Warum Jesus? (1.Mose 3,1-21)
Gottesdienst am 5.11.2017 in Brombach

Liebe Gemeinde, liebe Freunde,
bei einer Schulung saß ich mit Jugendlichen zusammen, Thema war der Glaube an Jesus Christus. Irgendwann stellte eine die Frage, warum Gott Jesus überhaupt in diese Welt geschickt hatte. Eine gute Frage. Ich wollte nur kurz den Sündenfall im Paradies streifen, doch die Jugendlichen kannten diese Geschichte nicht. So wurde es ein ausführlicher Gang zu den Anfängen der Bibel. 

Diese Urgeschichte der Menschheit ist wichtig, um Jesus und seinen Auftrag zu begreifen, nicht nur für Jugendliche. In den nächsten Wochen werden wir den Spuren nachgehen, die zu Jesus quer durch das Alte Testament führen. So beginnen wir jetzt mit dem allerersten Anfang im Paradies.

Nach dem ersten Schöpfungsbericht, nach dem Gott diese Welt Tag für Tag erschuf, gekrönt von den Menschen als Ebenbilder Gottes, hält der zweite Schöpfungsbericht den Blick auf einen abgegrenzten Bereich, einen Garten zwischen Euphrat und Tigris gerichtet. Hier wird im Kleinen erzählt, wie Gott sich das Zusammenleben auf der Erde vorstellte: Mann und Frau sind einander zugeordnet, sie sind Partner im Gespräch miteinander, in der Sorge für den Garten und in der Beziehung zu Gott. Gott kommt jeden Tag im Garten vorbei, redet mit seinen Menschen vertrauensvoll, beschließt den Tag mit ihnen. Die Darstellung ist wie ein Vorwort zum Folgenden. Gott wollte, dass wir Menschen eingebunden sind in Beziehungen, dass wir sinnvolle Arbeit tun, dass wir mit Gott auf Du und Du sind.

Die im Folgenden geschilderte Begebenheit gibt Antwort auf die Frage, warum die Welt nicht mehr so ist. Warum Unrecht auf Unrecht folgt, der Zwiespalt schon in uns selbst angelegt ist.

Damals erzählte man Wahrheiten als Geschichten. Heute würde man wissenschaftliche Aufsätze verfassen und Powerpoint-Präsentationen zeigen. Doch das Geschichtenerzählen hat Vorteile, wir können uns leicht in der Geschichte wiederfinden, spielen selbst in ihr mit.

1.Mose 3,1-5 
Die Schlange war das klügste von allen Tieren des Feldes, die Gott, der HERR, gemacht hatte. Sie fragte die Frau: »Hat Gott wirklich gesagt: 'Ihr dürft die Früchte von den Bäumen im Garten nicht essen'?«»Natürlich dürfen wir sie essen«, erwiderte die Frau, »nur nicht die Früchte von dem Baum in der Mitte des Gartens. Gott hat gesagt: 'Esst nicht davon, berührt sie nicht, sonst müsst ihr sterben!'« »Nein, nein«, sagte die Schlange, »ihr werdet bestimmt nicht sterben! Aber Gott weiß: Sobald ihr davon esst, werden euch die Augen aufgehen; ihr werdet wie Gott sein und wissen, was gut und was schlecht ist. Dann werdet ihr euer Leben selbst in die Hand nehmen können.«

Eine Stimme flüstert
Da ist die Schlange. Wir werden nicht informiert, woher sie kommt, und warum ausgerechnet dieses Tier das Böse symbolisiert. Vielleicht weil sie in der damaligen Lebenswelt unberechenbar auftauchte und töten konnte ohne Gegengift. Wir würden statt von einer Schlange vielleicht von einem Superbakterium oder einem Virus erzählen, unberechenbar und tödlich.

Die Schlange tarnt sich mit frommen Worten. Sie will von der Frau wissen, was Gott eigentlich gesagt hatte. Und kaum zu merken verdrehte sie Gottes Anweisung. Nicht alle Bäume waren ja verboten, nur einer. 

Eva merkte das und nahm Gott in Schutz, aber auch sie dichtete etwas hinzu. Noch nicht einmal berühren sollte sie ihn, das war ihre Interpretation des Verbots, also ein großer Zaun sollte am besten um den Baum gebaut werden.  

Da setzte die Schlange an. Verbote reizen zum Übertreten. Sie ließ herrliche Bilder vor Eva aufblitzen: Sein wie Gott, Macht, Wissen, ja, das war attraktiver als Verbote zu befolgen.

