Gemeinde - wohin? (Apostelgeschichte 12,12-17 + 13,1-5)
Gottesdienst am 27.09.2015 in Brombach

Liebe Gemeinde, liebe Schwestern und Brüder,
heute werden in unserer Gemeinde die neu gewählten Mitglieder der Bezirkskonferenz in ihr Amt eingeführt. Natürlich könnten wir die Gemeinde als ein Unternehmen beschreiben: Abläufe müssen organisiert werden, Gruppen müssen laufen, das Haus und die Finanzen brauchen fachkundige Aufsicht. Doch solche Beschreibung würde nicht den Kern der Gemeinde treffen.

Im Innersten ist Gemeinde wie ein Rettungsboot. Die Mannschaft dieses Bootes besteht aus Menschen, die selbst schon gerettet wurden und am eigenen Leib erfahren haben, wie wichtig ihr Job ist. Dass das Boot seine Aufgabe optimal erfüllen kann, setzt voraus, dass das Team gut miteinander harmoniert. Jeder Griff sitzt, einer ist für die andere da, jeder weiß um seine Aufgaben, und gemeinsam setzt sich das Team für Ertrinkende ein. Es ist wichtig, dass das Team den Funk, über den die Notrufe eingehen, angeschaltet lässt, sich auf Abruf bereit hält und Menschen auch wirklich aufnimmt, die im Meer hilflos treiben.

Wie das in den ersten Gemeinden gelebt wurde, zeigt die Apostelgeschichte. Unserem Abschnitt voraus geht, wie Petrus vom Engel des Herrn aus dem Gefängnis befreit wurde und er realisierte, dass Gott ihn befreit hatte für eine weitere Wegstrecke in seinem Dienst.

Apostelgeschichte 12,12-17

Als Petrus  klar geworden war, dass Gott ihn befreit hatte, ging er zu dem Haus, das Maria gehörte, der Mutter von Johannes mit dem Beinamen Markus. Dort waren viele Christen versammelt und beteten immer noch für seine Freilassung. Petrus klopfte an das Hoftor, und die Dienerin Rhode kam, um zu hören, wer draußen sei.  Als sie Petrus an der Stimme erkannte, vergaß sie vor Freude, das Tor zu öffnen; sie rannte ins Haus und meldete, Petrus stehe draußen. »Du bist nicht ganz bei Verstand!«, sagten die im Haus. Und als Rhode darauf bestand, meinten sie: »Das ist sein Schutzengel!« Petrus aber klopfte und klopfte, bis sie schließlich aufmachten. Als sie ihn sahen, gerieten sie außer sich. Er bat mit einer Handbewegung um Ruhe und erklärte ihnen, wie ihn Gott aus dem Gefängnis befreit hatte. »Berichtet das Jakobus und allen anderen Brüdern und Schwestern!«, sagte er. Dann verließ er Jerusalem.

Eine Gemeinde betet Tag und Nacht – 24 Stunden – für die Freilassung des Petrus. Doch als Petrus vor der Tür steht, kann sie es nicht glauben und vermutet einen Geist. Die Gemeinde betet und hat dabei im Kopf, wie Erhörung aussehen muss. Vielleicht geht sie davon aus, dass Gott Herodes dazu bringen wird, das Todesurteil über Petrus abzuwenden, dass Herodes sich öffentlich entschuldigen wird, die Römer aus Jerusalem abziehen werden. Jedenfalls merkt sie nicht, dass ihr Gebet um Rettung erhört wird. Eine krasse Situation.

Hier geht es um unser Kerngeschäft. Ist Gebet unsere Teamsitzung mit Jesus im Rettungsboot? Erwarten wir, dass Jesus uns hört und erhört? Beten wir vielleicht oft so unkonkret für den globalen Weltfrieden, weil wir gar nicht glauben können und damit rechnen, dass wir erhört werden? Oder haben wir Angst vor Enttäuschung? In einer Gemeinde beteten wir für ein Kind, das eine schwere Operation vor sich hatte, um Heilung. Ein junger Mann, gefragt, warum er nicht zum Gemeindegebet dazu kam, meinte: „Ich habe Angst, dass das Gebet nicht erhört wird, da will ich lieber gar nicht erst dabei sein.“ 

Die Szene im Haus der Rhode ist als Lehrstück für uns in der Apostelgeschichte festgehalten. Das Rettungsboot Gemeinde liegt im Hafen und bereitet sich auf den Einsatz vor. Jesus gibt dem Team letzte Anweisungen. Wie eine Teamsitzung sieht das Gebet aus. Man hört auf Jesus, die Anliegen werden wie mit Bällen einander zugespielt. Und alle erwarten, dass Jesus antwortet und die entscheidenden Hinweise gibt.

Fehlt diese Teamsitzung, bleibt das Rettungsboot im Hafen ohne Auftrag, ohne Gebetserfahrung liegen. Die Mannschaft bleibt nur so lange zusammen, wie sie sich menschlich mag. Wenn die Leute keinen Sinn mehr sehen, im Rettungsboot zu bleiben, rennen sie auseinander. Wenn Gemeindeleute Jesu Antworten nicht bekommen und nicht erfahren, wie Neue dazu kommen, Glauben finden, heil an Leib und Seele werden, Hoffnung in schlimmen Situationen bekommen oder für andere da sein können, die sie nötig brauchen, werden auch sie auseinanderlaufen und die Gemeinde verlassen.

