Gottesdienst mit Taufen
und Einsegnung am 20.05.2004 (Himmelfahrt)
Liebe Gemeinde, liebe Freunde,
das wäre doch wirklich eine Schlagzeile
im Sportteil wert: Das Fußballstadion ist ausverkauft, es ist eines
der letzten Spiele der Saison, Frankfurt auf dem Abstiegsplatz, doch ein
geniales Spiel könnte die Eintracht retten. Die Spieler laufen ins
Stadion ein, doch statt Aufstellung zu nehmen, werden 22 Stühle im
Kreis aufgebaut, die Spieler setzten sich. Der Schiedsrichter ergreift
das Mikrofon und erläutert den neuen Versuch des DFB, einen verletzungsarmen
und aggressionshemmenden Verlauf des Spiels zu ermöglichen. Nach dem
Anpfiff bleiben die Spieler sitzen, aber erläutern mit Worten ihre
Spielzüge. Spätestens nach 5 Minuten hagelt es von der Fa-Kurve
Buhrufe, nach und nach lichten sich die Reihen der Zuschauer.
Zugegeben, dieses Fußballspiel würde
niemand mehr vom Hocker reißen, kein Mensch würde dafür
ins Stadion gehen, sich die Sportschau ansehen oder die Montagskommentare
in der Zeitung herbeisehnen. Denn gerade das macht ja Fußball aus:
-
Das Spiel richtig zu wagen auch auf die Gefahr hin,
dass man verliert.
-
Sich beim Spielen weiter zu entwickeln und nicht
nur darüber zu reden.
-
Mit den Teamkollegen zusammen spielen und sie nicht
einfach niederschreien.
Wir wissen beim Fußball genau, worauf es ankommt.
Doch wissen wir das auch in unserm Alltag und in unserer Beziehung zu Gott?
Wir könnten ein Leben mit Gott wagen, aber sicherer ist es, auf dem
Stuhl sitzen zu bleiben und darüber zu reden. Wir fangen von unserem
Stuhl an zu handeln wie die Fußballspieler: Wenn du, Gott, den ersten
Zug machst und mir hilfst bei dem Problem mit meinem Kollegen, dann werde
ich meinem Kollegen etwas von dir erzählen, dann wirst du ihm begegnen
und er wird Christ ... Dabei wiegen wir uns in der Illusion, dass wir uns
in unserem Vertrauen zu Gott weiter entwickeln. Doch wir trainieren nur
unsere Sprache und Argumentationskraft, der ganzheitliche Einsatz mit Leib
und Seele fehlt. Ob uns der Kollege wirklich am Herzen liegt, scheint fraglich.
Er ist eigentlich nur Vorwand, Gott für mich einzuspannen, ohne dass
ich mich aktiv um den Kollegen kümmern muss. Ich kann mein Spiel ganz
allein ohne Mitspieler bestreiten.
In der Bibel hören wir von einem Mann mit
Namen Levi. Er lebte zurzeit Jesu und war ein Zolleinnehmer. Damals gehörten
Zolleinnehmer zu einer Art städtischer Mafia. Sie unterschlugen Geld
und beugten das Recht, waren Kollaborateure mit den Mächtigen und
die einfachen Leute fürchteten sie. Diesen Levi sah Jesus im Zollhaus
sitzen.
Als Jesus danach die Stadt verließ, sah er
einen Zolleinnehmer an der Zollstelle sitzen. Er hieß Levi. Jesus
sagte zu ihm: "Komm, folge mir!" (Lukas 5,27)
Levi hatte zwei Möglichkeiten, auf Jesu
Aufforderung positiv zu reagieren. Er konnte seinen Stuhl hinstellen und
Jesus anbieten, mit ihm darüber zu reden. Dabei wurden Fragen erörtert,
was Jesus denn von ihm wollte. Ob es sinnvoll für Levi war, die Mafia
zu verlassen. Vielleicht hatte Jesus ja auch etwas ganz anderes gemeint,
dass nämlich Levi Zollbeamter bleiben, nur die Leute weniger übervorteilen
sollte. Levi hätte Jesus dann irgendwann die Hand geschüttelt,
ihm seiner Wertschätzung versichert und ihm versprochen, sich bei
ihm zu melden, sobald er innerlich zum Aufbruch bereit wäre.
Die zweite Möglichkeit wird von der Bibel
beschrieben:
Und Levi ließ alles zurück, stand auf
und folgte Jesus. (Lukas 5,28)
Levi setzte sich im Stadion seines Lebens nicht
einfach auf den Stuhl und diskutierte über sein Verhältnis zu
Gott, sondern stellte sich auf und spielte los. Doch er merkte gleich,
dass er nicht allein das Spiel gewinnen konnte. Zu groß war die gegnerische
Mannschaft, die ihn zu überrollen drohte. So tat er das Naheliegende
und fragte seine Kumpels, ob sie nicht auch in dieser einzigartigen Mannschaft
Jesu mitspielen wollten. Er organisierte ein Fest und ließ Jesus
auch seine Freunde, die ihm wichtig waren, ansprechen. Vielleicht ließen
sie sich als Mitspieler gewinnen.