Die Geschichte erzählt Wahrheit. Verbotenes lockt und hat einen großen Reiz. Macht, Einfluss und Wissen zu bekommen, ist verführerisch. Besonders laut wird die Stimme, wo Gott wie ein Herrscher erscheint, der seine Untergebenen zwingt und ihnen vorenthält, aus eigener Kraft zu leben.

Die Stimme erreicht uns auch im ganz normalen Alltag in unserer Sprache und unseren Worten. Sie ist schwer zu erkennen.

1.Mose 3,6-7
Die Frau sah den Baum an: Seine Früchte mussten köstlich schmecken, sie anzusehen war eine Augenweide und es war verlockend, dass man davon klug werden sollte! Sie nahm von den Früchten und aß. Dann gab sie auch ihrem Mann davon und er aß ebenso. Da gingen den beiden die Augen auf und sie merkten, dass sie nackt waren. Deshalb flochten sie Feigenblätter zusammen und machten sich Lendenschurze.

Die Augen öffnen sich 
Das Resultat wird mit kurzen Worten beschrieben. Die Menschen sehen, dass sie nackt sind. So hatten sie sich Erkenntnis und Sein wie Gott sicher nicht vorgestellt. Statt die Herrschaft über das Universum anzutreten, erkennen sie ihre eigene Existenz. Sie sehen, wie schutzlos sie sind, zerbrechlich, angreifbar, für alle sichtbar sind die Fehler und Macken ihrer Körper. Sie sind aus dem Paradieszustand herausgefallen, sehen sich nicht mehr mit Gottes Augen, der sie wunderbar gemacht hat, sondern mit den eigenen unbarmherzigen Augen und denen der anderen. Von jetzt an werden sie ihre Existenz nicht mehr als ein Geschenk wahrnehmen, sondern sich im Vergleich mit anderen beweisen, bewerten und fixiert sein auf das Negative. Die Beiden fanden eine Strategie. Sie bastelten sich Feigenblätter zu Lendenschurzen und bedeckten sich damit. 

Wir kennen solche Aktionen. Wir überspielen unsere Schwäche mit Leistung und Erfolg. Niemand soll sehen, wie unsicher wir in unserem Inneren sind. Wir spielen mit unserer Schwäche und sehnen uns nach einem Retter, der uns die Feigenblätter bastelt. Wir ignorieren unsere Schwäche und spielen uns auf wie die Alleskönner. Alles Feigenblattstrategien.

1.Mose 3,8-13
Am Abend, als es kühler wurde, hörten sie, wie Gott, der HERR, durch den Garten ging. Da versteckten sich der Mensch und seine Frau vor Gott zwischen den Bäumen.  Aber Gott rief nach dem Menschen: »Wo bist du?« Der antwortete: »Ich hörte dich kommen und bekam Angst, weil ich nackt bin. Da habe ich mich versteckt!« »Wer hat dir gesagt, dass du nackt bist?«, fragte Gott. »Hast du etwa von den verbotenen Früchten gegessen?« Der Mensch erwiderte: »Die Frau, die du mir an die Seite gestellt hast, gab mir davon; da habe ich gegessen.« Gott, der HERR, sagte zur Frau: »Was hast du da getan?«

Versteckspiel mit dem Schwarzen Fleck
Gott kommt in den Garten und fordert die Menschen heraus. Er will, dass sie sich ihm stellen. Sie drücken sich, fühlen sich nackt vor Gott, er sieht sie, wie sie sind, leicht zu verführen, untreu, ungehorsam, neugierig und nun ohne jeden Schutz. 
Der Mann schiebt die Schuld auf die Frau, die Frau auf die Schlange, das alte Spiel.

Im Umgang mit Schuld gibt es verschiedene Möglichkeiten. Wir können eine Schuld, einen bildlich gesprochen schwarzen Fleck, mit Blumen dekorieren. Wir können so tun, als ob das kleine Vergehen doch das Leben einfach nur bunter macht und einfach dazu gehört. „Ich bin halt so, das musst du so akzeptieren“. Man kann den schwarzen Fleck hinter hohen Mauern verstecken. Da haben andere leicht das Gefühl, dass mit demjenigen irgendwas nicht stimmt, er eine „Leiche im Keller“ hat. Man kann den Fleck anderen aufhalsen, wie Adam und Eva es taten, „die Umstände waren so, das Elternhaus ist schuld, wenn ich zu einer anderen Zeit geboren wäre“.  Doch alle diese Taktiken lassen den Fleck nicht verschwinden. Er bleibt und wuchert, vergiftet die Seele und die Beziehungen. Sät Misstrauen, Angst und führt zum Verstecken und zu Einsamkeit wie damals im Paradies.

