Sorgen-Allerlei (Matthäus 6,24-34)
Gottesdienst am 13.09.2015 in Brombach

Liebe Gemeinde, liebe Freunde,
in einer Mutter-Kind-Gruppe tauschten wir uns aus über die Krankheiten der Kinder, die Probleme mit älter werdenden Eltern, Beziehungskonflikte und den beruflichen Perspektiven nach der Babypause. Einen ganzen Berg voller Sorgen hatten wir da angehäuft. Wie konnten wir ihn abtragen? Eine Mitarbeiterin zog eine Bibel aus der Tasche und las vor:

Matthäus 6,24-34

Niemand kann zwei Herren dienen: Entweder er wird den einen hassen und den andern lieben, oder er wird an dem einen hängen und den andern verachten. Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon. Darum sage ich euch: Sorgt nicht um euer Leben, was ihr essen und trinken werdet; auch nicht um euren Leib, was ihr anziehen werdet. Ist nicht das Leben mehr als die Nahrung und der Leib mehr als die Kleidung? Seht die Vögel unter dem Himmel an: sie säen nicht, sie ernten nicht, sie sammeln nicht in die Scheunen; und euer himmlischer Vater ernährt sie doch. Seid ihr denn nicht viel mehr als sie? Wer ist unter euch, der seines Lebens Länge eine Spanne zusetzen könnte, wie sehr er sich auch darum sorgt? Und warum sorgt ihr euch um die Kleidung? Schaut die Lilien auf dem Feld an, wie sie wachsen: sie arbeiten nicht, auch spinnen sie nicht. Ich sage euch, dass auch Salomo in aller seiner Herrlichkeit nicht gekleidet gewesen ist wie eine von ihnen. Wenn nun Gott das Gras auf dem Feld so kleidet, das doch heute steht und morgen in den Ofen geworfen wird: sollte er das nicht viel mehr für euch tun, ihr Kleingläubigen? Darum sollt ihr nicht sorgen und sagen: Was werden wir essen? Was werden wir trinken? Womit werden wir uns kleiden? Nach dem allen trachten die Heiden. Denn euer himmlischer Vater weiß, dass ihr all dessen bedürft. Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch das alles zufallen. Darum sorgt nicht für morgen, denn der morgige Tag wird für das Seine sorgen. Es ist genug, dass jeder Tag seine eigene Plage hat.

Die Stimmung war danach verändert. Wir bekamen einen neuen Blickwinkel. Da ist einer, der für uns sorgt, wir sind mit all den Sorgen auf dem Haufen nicht allein.

Vielleicht geht es dem einen oder der anderen heute ähnlich. Mit einem Rucksack voller Probleme ist er hierhergekommen. Der Rucksack drückt die Luft ab, führt zu Rückenschmerzen und Knieproblemen. Seine Hoffnung, dass sich in der Begegnung mit Jesus Christus etwas verändert, führte ihn in den Gottesdienst.

Schauen wir genauer auf diese Worte Jesu, die er im Rahmen der Bergpredigt zu den Menschen sprach, die um ihn lagern. Er wird ihre vollen Rucksäcke gesehen haben, sie standen vielleicht sogar ein wenig offen. „Schätze“ schauten raus, die Sorgen verursachten und die Gedanken fesselten. So geht diesen Worten unmittelbar die Feststellung Jesu voraus: „Niemand kann zwei Herren dienen, entweder dem Geld und Besitz oder Gott.“ Doch wie kann man diese Sorgen loswerden, sich des zweiten Herren entledigen? 

Die Ausführungen Jesu geben vier Hinweise, von recht unbedeutend zu lebensverändernd.

Jeder Tag hat seine Last

Es reicht, dass wir uns Sorgen für einen Tag machen, jeder Tag hat seine eigene Plage. Was morgen und übermorgen sein wird, haben wir sowieso nicht in der Hand. So Vieles kann geschehen, dass unsere Vorgaben auf den Kopf stellt, und ob wir morgen noch leben, wissen wir alle nicht.

Viele unserer Gedanken kreisen nicht um heute, sondern um morgen und übermorgen. Wir denken uns mögliche Szenarien und Konsequenzen aus, wie eine Sache so oder anders ausgehen könnte. Jesus legt uns ans Herz, für heute zu sorgen und diese Sorgen Gott konkret zu nennen. Diese Begegnung heute, vor der ich Angst habe, interessiert Jesus. Der nahe Mensch, der heute operiert wird, ist Thema meiner Fürbitte. Das Auto, das heute kaputt gegangen ist, ist Gegenstand meiner Sorge. Das Kind, das heute ein Problem hat, bringe ich vor Gott und bete, dass er es mit seiner Liebe umgibt.

Wenn wir unsere Sorgen bewusst auf einen Tag begrenzen, führt es zu direkten Gebeten, Handlungen und Bitten um Unterstützung. Wir können unsere Sorgen nicht abschalten, sie gehören zu unserem Menschsein dazu, aber wir können sie einzäunen. Heute ist unsere Sorge, unsere Vorsicht und unser Bedenken von richtigen Wegen und Alternativrouten wichtig.

Die Sorgen nehmen uns Lebensmut

Durch unser Sorgen können wir unser Leben keine Minute verlängern, aber viele Minuten verdunkeln. Diese Dunkelheit betrifft oft nicht nur uns persönlich, sondern auch unsere Lieben, mit denen wir unsere Sorgen teilen. 

esus setzt dagegen, dass unser ganzes Leben in Gottes Hand geborgen ist. Das Schlimmste, was passieren kann, ist der Tod. Er bedeutet endgültigen Abbruch. Doch weil Jesus auferstanden ist, glauben wir, dass auch der Tod nicht Endstation ist, sondern dass uns Jesus in Gottes ewiges Reich trägt.

