Gottesdienst am 5.11.2017
in Brombach
Liebe Gemeinde, liebe Freunde,
bei einer Schulung saß
ich mit Jugendlichen zusammen, Thema war der Glaube an Jesus Christus.
Irgendwann stellte eine die Frage, warum Gott Jesus überhaupt in diese
Welt geschickt hatte. Eine gute Frage. Ich wollte nur kurz den Sündenfall
im Paradies streifen, doch die Jugendlichen kannten diese Geschichte nicht.
So wurde es ein ausführlicher Gang zu den Anfängen der Bibel.
Diese Urgeschichte der
Menschheit ist wichtig, um Jesus und seinen Auftrag zu begreifen, nicht
nur für Jugendliche. In den nächsten Wochen werden wir den Spuren
nachgehen, die zu Jesus quer durch das Alte Testament führen. So beginnen
wir jetzt mit dem allerersten Anfang im Paradies.
Nach dem ersten Schöpfungsbericht,
nach dem Gott diese Welt Tag für Tag erschuf, gekrönt von den
Menschen als Ebenbilder Gottes, hält der zweite Schöpfungsbericht
den Blick auf einen abgegrenzten Bereich, einen Garten zwischen Euphrat
und Tigris gerichtet. Hier wird im Kleinen erzählt, wie Gott sich
das Zusammenleben auf der Erde vorstellte: Mann und Frau sind einander
zugeordnet, sie sind Partner im Gespräch miteinander, in der Sorge
für den Garten und in der Beziehung zu Gott. Gott kommt jeden Tag
im Garten vorbei, redet mit seinen Menschen vertrauensvoll, beschließt
den Tag mit ihnen. Die Darstellung ist wie ein Vorwort zum Folgenden. Gott
wollte, dass wir Menschen eingebunden sind in Beziehungen, dass wir sinnvolle
Arbeit tun, dass wir mit Gott auf Du und Du sind.
Die im Folgenden geschilderte
Begebenheit gibt Antwort auf die Frage, warum die Welt nicht mehr so ist.
Warum Unrecht auf Unrecht folgt, der Zwiespalt schon in uns selbst angelegt
ist.
Damals erzählte man
Wahrheiten als Geschichten. Heute würde man wissenschaftliche Aufsätze
verfassen und Powerpoint-Präsentationen zeigen. Doch das Geschichtenerzählen
hat Vorteile, wir können uns leicht in der Geschichte wiederfinden,
spielen selbst in ihr mit.
1.Mose 3,1-5
Die Schlange war das klügste
von allen Tieren des Feldes, die Gott, der HERR, gemacht hatte. Sie fragte
die Frau: »Hat Gott wirklich gesagt: 'Ihr dürft die Früchte
von den Bäumen im Garten nicht essen'?«»Natürlich
dürfen wir sie essen«, erwiderte die Frau, »nur nicht
die Früchte von dem Baum in der Mitte des Gartens. Gott hat gesagt:
'Esst nicht davon, berührt sie nicht, sonst müsst ihr sterben!'«
»Nein, nein«, sagte die Schlange, »ihr werdet bestimmt
nicht sterben! Aber Gott weiß: Sobald ihr davon esst, werden euch
die Augen aufgehen; ihr werdet wie Gott sein und wissen, was gut und was
schlecht ist. Dann werdet ihr euer Leben selbst in die Hand nehmen können.«
Eine Stimme flüstert
Da ist die Schlange. Wir
werden nicht informiert, woher sie kommt, und warum ausgerechnet dieses
Tier das Böse symbolisiert. Vielleicht weil sie in der damaligen Lebenswelt
unberechenbar auftauchte und töten konnte ohne Gegengift. Wir würden
statt von einer Schlange vielleicht von einem Superbakterium oder einem
Virus erzählen, unberechenbar und tödlich.
Die Schlange tarnt sich
mit frommen Worten. Sie will von der Frau wissen, was Gott eigentlich gesagt
hatte. Und kaum zu merken verdrehte sie Gottes Anweisung. Nicht alle Bäume
waren ja verboten, nur einer.
Eva merkte das und nahm
Gott in Schutz, aber auch sie dichtete etwas hinzu. Noch nicht einmal berühren
sollte sie ihn, das war ihre Interpretation des Verbots, also ein großer
Zaun sollte am besten um den Baum gebaut werden.
Da setzte die Schlange
an. Verbote reizen zum Übertreten. Sie ließ herrliche Bilder
vor Eva aufblitzen: Sein wie Gott, Macht, Wissen, ja, das war attraktiver
als Verbote zu befolgen.