Apostelgeschichte 13,1-5

In der Gemeinde von Antiochia gab es eine Reihe von Propheten und Lehrern; es waren Barnabas, Simeon, genannt »der Schwarze«, Luzius von Zyrene, Manaën, der zusammen mit dem Fürsten Herodes erzogen worden war, und Saulus. Als sie einmal für einige Zeit fasteten und sich ganz dem Gebet widmeten, sagte ihnen der Heilige Geist: »Gebt mir Barnabas und Saulus für die besondere Aufgabe frei, zu der ich sie berufen habe!« Nach einer weiteren Zeit des Fastens und Betens legten sie den beiden die Hände auf und ließen sie ziehen. So wurden Barnabas und Saulus vom Heiligen Geist ausgesandt und auf den Weg geschickt. Sie gingen hinab nach Seleuzia und reisten von dort mit dem Schiff zur Insel Zypern.  Als sie in die Stadt Salamis kamen, verkündeten sie die Botschaft Gottes in den jüdischen Synagogen. Als Helfer hatten sie noch Johannes Markus bei sich.

Petrus taucht unter, er flieht vor Herodes und seinen Verfolgern. Aus der Gemeinde geht Johannes Markus mit Paulus und Barnabas in die erste Gemeinde, in die nicht Juden, sondern Griechen gingen. Die Gemeinde Antiochien lag am Mittelmeer an der heutigen syrisch-türkischen Grenze. Die Apostelgeschichte erzählt von dieser Gemeinde, dass viele Neue dort Heimat fanden und es die erste Gemeinde war, wo die Jesusanhänger Christen genannt wurden. Sie wird als ein unorganisierter Haufen beschrieben, den Barnabas und Paulus ein Jahr aufbauten.

Nun nach einem Jahr gibt es offensichtlich fünf Leute, die Ausbilder auf dem Rettungsboot Gemeinde sein können. Sie unterrichten in den Fächern Prophetie und Lehre. Prophetie meint, für die Gemeinde zu erkennen, was jetzt dran ist, ob ein Erweiterungsbau, eine Zeltmission, ein Chorprojekt oder einfach intensiver Kontakt zu Freunden und Kollegen jedes Einzelnen. Unter Lehre ist zu verstehen, die Bibel zu kommunizieren, über Glaubensthemen zu sprechen, im Alltag den Glauben zu verorten und anderen von Gott weitersagen zu können.

Diese fünf Menschen, die in diesen Fächern unterrichten sollen, haben Brüche in ihrem Lebenslauf. Sie sind selbst von Jesus aus dem Meer gezogen worden und haben ein neues Leben auf seinem Rettungsboot begonnen. Von Barnabas wissen wir, dass er seinen ganzen Besitz der Gemeinde gegeben hatte. Der jüdisch-römische Name von Simon Niger weist auf eine gehobene gesellschaftliche Stellung, ebenso wie der von Luzius von Kyrene. Manaen war ein Schulkamerad von Herodes, der Johannes den Täufer töten ließ und Jesus ans Kreuz brachte. Paulus war ein Christenverfolger.

Diese Männer wissen, worum es beim Rettungsboot geht, Menschen in die heilsame Gegenwart Gottes zu retten. Sie dienen und fasten, machen sich bereit für ihren Auftrag, um die Gebetserhörung nicht zu verschlafen wie die Gemeinde in Jerusalem. 

Dienen wollen sie mit ihren Gaben, sich zur Verfügung stellen in dem, was Gott von ihnen will. Sie wollen für Gott da sein und nicht die eigene Betriebsamkeit voranbringen.

Fasten bewirkt Beten ohne Ablenkung. Die Betenden werden leer für Gott und seinen Willen. Sie öffnen ihre Hände und erwarten, dass Gott sie an die Hand nimmt und in seine Richtung zieht.

Als Leitungsgremium bekommen wir hier ein Beispiel. Wir sollten uns auch diese Auszeiten nehmen und Gottes Reden durch den Heiligen Geist erhoffen, jede und jeder persönlich in ihrer Zeit mit Gott, aber auch in unseren Sitzungen.

In Antiochien bekommen die Betenden den Auftrag, Paulus und Barnabas in die Mission zu schicken. Man sollte erwarten, dass sie nun aufspringen und das Ergebnis schnellstens der ganzen Gemeinde mitteilen, ein Abschiedsfest organisieren und insgeheim weinen, dass die wichtigen Mitarbeiter nun gehen müssen. Stattdessen hören wir, dass sie weiterbeten, warum? Vielleicht beten sie für die beiden, dass sie in Gottes Willen einstimmen, Ja zu dieser neuen Berufung sagen. Vielleicht bitten sie auch um die richtige Reiseroute, dass Paulus und Barnabas nicht ihre Wege gehen, sondern Gottes Wegen folgen. Und sie werden die Missionare auch während ihrer Reise betend begleiten als himmlisches Bewachungspersonal.

In unserer Gemeinde wollen wir für die neuen Mitglieder der Bezirkskonferenz auch während ihrer Amtszeit weiter beten, dass sie ihren Auftrag hören und ihn übernehmen.

Gemeinde – wohin? In Jerusalem bleiben die Leute erst mal im Rettungsboot unter sich. Angst und fehlendes Vertrauen lässt sie gar nicht wirklich mit Gottes Gebetserhörung rechnen. In Antiochien wird gebetet, ein Ruf vernommen und losgeschickt. Neue Gemeinden können so entstehen. In Brombach ist ein Team neu berufen worden. Jesus wird es einweisen, die Fürbitte ist wichtig, und dann kann unser Gemeinde-Rettungsboot losfahren und Menschen begegnen, die Jesus zu uns führt.

Cornelia Trick


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