Was für eine Liebe (1.Johannes 3,1)
Gottesdienst am 25.12.2017 in Brombach

Liebe Weihnachtsgemeinde,
unser Jubilar wird heute 2017 Jahre alt, das ist schon eine ganz schöne Bandbreite an Jahren, Erlebnissen und Zeitaltern, bei denen er dabei war, und immer noch ist er mitten unter uns.

Wenn ich bei Geburtstagen von betagteren Jubilaren zu Gast bin, kommen häufig Fragen wie: Wo kommst du her? Wie verlief dein Leben? Was ist bis heute wichtig geblieben? Diese Fragen können wir heute auch dem Jubilar Jesus stellen, mit dem wir Geburtstag feiern: Jesus, welche Stationen deines Lebens sind für uns heute immer noch bedeutsam?

Licht
Jesus beginnt vielleicht wie die Evangelien des Lukas und Matthäus mit seiner Geburt. Er erzählt von Hirten auf dem Feld, die von einem Engel auf das neugeborene Jesuskind aufmerksam gemacht wurden und Licht sahen. So wie die Weisen aus einem fernen Land, die von dort aufbrachen, um einem hellen Stern zu folgen. Sie wollten den neuen Herrscher begrüßen, dessen Geburt der Stern ankündigte. Beide Gruppen sahen mit Engeln und dem Stern ein Licht, das Zukunft verhieß.

Hirten und Weise sind wie eine Vorschau auf das Leben Jesu, ein Kurzfilm, der Appetit auf mehr machen will. Sie geben Zeugnis davon, dass ein Retter geboren ist, der Friede auf Erden verheißt und mit dem die Menschen froh werden. Hirten und Weise zeigen, dass Jesus Bedeutung über die kleine Welt von Bethlehem hinaus haben wird, sein Kommen ist ein Paukenschlag, der die Verhältnisse umkrempeln wird.

Krippe
Die zweite Szene spielt im Stall oder der Erdhöhle in Bethlehem. Hirten und Weise fanden vor: ein armes Baby mit armen Eltern, die drei allein ohne Unterstützung einer Großfamilie, unterwegs an einem fremden Ort, fernab der Heimat Nazareth. Sie sahen Jesus mit seinen Eltern in recht trostloser Umgebung, ganz bestimmt nicht angemessen für jemand, der als der große Lichtbringer vorhergesagt war. Doch Hirten und Weise bemerkten auch die Ausstrahlung dieser Kleinfamilie, den Segen Gottes, der auf ihnen ruhte, Gottes Gegenwart in Armut, Einsamkeit und dem Abseits dieser Absteige.

Legen wir beide Sichtweisen auf Jesus zusammen, so wird schon jetzt klar, dass das Königskind den Armen, Einsamen und Ausgeschlossenen nahe sein wird, ein König der Schwachen werden wird. Und Gott – ist Gott auf der Seite derer, die sich oft so gottverlassen fühlen?

Jesus, das Königskind Gottes, der Retter der Welt macht sich abhängig von Menschen, will berührt und auf den Arm genommen werden, wirbt um Liebe. Dieser Königssohn befehligt nicht Truppen, sondern will von innen verändern und Frieden wirken.

Kreuz
Der Rückblick auf das Leben Jesu führt uns auch zum Kreuz auf Golgatha. Der Retter, der gerade noch in der Krippe lag, wird getötet. Man wirft ihm vor, das Volk aufzuhetzen, den Tempel zerstören zu wollen und mit ihm dann die Tempelaristokratie zu stürzen, sich als Messias auszugeben. Der am Kreuz scheinbar Gescheiterte sagt als einen der letzten Sätze: „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun.“ Dieser Satz ist wie eine Brücke von Gott zu den Menschen. Gott vergibt, weil sein Sohn ihn unter Einsatz seines Lebens darum bittet. Gott nimmt seine Menschen wieder an, die ihn so enttäuscht haben. Er holt sie zurück an sein Herz, obwohl sich seit Adam und Eva im Paradies nichts mehr groß geändert hat. Er vergibt ihre Selbstanmaßung, das Leben im Griff zu haben, selbst zu wissen, was gut oder schlecht ist. Er vergibt bis heute – auch unsere Anmaßung, mit dieser Welt umzugehen, als gäbe es eine zweite. Und Menschen zu behandeln, als wären es Bauern im Schachspiel, die man für höhere Interessen leicht opfern kann. 

Normalerweise endet spätestens hier der Rückblick auf ein Leben. Der Tod ist das Ende. Wie es weitergeht, liegt in Gottes Hand. Doch bei Jesus liegen die Dinge anders. Von ihm gibt es eine Fortsetzungsgeschichte:

Zwei Männer auf dem Weg nach Emmaus
Die Zwei haben Golgatha im Rücken, Jesus ist tot, sie haben ihre Hoffnung verloren. Doch da begegnet ihnen Jesus, er öffnet ihnen die Augen, er bricht ihnen das Brot, und sie erkennen ihn, den Gekreuzigten und Auferstandenen. Jesus lebt! Das ist ihre Erkenntnis. Und mit seiner Auferstehung ist nun auch für sie das Tor zum Paradies wieder geöffnet. Jesus ist für sie da, er begleitet sie auf dem Weg. Nicht immer sichtbar und nicht immer spürbar, aber er hat sie im Blick und verlässt sie nicht. Er spricht ihnen zu, dass sie zu ihm, dem Sohn Gottes gehören, seine Geschwister sind und damit Kinder Gottes sein dürfen.

