Gott ist immer schon da (1.Mose 27,41-45+28,10-19)
Gottesdienst am 6.10.2019 in Brombach

Liebe Gemeinde,
in der Krabbelgruppe erzählte eine Mutter von der bevorstehenden Taufe ihres Kindes in der benachbarten Kirche. Es entspann sich ein lebhaftes Gespräch. „Warum tauft ihr euer Kind? Was bedeutet Taufe überhaupt? Soll man das Kind nicht selbst entscheiden lassen, ob es sich taufen lassen will?“

Die Mutter nannte ihre Motivation, sie fand es wichtig, dass Gott auf das Kind aufpasst, weil es zu ihm gehört. Sie fühlte sich erleichtert, dass nicht sie als Eltern die ganze Verantwortung für das Kind trugen, sondern Gott mit im Boot ist. Und sie freute sich auch auf das schöne Familienfest und hob hervor, wie wichtig es für ihr Kind sei, in einem großen Familien- und Freundeskreis eingebunden zu sein.

Heute werden in unserem Gottesdienst Zwillinge getauft. Sichtbar und spürbar wird es für sie, dass Jesus sich in der Taufe mit ihnen verbindet. Jesus sagte einmal von sich, dass von ihm Ströme lebendigen Wassers ausgehen. Dieses lebendige Wasser wird die Kinder heute berühren. Wenn wir es machen würden wie die ersten Gemeinden, würden wir die beiden untertauchen, symbolisch in Jesu Tod tauchen und uns vorstellen, dass Jesus dort unter Wasser in der Todeszone mit ihnen tauscht. Ihren Tod stirbt er, auf dass sie leben können auch in der Ewigkeit bei Gott. 

Wasser wäscht rein. Was die Kinder bedroht, was ihnen Angst machen wird, was ihre Existenz in Frage stellt, will Jesus von ihnen nehmen. Er möchte ihnen ein freies Leben ermöglichen, voller Vertrauen, dass er immer schon da ist und hilft.

Einmal wagte sich ein Jünger (Matthäus 14,22-33), Petrus, mitten auf dem stürmischen See aus dem Boot, um zu Jesus zu kommen. Als er die großen Wellen sah, verließ ihn der Mut, und er ging unter. Aber Jesus fasste seine Hand und zog ihn heraus aus dem Wasser. Auch an diese Jesus-Begegnung des Petrus werden wir bei der Taufe erinnert. Er greift nach uns, er greift nach den Täuflingen, wenn die Wogen mal allzu hoch gehen.

Die Zwillinge werden heute in die Großfamilie der Christen aufgenommen. Wie ein Neugeborenes langsam in die Kultur seiner Familie und seines Lebensumfelds hineinwächst, so werden auch die Kinder hineinwachsen in das Vertrauen zu Jesus, werden liebevoll im Sinne Jesu begleitet. Dazu gehört von Seiten der Eltern, die Kinder mit Jesus vertraut zu machen, ihnen biblische Geschichten zu erzählen, mit ihnen zu beten, sie Anteil nehmen zu lassen an ihrer Gottesbeziehung und sie in die Gemeinde mitzunehmen. Von Seiten der Gemeinde bemühen wir uns, den Kindern nahe zu bleiben, ihnen kindgerechte Angebote im Gemeindeleben zu machen und uns für sie zu interessieren. Und werden hoffentlich einmal selbst die Entscheidung ihrer Eltern heute bekräftigen und Ja zu Jesus sagen. 

Eine Mutmachgeschichte aus alter Zeit Israels lässt deutlich werden, dass Gott immer schon da ist, egal wohin wir gehen und egal, ob wir ihm das zutrauen oder nicht.

1.Mose 27
Esau konnte es Jakob nicht vergessen, dass er ihn um den väterlichen Segen gebracht hatte. Er dachte: »Mein Vater lebt nicht mehr lange. Wenn die Trauerzeit vorüber ist, werde ich meinen Bruder Jakob umbringen.« Rebekka wurde zugetragen, dass ihr älterer Sohn Esau solche Reden führte. Da ließ sie Jakob, den jüngeren Sohn, rufen und sagte zu ihm: »Dein Bruder Esau will sich an dir rächen und dich umbringen. Darum hör auf mich, mein Sohn! Flieh nach Haran zu meinem Bruder Laban! Bleib einige Zeit dort, bis sich der Zorn deines Bruders gelegt hat – bis er dir nicht mehr so böse ist und nicht mehr daran denkt, was du ihm angetan hast. Ich werde dir Nachricht schicken, wenn du wieder zurückkehren kannst. Ich will euch doch nicht beide an einem Tag verlieren!«
Jakob machte sich auf den Weg von Beerscheba nach Haran. Er kam an einen Platz und übernachtete dort, weil die Sonne gerade untergegangen war. Hinter seinen Kopf legte er einen der großen Steine, die dort umherlagen. Während er schlief, sah er im Traum eine breite Treppe, die von der Erde bis zum Himmel reichte. Engel stiegen auf ihr zum Himmel hinauf, andere kamen zur Erde herunter. Der HERR selbst stand ganz dicht bei Jakob und sagte zu ihm: »Ich bin der HERR, der Gott deiner Vorfahren Abraham und Isaak. Das Land, auf dem du liegst, will ich dir und deinen Nachkommen geben. Sie werden so unzählbar sein wie der Staub auf der Erde und sich nach allen Seiten ausbreiten, nach West und Ost, nach Nord und Süd. Am Verhalten zu dir und deinen Nachkommen wird sich für alle Menschen Glück und Segen entscheiden. Ich werde dir beistehen. Ich beschütze dich, wo du auch hingehst, und bringe dich wieder in dieses Land zurück. Ich lasse dich nicht im Stich und tue alles, was ich dir versprochen habe.« Jakob erwachte aus dem Schlaf und rief: »Wahrhaftig, der HERR ist an diesem Ort, und ich wusste es nicht!« Er war ganz erschrocken und sagte: »Man muss sich dieser Stätte in Ehrfurcht nähern. Hier ist wirklich das Haus Gottes, das Tor des Himmels!« Früh am Morgen stand Jakob auf. Den Stein, den er hinter seinen Kopf gelegt hatte, stellte er als Steinmal auf und goss Öl darüber, um ihn zu weihen. Er nannte die Stätte Bet-El (Haus Gottes); vorher hieß der Ort Lus.