Später gab Levi für Jesus ein großes
Festessen in seinem Haus. Daran nahmen viele seiner bisherigen Kollegen
und andere Bekannte teil. (Lukas 5,29)
Wie es mit Levi weitergegangen ist, wissen wir
aus den Berichten vom Leben Jesu. Er ist bei Jesus geblieben. Er akzeptierte
Jesus als seinen Trainer, hörte auf ihn, achtete auf ihn und lernte
von ihm. Die Trainerstunden bei Jesus halfen ihm, sich weiter zu entwickeln.
Ohne Jesus hätte er sich bestimmt bald gefragt, was dieser Aufbruch
in die Ungewissheit denn bringen sollte. Er wäre müde geworden,
unlustig und hätte sich die falschen Übungen angewöhnt,
um wieder fit zu werden.
Wir feiern heute das Fest der Taufe. Vier Kinder
und Teenies haben den Wunsch geäußert, sich taufen zu lassen,
um dadurch ihre Beziehung zu Jesus Christus fest zu machen und auf sein
Angebot der Liebe mit einem Ja zu antworten. Sie haben sich Merksätze
aus der Bibel ausgewählt, die ihnen helfen, das Spiel des Lebens zu
wagen. Sie führen die Geschichte des Levi weiter, sind wie Trainerstunden
bei Jesus, um Mut und Glauben zu stärken. Zwei der Verse sind Zusagen
Gottes, zwei Verse sind Bekenntnisse des Glauben.
Jesaja 43,1: Fürchte
dich nicht, denn ich habe dich erlöst, ich habe dich bei deinem Namen
gerufen, du bist mein.
Dieser Merksatz hält fest, dass Gott den
ersten Schritt gegangen ist und immer wieder geht. Lange bevor das eigene
Ja formuliert wurde, hat er unsere Namen schon in seine Hand gezeichnet.
Wir sind unauflösbar in seinem Gedächtnis verankert. So wird
Gott uns nachgehen, wenn wir uns von ihm abgewandt haben, das Band des
Vertrauens brüchig geworden ist und viele andere Themen die Gottesbeziehung
überwuchert haben. So wie Jesus dem Levi begegnet ist um ihm nachzugehen
und ihn in die Gemeinschaft mit Gott zu holen, vollzieht sich Gottes Suche
nach uns auch heute. Das Kind, das heute getauft wird, kann in Situationen
kommen, in denen es nicht mehr mit Jesu Besuch rechnet, die Erinnerung
mag verblasst sein. Aber Jesus geht nach, in die Hände Gottes ist
sein Name geschrieben, Jesus ist für dieses Kind gestorben und auferstanden,
da wird er das Kind niemals aus seiner Liste streichen. Fürchte dich
nicht!, denn Gottes Zusage steht. Er wird das Kind in seiner Mannschaft
aufstellen, es hat seinen Platz, den es einnehmen kann. Darin steckt eine
große Verheißung, die zum Spiel des Lebens ermutigt.
1 Samuel 16,7: Ein
Mensch sieht, was vor Augen ist, Gott aber sieht das Herz an.
Gott lässt sich durch Äußerlichkeiten
nicht blenden, er sieht, was in uns vorgeht. Der Zöllner Levi war
äußerlich gesehen ein Verbrecher, Jesus sah in ihm den Nachfolger,
der es mit Jesus ganz ernst meinte. In der Phase des Heranwachsens nehmen
viele Themen die Jugendlichen in Anspruch, die Schule, die Freunde, die
Liebe. Äußerlich lässt sich noch nicht erkennen, wo die
Entwicklung hinführt. Es braucht den besonderen Blick Gottes, der
auf die inneren Gaben schaut und die Motivation sieht, die allem Äußeren
zugrunde liegt. Ist der Jugendliche angetrieben von der Angst zu versagen?
Ist Ehrgeiz seine Motivation, will er der Beste sein und Macht haben? Oder
möchte er seinen Platz in der Fußballmannschaft einnehmen und
Gott mit einem guten Spiel Freude machen? Lässt er sich von Jesus
trainieren auch gerade in den Fragen der beruflichen Zukunft und der Liebe?
Sieht er die Mitspieler um sich herum und bezieht er sie ein in sein Spiel?
Klinkt er sich in ihr Spiel ein? Sieht er die Menschen, die noch nicht
zum Team gehören und lädt sie dazu ein? Doch was im Herzen geschieht,
beginnt meistens im Kopf mit der klaren Entscheidung, Jesus nachzufolgen
und am Spiel teilzunehmen. Es gibt keine Stühle auf dem Spielfeld,
um immer und immer diskutieren zu können, ob es sich lohnt, wirklich
mitzuspielen. Die einzige Art zu spielen, ist: ein Ja mitzumachen und den
sicheren Stuhl aufzugeben. So wird der Trainer Jesus mehr und mehr vom
Kopf her das Herz trainieren, das sich ihm öffnet.
