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Liebe Gemeinde,
Wir merken auch, dieses eine Thema strahlt auf andere Gebetsanliegen aus. Wenn Gott bei diesem Mann in Griechenland nichts bewirkt, bewirkt er dann auch bei anderen Anliegen nichts? Lohnt sich Fürbitte? Könnte ich nicht auch einfach beten: „Der Herr wird es schon recht machen, egal wie“? Ich bin mir sicher, dass fast jede und jeder solche Situationen kennt. Theoretisch wissen wir, dass Gott kann und es gut für uns machen will. Aber es fällt nicht leicht, das auch in konkreten Situationen zu erkennen. Der heutige Sonntag ist dem Thema „Gott bitten“ gewidmet, er heißt im Kirchenjahr Exaudi, „Herr, höre meine Stimme“. Klar ist, wir können nicht immer jubeln, dass alles so wunderbar läuft, sondern werden erinnert, dass wir in allen Fragen und Sorgen des Lebens Grund haben, den Blick zu Gott zu heben. Paulus war mit dieser inneren Müdigkeit vertraut. Er hatte die Gemeinde Korinth gegründet, hatte aber nun eine eher komplizierte Beziehung zu ihr. Die Gemeinde bekam nicht nur Druck von der Umgebung, sondern war verunsichert durch Leute in der Gemeinde, die sich gegen Paulus stellten. Wahrscheinlich waren das Wandermissionare, die in Korinth haltgemacht hatten und Paulus nachsagten, sein Auftreten sei zu schwach, er hätte nicht genug Heiligen Geist. Die Herzen der Korinther flogen wohl diesen beeindruckenden Predigern zu. Paulus wollte sich bei ihnen aus der Ferne Gehör verschaffen, aber das ging über seine Kraft, er wurde mutlos und zweifelte am Sinn seiner ganzen Arbeit. Auf diesem Hintergrund sind die Worte zu verstehen, die Paulus an die Korinther richtete. 2. Korinther 4,16-18
Innen und außen
Das Innere ist die Jesus-Beziehung. Um sie zu stärken, ist es – im Bild gesprochen – nötig, das Ventil zu öffnen um Jesus ins Herz zu lassen. Das Problem der müden Phasen ist, dass wir keine Energie zum Ventil-Öffnen haben. Wir haben den Eindruck, dass doch sowieso alles egal ist. Wie können wir trotzdem diese Kraft Jesu aufnehmen?
Jesus ist der beste Freund an meiner Seite. Er ist wie ein Navi in unbekanntem Gelände, ich kann mich drauf verlassen, dass er mir hilft, den richtigen Weg zu finden. Er ist wie eine Dusche, in seiner Gegenwart kann ich mir allen Frust, alle Wut, negative Gedanken und auch Schuld abwaschen lassen. Er ist wie eine warme Decke, die mich nach solch einer Tiefenreinigung umhüllt und nicht schutzlos dastehen lässt. Jesus ist Bindeglied zu Gott und versichert mir, dass Gott auf meiner Seite ist, und das heißt, alles ist möglich mit Jesus. Da kamen viele Bilder zusammen, die Jesus für uns darstellten. Noch auf dem Heimweg gingen mir diese Bilder im Kopf herum und machten mich glücklich, so einen super Freund darf ich haben.
Wenn das Innere gestärkt wird, verändert sich der äußere Druck. Manches prallt einfach ab. Manches erscheint in neuer Perspektive – bewältigbar. Manches muss ich nicht mehr persönlich nehmen, kann es Jesus abgeben, der teilt den Schmerz. Die Perspektive
Paulus eröffnet den Blick auf die Ewigkeit. Wir sind nicht Spielball von Zeiten, Moden, anderen Menschen und ihren Ansprüchen. Wir sind stattdessen unterwegs zu einem lohnenden Ziel. Das Tor, in das der Ball rollen wird, ist die Ewigkeit bei Gott. Für diese Ewigkeit gibt es verschiedene Beschreibungen in der Bibel, die wie Gleichnisse für eine unbekannte Zukunft sind. Eine Vorstellung besagt, dass Scharen von Menschen, die Jesus in ihrem Leben gefolgt sind, um Gottes Thron stehen werden und ihn loben. Ein anderes Bild beschreibt ein Festmahl, bei dem Jesus der Gastgeber ist. Eine Beschreibung lässt Gott seine Hütte inmitten einer Siedlung haben. Er ist sozusagen Nachbar der Erlösten im Himmel. Alle Bilder haben gemeinsam, dass sie eine große Nähe zu Gott beschreiben. Sie wecken Assoziationen zu Licht, Friede, Sorglosigkeit, Harmonie und Gerechtigkeit. Immer wird Gott zusammen mit anderen gefeiert, sitzen viele um den Tisch, ist Gottes Haus umgeben von vielen anderen. Es wird kein Einzeldate mit Gott im Himmel geben. Und immer ist es ein Nach-Hause-Kommen in die Arme eines liebenden Elternteils, der vorbehaltlos annimmt. Nun wäre es pure Vertröstung, wenn wir erst am Ende unseres Lebens diese Zukunft erreichen würden. Früher sind wir immer wieder Strecken auf Fernwanderwegen gelaufen, z.B. München-Venedig. Wir sind weder in München gestartet, noch jemals in Venedig angekommen. Weil wir nur wenige Tage Zeit hatten, musste ein kleines Stück dazwischen reichen. Doch jede Tagesetappe war das Wandern wert. Die Zwischenziele waren lohnend und sehr gerne würde ich sie noch einmal ablaufen. So ähnlich ist das mit dem Weg zur Ewigkeit. Wir werden einmal in Venedig ankommen, aber das kann dauern. Wie gut, dass es Etappenziele gibt, die eine Ahnung entstehen lassen, dass das Weiterlaufen lohnt. Ein Etappenziel kann eine Gotteserfahrung sein, von Gott angesprochen zu werden und zu fühlen, dass ich ganz persönlich gemeint bin. Etappenziele können Glücksmomente sein, eine Liebe, eine bestandene Prüfung, ein fertiges Werksstück, die Geburt eines Kindes. Momente, in denen die Trennlinie zwischen Himmel und Erde am Horizont verschwimmt. Ein Etappenziel kann eine Versöhnung sein oder ein Wachstumsschritt, der mich voranbringt. Die kleinen Ziele sollten wir würdigen. Sie sind wichtig und bewahren davor, kraftlos auf der Strecke liegenzubleiben. Müde werden wir immer wieder. Gebetserhörungen werden ausbleiben, schwierige Menschen werden uns begegnen, Mauern werden im Weg stehen, an denen wir scheitern können. Da ist es wichtig, unser Inneres füllen zu lassen, um Kraft zum Widerstand und zur Kursänderung zu bekommen. Unser Ziel sollten wir im Auge behalten und die Zwischenstationen genießen, sie sind Ausruhplätze und Vergewisserung, dass Jesus mit uns unterwegs bleibt. „Freut euch darüber, dass eure Namen bei Gott aufgeschrieben sind!“ (Lukas 10,20) Cornelia
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