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Liebe Weihnachtsgemeinde,
So erzählt es die Bibel mit Worten des Propheten Jesaja: „Ein Spross wächst aus dem Baumstumpf Isai, ein neuer Trieb schießt hervor aus seinen Wurzeln." (Jesaja 11,1) Gott bewirkte Weihnachten dieses Wunder, er ließ seinen Sohn Mensch werden in dieser Welt als Hoffnungszeichen und Neuanfang, dass etwas Neues wachsen kann auch in unserem Leben. Menschen, die zur Krippe kommen, sind wie Strandgut, Holzstücke, die von Wind, Wasser, Lebensschicksalen gezeichnet sind. Von der ursprünglichen göttlichen Bestimmung sind sie abgekommen, durchs Leben wurden sie geformt, ausgelaugt und verformt, manche sind gestrandet, im schlimmsten Fall wie Abfall weggeworfen worden. Zur Krippe ruft Gott genau diese Menschen, weil er ihnen ins Herz schaut und darin schon den neuen Anfang sieht. Er ist der Künstler, der aus Treibholz Neues machen will. Der Brief an Titus erhält manche Hinweise, wie Christen sich in der Welt zu bewähren haben. Urdatum, so formuliert es der Autor Paulus, ist Gottes Freundlichkeit und Menschenliebe. Urdatum ist Weihnachten, an dem diese Liebe erschienen ist über dem Stall von Bethlehem. Titus 3,3-8 Aber dann erschien die Freundlichkeit und Menschenliebe Gottes, unseres Retters. Wir selbst hatten keine guten Taten vorzuweisen, mit denen wir vor ihm hätten bestehen können. Nein, aus reinem Erbarmen hat er uns gerettet durch das Bad der Taufe - das Bad, in dem wir zu einem neuen Leben geboren wurden, erneuert durch den Heiligen Geist. Ihn hat er in reichem Maß über uns ausgegossen durch Jesus Christus, unseren Retter. Durch dessen Gnade können wir vor Gott als gerecht bestehen, und darum sind wir auch eingesetzt zu Erben des ewigen Lebens, auf das wir nun hoffen dürfen. Diese Botschaft ist wahr und vertrauenswürdig. Ich erwarte, dass du mit Nachdruck für sie eintrittst und sie weitergibst. Du musst darauf hinwirken, dass alle, die zum Glauben an Gott gekommen sind, sich ernsthaft darum bemühen, das Gute zu tun. Das ist recht und bringt den Menschen Nutzen. Wie die christliche Zeitrechnung vor und nach Christus unterscheidet, bringt Paulus hier ein vor und nach Christus zur Sprache. Vor und nach Christus, so lassen sich Epochen in der Menschheitsgeschichte und im ganz persönlichen Leben einteilen. Vor Christus, so wird uns hier vor Augen geführt, bewegte Menschen die Grundnot, sich nicht zu verstehen, sich nicht einordnen zu können, verirrt, verstrickt und gefangen zu sein und als Tiefpunkt von allem Hass zu erfahren und weiterzugeben. Aber – wer will das schon? Haben wir nicht in uns eine Sehnsucht nach Verstehen und Verständnis, nach Sicherheit und Verlässlichkeit? Sehnen wir uns nicht nach einem klaren Weg, der frei nach vorn führt und keine Fußangeln bereit hält? Ist nicht auch zu diesem Weihnachtsfest die Suche nach Heil und Frieden mit den Händen zu greifen, die allem Hass in persönlichen Beziehungen und auf den Kriegsschauplätzen dieser Welt ein Ende macht? Der Zauber des Weihnachtsfestes geht auf diese Sehnsüchte ein, er lässt uns Luft holen und den Blick auf die Krippe werfen. Wird sich dabei etwas ändern? Doch solange wir selbst das Weihnachtswunder vollbringen wollen, wird nicht wirklich Neues wachsen. Wir pflanzen ein paar Blumen auf ein totes Stück Holz, das Holz wird nicht selbst austreiben. Wir überziehen unsere Probleme mit Schokoglasur. Sie sehen dann aus wie leckere Schokolade. Erst wenn wir diese Schokolade ausprobieren, werden wir merken, es war nur eine Mogelpackung. Der Künstler muss das Treibgut anschauen, um es zum Leben zu erwecken, wie er die tote Wurzel Isais zu neuem Leben erweckte. Deshalb reicht unser kleines Aber nicht, mit dem wir uns gegen die Bedingungen unserer Welt zur Wehr setzen, Schokoguss ist nur Verzierung. Wir brauchen das große Aber Gottes, der von innen her ein Neues schafft. „Aber dann erschien die Freundlichkeit und Menschenliebe Gottes, unseres Retters.