Psalm 23,1+2: Der
Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln. Er weidet mich auf einer
grünen Aue und führet mich zum frischen Wasser.
Gott schenkt Lebensraum, Geborgenheit und Versorgung
mit dem Lebenswichtigen. Dazu bekennt sich der Psalmbeter und dazu bekennt
sich der Jugendliche, der sich heute taufen lässt. Von Jesus wissen
wir, wie dieser Hirte zu seinen Schafen steht. Er hat ein sehr persönliches
Verhältnis zu ihnen. Wenn eines von hundert Schafen verloren geht,
merkt er es und sucht dieses eine Schaf, bis er es gefunden hat. Zu Gott,
der sich wie ein Hirte um uns kümmert, können wir Vertrauen haben.
Er gab uns Jesus, damit wir ihn noch besser kennen lernen können und
ihn verstehen. So ist es eine Vertrauensaussage, dem Hirten zuzutrauen,
dass er für Lebensraum und Lebensnotwendiges sorgen wird. Der Jugendliche,
der diesen Vers für sich ausgesprochen hat, kennt diese Liebe des
Hirten viel besser als andere. Durch eine Behinderung ist er darauf angewiesen,
dass andere ihm helfen. Er kann nicht davon ausgehen, dass er sein Leben
einmal selbst in die Hand nehmen kann und niemand und nichts ihn dabei
unterstützen muss. So ist es ein besonderes Geschenk, dass er nicht
nur die Hilfe seiner Mitmenschen erfahren hat, sondern durch sie zu Jesus
Christus fand, der sein Hirte und Helfer sein will. Der Jugendliche leitet
uns an in Gottvertrauen und Zuversicht, dem Hirten wirklich alles zuzutrauen
und uns darauf zu verlassen, dass er das Spiel, das er mit uns begonnen
hat, zu einem guten Ende bringt.
Psalm 16,5: Du,
Herr, bist alles, was ich habe; du gibst mir alles, was ich brauche. In
deiner Hand liegt meine Zukunft.
Der Merkvers leitet an, in die Zukunft Gottes
hineinzuwachsen. Viele Gestaltungsmöglichkeiten liegen vor dem heranwachsenden
Kind. Seine Zukunft ist wie das Tor beim Fußball. Das eigentliche
Ziel des Spiels liegt nicht darin, sich miteinander möglichst friedlich
auf dem Spielfeld zu bewegen, sondern das Tor zu erreichen und den Ball
hinein zu bringen. Für Christen heißt es, auf die Gemeinschaft
mit Gott in Ewigkeit zuzugehen. Dazu braucht es Teamgeist und den Trainer,
der systematisch auf dieses Ziel hinführt. So ist das Bekenntnis zu
Gott, der alles ist, was ich brauche, ein Lebensmotto. Mit ihm zu leben,
heißt, nicht auf der Stelle zu treten, sich mit sich selbst zu beschäftigen
oder im Kreis zu laufen - heißt schon gar nicht, auf dem Spielfeld
sitzen zu bleiben und nichts zu tun außer darüber zu reden.
Mit ihm zu leben ist eine Herausforderung, sich anleiten zu lassen, diesem
Tor entgegen zu gehen. Vielleicht geschieht das durch den Ruf in einen
bestimmten Beruf, in eine Partnerschaft, durch Lebensführungen, die
zu Herausforderungen werden. Das Kind wird die Gemeinde brauchen, um diesen
Merkvers immer wieder durchzubuchstabieren. Denn so wird es neu versichert,
dass es sich lohnt, ganz auf den Herrn zu vertrauen und dem Ziel entgegen
zu leben.
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seinem "Fußballspiel"
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Ich wünsche euch, dass ihr euch auf das Wagnis
einlasst, am Spiel teilzunehmen. Gott sagt euch zu, dass ihr zu ihm gehört,
deshalb müsst ihr auf dem Spielfeld keine Angst haben, auch wenn die
Gegner sehr bedrohlich erscheinen.
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Ich wünsche euch, dass ihr euren Trainer hört.
Er ist der gute Hirte, der euch zu Oasen und Quellen führt. Die Zukunft
liegt in seiner Hand, er weiß am besten, wo es für euch langgeht
und wo euer Platz in der Mannschaft ist.
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Ich wünsche euch, dass ihr Freude mit euren
Mitspielern habt. In die Gemeinde wachst ihr immer weiter hinein, sie wird
euch helfen, den Trainer zu verstehen und seine Hinweise ernst zu nehmen.
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Wir alle können uns heute von euch daran erinnern
lassen, wie wichtig es ist, das Spiel zu wagen, Jesus zu vertrauen und
das Ziel unseres Lebens nicht aus den Augen zu verlieren.
Cornelia
Trick
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