe
gebracht. Auch er bringt einen Stammbaum von Geschwistern, Eltern und Großeltern
mit. Auch ihn haben diese Generationen vorbereitet auf sein neues Leben. Jesaja 11,1-5 Der Zweig aus der Wurzel hat Ähnlichkeit mit der Wurzel. Schauen wir deshalb auf David und lassen wir uns überraschen, wie sehr er schon Grundthemen Jesu berührt hatte. Von David wird erzählt, wie der Geist des Herrn auf ihm ruhte. Nicht durch eigene Kraftanstrengung wurde er zum bedeutendsten König Israels, sondern durch Gottes Geist, der ihm Kraft, Weisheit und Gelingen schenkte. Aus einer Geschwisterschar von acht Brüdern fand der Prophet Samuel ihn heraus, ihn, den Gott zum König ausersehen hatte. Gott sprach zum Propheten sehr deutlich: "Auf, salbe ihn, er ist´s!" Was dem Propheten selbst verborgen war, machte Gott offenbar. Der unscheinbarste der Söhne Isais sollte es sein. Diese deutliche Sprache Gottes begegnet uns auch bei Jesus. In der Taufe am Jordan lässt er sich aus der Wolke am Himmel hören: "Dies ist mein lieber Sohn". David wurde von Gott zum Wegbereiter Jesu ausersehen und bevollmächtigt, deshalb ist es wichtig, seine Konsequenzen aus dieser Berufung zu betrachten. David ergriff Initiative für Gott. Als die Philister gegen Israel aufzogen und der Vorgänger Davids, König Saul, in einen endlosen Stellungskrieg verwickelt war, zudem provoziert wurde durch die militärische Überlegenheit der Philister und keine Möglichkeit sah, die Philister zu vertreiben, erklärte sich David bereit zum Kampf gegen Goliath. Er wollte es nicht tun, um einen Tapferkeitsorden zu erlangen, sondern um den Gott Israels groß werden zu lassen, den Philistern zu zeigen, wer die Welt in seiner Hand hält und wie sehr Gott sein Volk liebt. Gott gab David Gelingen für sein Vorhaben. Der Sieg des kleinen Hirten über Goliath wurde zum Zeichen für Gottes Kraft, die in den Schwachen mächtig ist. Jesus ergriff Initiative für Gott nicht im Kriegführen. Die Themen hatten sich nach 1000 Jahren gewandelt. Es ging nicht um ein Überleben eines schwachen unbewaffneten kleinen Volkes, sondern darum, Gottes Willen für seine Menschen bekannt zu machen und zum rückhaltlosen Vertrauen einzuladen. So heilte Jesus Menschen sicher auch, weil er sich ihrer Leiden erbarmte. Doch seine Heilungen waren Zeichen, dass Gott vor allem die Beziehung der Menschen zu ihm heilen wollte. Dass mit Jesus eine neue Zeit angebrochen war, in der Menschen nicht mehr an ihrer Schuld und ihren schwierigen Biographien zu Grunde gehen mussten, sondern mit Jesus einen neuen Anfang machen konnten. Jesus wollte nicht der spektakuläre Heiler sein, sondern Gott groß machen und seine Liebe für alle erfahrbar werden lassen. David ging eine enge Freundschaft mit Jonathan, dem Sohn seines Vorgängers König Saul ein. Diese Freundschaft wird in der Bibel mit den Worten beschrieben "Er hatte ihn lieb wie sein eigenes Herz". Jonathan wird beschrieben als ein Mann, der Gott mit ganzem Herzen vertraute. Wie David in der Konfrontation mit Goliath auf Gottes Kraft baute, so ließ Jonathan in einer ähnlichen Situation Gott zum Zug kommen und vertraute ihm, dass er den Kampf für Jonathan führen würde. Und so geschah es (1.Samuel 14). David und Jonathan waren ein Herz und eine Seele, weil sie in ihrem Glauben einander nahe waren. So konnte Jonathan sein Leben für David aufs Spiel setzen und während David nach einer langen Zeit der Verfolgung durch Saul König wurde, musste Jonathan mit seinem Vater sterben. Doch David pflegte nicht nur zu Jonathan enge Bindungen. Von drei seiner Gefolgsleute wird berichtet, dass sie in die von Feinden besetzte Heimatstadt Davids einbrachen, um einen Becher Wasser für David aus dem Dorfbrunnen zu holen, das David sich so sehr wünschte (2.Samuel 23,13-17). Sie waren bereit, für einen Becher Wasser aus Bethlehem zu sterben. Wie sehr mussten sie sich David verbunden wissen, dass sie ihr Leben für ihn aufs Spiel setzten. Jesus sah seine Jünger als seine Freunde an. Er vermittelte ihnen, dass ihre gegenseitige Beziehung durch Gottes Liebe geprägt sei, dass Gottes Liebe sich in der Liebe zueinander ausdrückte. Und Jesus war bereit, für seine Freunde zu sterben. Sein Tod am Kreuz ging über die Liebe zu den Freunden hinaus, indem er sie auf alle Menschen ausweitete. Jesus gab sein Leben nicht nur für seine Freunde, sondern für alle Menschen, um ihnen Gottes Liebe zu ihnen zu erweisen. Eine der beeindruckendsten Szenen aus dem Leben des jungen Davids thematisiert sein Verhältnis zum Feind. Die Szene spielt in der Höhle zu En-Gedi. König Saul war ihm praktisch in die Hand gegeben. Er konnte ihn ohne Schwierigkeiten im Nahkampf töten und sich so des langjährigen