“ Paulus nennt das Bad der Wiedergeburt und meint damit offensichtlich die Taufe. Ich möchte es allgemeiner als das Datum verstehen, an dem wir Gottes Angebot annehmen, uns vom Strand aufsammeln zu lassen, damit Gott etwas Neues mit uns beginnen kann. Denn im Gegensatz zum Treibholz können wir Ja oder Nein dazu sagen. Gott weckt uns zu Weihnachten, indem er unser kleines Aber aktiviert, die Sehnsucht nach Heil und Heilung, nach Weg und Ziel, die Sehnsucht nach Geborgenheit und Zur-Ruhe-Kommen. Er ruft uns zur Krippe, dem Ort des fröhlichen Tauschs – Gott wird Mensch, um uns auf den Weg der göttlichen Freiheit zu setzen. Paulus erzählt die Weihnachtsgeschichte noch weiter: Sich als Erben des ewigen Lebens zu verstehen, heißt nichts anderes, als sich darauf vorzubereiten. Nur – das geht genauso schief wie die Geschichte mit dem Bauernhof. Wir sind nicht stark, glaubensgewiss und ausdauernd genug, um dem Erbe gerecht werden zu können. Da braucht es den Heiligen Geist, der uns so verändert, dass wir es schaffen, uns vorbereiten zu können. Gottes Geist verändert uns Menschen, die zur Krippe kommen, so, dass wir in sein Bild hineinwachsen und einmal hineinwachsen können. Erwin Würth aus dem Pfälzer Wald brauchte die Treibholzstücke nicht zu verändern, denn er hatte am Strand Auswahl, er musste nicht jeden Holzsplitter in Bilder fassen. Doch Gott will niemand von uns liegenlassen. Deshalb bearbeitet er uns eher wie ein Schlosser. Der nimmt eine Metallplatte und bringt sie zum Glühen. Mit Hitze lässt sich das Metall nach den Vorstellungen des Schlossers formen. Der Heilige Geist als die Liebe Gottes durchglüht und formt uns. Aus Menschen, die sich nicht verstehen, werden Menschen, die begreifen, annehmen und das Richtige antworten können. Aus Menschen, die sich verirrt haben und sich aus ihren Verstrickungen nicht selbst befreien konnten, werden Menschen, die ihren Weg mit Gott gehen und Freiheit empfinden. Aus Menschen, die vom Hass bitter wurden, werden Menschen, die lieben und vergeben können und die Hoffnung für den Anderen nicht aufgeben. Weihnachten weckt in uns das kleine Aber gegen die Zustände in unserem Leben und unserer Welt. Dieser kleine Protest macht uns aufmerksam auf das Kind in der Krippe, das Gottes großes Aber ist. Wir müssen nicht weitermachen wie bisher. Wir sind nicht dazu verurteilt, als Strandgut zu enden. Wir können neu werden, weil Jesus mit uns tauschen will. Maria und Josef sind von Jesus verändert worden. Sie ließen sich von ihm bestimmen – sind nach Ägypten geflohen, sind ihm nachgegangen, als er als Zwölfjähriger eigene Wege in Jerusalem gegangen ist. Und als Maria Witwe wurde, ist sie weiterhin an Jesu Fersen geblieben. Sie hat Jesus nicht immer verstanden, aber sie ist drangeblieben und gehörte nach Ostern zur ersten Gemeinde in Jerusalem. Auch die Hirten wurden von Jesus verändert. Sie gingen zu ihren Herden und lobten Gott. Aus Menschen am Rande der Gesellschaft wurde eine irdische Engelgruppe, die den Lobpreis der ganzen Welt vor Gott brachte. Und auch die Weisen ließen ihren Weg von Jesus bestimmen, erst rief sie Gottes Licht zu Jesus, dann gingen sie heim auf der Route, die Gott ihnen sagte, nicht auf ihrer eigenen. Wir sind heute mit unseren kleinen Aber eingeladen, Jesus in der Krippe zu begegnen. Er weckte in uns die Sehnsucht nach heilem Leben. Wir können ihm vertrauen, wie viele es vor uns schon getan haben. Seine Liebe durchglüht uns und formt uns so, dass wir in Gottes Bild passen, vorbereitet werden auf das große Erbe und froh unseren Weg in der Begleitung des Lebensretters fortsetzen können, der uns frei sein lässt. 1. Gott, singe mich, ich
will dein Lied sein, / aus deinem Herzen eine Melodie, / bei der sich Kinder
niederlassen / und Feinde an den Händen fassen. / Ich will das Lied
vom Frieden sein für sie. / Gott, singe mich, ich will dein Lied sein.
Cornelia
Trick
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