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Liebe Gemeinde, liebe Schwestern
und Brüder,
Mensch-ärgere-dich-nicht
ist ein Spiel, doch im wirklichen Leben passiert ganz Ähnliches. Wir
können unterwegs nicht stehen bleiben, auch wenn der Augenblick noch
so schön ist. Dabei kommen wir in Gefahrenzonen, müssen Umwege
machen, werden überholt, werden rausgeworfen und werfen andere aus
der Bahn. Als Christen erwarten wir, einmal in der himmlischen Heimat anzukommen,
in der wir Ruhe finden und sicher sind. Doch der Weg ist weit, wir können
müde werden und sogar aufgeben.
So ging es auch den Christen der 2. und 3. Generation nach Jesu Auferstehung. Der Brief an die Hebräer richtet sich an die müde gewordene Gemeinde. Er versucht das Ziel des Lebenswegs, die Ruhe bei Jesus, in den Mittelpunkt zu stellen, um zum Festhalten an Jesus zu ermutigen. Das Ziel, so vermittelt es der Brief, lohnt den ganzen Einsatz. Hebräer 12,12-13 Der Schreiber des Briefes betont im Vorfeld dieser Sätze: Der Weg durchs Leben bedeutet als Christ, durch die Wüste zu wandern wie das Gottesvolk nach dem Auszug aus Ägypten. Die Wüste ist Kampfzone. Es gibt giftige Schlangen und jede Menge Feinde. Die Wüste kann sogar zur Todeszone werden, Wasser und Essen ist knapp. Christen werden müde, weil ihnen die Illusionen genommen werden. Mit Jesus haben sie keinen leichteren Alltag. Die Probleme sind nicht mit einem Schlag alle gelöst, Christen haben nicht automatisch alles im Griff. Gemeinde ist keine Insel der Seligen, sondern in der Gemeinde sind konkrete Menschen mit Ecken und Kanten. Neue Menschen zu gewinnen ist nicht einfach und selbstverständlich, Enttäuschungen und Rückschläge lassen am Glauben zweifeln. Die Themen des Alltags sind so groß, dass das Ziel verdeckt wird. Warum soll man mit Jesus auf dem Weg bleiben, wenn man es wie einen Kreisverkehr empfindet? Der Hebräerbrief nennt drei Strategien zum Wachbleiben. Als erstes fordert er dazu auf, gegen Sünde zu kämpfen. Sünde ist wie ein großer Felsbrocken, der im Weg liegt. Um an ihm vorbeizukommen, werden Irrwege und weite Umwege in Kauf genommen. Den Felsbrocken gar nicht erst in den Weg fallen zu lassen, empfiehlt der Schreiber des Hebräerbriefes. Das gelingt nur, wenn wir an den Maßstäben Jesu festhalten. Dazu gehört, dass wir ehrlich zu uns selbst und zu anderen sind, keine Rolle spielen, sondern zu uns stehen. Dass wir weder uns selbst noch andere verletzen, weil wir Geliebte Gottes sind. Dass wir großzügig leben, weil alles, was wir haben, von Gott geschenkt ist. Jesus gibt sich selbst zum Maßstab: Er vergibt und erwartet das von seinen Nachfolgerinnen und Nachfolgern. Als zweite Strategie nennt der Brief, Jesus als Vorbild zu nehmen. Wie er mit seinem ganzen Leben Gott und den Menschen diente, so erwartet Jesus diese Hingabe auch von uns Christen. Um neuen Mut für den Weg des Lebens zu bekommen, hilft es, Jesus in Anspruch zu nehmen, ihn zu bitten, dass er hilft und von ihm zu erwarten, dass er neue Kraft gibt. Auch das Leid thematisiert der Hebräerbrief. Leid kann helfen, näher zu Jesus zu rücken, alle Hilfe von ihm zu erwarten. Gott zeigt seine Liebe nicht dadurch, dass er Menschen straft, auch wenn der Hebräerbrief schreibt „Wen der Herr lieb hat, den züchtigt er“. Die Pädagogik hat sich in den vergangenen 2000 Jahren verändert. Wir haben erkannt, dass nicht die Prügelstrafe Ausdruck der Liebe ist, sondern die Präsenz mitten im Leid. Gott bleibt dabei, auch wenn wir selbst sprachlos geworden sind, keinen Glauben mehr haben, im Leid völlig versunken sind. Er ist für uns in den Tod gegangen, damit wir leben können. Und in der Erfahrung von persönlichem Leid kommt er uns am nächsten. Keiner kommt so nahe an unser Herz, keiner kann unser Herz so verändern und zur Umkehr bewegen. Seine Nähe ist seine Liebe. Im Leid werden wir reifer, weil Gottes Liebe uns verändert. Das 4-Punkte-Programm des