Verfolgers entledigen. Doch David verschonte seinen Todfeind. Er wollte nicht selbst Hand an ihn legen, sondern überließ es Gott, mit Saul umzugehen, wie er wollte. David selbst erhob keine Hand gegen den Feind und ließ Saul frei aus der Höhle ziehen. Jesus überbot Davids Verhalten, indem er am Kreuz Gott bat, seinen Feinden, die ihn umbrachten, zu vergeben. In Jesu Nachfolge hören wir den Anspruch unsere Feinde zu lieben, weil Gott sie liebt. Auch wenn unser Leben und unsere Politik dem oft nicht entsprechen, werden wir nicht von Jesu Anspruch entbunden und müssen bekennen, dass es ein Zeichen unseres Kleinglaubens ist, aus Angst vor den Feinden sie zu vernichten. David wies besonders durch seine intensive Gottesbeziehung auf Jesus hin. Viele Psalmen werden ihm zugeschrieben, die Vertrauenslieder sind. David lebte mit Gott in einer engen, persönlichen Weise. Er breitete vor Gott sein Herz aus. Er mühte sich, einen Ort der Anbetung Gottes zu schaffen, um Gott auch im öffentlichen Leben wieder in die Mitte zu rücken. Dies bewahrte ihn nicht vor Fehlern. Einer seiner spektakulärsten Fehler, der Ehebruch mit Batseba und Mord an deren Ehemann offenbart aber, wie tief dieses Vertrauensverhältnis zu Gott reichte. Als er von Gott durch den Propheten Nathan zur Rede gestellt wurde, ließ er sich korrigieren, kehrte um und fand wieder zurück zu Gott, der ihm den richtigen Weg zum Leben zeigen wollte. Jesus ließ uns lernen, wie intensiv die Gemeinschaft mit Gott gelebt werden kann. Er bot sich selbst an als Begleiter, Anwalt und Freund, der uns nicht allein lässt und uns bewahrt vor den Abgründen unseres Lebens. Er machte deutlich, dass wir nicht den Wasserbecher aus Bethlehem brauchen, sondern Jesus, geboren in Bethlehem, das lebendige Wasser, das uns leben lässt. David machte viele Fehler in seinem Leben. Er hatte Probleme mit Frauen, Bathseba ist nur ein Beispiel. Er war ein schwacher Vater, seine Söhne probten den Aufstand gegen ihn und gegeneinander, als seine Kraft abnahm. Er ging nicht immer den geraden Weg. Mit mancher List hatte er sich Vorteile erschwindelt. Er litt unter Hochmut, eine Volkszählung, die bestätigen sollte, was er in seiner Amtzeit erreicht hatte, wurde ihm von Gott aus der Hand geschlagen. Doch diese sehr menschlichen Fehler brachten ihn nicht von Gott weg. Ja, man gewinnt fast den Eindruck, dass nach diesen Verirrungen seine Rückkehr zu Gott intensiver war, er dazu gelernt hatte und sein Blick auf Gott fester wurde. Diese wachsende Gottesbeziehung ließ ihn zum Stammvater Jesu werden. Darin war er der Wegbereiter Jesu. Und darin wird er uns zum Anstoß, über unser Leben und unseren Glauben nachzudenken. Wir sind Herausgerufene, uns hat Gott bei unserem Namen gerufen, wir gehören als Christen zu Gottes Familie. Hat unser Glaube an Jesus Konsequenzen wie bei David? Wie sieht es mit unserer Initiative für Gott aus? Was tun wir, um Gott groß zu machen? Riskieren wir unsere freien Stunden, unser Geld, sogar unser Leben? Pflegen wir Freundschaft im gemeinsamen Glauben oder leben wir in der Gemeinde eher nebenher? Sind wir bereit, einander Wasserbecher zu holen, auch wenn es durch feindliche Belagerung geht? Gehen wir füreinander in den Tod? Wie steht es mit unserer Feindesliebe? Sicher, kaum einer von uns hat Feinde wie Jesus oder David. Keine Morddrohung liegt auf dem Tisch und irakische Verhältnisse haben wir in Deutschland nicht. Aber scheitern wir nicht schon im ganz Elementaren? Da hat mich jemand verletzt und ich erzähle es gleich herum, schade ihm, beschädige seinen Ruf. Etwas von meinem Gerede wird hängen bleiben. Liebe zum Gegner? Eine Hausaufgabe, der wir uns wohl immer wieder unterziehen müssen. Und wie sieht unsere Gottesbeziehung aus? Lasse ich mich korrigieren? Gibt es jemand, der mir so nahe steht, dass er mir die Brüche in meinem Leben zeigen darf? Dem ich vertraue, dass er mich davon wegführt zurück zu Jesus? Wie wichtig ist mir die Zeit mit Gott? Würde ich mich auch dafür einsetzen, die Kirche zu erhalten als Ort der Gegenwart Gottes? Würde ich mein Geld und meine Zeit dafür opfern? Wie oft singe ich Vertrauenslieder in dunklen Zeiten? Sollte ich nicht mal ein paar auswendig lernen, damit ich sie wirklich auch im Dunkeln singen kann? Der kleine David wird heute
als Taufspruch ein Vertrauenslied Davids bekommen:
Das ist der Weg zum Leben, verbunden zu sein mit Gott, der alles schenkt, was David zum Leben braucht. Möge dieses Vertrauenslied das Lebenslied des kleinen Davids werden, den wir jetzt auf den Namen Gottes, des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes taufen. Cornelia
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