Ein Sechser im Lotto
Gottesdienst zur Gliederaufnahme am 05.03.2000

Liebe Gemeinde, liebe Freunde,
als ich diesem Gottesdienst das Thema "Ein Sechser im Lotto"Lottogewinn gab, wurde mir bewusst, dass ich zumindest einmal in meinem Leben Lotto spielen sollte, um zu wissen, wie das überhaupt geht. Wir kamen dann bei der Lotto-Annahme- Stelle im Ort gut ins Gespräch. Schließlich musste ich mir erst einmal alles ganz genau erklären lassen. Der Herr am Ladentisch hatte viel Geduld mit mir und meinte schließlich, er würde mir jetzt besonders die Daumen drücken, dass ich gewinne. Nein, erwiderte ich, gewinnen will ich eigentlich gar nicht, denn mir geht es in meiner Predigt am Sonntag um den Schatz im Himmel.
Wahrscheinlich spielen nicht viele Leute Lotto, weil es sie an den Schatz im Himmel erinnert. Der Gedanke an einen Sechser im Lotto ist doch eher verbunden mit dem Gefühl, endlich frei und ungebunden zu sein. Keine Geldsorgen mehr zu haben, das kaufen zu können, was das Herz begehrt, auch anderen Freude damit machen zu können, unbeschwert in die Zukunft zu sehen. Aber schon bei genauerem Hinsehen befriedigt der Sechser im Lotto doch nicht alle elementaren Bedürfnisse, die wir haben. Geborgenheit, Gesundheit, Liebe und Unsterblichkeit sind mit Geld nicht zu erkaufen - ja das Geld scheint doch oft Geborgenheit, Liebe und Gemeinschaft geradezu zu zerstören, wie wir es in unserem Land beobachten können. Geld macht nicht glücklich, aber durchaus einsam und misstrauisch.
Deshalb ist für mich der Sechser im Lotto auch nur ein blasser Vergleich für den Hauptgewinn, den uns Jesus verheißen hat. Dieser Hauptgewinn macht nicht einsam, sondern gibt Antwort auf die elementaren Bedürfnisse von uns Menschen.
Jesus erzählte folgende Geschichte:

Matthäus 13,44-46
"Die neue Welt Gottes ist mit einem Schatz zu vergleichen, der in einem Acker vergraben war: Ein Mensch fand ihn und deckte ihn schnell wieder zu. In seiner Freude verkaufte er alles, was er hatte, und kaufte dafür den Acker mit dem Schatz.
Wer die Einladung in Gottes neue Welt hört und ihr folgt, handelt wie der Kaufmann, der schöne Perlen suchte: Als er eine entdeckte, die besonders wertvoll war, verkaufte er alles, was er hatte, und kaufte sie."

Zwei Personen werden uns da vor Augen gestellt, die ganz unterschiedlich waren. Einer grub einen Acker um, der ihm nicht gehörte - vielleicht half er seinem Nachbarn oder war ein Angestellter des Bauern. Als er den Schatz entdeckte, handelte er sofort. Er verkaufte alles, was er hatte und erwarb den Acker mitsamt dem Schatz. Der andere handelte mit Perlen. Er suchte lange Zeit die perfekte Perle und schlug zu, als er sie endlich fand. Zwei Menschen, die mit einem unglaublichen Reichtum konfrontiert wurden, per Zufall oder nach langer Suche, reagierten sofort, sie verkaufen alles, um das Kostbarste zu bekommen.

Was ist für uns Schatz und Perle?

