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Liebe Gemeinde, liebe Freunde,
In einem Vortrag zum Thema Selbstwertgefühl griff Frau Monika Bylitza diese Fabel auf, um an den Tieren unser alltägliches Verhalten abzuleiten. Manche Menschen verhalten sich wie der Löwe. Sie wollen anerkannt und bestätigt werden. Ihre Botschaft ist: Ich bin die oder der Beste. Wer das anerkennt, ist Freund, wer die Bestätigung verweigert, ist Feind. Wenn die Bestätigung ausbleibt, fallen diese Leute in sich zusammen. Sie leiten von der ausbleibenden Anerkennung ab, dass sie keinen Wert haben. Aber es gibt auch solche, die wie das Nashorn durch die Gegend laufen. Sie haben Fähigkeiten, sind kommunikativ, werden gebraucht. Doch sobald jemand kommt, der etwas scheinbar besser kann, schrumpfen sie buchstäblich zusammen. Statt wie ein Nashorn fühlen sie sich dann eher wie ein Hase. So kommt es, dass sie sich oft unter Wert verkaufen, der Putzeimer für andere werden und mit sich unzufrieden sind, weil sie spüren, dass mehr in ihnen steckt, als sie nach außen zeigen. Wer wie ein Elefant durch die Welt geht, weiß um seinen Wert und verteidigt ihn. Er teilt aus ohne Rücksicht auf Verluste. Die Beziehung des Elefanten zum Löwen, der zu Boden gestreckt wurde, kann nicht mehr gut werden. Der Löwe wird Rachegefühle bekommen und nach einer Chance zur Vergeltung Ausschau halten. Wer austeilt wie der Elefant muss sich nicht wundern, dass er Feinde hat. Doch was haben diese verschiedenen Menschentypen, zu denen auch wir mal mehr mal weniger gehören, mit unserem Glauben an Jesus Christus zu tun? Und steckt in dieser uralten Geschichte vom menschlichen Miteinander vielleicht sogar Veränderungspotenzial, weil wir Ostern erlebt haben und unser Leben entgrenzt ist? Auf diese Fragen gibt ein Christuslied Antwort, das im ersten Brief des Petrus zitiert ist: 1. Petrus 2,21-25
Jesus ist Vorbild, er hat mit seinem Leben ein Beispiel gegeben. Wörtlich heißt es, Jesus ist zur "Schreibvorlage" geworden. Wenn wir etwas für unser Leben lernen wollen, müssen wir uns an Jesus halten und seinen Weg nachgehen. Dabei fällt auf, dass Jesus weder Löwe, noch Hase, Gazelle, Nashorn oder Elefant war. Löwe war er nicht, denn er schrie nicht "Ich bin der König der Welt". Er überließ das Urteil über sich den Menschen, die von ihm berührt waren. Er stellte sich nicht über andere, um sie zu beeindrucken oder ihren Beifall einzustreichen, sondern beugte sich hinab zu den Leidenden, Gestrauchelten und den Kindern. Er machte Gott groß, nicht sich selbst. Jesus war auch kein Nashorn. Er ist nicht weggelaufen oder im Staub gekrochen, wenn jemand ihn anklagte oder maßregelte. Selbst im Garten Getsemane bewahrte er seine Würde, die alle vor ihm zurückweichen ließ. Er ließ sich auch angesichts des Todes nicht einschüchtern, sondern ging den Weg im Bewusstsein, dass es Gottes Wille war. Jesus war andererseits aber auch kein Elefant, der austeilte und andere auf ihre Plätze verwies. In den Auseinandersetzungen mit seinen Gegnern ließ er sich nicht provozieren, sondern ließ Raum zur Selbsterkenntnis. Er wandte sich in mancher Situation schweigend ab, verließ das Kampffeld, das ihn nicht interessierte. Mit seinem Leben hat Jesus die Umkehrung unserer Verhältnisse vorgelebt, er hat die Spur gezogen, der wir nachgehen können und sollen. Seit Ostern ist der Weg für uns frei, aus unseren eingefahrenen Wegen auszubrechen und uns der Spur Jesu anzuvertrauen. Jesus zu folgen bedeutet, ihn an uns wirken zu lassen. Das geschieht in drei Phasen: 1 Erkennen und Bekennen
Der Christushymnus besingt Jesus und seine Kraft zu heilen. Seine Wunden am Kreuz sind meine Chance, das Loch in meiner Seele zu füllen. Sie zeigen mir, dass Jesus mich mehr liebt, als irgendein Mitmensch es je könnte. Seine Liebe kann ich aufnehmen in der Gemeinschaft der Christen, beim Singen und der Anbetung, in den kleinen Momenten des Tages, wo ich mir seiner Nähe bewusst werde. Wenn ich mich wie ein Nashorn aufführe, ist das genauso ein Zeichen, dass ich Gottes Liebe zu mir nicht ernst nehme. Meine geschenkten Gaben nehme ich nicht wahr, stattdessen schiele ich zu anderen, die viel mehr glänzen als ich. Auch hier habe ich Lebenserfahrungen gesammelt, die mich in dieser Weise geprägt haben. Die innere Stimme wiederholt Sätze wie "du genügst nicht, deinen Beitrag brauchen wir nicht, es gibt Bessere als dich." Jesus heilt. Er nimmt sich unserer Wunden an, sie sind in seinen Wunden aufgehoben. Er sagt zu, dass alles, was mich ausmacht, von ihm stammt und er mich genau so will, mit meinen Fähigkeiten, aber auch mit meinen Grenzen. Er hat mich nicht geschaffen, dass ich mich verstecke und für mein Dasein entschuldige, sondern dass ich den Platz einnehme, den er mir zeigen will. Auch ein elefantenartiges Verhalten zeigt meine Trennung von Gott und ist Sünde. Ich habe kein Recht, auf den anderen draufzuhauen und ihn zu zerstören, nur weil er meine Position in Frage stellt. Gott wird Recht sprechen, wie es im Christushymnus heißt. Meinen Kontrahenten kann ich sachlich und respektvoll behandeln und ihm die Chance geben, selbst einen neuen Weg zu finden. Jesus hat unsere Sünden ans Kreuz hinauf getragen. Sie sind mit ihm gestorben, wir sind frei für ein neues Selbstwertgefühl, das wir von Jesus lernen können. 2 Öffnen
