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Liebe Gemeinde, liebe Freunde,
Lukas 16,15+19-22 "... Vor dem Haustor eines reichen Mannes lag ein Armer, der hieß Lazarus. Sein Körper war ganz mit Geschwüren bedeckt. Er wartete darauf, dass von den Mahlzeiten des Reichen ein paar kümmerliche Reste für ihn abfielen. Er konnte sich nicht einmal gegen die Hunde wehren, die seine Wunden beleckten. Der Arme starb, und die Engel trugen ihn an den Ort, wo das ewige Freudenmahl gefeiert wird; dort erhielt er den Ehrenplatz an der Seite Abrahams." Wer war Lazarus? Lukas 16,19+23-24 Wer war der Reiche? Die Lebensläufe von Lazarus und dem reichen Mann kreuzten sich. In diesem Leben verliefen sie diametral entgegen gesetzt und auch in der zukünftigen Welt blieben sie in diesem Abstand. Dass der Reiche reich war und der Arme arm, war nicht das eigentliche Problem. Denn Reiche kommen nicht automatisch in die Hölle und Arme automatisch in den Himmel - so platt argumentierte Jesus nicht. Er stellte vielmehr klar, dass die Beziehung, in der die beiden standen, ausschlaggebend war für das ewige Leben. Erst durch den Hunger des Lazarus vor der Tür wurde die Sattheit des Reichen hinter der Tür gotteslästerlich und lebensgefährlich. Erst durch die Krankheit des Lazarus erschien die Vitalität des Reichen beschämend unverschämt. Erst durch den Liegeplatz des Lazarus wurde die Villa des Reichen zum Vorwurf. Die Entrückung des Lazarus an Abrahams Seite ließ das Begräbnis des Reichen bedrückend wirken. Der Reichtum verhüllte dem einen den Blick auf den andern. Lukas 16,25-31 Die Todesgrenze schrieb nun fest, was zu Lebzeiten abgelaufen war. Danach war keine Korrektur mehr möglich, auch wenn der Reiche sich so danach sehnte. Doch auf einmal schien das soziale Gewissen des Reichen zu erwachen. Er erinnerte sich an seine fünf Brüder. Würde er der Totenwelt nicht mehr entkommen können, so wollte er doch wenigstens seine Brüder beim Festmahl sehen. Obwohl ich keinen reichen Mann als Bruder habe, höre ich ihn auch für mich eintreten. Denn der Reiche scheint doch auch mich zu meinen und er will, dass ich noch zu Lebzeiten erkenne, welche Auswirkungen mein Egoismus haben kann. Die Folgen für uns Man fragt sich natürlich, warum die Konsequenzen für den reichen Mann so beharrlich überhört wurden. Denn Jesus meinte ja gerade diesen Reichen, sein Verhältnis zum Besitz und sein Verhältnis zu den Besitzlosen. Jesus meint mit diesem Gleichnis zuallererst uns hier und nicht die Armen im Avetorhaus der Lazarus- Wohnsitzlosenhilfe. Dazu eine kleine Anekdote:
Da fragt einer, warum ihm der Arme bereitwillig hilft, wenn er ihn braucht,
der Reiche ihn jedoch noch nicht einmal wahrnimmt. Der Gesprächspartner
antwortet: "Tritt ans Fenster! Was siehst du da?" "Ich sehe eine Frau mit
einem Kind. Und einen Wagen, der zum Markt fährt." "Gut. Und jetzt
tritt vor den Spiegel! Das Gleichnis fordert uns heraus zum Hören auf Gottes Wort, die Bibel. Menschen, die Gott vertrauen, so sagt es uns die Bibel, stecken sich keine Silberfolie hinter die Glasscheiben, verstellen sich den Blick nicht mit dem Silber und Gold dieser Welt. Menschen, die mit Gott leben, sind barmherzig, sie teilen, verzichten freiwillig auf ihren Besitz zu Gunsten Ärmerer, sie bringen den Benachteiligten die gute Botschaft von Jesus in Wort und Tat, denn nicht alle Lazarusse vor den Türen kennen ja Jesus als ihren Retter. Doch Jesus fordert von uns nichts, was er uns nicht selbst vorgelebt hätte und uns durch seinen Heiligen Geist schenken will. Es geht nicht um ein Trainingsprogramm, wie ich am besten in den Himmel komme. Hier kommt es ganz allein darauf an, Jesus wirklich an mich heranzulassen und ihn mein Leben verändern zu lassen, was ich aus eigener Kraft nicht schaffe. Das ist die Voraussetzung, um dieses Gleichnis zu verstehen und überhaupt erst umsetzen zu können. Als wir in den letzten Wochen als Gemeinde herausgefunden haben, mit welchen Gaben des Heiligen Geistes wir hier beschenkt sind, haben einige von uns entdeckt, dass sie Gaben haben, die genau zu diesem Gleichnis passen. Sie merkten, dass es ihnen geschenkt ist, besonders offen, besonders liebevoll und hilfsbereit Menschen in Not gegenüber zu treten. Diese Leute haben die Gabe der Barmherzigkeit bei sich heraus gefunden. Wenn andere auch sagen oder denken, der arme Kerl ist doch selbst an seinem Schicksal schuld, dann legen