Zuerst stellt sich für uns die Frage: Was will Jesus mit Schatz und Perle ausdrücken? Was ist soviel wert, dass wir alles dransetzen können, um es zu bekommen? Jesus vergleicht mit Schatz und Perle die Beziehung zu Gott, die er ermöglicht. Wer einmal auf dieses wunderbare Geschenk, Kind Gottes zu sein, gestoßen ist, für den ist klar: Das ist für mich das Allerwichtigste. Das wird in meinem Leben die erste Priorität einnehmen. Diese Beziehung zu Gott drückt sich in vielerlei Hinsicht aus. 
Sie gibt einen Sinn für unser Leben. Die Höhen und Tiefen, die wir im Alltag durchstehen, sind nicht umsonst. Jesus ist an unserer Seite und gibt sich immer mehr zu erkennen. Gerade in den Herausforderungen lernen wir ihm zu vertrauen und ihm zu folgen. 
Die Beziehung zu Gott schenkt Geborgenheit. Die Schreiber der Bibel haben das in anschauliche Bilder gefasst. Gott ist eine Mutter, die ihr Kind nicht vergisst. Gott ist ein Vater, der die Arme aufhält, um uns zu empfangen. Gott ist liebender Ehemann, der um seine Frau wirbt, und Hirte, der sich um seine Herde sorgt. Wir können uns auf Gott verlassen. Er steht zu uns. Bei ihm sind wir willkommen und zu Hause.
Die Beziehung zu Gott schenkt Kraft. Durch seinen heiligen Geist werden wir fähig zu lieben, zu vergeben, uns zu verschenken und uns hinzugeben. Gott ist eine sprudelnde Quelle, die nicht versiegt.
Die Beziehung zu Gott schenkt Orientierung. Es geht nicht zuerst und zuletzt um mich, wie ich durch das Leben komme, was ich davon habe, wo ich zu kurz gekommen bin, was von mir mal übrig bleibt - wieviele Perlen ich gesammelt habe. Das Zentrum meines Lebens ist nun Gott - die Perle. Weil er in meinem Leben ist, brauche ich nicht mehr nach anderen Perlen zu suchen. Er gibt mir meine Bestimmung und meine Aufgaben in dieser Welt.
Die Beziehung zu Gott gibt meinem Leben Ewigkeit. Denn Jesus wird mir in der Todesstunde die Hand reichen und mich mitnehmen in die neue Welt Gottes. Die letzte Todesgrenze ist nicht mehr gültig. Gottes Liebe durchbricht sie.
Letzten Dienstag erlebten wir als Familie einen sehr harten Tag. Mein Vater bekam eine schlechte ärztliche Diagnose, der Schwiegervater stand kurz vor dem Sterben, ein Auffahrunfall kam an diesem Tag noch dazu. Ich habe in den traurigen Stunden oft über den Schatz im Acker und die gefundene Perle nachgedacht. Mir wurde angesichts dieser Situation neu klar, dass die Beziehung zu Jesus Christus das einzige ist, das zählt. Keine 100.000 DM, kein Gutschein für eine Weltreise, noch nicht einmal eine einsame Insel hätten mir helfen können. Im Schmerz des Abschieds ist es der einzige Trost, dass wir eine Heimat in der Ewigkeit bei Gott haben werden, dass dort Tränen, Not und Leid ein Ende haben werden und Gott sein Zelt mitten unter uns aufgeschlagen hat. Und in der Not des Dienstags habe ich es auch erfahren, wie Gott uns ganz handgreiflich hilft. Da stand ich mit dem kaputten Auto auf der Kreuzung und hatte meine Autopapiere natürlich zu Hause gelassen. Zu allem Elend auch das noch! Aber ein Engel Gottes war längst unterwegs, eine Frau aus der Gemeinde wendete ihr Auto, stieg aus und fragte, ob sie mir helfen könne - sie konnte: mit ihrer Schulter zum Ausweinen und dem Holen meiner Papiere. Ein zweiter Engel stand just vor der Haustür, als wir die Nachricht vom Schwiegervater erhielten. Eine andere Frau aus der Gemeinde gab uns ihren Autoschlüssel und wir konnten mit ihrem Auto sofort losfahren zum Schwiegervater.
An diesem Tag bin ich sehr eindringlich an dem Schatz in meinem Leben erinnert worden, an die wertvolle Perle, die Jesus mir geschenkt hat. Denn er bietet den wirklichen Hauptgewinn an: "Kommt alle zu mir; ich will euch die Last abnehmen! Ich quäle euch nicht und sehe auf niemand herab. Stellt euch unter meine Leitung und lernt bei mir; dann findet euer Leben Erfüllung." (Matthäus 11,28-29)

Wo würden Sie sich einordnen?

