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Liebe Gemeinde, liebe Freunde,
Der zweite Hirte läuft auch auf das Ziel zu. Seine Füße, seine rechte Hand und sein Stock weisen nach vorne. Doch sein Blick geht zurück in die Vergangenheit, aus der er kommt. Zögert er? Hat er es sich doch anders überlegt? Hat er Angst vor dem Neuen? Ist er ein Hirte des Jahres 2003, der alles mitnehmen will, das Alte und das Neue? Doch seine rechte Hand sagt etwas anderes aus. Sie lädt die Menschen, die hinter dem Hirten stehen, ein, mit ihm zu Jesus in der Krippe zu gehen. Es ist, als ob der Hirte sagen würde: "Kommt mit, da ist etwas für euch, lasst euch einladen und mitziehen!" Welcher Hirte bin ich? Werde ich von Jesus angezogen und eile ich so schnell wie möglich zu ihm? Bin ich verhalten, weil ich meine Vergangenheit nicht einfach hinter mir lassen kann? Oder erkenne ich mich in dem einladenden Hirten wieder, der alle auf den Weg zu Jesus mitnehmen will? Heute, am ersten Weihnachtsfeiertag, sind die Hirten am Ziel angekommen. Es ist nun an uns, das Bild zur rechten Seite hin weiterzuentwickeln, neue Szenen anzufügen. Titus 3,4-7 Die Aussagen, die hier im Titusbrief über Jesus gemacht werden, lassen an Weihnachten denken. "Erschienen" ist das Jesuskind in der Krippe, als "Retter" ist es von den Engeln angekündigt worden. Weihnachten, so sagen uns diese beiden Worte, ist kein Fest, das wir erst machen müssen oder das von uns abhängt. Egal wie und wo wir es feiern - im Stall, auf dem Bahnhof, im Krankenhaus - Gott erscheint in Jesus Christus und lässt es in jeder Situation Weihnachten werden. Wir haben das leider fast vergessen. Großartige wochenlange Vorbereitungen für das Fest sind nötig, die zu besorgenden Geschenke nehmen unsere Gedanken gefangen und ohne das alles können wir uns kaum Weihnachten vorstellen. Aber gerade da wird es Weihnachten, wo Gott sich in unsere Niederungen begibt und Jesus uns begegnet, denn da werden seine Freundlichkeit und Menschenliebe sichtbar. Was Jesus uns in seiner Freundlichkeit und Menschenliebe zu sagen hat, möchte ich in drei seiner Botschaften fassen:
Da erreicht diesen Menschen die Weihnachtsbotschaft: Kehre um und glaube an das Evangelium. Jesus ist nicht auf Geschäftsreise. Er ist da, er meldet sich, er will eine Reaktion. Und er war immer da, das wird jetzt im Nachhinein deutlich, doch seine Anrufe wurden nicht entgegen genommen, das eigene Handy war abgeschaltet, weil man ja nichts mehr von ihm erwartete. Die Weihnachtsbotschaft verändert. Sie befreit zum Loben und Danken, sie gibt Perspektive und Ziel. Wie die Hirten auf dem Holzschnitt von Gerhard Marcks zieht Jesus in seine Richtung. Lasst euch versöhnen mit Gott Natürlich ist das in der Praxis immer wieder schwierig. Wenn ich in schwierigen Situationen Entscheidungen zu treffen habe, gibt es immer Argumente dafür und dagegen und von außen kann man meistens nicht sagen, wo von Gott her jetzt das Gute und das Böse zu finden ist. Wenn einem Mitarbeiter eine andere Stelle angeboten wird und er sich entscheiden muss, ob er lieber die neue Stelle fernab von zu Hause antritt oder kündigt, dann ist es nicht offensichtlich, was Gehorsam gegenüber Gott hier heißt. Aber gerade darin liegt die Herausforderung des Glaubens. Nicht die fertigen Antworten bekommen wir geliefert, die wir nur auf die Situation X oder Y anwenden müssen. Stattdessen wird uns eine Hand gereicht, die uns nicht los lässt. Und es kann sein, dass diese Hand uns dann zu einer weit entfernten Arbeitsstelle führt oder zu einem Firmenwechsel, auch in einer Zeit der Arbeitslosigkeit. Diese Hand wird uns aber auf jeden Fall niemals loslassen. Darin wird deutlich, was gut und böse für uns bedeutet. Jeder Weg an der Hand Jesu kann für uns gut werden, weil er unser Vertrauen zu ihm stärkt. Jeder Weg, den wir in eigener Regie bestimmen, kann uns von Gott wegbringen und böse enden. Hedwig von Redern dichtete 1901 ein Lied, das
diesen Gedanken ausführt:
Gehet ihn und macht zu Jüngern alle Völker Was verändert der Glaube an Jesus in unserem Leben? John Wesley, unser Kirchenvater, der vor 300 Jahren in England geboren ist, stellte den Bewerbern für den Predigtdienst sehr persönliche Fragen. Es sind Fragen, die sich nicht nur Predigende bis heute stellen können, sie betreffen jeden Christen. Eine davon heißt: Hast du Frucht? Gemeint ist, dass jeder Christ bestimmte Gaben bekommen hat, die er für Jesus einsetzen soll. Weil Jesus mit seinem Geist dabei ist, kann daraus Großes werden, die Bibel spricht von "Frucht". Wie steht es also mit unserer Frucht, die wir Jesus begegnet sind? Sind wir versöhnter geworden, haben wir Gottes Friedensangebot in unserer Umgebung gelebt? Oder wird von uns gesagt, dass wir stur sind und immer Recht haben wollen, das letzte Wort haben? Ist jemand mit unserer Hilfe zum Glauben gekommen, ist jemand von unseren Freunden aufgebrochen, um sein persönliches Weihnachten zu erleben? Ist das Reich Gottes an irgendeiner Stelle durch uns sichtbar geworden, vielleicht weil wir die Gabe der Musik einsetzten, die den Himmel öffnete. Vielleicht weil wir geholfen haben, wie Jesus es am Beispiel des barmherzigen Samariters lehrte. Vielleicht weil wir einen unscheinbaren Dienst in der Gemeinde taten und anderen die Möglichkeit gaben, ihre Gaben an anderen Stellen umso besser auszuüben. Eine Frau kam beim letzten Weihnachtsmarkt an unseren Stand. Sie erzählte den Helfern am Stand, dass sie jedes Jahr extra wegen des Posaunenchores auf den Weihnachtsmarkt käme und dieses Jahr hätte sie ihn verpasst. Sie sagte, dass sie an diesem Chor so beeindrucke, dass er die Musik zur Ehre Gottes auch außerhalb der Kirche erklingen ließe. Das war für sie eine Gelegenheit, bei der sie Gottes Nähe ganz besonders spürte. Weihnachtsbotschaft Plus, so habe ich die Überschrift für diesen ersten Weihnachtsfeiertag gewählt. Wir sind eingeladen, uns mit den Hirten auf den Weg zum Stall zu machen. Oft heißt das, umzukehren von unseren Wegen, die wir selbst gewählt haben und uns von Jesus in seine Richtung ziehen zu lassen. Wir haben an der Krippe verweilt und das Geschenk entgegen genommen, mit Gott versöhnt zu sein. Nun heißt es aufzubrechen in den Alltag, wo es darum geht, nach dem Weihnachtsfest Frucht zu bringen. Jesus geht mit uns und er schenkt uns seinen Heiligen Geist, der uns Freundlichkeit und Menschenliebe schenkt, wie Gott sie an uns erwiesen hat. Cornelia
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