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Liebe Gemeinde, liebe Freunde,
Die Taufe ist aber die sichtbare und fühlbare Zusage Gottes und verbindet uns mit Jesu Sterben für uns. Wie er in den Tod gegangen ist, so werden wir in seinen Tod symbolisch hineingenommen – das Untertauchen bei der Erwachsenentaufe lässt dies sinnbildlich werden. An diesem Schnittpunkt der Begegnung Jesu mit uns geschieht der Wechsel. Jesus nimmt uns ab, was uns von Gott trennt, wir dürfen frei sein, um Gott ohne Altlasten zu begegnen. Die ersten Gemeinden nach Jesu Auferstehung feierten die Taufe deshalb auch mit Erwachsenen. Sie kamen aus einem anderen Glauben neu zu Jesus Christus, sie begannen nach der Taufe ein neues Leben. In Kolossä, einer Stadt in der heutigen Westtürkei, wurden viele verschiedene Kulte gepflegt, griechisch-römische Göttertempel, Magie und Engelverehrung konnte man finden. Menschen, die diese Kulte praktizierten, wurden von Christen in die Gemeinde eingeladen. Sie erfuhren dort radikale Gastfreundschaft, waren willkommen an einer gedeckten Tafel, an der das Brot geteilt wurde, bis alle satt waren. Sie hörten von Jesus, der sich denen zuwandte, die auf der Schattenseite des Lebens standen. Sie erlebten Befreiung von Mächten, die sie im Griff hatten und fanden beim Abendmahl Vergebung ihrer Schuld. Sie bekamen eine neue Würde, sie waren nun Kinder Gottes, geliebt und gewollt von Gott, egal, wie Menschen sie behandelten. Wer zu dieser attraktiven neuen Gemeinschaft gehören wollte, ließ sich taufen. Doch schon die junge Gemeinde merkte, dass es allein mit einem schönen Taufgottesdienst nicht getan war. Da stiegen keine völlig neuen Menschen aus dem Wasser. Es war ein Anfang gemacht, dem jetzt ein verändertes Leben folgen sollte. Die Taufe begründete einen lebenslangen Prozess der Veränderung in das Vorbild Jesu. In unserer Kirche taufen wir auch Kinder, die in einer christlichen Familie und Gemeinde aufwachsen und diese Zusage Gottes nicht erst als Erwachsene wie eine Kehrtwende erleben, sondern sie von klein auf hören und erfahren. Wir taufen auf Hoffnung, dass diese Kinder eines Tages, wenn ihr Glaube gereift ist, zu ihrer Taufe Ja sagen können. Auch dann ist noch ein lebenslanger Weg vor ihnen, auf dem sie mit Jesu Hilfe ihm ähnlicher werden können. Kolosser 3,1-14 Wer getauft ist, ist praktisch aus dem Wasser gerettet worden. In der Zeitung las ich von einem Surfer, der vor der schottischen Küste 30 Stunden im Wasser getrieben war, bevor er gerettet wurde. Kaum ermessen kann ich, wie froh er über diese Rettung gewesen sein wird. Ihm ist das Leben noch einmal geschenkt worden. So ist die Erfahrung des Täuflings. Er will nun dem Retter nahe bleiben und von ihm die Kraft für ein neues Leben bekommen, um nie mehr in eine solche Seenot zu geraten. Doch ein Problem taucht auf. Hat der oder die Getaufte mit der Taufe ein neues Kleid für ihr Leben bekommen, ist es nicht selbstverständlich, dass sie die alten Kleider ablegt. Alte Kleider, so nennt sie der Kolosserbrief, sind Egoismus und Verhaltensweisen, die die Gemeinschaft zerstören. Wie Keime, die gesamte Trinkwasservorkommen verseuchen können, zerstören diese alten Kleider die neuen. Die Taufe zieht keine Veränderung nach sich. So wurden die Christen in Kolossä aufgefordert, sich bewusst von den alten Kleidern zu trennen. Kennen wir das nicht von unseren Kleiderschränken? Wir haben etwas Neues gekauft, aber können uns trotzdem nicht von den alten Klamotten trennen. Statt auszumisten, stopfen wir das Neue noch dazu. Hier werden wir aufgefordert, die neuen Kleider, die Jesus uns anbietet, anzuprobieren: Die Liebe zu anderen, die wir schon einmal in der Gemeinde einüben können, um sie dann im größeren Stil zu leben. Erbarmen, Güte, Demut, Sanftmut, Langmut, einander Ertragen und Vergeben gehören nun zu unserer Grundgarderobe. Da macht es doch Sinn, dass wir uns von allem trennen, das diesen alten Verhaltensweisen im Wege steht. Konkret werden wir aufgefordert,
diese Haltung der Annahme gegenüber denen zu leben, mit denen wir
in der Gemeinde zusammengestellt sind.
Doch es kommt ja nicht auf Äußerlichkeiten an. Auch wenn wir nun ab der Taufe alle in weißen Klamotten herumlaufen würden, noch mit Jesus-Smiley auf der Brust, könnten wir doch unsere Unterschiede anderweitig kultivieren. Kinder, die in der Schule eine Uniform tragen, zeigen ihre Individualität durch Haarspangen, Frisuren und Uhren. Es gibt immer Wege zu zeigen, dass man was Besseres als der Rest ist. Entscheidend ist deshalb der innere Prozess, die Vorbehalte gegeneinander nicht zu kultivieren, sondern sie bewusst auszuräumen. Weil du und ich einen gemeinsamen Vater haben, haben wir beide Lebensrecht, sind wir beide geliebt und müssen wir beide versuchen, die Gemeinsamkeiten zu stärken und die Unterschiede zu ertragen. Es führt kein Weg daran vorbei, wenn wir das neue Leben nach der Taufe ernstnehmen. Wir werden heute ein Kind in unserer Gemeinde taufen. Jesus überreicht dem Kind ein neues Kleid. Das Kind wird in dieses Kleid der Liebe Gottes erst hineinwachsen. Wir als Gemeinde, die Eltern und Familie wollen alles dafür tun, dass das Kind möglichst wenige Klamotten ansammelt, die es von Jesus und einem Leben mit ihm abhalten. Wir wollen mithelfen, dass es das neue Kleid gerne trägt, das es mit Jesus verbindet. Eine der besten Voraussetzungen dafür ist, wenn wir selbst Jesu neues Kleid gerne tragen und der Liebe Gottes in unserem Leben vielfältig Raum geben. Cornelia
Trick
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