Hebräerbriefes müssen wir in unsere Lebenswelt übersetzen, um wieder wach und voller Kraft den Weg mit Jesus fortzusetzen. Wir haben eine Aufgabe, … Jeder und jede von uns hat Aufgaben von Gott zugeteilt bekommen, es ist nicht egal, ob wir leben oder nicht. Genau Ihr Gebet wird gebraucht, gerade Ihre Ermutigung ist morgen im Büro wichtig, nur Sie können in einzigartiger Weise ihre Umgebung erwärmen. Auftragsgewisses Leben ist nicht egal oder beliebig, es lebt von dem, der den Auftrag gegeben hat und dem, dem der Auftrag zugute kommt. Stellen Sie sich vor, ein Brief wäre zum Briefkasten zu bringen. Draußen ist es kalt und ungemütlich, sie haben schon ihre Jogging-Hose an und vor sich einen heißen Tee. Die Couch ruft. Aber der Brief muss auch noch heute weg. Ich bin sicher, Sie ziehen sich um, packen den Brief und laufen zum Briefkasten. Und der Tee steht noch da, wenn Sie wiederkommen. Mit einem konkreten Auftrag bewegen Sie sich freiwillig, ohne Auftrag wäre wohl die Couch viel attraktiver gewesen. … sind gemeinsam unterwegs. … haben für uns selbst zu sorgen ... Wenn wir mit Jesus unterwegs sind, sollen wir nicht stehen bleiben, aber wir müssen unsere Kräfte einteilen, klug unser Leben gestalten. Wir sollten uns bei Mensch-ärgere-dich-nicht z.B. nicht auf den Startpunkt des Gegners stellen, wenn er alle 4 Figuren noch aufs Feld bringen muss. Wir werden wahrscheinlich beim nächsten Würfeln rausgeschmissen. Klug unser Leben als Christen zu führen, bedeutet z.B. den Sonntag ernst zu nehmen als einen Tag der Ruhe und Gemeinschaft mit Gott. Klug die Kräfte einzuteilen, bedeutet auch, an diesen ruhigen Tagen der Frage nachzugehen, was wir selbst eigentlich wollen, was unser Lebenstraum ist, wie wir Gottes Auftrag hören. Sonst werden wir so leicht fremdbestimmt und wissen am Schluss gar nicht mehr, was wir wollen und wo unser Weg hinführt. Wir werden zu Getriebenen statt zu Beauftragten und Berufenen. Auch das Nein-Sagen gehört dazu. Es ist ein geistliches Übungsfeld, Nein zu sagen, wenn wir uns sicher sind, dass auch Jesus Nein sagen würde. Es allen recht zu machen führt zu einem ständigen Zickzackkurs, der nicht ans Ziel führt. Klug unsere Kräfte einzuteilen, heißt für mich, sichere Menschen zu finden, die meine geistlichen Berater sind, bei denen ich mich nicht verstellen muss und die sich um mich sorgen. Ich bin überzeugt, dass wir alle solche sicheren Menschen in unserer nächsten Umgebung brauchen. Sie helfen uns, im Zweifelsfall einen Gang runterzuschalten, um gar nicht erst auszubrennen. … und brauchen die richtige Nahrung. Einige von uns haben herausgefunden, dass für sie das Singen von Lobpreisliedern, auch Worship genannt, das richtige Benzin ist. Sie tanken damit Liebe Gottes pur. Am Sonntag einen Worship-Gottesdienst erlebt zu haben, gibt ihnen Kraft für die ganze Woche. Sie spüren die Liebe Gottes im Herzen. Es wäre gut, wir alle hätten unseren Zugang zu Gottes Liebe freigelegt und das richtige Benzin für unser Herz gefunden. Ein wesentlicher Kraftstoff steckt auf jeden Fall in der Bibel. In ihr zu lesen ist, wie wenn wir im Sesselllift über einem Skihang schweben, in der Vogelperspektive sehen wir gleichzeitig Start und Ziel. Die Bibel öffnet uns den Blick aus der Vogelperspektive auf unser Leben. Wir sehen den Anfang, den Gott gemacht hat, und wir sehen das Ziel, die Herrlichkeit bei Gott. Wir lernen, dass wir auf dem Weg nicht allein sind und Jesus mit uns geht. Und wir erfahren, dass das Ziel alle Anstrengung wert ist, sogar Leid und Traurigkeit. Müde werden wir immer wieder, doch aufzugeben brauchen wir nicht, denn Jesus stärkt unsere müden Hände und wankenden Knie. Darum verliere ich nicht den Mut. Die Lebenskräfte, die ich von Natur aus habe, werden aufgerieben; aber das Leben, das Gott mir schenkt, erneuert sich jeden Tag. (2.Korinther 4,16) Cornelia
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