Vertraut den neuen Wegen (Johannes 14,6)
Jubiläumsgottesdienst am 28.09.2014 in Brombach

Liebe Gemeinde, 
per Zufall stießen wir vor ein paar Wochen auf einen Wanderweg, der mit einem nummerierten Hinweisschild gekennzeichnet war. Den nächsten Wegzeichen Nr.2-9, die uns an atemberaubenden Ausblicken vorbeiführten, sind wir gefolgt, bis wir bei Nr.10 ein Kästchen vorfanden, in das wir für die Anlage und Erhaltung des Weges eine Spende einlegen sollten. Hiermit, so dachten wir, ist der Weg beendet, die nächsten Hinweisschilder würden uns zum Ausgangspunkt zurückbringen. Stattdessen wand sich der Weg in entgegengesetzter Richtung noch viele Stationen weiter. Als nach weiteren 2 Stunden kein Ende absehbar war, brachen wir schließlich ab.

Dieser Wanderweg ist ein gutes Beispiel für unser Gemeindejubiläum. Im Jahre 1864, also am Hinweisschild Nr.1, begann die Geschichte hier in Brombach. Bis zu dieser Station waren Brombacher, Hundoldstaler und Merzhäuser den damals weiten Weg nach Wehrheim gelaufen, um dort methodistische Versammlungen zu besuchen. Nach Gründung der Gemeinde zeigte der Weg wunderschöne Ausblicke, die Gemeinde wuchs, Menschen fanden zu Jesus Christus, sie machten geistliche Erfahrungen. Bald war klar, dass eine Kapelle gebaut werden musste, die im Laufe der Jahre einen ersten Anbau und eine zweite Erweiterung erfuhr. Manche Abschnitte auf dem Weg waren auch mühsam. Lebensführungen waren verworren, Zweifel an Gottes Nähe wurden laut. Doch Gott lockte in die Zukunft, stellte neue Wegmarkierungen auf und stärkte das Vertrauen.

Heute sind wir an einer besonderen Station angekommen. Wir schauen zurück auf Gottes Segenswege in Brombach, sehen die Bilder von damals und freuen uns, 150 Jahre Gemeindegeschichte feiern zu dürfen. Doch dieser Tag ist kein Wendepunkt, an dem wir eine Spende in die Kollekte werfen und dann zum Ausgangspunkt zurückkehren, sondern der Weg führt weiter. Unbekannt sind die weitere Führung und die Dauer des Weges. Allein unser Vertrauen auf Gott, der in der Vergangenheit die Richtung gezeigt hat, lässt uns hoffnungsvoll weitergehen.

Diesen Gottesdienst haben wir bewusst dem kommenden Wegabschnitt gewidmet mit dem Wort Jesu:
Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater denn durch mich.“ (Johannes 14,6)

Schauen wir zunächst auf den Zusammenhang, in dem Jesus seinen Jüngern dieses Wort zusprach. Er saß mit seinen Jüngern am Vorabend seiner Kreuzigung beim Passamahl zusammen. Thomas hatte ihn gerade gefragt: „Wo gehst du hin? Wie können wir den Weg wissen?“ Jesus antwortete mit einem Leitartikel, der über alle Zeiten geschrieben ist. 

Der Leitartikel über unserer Gemeinde

Jesus ist der Weg. Die Zukunft ist mit ihm verknüpft. Unsere Gemeinde ist also kein Wohnzimmer, in dem wir gemütlich mit Jesus sitzen, Musik hören, Kaffee trinken und uns vom ihm auferbauen lassen. Unsere Gemeinde ist vielmehr auf dem Weg, ist eher ein Wohnwagen, der dorthin folgt, wo Jesus uns hinzieht und braucht. Den Jüngern gab Jesus als der Auferstandene im Johannesevangelium den Auftrag: „Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch! (Johannes 20,21) Gemeinde ist Gesandte zu den Menschen um sie herum. Jesus gibt Richtung und Tempo an. Wichtig ist, auf die Wegzeichen unterwegs zu achten, auf die Menschen, die auf unserem Weg sind, und auf seinen Ruf, uns ihnen zuzuwenden.

Jesus ist Wahrheit. Jesus wollte kurz vor seinem Tod sicher keine philosophische Abhandlung darüber anstellen, was Wahrheit eigentlich ist. Er wollte seinen Jüngern helfen, ihm zu vertrauen, auch wenn er nicht mehr körperlich anwesend bleiben würde. So können auch wir seine Wahrheit praktisch verstehen.  Stellen Sie sich vor, durch einen unglücklichen Schritt sind Sie von einem Pier ins Meer gefallen. Das Meer ist aufgewühlt, Sie haben keine Chance, von selbst ans rettende Ufer zu kommen. Die Strömung treibt Sie raus. Da wirft Ihnen jemand einen Rettungsring zu. Sie greifen danach. Noch sind Sie nicht aus der Gefahrenzone, aber Sie haben nun Unterstützung, es bis ans Land zu schaffen.

Jesus ist so ein Rettungsring. Seine Wahrheit beweist er, indem er im tosenden Meer unseres Lebens trägt. Wir können ihn ignorieren und darauf hoffen, aus eigener Kraft ans Ufer zu kommen. Wir können seine Tragfähigkeit anzweifeln und ihn deshalb links liegen lassen und untergehen. Wir können ihn mit einer Hand fassen, so nach dem Motto „vielleicht hilft´s“. Wir können ihn aber auch über den Kopf ziehen und uns diesem Rettungsring und der Leine, die ihn mit dem Retter an Land verbindet, anvertrauen. Das sind Bilder für den Glauben an Jesus Christus.