Aus dieser Perspektive lohnt es sich, die Sorgen zu betrachten. Jesus geht mit in alle Probleme, er hat Interesse an mir, dass ich nicht in diesen Problemen ertrinke. Er will mich retten. Auch wenn irgendwann mein Leben auf dieser Welt zu Ende gehen wird, bin ich doch gewiss, dass es eine Zukunft geben wird. Jesus lädt zu einer Therapiestunde in Sachen Sorgen ein: Bedenke den schlimmsten Fall, dass alles aus ist, und höre in diesem absoluten Dunkel meine Stimme: „Ich lebe, und du sollst auch leben“. (Johannes 14,19)

Jesus zeigt auf die Natur um uns herum

Letzte Woche traf ich eine Frau aus der Gemeinde in ihrem blühenden Garten an. Sie strahlte, als ob alle Sonnenblumen ihre Farben in ihrem Gesicht spiegelten. Auf die Frage, was sie so glücklich machte, erzählte sie, wie sehr sie ihren Garten liebte, wie sie sich manchmal einfach auf die Bank setzte und die herrlichen Farben und Düfte in sich aufnahm. Sie sagte, sie sei nach so einem Moment des Innehaltens wie befreit und Gott ganz nahe.

Diesen Blick wünschte Jesus wohl auch seinen Zuhörern auf dem Berg. Er animierte sie, aus ihrem Sorgenkarussel auszusteigen und aufmerksam durch die Natur zu streifen. Hier ein Spatz, dort eine Amsel, hier eine Lilie, dort das ganz normale Gras. Und für all das sorgt Gott, sollte er nicht auch für uns Menschen sorgen, die er als seine Ebenbilder erschaffen hat?

Sollte er nicht alles für die tun, die mit ihm so verbunden sind, dass sie seine Handynummer haben und Tag und Nacht mit ihm reden können? Vielleicht müssen wir uns von Jesus an die Hand nehmen lassen und diesen Blick auf seine Schöpfung wieder neu geschenkt bekommen. Die PCs haben wir selbst erschaffen, die Lilie auf dem Feld nicht.

Es geht um Gottes Reich

Das Max-Planck-Institut für biologische Kybernetik in Tübingen hat laut Spiegel erstmals nachgewiesen, dass sich Menschen, die orientierungslos in der Wüste umherirren, tatsächlich oft im Kreis oder in Zickzacklinien bewegen und nicht weit vom Ausgangspunkt entfernt bleiben. Ursache sind sich addierende kleine Fehler der Sinneseindrücke und offenbar auch die Angst, sich zu weit vom Ausgangspunkt zu entfernen.

Werden die Sorgen zu viel, fühlt sich das an, als habe man die Orientierung verloren, weiß den Weg nicht mehr. Wie in der Wüste läuft man Zickzacklinien und oftmals im Kreis. Beobachten wir jemand von außen, fällt uns das sofort auf, wie er immer wieder die gleichen Sorgen hin und her wälzt und den entscheidenden Schritt aus dem Hamsterrad nicht geht. Sind wir selbst betroffen, fehlt uns diese Einsicht. Wir kreisen um unseren Rucksack, der wie ein „zweiter Herr“ unsere Aufmerksamkeit bindet.

Jesus sagt: „Trachtet zuerst nach Gottes Reich“. Das Reich Gottes ist in aller Orientierungslosigkeit das ausgerufene Ziel. Auf dieses Ziel hin sollen wir uns bewegen und den Sorgenrucksack liegen lassen. Das Reich Gottes steht für die Welt, wie Gott sie haben will: Friede, Vergebung, Liebe, Annahme, gegenseitige Hilfe und Vertrauen in Gottes Führung.

Lassen wir uns rufen und setzen den ersten Schritt auf dieses Ziel zu, überschreiten wir eine Grenze. Nicht meine Gesetze gelten nun, sondern Gottes Gesetze. Er sagt mir zu, dass ich geliebt und gewollt bin, er stempelt meine Hand wie beim Eintritt zu einem Festival „Angenommen“. Ich sehe nun auch die Menschen um mich herum mit Gottes Augen. Ich will das Beste für sie, mache mich auf zu ihnen, bete für sie, helfe ihnen, werde initiativ, dass andere ihnen helfen können. Dadurch blitzt das Reich Gottes auf, es beginnt, sobald ich aus dem Kreisen um mich selbst aufstehe und mit Jesus zu Gott unterwegs bin. 

Trachtet zuerst nach Gottes Reich“ heißt:

  • Ja, ich bin dabei.
  • Ich bekomme Jesu Perspektive.
  • Ich werde frei für die Aufgaben, die Jesus mir gibt.
  • Meine eigenen Sorgen schrumpfen, denn ich erlebe: er sorgt für die Seinen.
Jesus hält keine umfassende Lektion über das Thema Sorge an sich. Ihm ging es damals und wohl auch heute darum, uns ganz einfache Lebenshilfe zu geben, dass Lebensfreude wieder wachsen kann und wir im Aufbrechen auf sein Ziel hin erfahren, dass er mit uns ist, andere mit uns unterwegs sind und sich Neue anschließen.

Alle eure Sorge werft auf ihn; denn er sorgt für euch. (1.Petrus 5,7)

Cornelia Trick


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