Es gibt offensichtlich verschiedene Wege, den Hauptgewinn im Leben zu bekommen. Manche finden Jesus per Zufall, sie suchen nicht nach neuen Wegen in ihrem Leben, sie sehnen sich nicht nach Veränderung. Aber sie begegnen Christen und werden neugierig. Sie lassen sich ein auf die Botschaft von Gottes Liebe. Und sie fangen an zu beten: "Herr, komme in mein Leben. Zeige mir, dass du wirklich da bist!" Andere wieder suchen lange und gründlich. Sie klopfen verschiedene Lebenskonzepte ab. Sie suchen in unterschiedlichen Weltanschauungen. Sie treffen auch irgendwann auf Christen, die ihnen von der überwältigenden Liebe Gottes erzählen und denen sie das auch abspüren. Und die Suche kommt zum Ziel. Sie haben die Liebe und Erfüllung gefunden. Hier müssen wir das Bild vom Schatz und von der Perle erweitern. Schatz und Perle sind ja starre Gegenstände ohne Herz, Mund, Ohren, Hände, Beine. Der Schatz ruft dem Mann nicht zu: Grabe hier, ich warte auf dich. Und die Perle hat keine Beine, um dem Händler direkt in den Weg zu laufen. Aber Jesus ist lebendig. Er ruft, er rennt, er hört, er fühlt. Er möchte sich finden lassen und läuft jedem und jeder einzelnen hinterher. Ja, vielleicht ist er ein Vertreter, der von Haustür zu Haustür rennt und einen ausgefüllten Lottoschein verkaufen will, auf dem garantiert die richtige Nummer steht. Nur leider glaubt ihm kaum jemand - bis am Samstag seine Zahl wirklich gezogen wird und dann ist es zu spät.
Wo würden Sie sich einordnen? Sind sie ein Spaziergänger am Rand des Ackers? Sie sehen, wie jemand von der Freude über Jesus gepackt wird und in die Luft springt. Sie wären gerne auch an dem Fund beteiligt, aber trauen sich nicht, den Mann darauf anzusprechen. Noch sind Sie Zuschauer oder Zuschauerin, aber die Sehnsucht nach so einer Quelle der Lebensfreude wächst in Ihnen.
Vielleicht sind Sie auch der Mann auf dem Acker, der gerade alles verkauft hat, um den Acker zu erwerben. Sie sind gerade frisch mit Gott in Kontakt gekommen und schwören sich, dass nichts Sie von Gottes Liebe trennen soll.
Oder sind Sie schon längst mit Ihrem Schatz vertraut? Ist Ihnen die Beziehung zu Gott schon so selbstverständlich geworden, dass Sie sich kaum an eine Zeit ohne Schatz erinnern können? Und wenn Sie jemand auf Ihr Leben mit Gott anspricht, haben Sie vielleicht sogar Mühe, das Besondere daran aufzuzählen. Hier wird deutlich, dass die Geschichte natürlich Fortsetzung hat. Der Mann mit seinem Schatz, der Perlenhändler mit seiner Perle, sie können nicht allein bleiben. Sie werden eine Gruppe von Glücklichen suchen, die auch gefunden haben. Mit denen können sie ihre Erfahrungen austauschen und mit denen beratschlagen sie, wie es nun mit den Schätzen und Perlen weitergeht. Und sie werden andere anstecken und begeistern, ebenfalls zu graben und zu suchen, um Jesus zu finden. Nichts anderes ist unsere Aufgabe bei ProChrist im März: Leute einzuladen, das Wertvollste in ihrem Leben zu finden.

Wir feiern heute das Fest der Gliederaufnahme in unsere Kirche. Matthias Schneider hat gefunden - den kostbaren Schatz und eine Gemeinschaft von glücklichen Findern, mit denen er leben kann. Unser Wunsch für ihn ist, dass es nach der begeisterten Erfahrung auf dem Acker auch im Alltag leicht fällt, alles dranzugeben, um mit Jesus zu leben. Unser Wunsch ist auch, dass sich der Schatz entfaltet und Sinn, Geborgenheit, Kraft, Orientierung und Ewigkeit schenkt.
Eine kleine Hilfe für Ackerbauer und Perlensucher hat die Behörde für Evangelisation unserer Kirche herausgegeben: "Ein neuer Anfang". Das Heft macht Mut, das Wichtigste im Leben und im Sterben anzugehen. Wie gut, dass Jesus uns nachläuft und uns die Chance gibt, den Sechser für die Ewigkeit zu gewinnen.

Cornelia Trick
Das Heft "Ein neuer Anfang" können Sie kostenlos beziehen, indem Sie an Cornelia Trick eine E-Mail mit Ihrer Adresse senden.


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Verantwortlich Dr. Ulrich Trick, Email: ulrich@trick-online.de
Internet-Adresse: http://www.predigt-online.de/prewo/prewo_sechser_lotto.htm