Die Geschichte erzählt
Wahrheit. Verbotenes lockt und hat einen großen Reiz. Macht, Einfluss
und Wissen zu bekommen, ist verführerisch. Besonders laut wird die
Stimme, wo Gott wie ein Herrscher erscheint, der seine Untergebenen zwingt
und ihnen vorenthält, aus eigener Kraft zu leben.
Die Stimme erreicht uns
auch im ganz normalen Alltag in unserer Sprache und unseren Worten. Sie
ist schwer zu erkennen.
1.Mose 3,6-7
Die Frau sah den Baum
an: Seine Früchte mussten köstlich schmecken, sie anzusehen war
eine Augenweide und es war verlockend, dass man davon klug werden sollte!
Sie nahm von den Früchten und aß. Dann gab sie auch ihrem Mann
davon und er aß ebenso. Da gingen den beiden die Augen auf und sie
merkten, dass sie nackt waren. Deshalb flochten sie Feigenblätter
zusammen und machten sich Lendenschurze.
Die Augen öffnen sich
Das Resultat wird mit
kurzen Worten beschrieben. Die Menschen sehen, dass sie nackt sind. So
hatten sie sich Erkenntnis und Sein wie Gott sicher nicht vorgestellt.
Statt die Herrschaft über das Universum anzutreten, erkennen sie ihre
eigene Existenz. Sie sehen, wie schutzlos sie sind, zerbrechlich, angreifbar,
für alle sichtbar sind die Fehler und Macken ihrer Körper. Sie
sind aus dem Paradieszustand herausgefallen, sehen sich nicht mehr mit
Gottes Augen, der sie wunderbar gemacht hat, sondern mit den eigenen unbarmherzigen
Augen und denen der anderen. Von jetzt an werden sie ihre Existenz nicht
mehr als ein Geschenk wahrnehmen, sondern sich im Vergleich mit anderen
beweisen, bewerten und fixiert sein auf das Negative. Die Beiden fanden
eine Strategie. Sie bastelten sich Feigenblätter zu Lendenschurzen
und bedeckten sich damit.
Wir kennen solche Aktionen.
Wir überspielen unsere Schwäche mit Leistung und Erfolg. Niemand
soll sehen, wie unsicher wir in unserem Inneren sind. Wir spielen mit unserer
Schwäche und sehnen uns nach einem Retter, der uns die Feigenblätter
bastelt. Wir ignorieren unsere Schwäche und spielen uns auf wie die
Alleskönner. Alles Feigenblattstrategien.
1.Mose 3,8-13
Am Abend, als es kühler
wurde, hörten sie, wie Gott, der HERR, durch den Garten ging. Da versteckten
sich der Mensch und seine Frau vor Gott zwischen den Bäumen.
Aber Gott rief nach dem Menschen: »Wo bist du?« Der antwortete:
»Ich hörte dich kommen und bekam Angst, weil ich nackt bin.
Da habe ich mich versteckt!« »Wer hat dir gesagt, dass du nackt
bist?«, fragte Gott. »Hast du etwa von den verbotenen Früchten
gegessen?« Der Mensch erwiderte: »Die Frau, die du mir an die
Seite gestellt hast, gab mir davon; da habe ich gegessen.« Gott,
der HERR, sagte zur Frau: »Was hast du da getan?«
Versteckspiel mit dem Schwarzen
Fleck
Gott kommt in den Garten
und fordert die Menschen heraus. Er will, dass sie sich ihm stellen. Sie
drücken sich, fühlen sich nackt vor Gott, er sieht sie, wie sie
sind, leicht zu verführen, untreu, ungehorsam, neugierig und nun ohne
jeden Schutz.
Der Mann schiebt die Schuld
auf die Frau, die Frau auf die Schlange, das alte Spiel.
Im Umgang mit Schuld gibt
es verschiedene Möglichkeiten. Wir können eine Schuld, einen
bildlich gesprochen schwarzen Fleck, mit Blumen dekorieren. Wir können
so tun, als ob das kleine Vergehen doch das Leben einfach nur bunter macht
und einfach dazu gehört. „Ich bin halt so, das musst du so akzeptieren“.
Man kann den schwarzen Fleck hinter hohen Mauern verstecken. Da haben andere
leicht das Gefühl, dass mit demjenigen irgendwas nicht stimmt, er
eine „Leiche im Keller“ hat. Man kann den Fleck anderen aufhalsen, wie
Adam und Eva es taten, „die Umstände waren so, das Elternhaus ist
schuld, wenn ich zu einer anderen Zeit geboren wäre“. Doch alle
diese Taktiken lassen den Fleck nicht verschwinden. Er bleibt und wuchert,
vergiftet die Seele und die Beziehungen. Sät Misstrauen, Angst und
führt zum Verstecken und zu Einsamkeit wie damals im Paradies.