Jakob hatte nach seinem Betrug alles verloren. Seinen Zwillingsbruder, seine Eltern, seine Heimat und Gott. Er musste in ein unbekanntes Land fliehen, hatte nur die Adresse, die ihm seine Mutter schnell noch heimlich zugesteckt hatte. Es wurde dunkel, und er musste einen Schlafplatz finden. Statt einem gemütlichen Kopfkissen und einer Daunendecke blieben ihm nur Steine, die er sich als Schutzwall um sich herum baute. Er war an diesem Abend allein, hilflos, ausgeliefert und buchstäblich am Ende.

Da erschien ihm im Schlaf eine Leiter, die den Himmel mit der Erde verband. Gott stellte eine Verbindung zu ihm her. Gott schickte Engel hoch und runter, die sozusagen die Kommunikationsbrücke zum Himmel darstellten. Als ob er Jakob ein Handy neben sein Ohr gelegt und ihn angerufen hätte. Gott baute die Verbindung einseitig auf, als ob er ihm eine Sprachnachricht geschickt hätte. Was Jakob nun hörte, sollte sein ganzes weiteres Leben bestimmen:

„Ich werde dir beistehen. Ich beschütze dich, wo du auch hingehst, und bringe dich wieder zurück. Ich lasse dich nicht im Stich und tue alles, was ich dir versprochen habe.“

Am Morgen wurde Jakob bewusst, dass Gott ihm in dieser Nacht ein großes Geschenk gemacht hatte. Er ist ihm begegnet, er ließ ihn nicht fallen, obwohl er doch so viel Schuld auf sich geladen hatte hat, er sprach ihm Begleitung zu. 

Jakob nahm die Steine, die er als Schutzwall aufgeschichtet hatte, machte sie zu einem Erinnerungszeichen: „Hier wohnt Gott“, „Haus Gottes“, so die Übersetzung.

Die Himmelsleiter in einer dunklen Nacht will uns deutlich machen, dass Gott uns immer schon einen Schritt voraus ist und auf uns wartet. Für uns ist Gott ganz nahe und menschlich geworden in seinem Sohn Jesus Christus. Die Himmelsleiter trägt seinen Namen. Er ist zu uns auf die Erde gekommen, um uns der Liebe Gottes zu versichern.

Wenn wir heute Taufe feiern, dann deshalb, weil Jesus sich mit uns verbindet, wie damals Gott mit Jakob. Er schenkt uns sein Leben, damit der Tod nicht das Ende ist, sondern der Durchgang in ein neues Leben mit Gott. Er schenkt uns seine Kraft, die wir brauchen, weil unsere eigene nicht ausreicht. Er erfüllt uns mit seiner Liebe, die ausreicht, damit wir davon weitergeben können. Sein Zuspruch leitet uns an.

Die Erfahrung der Taufe werden die kleinen Kinder noch nicht in ihrem Langzeitgedächtnis speichern. Aber wir können sie erinnern, jedes Jahr an ihrem Tauftag und jedes Mal, wenn sie in der Gemeinde die Taufe eines Anderen miterleben.

Auch wir werden heute an unsere eigene Taufe erinnert, an Begegnungen mit Gott, an Erfahrungen, die wir mit ihm gemacht haben. Wie gut, wenn wir wie Jakob damals Erinnerungszeichen aufbewahren, damit die guten Erlebnisse nicht in Vergessenheit geraten. Nicht nur die Taufe ist solch ein Meilenstein. Jemand nannte den Tag, an dem er schwerverletzt einen Unfall überlebte. Eine wusste von einer beruflichen Entscheidung, die ein solcher, von Gott geschenkter Meilenstein war. Für mich sind es auch Krisen in meinem Leben, in denen ich mit Gott gerungen hatte und aus der Tiefe einen neuen Weg entdeckte. An sie denke ich, wenn es wieder mal eng wird, und dass Gott mir aufs Neue helfen wird.

Auf Meilensteine können wir zurückgreifen, wenn alles um uns unsicher geworden ist und der Boden unter unseren Füßen schwankt. Denn Jesus sagt uns zu, dass er mit uns geht, uns beisteht und uns beschützt, wohin wir auch gehen – so wie Gott es Jakob im Traum sagte.

Wir sollten auch den Täuflingen von diesen Erfahrungen erzählen, dass sie vertrauen lernen und Jesus als ihren Freund kennenlernen.

Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit. (2.Timotheus 1,7)

Cornelia Trick


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