Als Gemeinde Brombach müssen wir uns an dieser Wegmarkierung 150 fragen, ob wir Jesus weiterhin vertrauen. Wir wissen nicht, wie es hier in Brombach weitergeht. Was, wenn die Großfamilien nicht mehr beieinander bleiben? Was, wenn immer mehr Menschen vom Land in die Großstadt ziehen? Was, wenn man selbst nicht mehr Auto fahren kann und die Wege zur Gemeinde weit werden? Da greift dieser Rettungsring Jesu. Wenn er uns hier haben will, werden wir nicht untergehen. Vieles wird sich ändern wie schon in den vergangenen 150 Jahren, doch solange Jesus einen Auftrag für uns hier hat, wird er uns alles Nötige dazu geben.

Jesus ist das Leben. Anders als bei unserer Wanderung mit unbekannter Länge und unbekanntem Ziel wissen wir ja, wo unser Weg uns hinführt. Am Ende steht nicht der Tod wie bei allem sonst auf dieser Erde. Am Ende steht das Leben in Ewigkeit. Jesus ist die Brücke in eine neue Welt, wo er die Gemeinde als seine Braut willkommen heißt und ein großes Fest mit  ihr feiern wird. Wenn das Ziel „Leben“ heißt, dann wird auch unterwegs Leben sein. Von diesem Leben in Vorfreude wird unser Weg auch in die Zukunft geprägt sein.

Der Owenahincha-Strand im Südwesten Irlands war vor 40 Jahren der angesagteste Strand der Umgebung. Dort gab es einen Pool, damals etwas ganz Besonderes in Irland, und ein tolles Hotel. Die Leute pilgerten dorthin, wenn sie am Sonntag etwas Besonderes unternehmen wollten. Heute ist von dem früheren Glanz nicht mehr viel  übrig. Große Schutthaufen säumen die Straße, das Hotel ist verrottet, die Scheiben gesprungen, ein Appartementhaus mit vielen Satellitenschüsseln, halb fertig gebaute und dann verlassene Häuser und ein wilder Caravan-Park bilden die Kulisse eines immer noch malerischen Strandes. Vor 40 Jahren hatte dieser Fleck Erde alle Chancen, weiter zu prosperieren. Andere Strände in der unmittelbaren Umgebung entwickelten sich prächtig. Hier hat man offensichtlich versäumt zu investieren. Man fand kein gemeinsames Konzept für die Uferpromenade. Keiner unterstützte das Hotel, bis es Pleite ging und niemand hinterher aufräumte.

Eine Gemeinde, die heute floriert, hat keine Garantien für die nächsten 40 oder mehr Jahre. Wenn sie auf dem Weg mit Jesus bleibt, heißt das, sich ständig zu verändern und zu investieren. Es heißt auch, beieinander zu bleiben und gemeinsam diese Gemeinde zu gestalten, dass nicht hier ein Schutthaufen liegen bleibt und dort eine zerbrochene Beziehung Zeugnis von mangelnder Versöhnung gibt. Bleiben wir hier in Brombach stehen und machen jeder sein eigenes Ding, werden wir genauso wie Owenahincha verfallen. Es ist verlockend, an den eigenen Vorlieben festzuhalten. Doch werden wir von Jesus, dem Weg, der Wahrheit und dem Leben, darauf gestoßen, was unsere Mitmenschen brauchen. Was brauchen sie?

  • Offene Türen, die ohne Bedingungen jeden und jede einladen.
  • Gemeindeleute, die Zeit haben und zuhören.
  • Geborgenheit. In der Zeitung wurden Jugendliche porträtiert, die sich jüngst von Salafisten anwerben ließen. Ihnen gemeinsam war, dass sie bei dieser Organisation Zugehörigkeit und Orientierung fanden, Werte, die wir als Christus-Gemeinde doch an oberster Stelle mit Jesus verbinden.
  • Orientierung an Jesus, der das Beste für uns will. Wir gewinnen diese Orientierung immer neu durch unser Beten und tägliches Einbeziehen Jesu in unseren Alltag und das Lesen der Markierungen, die er uns für unterwegs schenkt.
Vielleicht weisen uns  unsere Besonderheiten hier in Brombach schon auf unsere Aufgaben hin:
  • Die Esso-Tankstelle zeigt uns, wir können hier ein Ort sein, an dem Menschen auftanken, ihre Kraftreserven neu füllen, Vertrauen lernen und sich an der Tankstelle begegnen.
  • Brombach erinnert an Brombeeren. Sie können satt machen, zumindest haben wir das bei unserer Wanderung ins Unbekannte erlebt. Wir haben als Gemeinde etwas weiterzugeben, was nicht nur zum Überleben hilft, sondern wunderbar schmeckt und gesund ist.
  • Brombach weist auf Wasser hin. Wir brauchen immer wieder eine Reinigung, müssen etwas in unserem Leben wieder klar kriegen, Schmutz, Schuld, Verletzungen abwaschen. Als Gemeinde sind wir ein Ort, wo das in Jesu Gegenwart geschehen kann. Er möchte für unsere Seele ein solcher reinigenden Bach sein, und untereinander können wir dabei helfen.
Der Auftrag für uns als Gemeinde ist klar, weiter mit unserem Herrn, der Weg, Wahrheit und Leben ist, unterwegs zu sein. Stehenbleiben geht nicht. So wollen wir voller Vertrauen weitergehen in die Zukunft, investieren, nach Wegzeichen suchen und das für unsere Mitmenschen sein, wozu Jesus uns beauftragt, eine Oase im Herzen des Taunus: zum Tanken, um satt zu werden und um heil zu werden.

Denn: „Des Herrn Wort ist wahrhaftig, und was er zusagt, das hält er gewiss.“ (Psalm 33,4)

Cornelia Trick


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