1.Mose 3,14-21
Da sagte Gott, der HERR, zu der Schlange: »Verflucht sollst du sein wegen dieser Tat! Auf dem Bauch wirst du kriechen und Staub fressen dein Leben lang – du allein von allen Tieren. Und Feindschaft soll herrschen zwischen dir und der Frau, zwischen deinen Nachkommen und den ihren. Sie werden euch den Kopf zertreten, und ihr werdet sie in die Ferse beißen.« Zur Frau aber sagte Gott:
»Ich verhänge über dich, dass du Mühsal und Beschwerden hast, jedes Mal wenn du schwanger bist; und unter Schmerzen bringst du Kinder zur Welt. Es wird dich zu deinem Mann hinziehen, aber er wird über dich herrschen.«Und zum Mann sagte Gott: »Weil du auf deine Frau gehört und mein Verbot übertreten hast, gilt von nun an: Deinetwegen ist der Acker verflucht. Mit Mühsal wirst du dich davon ernähren, dein Leben lang. Dornen und Disteln werden dort wachsen, und du wirst die Pflanzen des Feldes essen.  Viel Schweiß musst du vergießen, um dein tägliches Brot zu bekommen, bis du zurückkehrst zur Erde, von der du genommen bist. Ja, Staub bist du, und zu Staub musst du wieder werden!« Der Mensch nannte seine Frau Eva, denn sie sollte die Mutter aller Menschen werden. Und Gott, der HERR, machte für den Menschen und seine Frau Kleider aus Fellen.

Jenseits von Eden
Gott lässt seine Menschen die Konsequenzen ihres Tuns spüren. Er ist nicht der gnadenlose Rächer, für den das Projekt Erde mit diesem Vertrauensbruch gestorben ist. Stattdessen geht er mit seinen Menschen vor die Tore des Paradiesgartens und näht ihnen eigenhändig Kleider zum Schutz vor der bösen Welt außerhalb der schützenden Gartenmauern. 

Auch jenseits von Eden nährt die Erde die Menschen, doch sie hat eine andere Qualität. Es ist kein lockerer fruchtbarer Boden, sondern harte Krume mit jeder Menge Steinen. 

Auch jenseits von Eden gibt es noch Liebe und Glück, doch die vom Paradies übriggebliebene Ehe ist zerbrechlich, und unmittelbar auf den Sündenfall folgt der Mord Kains, der seinen Bruder Abel erschlägt.

Auch jenseits von Eden gibt es Menschen, die voller Achtung und Ehrfurcht die Erde bebauen und bewahren, forschen, entwickeln und erfinden. Doch oft fehlen Verantwortungsgefühl und Weitblick, und fast jede Medaille hat eine Kehrseite. 

Erlösungsbedürftige Menschen
Adam und Eva sind erlösungsbedürftig. Allein können sie den schwarzen Fleck nicht aus der Welt schaffen. Es gibt, so berichtet es die Bibel, nur eine Rettung, dass Gott selbst diesen schwarzen Fleck auf sich nimmt und ihn wegträgt. Das hat er in Jesus Christus getan. Jesus trug die schwarzen Flecken jedes einzelnen Menschen seit Adam und Eva ans Kreuz. Dort sind sie von uns genommen worden. Dort ist unsere Schuld, mit der alles anfing, unser Misstrauen Gott gegenüber vergeben worden. 

Wir brauchen Jesus. Mit ihm an der Seite ist die Gemeinschaft mit Gott wieder möglich wie damals im Garten des Paradieses. Die Zusage gibt uns Jesus: Gott ist für dich wie ein Vater und eine Mutter. Er will das Beste für dich, weil er dich liebt. Er geht mit dir auch auf Abwege und wird dir Kleider zum Schutz nähen, weil er dich liebt.

Jesus zu vertrauen, mit ihm zu reden wie mit einem Freund, bewahrt vor den Flüsterstimmen, die uns auch heute attackieren. Jederzeit können wir einen Schritt zurücktreten und mit Jesus reden: Was willst du von mir?

Die Sündenfallgeschichte ist wichtig. Sie ereignet sich in jedem Menschenleben neu. Wir brauchen Rettung und können den Rettungsring Jesu ergreifen. Mit ihm haben wir eine Chance, dem Teufelskreis zu entkommen.

Wenn wir jetzt Abendmahl feiern, dann kann uns Brot und Wein Jesu wie eine Medizin helfen. Der vergiftete Apfel im Paradies wird uns nicht töten. Jesus rettet uns.

Cornelia Trick


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