Die Gemeinde Jesu

1.Johannes 3,1
Seht, welche eine Liebe hat uns der Vater erwiesen, dass wir Gottes Kinder heißen sollen, und wir sind es auch!

Die Gemeinde sieht auf das Jesuskind in der Krippe, den Retter der Welt, der sie zu Gott bringt und ihnen nahe bleibt. Sie nennen sich Gotteskinder, weil sie durch Gottes Geist mit Gott verbunden sind. Ihre Zugehörigkeit zu Gott zeigt sich auch in der Verbundenheit untereinander. Sie sind Geschwister, teilen und stärken einander den Rücken, helfen sich, Jesus ähnlicher zu werden und bitten Jesus füreinander um Hilfe und Leitung.

Nun kommt das Gespräch am Geburtstagstisch auf eine neue Ebene. Wir fangen an, uns darüber auszutauschen, wer Jesus für uns ist, ob wir auch zu seinen Geschwistern gehören, wie wir ihn und wie er uns hier ganz konkret sieht.
Und wir sind es auch“, so bekräftigt Johannes es im 1.Johannesbrief. Es ist sein Bekenntnis, er schlägt in Jesu Hand ein, wie die Hirten und Weisen es am Weihnachtstag auf ihre Weise taten.

Doch Johannes geht noch weiter. Es reicht nicht, sich an die Krippe zu stellen und das Licht aufzunehmen. Erst im Lebensvollzug bewährt sich dieses Bekenntnis. In der Gemeinde des Johannes gab es Arme und Reiche. Die Reichen waren nicht bereit zu teilen, ihnen sprach Johannes ab, sich Kinder Gottes nennen zu dürfen. Kinder Gottes teilen untereinander. Die Not des Einen ist die Not des Anderen. 

Weihnachtsmenschen orientieren sich am Familienkodex von Gottes Familie. Dieser hat das Doppelgebot der Liebe als Überschrift, Gott zu lieben, den Nächsten und sich selbst zu lieben. Keiner der drei Beteiligten darf dabei zu kurz kommen. 

Das Doppelgebot der Liebe
Gott zu lieben, bedeutet, ihm zu vertrauen, auf ihn zu hören und Zeit mit ihm zu verbringen. Sozusagen in diesen Weihnachtstagen nicht nur auf Familienfeiern herumzuhängen, sondern sich bewusst eine Stunde zu gönnen, wo man nur in Zwiesprache mit Gott ist, sich leiten lässt von den Gedanken, die Gott einem schenkt.

Mich selbst zu lieben, heißt, auch meine Schwächen als von Gott so geliebt und gewollt anzunehmen. Ich darf mir selbst Gutes tun, meine eigenen Bedürfnisse benennen. Beim Zusammensitzen mit Freunden sagte einer, dass er gefragt wurde, was er sich denn ganz persönlich zu Weihnachten wünschte. Er dachte lange nach und kam zu dem Schluss, dass er gar nicht zu sagen wusste, was er für sich wollte. Ihm fielen nur Sachen ein, die andere brauchen konnten. Nun war es nicht so, dass der Freund alles hatte, aber er war es nicht gewohnt, für sich zu sorgen, auf sich selbst zu hören.

Wir dürfen auf uns selbst hören, auch in diesen Tagen. Wir sind kein Rädchen im Getriebe unserer Familien und unserer Arbeit. Wir sind ausgestattet mit Gaben, Persönlichkeit und Möglichkeiten. Die gilt es zu entfalten, Gottes Sicht auf uns zu entdecken.

Den Nächsten zu lieben, wird konkret gegenüber dem, der gerade vor mir steht, an der vollen Kasse, an der Tankstelle, im Betrieb, in der Gemeinde wie zurzeit des Johannes. Hier zeigt sich, ob ich von mir selbst wegsehen kann, um für den anderen da zu sein. Ob ich meiner selbst so sicher bin, dass ich die Hände für den Nächsten frei habe. Das ist selten einfach und erschöpft sich nicht im Händeschütteln und Über-den Kopf-Streicheln. Oft geht diese Nächstenliebe mit Zeit einher, die ich dafür brauche, Geld, das ich für den anderen ausgebe, Gedanken, die ich mir für den anderen mache. Was ich letztlich davon habe, ist die Erfahrung, in Jesu Fußstapfen zu laufen, mit ihm ein Projekt anzupacken, von ihm Unterstützung zu erfahren. Das macht glücklich, auch wenn nicht jede Nächstenliebe zum Erfolg führt.

Wir werden am Weihnachtsmorgen eingeladen, unser Bekenntnis zu sprechen: „Und wir sind es auch“! Nicht nur weihnachtliches Gefühl und Festfreude bei Geburtstagsfeiern beinhaltet dieser Satz, sondern einen Lebensstil, der von Weihnachten inspiriert ist:

  • mit Jesus unterwegs im Alltag,
  • Gottes Liebe konkret erfahren und sich gefallen lassen,
  • Gottes Liebe zu leben,
  • Türen und Tore zu öffnen zu Menschen und zu unserer Welt.
Wir können unsere Welt nicht retten, das kann nur Jesus, der von sich sagt, er ist der Gute Hirte, der seine Schafe sucht und findet. Wir können ihm aber die Gatter öffnen, dass er schneller unterwegs zu den Schafen ist, die sich nach ihm sehnen. 

Gatter öffnen – Liebe verschenken, wie wir es Weihnachten tun.

Cornelia Trick


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