Kein Unrecht tun
Ein Aspekt ist mir zur Zeit wichtig. Jesus steht zu mir, obwohl ich ihn sicher oft enttäusche, er ist mir treu. Diese Treue möchte ich in meinem Umfeld, besonders in meiner Familie leben. Sie ist kein sehr moderner Wert, denn man nimmt sich doch, was man kriegen kann, und verzichtet nicht um der Treue willen. Doch darin zeigt sich für mich, dass ich mit Jesus kein Unrecht zu tun brauche. Ich muss nicht den Partner wechseln, um damit mein Loch in der Seele zu füllen, das ist geheilt. Jesus liebt mich, ich kann treu sein. Er wird mir die Kraft schenken, diesen neuen und wichtigen Weg zu gehen. Wahrheit sagen
Wie steht es um den Wahrheitsgehalt unserer Aussagen? Dabei geht es ja nicht nur um richtig und falsch, sondern um die Wahrheit, die Jesus verkörpert. Können unsere Gespräche vor Jesus standhalten? Es ist eine einfache Übung, beim gemeinsamen Essen, Jesus als Tischnachbarn willkommen zu heißen. Was reden wir in seiner Anwesenheit? Wieviel Klatsch und Tratsch bleibt auf einmal ungesagt, weil er vor Jesus nicht bestehen kann? Wieviel Verletzendes wird gar nicht erst ausgesprochen, weil wir uns seiner Nähe bewusst sind? Die Wahrheit zu sagen ist ein wichtiger Schritt, das neue Leben mit Jesus praktisch werden zu lassen. Denn unser Reden spiegelt unser Denken, unsere Haltung und unsere Werte wider. Mit unserem Reden können wir Gott die Ehre geben, wie Jesus es tat. Streit nicht eskalieren
lassen
Manchmal spüre ich genau, was Jesus von mir will. Dem will ich nachgehen und in Zukunft still bis 10 zählen und mit Jesus ein Zwiegespräch führen, bevor ich wieder irgendwo Öl ins Feuer gieße. Keine Rachegefühle
pflegen
Wie das zu leben ist, müssen wir für uns entdecken. Ich habe gute Erfahrungen damit gemacht, für die Person, die mich verletzt hat, zu beten. Ich merke, dass Jesus mich von der Last der Verletzung und der Rache befreien will. Er nimmt sich der Situation an. Er will nicht, dass meine Wunde eitert und meinen ganzen Körper, meine ganze Seele vergiftet. Wenn meine Wunde heilt, brauche ich dem anderen nicht mehr zu grollen. Er hat mich um die Erfahrung reicher gemacht, dass Jesus zu mir steht, er wirklich der gute Hirte ist, der mich führt und schützt. Dafür bin ich dankbar. Und Jesus wird schon wissen, wie er mit der Person umgeht, die mich verletzt hat. Das soll mich nicht belasten. 3 Handeln
Dieses Haus ist für mich zum Sinnbild für das Leben geworden. Ich weiß, dass Jesus für mich gestorben und auferstanden ist. Ich weiß, dass das bei mir zur Veränderung führen sollte. Aber ich rede nur davon. Ich habe einen regen Briefwechsel mit Gott: "Herr, ich will ja, aber du siehst doch, das es momentan noch nicht geht..." Vielleicht mache ich so weiter, bis mein Lebenshaus zusammenstürzt und noch andere mit ins Verderben reißt, die von meinen Trümmern getroffen werden. Ich höre aus dem Christuslied heraus, dass ich heute etwas verändern muss, und zwar nicht nur mit Worten, sondern auch mit Taten. Jesus ist mein guter Hirte. Er geht mir voraus, leitet mich und schützt mich. Darauf kann ich mich verlassen und mit dieser Sicherheit im Rücken endlich etwas verändern. Die Sünden darf ich bekennen und mir vergeben lassen. Ein neues Miteinander darf ich einüben und dabei erleben, wie Veränderung eintreten wird. Denn aus oberflächlichen Gesprächen werden Begegnungen, bei denen Jesus zuhört und redet. Streit mündet nicht in Krieg, sondern endet mit Versöhnung. Ich weiß um meinen Wert und muss mich nicht klein machen und meine Gaben vergraben, weil alle anderen scheinbar wertvoller sind. Wenn ich anderen vorangehe, ist das für mich kein Grund zu Stolz und Überheblichkeit, sondern zeigt mir, dass auch ich dienen kann und soll. Treue kann ich leben, weil es nicht mehr darum geht, dass ich möglichst gut wegkomme und alles ausschöpfe, was sich mir bietet, sondern dass Gott geehrt wird und seine Treue erwidert wird. Der gute Hirte geht uns voran, er ist die Schreibvorlage für unser Leben. Wir können ihm nachgehen, dann hat Ostern Fortsetzung in unserem Leben. Cornelia
Trick
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