sie trotzdem den Arm um diesen armen Kerl, lassen sich durch sein Lebensschicksal anrühren und gehen eine Wegstrecke mit ihm. Sie müssen sich dabei nicht anstrengen. Es geschieht durch Gottes Geist, dass sie angerührt sind von der Not und helfen wollen. Diesen Personen wird es heute Morgen hier im Gottesdienst so gehen, dass sie die Not der Lazarusse in Frankfurt zutiefst bewegt. Sie werden die Schicksale, von denen wir vorhin gehört haben, in die Woche mitnehmen und nicht vergessen. Sie werden sie mit ins Gebet nehmen und Tag und Nacht die Frage bewegen, wie sie von hier aus helfen können. Andere Christen wieder, die genauso angerührt sind, wissen, dass ihnen das Armumlegen gar nicht liegt. Sie stehen vor so einem Lazarus und wissen nicht, wo sie hinblicken sollen. Doch ihnen hat Gott durch seinen Geist eine andere wunderbare Gabe geschenkt. Sie geben gerne und großzügig ihr Geld. Sie achten nicht groß auf Prozentzahlen ihres Einkommens, sie sehen ein Projekt, das Gott ihnen vor die Tür legt, und geben ihr Geld dafür. Die Lazarus- Wohnsitzlosenhilfe in Frankfurt braucht Christen, die die Gabe des Gebens haben. Die liefern das Material, mit dem die Barmherzigen arbeiten können. Sie halten den Barmherzigen den Rücken frei, damit die sich nicht auch noch um Fondsraising kümmern müssen. Noch eine Gabe ist ganz unverzichtbar mit diesem Gleichnis Jesu angesprochen. Es ist die Gabe der Evangelisation. Ja, könnten Sie einwenden, da wird doch gar nichts gesagt davon, dass der Reiche dem Armen etwas von Gott erzählen soll. Er wird nicht dazu aufgefordert, ein Missionszelt in den Vorgarten zu stellen. Im Gegenteil, der Arme heißt doch schon "Gott hilft". Aber schauen wir auf unsere Situation, dann ist es doch oft umgekehrt. Wir als Gemeinde kennen Jesus Christus, der uns hilft. Wir haben es selbst erfahren und dürfen es immer wieder auch untereinander erleben. Doch die Lazarusse dieser Welt heißen schon lange nicht mehr "Gott hilft". Sie heißen eher "Hilf dir selber" oder "Alkohol hilft". Sie haben noch nie gehört, dass Gott sich in Jesus auf ihre Stufe gestellt hat und ihnen die Hand umlegt, um sie zu retten. Die Lazarusse dieser Welt brauchen Menschen, die ihnen von Jesus erzählen, aber eben nicht nur mit Worten, sondern mit den Taten der Liebe. Die Heilsarmee hat das mit den treffenden Begriffen "Seife, Suppe, Seelenheil" formuliert. Leute, die die Gabe der Evangelisation haben, leiden darunter, wenn die Hilfe bei Seife und Suppe stehen bleibt. Sie wollen sich an den Mittagstisch im Avetorhaus dazu setzen und erzählen, wie Jesus Leben nicht erst in Ewigkeit, sondern hier und heute verändern will. Sie sind traurig darüber, wenn die Lazarusse die eigentliche Bedeutung von Gottes Heil nicht auf sich beziehen. Wer diese Gaben hat und sie in diese Geschichte einbringt, der ist Botschafter oder Botschafterin der Liebe Gottes, die für das himmlische Festmahl werben will. Da ist die frohe Botschaft von Jesus Christus nicht erst Vertröstung aufs Jenseits, sondern die offene Tür, die hier und heute zur Gemeinschaft mit Jesus Christus einlädt. Und die, die andere Gaben haben, sind sie außen vor? Nein, auch sie können helfen, Kuchen backen oder kaufen, den Barmherzigen helfen, ihre Gabe zu leben, die Kirche instand halten, dass jederzeit Lazarusse hier Heimat finden können. Und einem Lazarus vor der Tür können auch sie mal zu essen geben oder ein Pflaster auf die Wunden kleben, sie können ihn bekannt machen mit den Barmherzigen und ihn ins Auto laden und ins Avetorhaus fahren. Wenn bei uns am Samstag die große Frühlingsparty steigt, dann werden die Lazarusse sogar in unser Gotteshaus gebracht. Sind wir da nicht alle gefragt, uns mit unseren Möglichkeiten einzubringen und an einem Nachmittag von 365 Tagen des Jahres sie Gottes Liebe spüren lassen? Noch sind die Himmelspforten für uns offen. Jesus ermutigt uns, genau hinzusehen, ob wir nicht wie der reiche Mann jemand vor unserer Tür liegen haben. Und sollte es da etwas zu tun geben, dann fordert er uns auf, mit seiner Kraft zu rechnen und unsere Tür zu öffnen. Wunderbar, wenn wir dazu sogar seine Gaben bekommen haben, wunderbar, dass wir uns gegenseitig bei dieser Aufgabe unterstützen können. Es wird wohl höchste Zeit, die Silberfolie hinter unserem Herzen zu entfernen und uns den Durchblick schenken zu lassen. Cornelia
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