1.Mose 3,14-21
Da sagte Gott, der HERR,
zu der Schlange: »Verflucht sollst du sein wegen dieser Tat! Auf
dem Bauch wirst du kriechen und Staub fressen dein Leben lang – du allein
von allen Tieren. Und Feindschaft soll herrschen zwischen dir und der Frau,
zwischen deinen Nachkommen und den ihren. Sie werden euch den Kopf zertreten,
und ihr werdet sie in die Ferse beißen.« Zur Frau aber sagte
Gott:
»Ich verhänge
über dich, dass du Mühsal und Beschwerden hast, jedes Mal wenn
du schwanger bist; und unter Schmerzen bringst du Kinder zur Welt. Es wird
dich zu deinem Mann hinziehen, aber er wird über dich herrschen.«Und
zum Mann sagte Gott: »Weil du auf deine Frau gehört und mein
Verbot übertreten hast, gilt von nun an: Deinetwegen ist der Acker
verflucht. Mit Mühsal wirst du dich davon ernähren, dein Leben
lang. Dornen und Disteln werden dort wachsen, und du wirst die Pflanzen
des Feldes essen. Viel Schweiß musst du vergießen, um
dein tägliches Brot zu bekommen, bis du zurückkehrst zur Erde,
von der du genommen bist. Ja, Staub bist du, und zu Staub musst du wieder
werden!« Der Mensch nannte seine Frau Eva, denn sie sollte die Mutter
aller Menschen werden. Und Gott, der HERR, machte für den Menschen
und seine Frau Kleider aus Fellen.
Jenseits von Eden
Gott lässt seine
Menschen die Konsequenzen ihres Tuns spüren. Er ist nicht der gnadenlose
Rächer, für den das Projekt Erde mit diesem Vertrauensbruch gestorben
ist. Stattdessen geht er mit seinen Menschen vor die Tore des Paradiesgartens
und näht ihnen eigenhändig Kleider zum Schutz vor der bösen
Welt außerhalb der schützenden Gartenmauern.
Auch jenseits von Eden
nährt die Erde die Menschen, doch sie hat eine andere Qualität.
Es ist kein lockerer fruchtbarer Boden, sondern harte Krume mit jeder Menge
Steinen.
Auch jenseits von Eden
gibt es noch Liebe und Glück, doch die vom Paradies übriggebliebene
Ehe ist zerbrechlich, und unmittelbar auf den Sündenfall folgt der
Mord Kains, der seinen Bruder Abel erschlägt.
Auch jenseits von Eden
gibt es Menschen, die voller Achtung und Ehrfurcht die Erde bebauen und
bewahren, forschen, entwickeln und erfinden. Doch oft fehlen Verantwortungsgefühl
und Weitblick, und fast jede Medaille hat eine Kehrseite.
Erlösungsbedürftige
Menschen
Adam und Eva sind erlösungsbedürftig.
Allein können sie den schwarzen Fleck nicht aus der Welt schaffen.
Es gibt, so berichtet es die Bibel, nur eine Rettung, dass Gott selbst
diesen schwarzen Fleck auf sich nimmt und ihn wegträgt. Das hat er
in Jesus Christus getan. Jesus trug die schwarzen Flecken jedes einzelnen
Menschen seit Adam und Eva ans Kreuz. Dort sind sie von uns genommen worden.
Dort ist unsere Schuld, mit der alles anfing, unser Misstrauen Gott gegenüber
vergeben worden.
Wir brauchen Jesus. Mit
ihm an der Seite ist die Gemeinschaft mit Gott wieder möglich wie
damals im Garten des Paradieses. Die Zusage gibt uns Jesus: Gott ist für
dich wie ein Vater und eine Mutter. Er will das Beste für dich, weil
er dich liebt. Er geht mit dir auch auf Abwege und wird dir Kleider zum
Schutz nähen, weil er dich liebt.
Jesus zu vertrauen, mit
ihm zu reden wie mit einem Freund, bewahrt vor den Flüsterstimmen,
die uns auch heute attackieren. Jederzeit können wir einen Schritt
zurücktreten und mit Jesus reden: Was willst du von mir?
Die Sündenfallgeschichte
ist wichtig. Sie ereignet sich in jedem Menschenleben neu. Wir brauchen
Rettung und können den Rettungsring Jesu ergreifen. Mit ihm haben
wir eine Chance, dem Teufelskreis zu entkommen.
Wenn wir jetzt Abendmahl
feiern, dann kann uns Brot und Wein Jesu wie eine Medizin helfen. Der vergiftete
Apfel im Paradies wird uns nicht töten. Jesus rettet uns.
Cornelia
Trick
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