|
Liebe Gemeinde, liebe Freunde,
Der bekannte chinesische Missionar Watchman Nee erklärte den Menschen mit diesem einfachen Bild vom Buch und dem losen Blatt, was es heißt, "in Christus" zu sein. Wir sind wie die losen Blätter, die in das Buch Jesus Christus geschoben werden. Unsere Zukunft hängt von Jesus Christus ab. Wir gehen seine Wege mit. Wir werden nicht mit Jesus Christus identisch. Wir bleiben das lose eingelegte Blatt. Aber dieses Blatt wird sich dem Buch anpassen, die überstehenden Ecken werden abgestoßen, der Farbton wird sich annähern. Der Epheserbrief beginnt mit einem Lobpreis. Der Apostel preist Gott, der sich als Erwählender, als Erlösender und als in die Zukunft Führender erweist. Sein Dank gilt Gott, der ihn "in Christus" sein lässt. Wir können diesen Lobpreis als einen überschwänglichen Liebesbrief lesen. Die Inhalte lassen sich in Worten kaum fassen. Sie sprengen den literarischen Rahmen und lassen erahnen, dass der Apostel in diesem Lobpreis mit allen Sinnen und Gedanken bei Gott war und intensiv seine Nähe erfuhr. Der Lobpreis erhob ihn zu Gott und Gott segnete ihn mit seiner Gegenwart. Verstehen kann diesen Lobpreis eigentlich nur, wer selbst diese Vertrautheit mit Gott erlebt hat, sich "in Christus" weiß, die Begeisterung nachvollziehen kann und sich hineinfallen lässt in die Worte des Apostels. So wünsche ich Ihnen und mir, dass wir dieses Liebeslied mitsingen können, uns von ihm zu Gott tragen lassen und wieder neu gewiss werden, dass uns nichts aus dem Sein "in Christus" reißen kann. Epheser 1,3-14 Erwählt von Gott Hier fehlt uns eine Betrachtung darüber, ob alle Menschen erwählt sind oder ob es welche gibt, die nicht zu den Erwählten gehören, die Jesus nicht aufnimmt. Betrachten wir unsere Umgebung, können wir leicht zu dem Schluss kommen, dass es eine 2-Klassen-Gesellschaft gibt. Auf der einen Seite die Christen, die erwählt sind, auf der anderen Seite die Menschen, die nicht aufgenommen werden, die nicht glauben können, für die Jesus Christus immer fremd bleiben wird. Das Zeugnis der Bibel lässt diesen Schluss nicht zu. Wir Menschen sind erwählt, Gottes Ebenbilder zu sein. Wir haben diese Erwählung ausgeschlagen und haben uns von unserem Urbild abgewandt. Das erwählte Volk Israel hat in seiner Geschichte unser Verhalten beispielhaft zum Ausdruck gebracht. Und auch Jesus, der die Botschaft der grenzenlosen Liebe des Vaters zu seinen Kindern verkündete, wurde als Verbrecher ans Kreuz genagelt. Doch mit unserem Verhalten können wir Gottes Erwählung nicht auslöschen. Sie gilt. Sie steht vor unserem individuellen Verhalten, vor unserem Bemühen, von Gott wegzulaufen oder zu ihm zurückzukehren. Er hat es tief in unsere Herzen eingeprägt, dass wir zu ihm gehören. Diese Sehnsucht nach dem Göttlichen regt sich besonders in angstvollen Situationen, bei Grenzerfahrungen der Geburt oder des Todes, in Unsicherheiten vor einer Lebensveränderung oder angesichts einer neuen Herausforderung. Diese Sehnsucht nach einem Göttlichen ist wie ein Memozettel in unserem Herz: Da war doch einer, dem ich mein Leben verdanke - wo ist er zu finden? Der Apostel macht keine Ausführungen dazu, was mit Leuten geschieht, die diese Erwählung nicht anerkennen. Sein Herz ist voller Dankbarkeit, dass er sich erwählt weiß. Und er stellt fest, dass dieses "In-Christus-Sein" auch Folgen für den Alltag hat. Wenn wir in dieses Liebeslied einstimmen, dann stellt sich auch uns die Frage, ob wir hier nur singen, oder auch unser Leben danach gestalten. Wenn Gott uns vorherbestimmt hat, mit unserem Leben ihn zu preisen, dann können wir unser Leben nicht ohne ihn gestalten. Dann können wir es nicht wegwerfen oder es unabhängig von Christus führen, der uns wie ein Buch das lose Blatt umfängt. Spiegelt sich das Lied in unserem Alltag wieder? Sind wir bereit, unsere Konflikte von Christus anschauen zu lassen, sie mit ihm zu besprechen und seine Weisungen zu hören? Haben wir das Vertrauen, dass er, der uns erwählt hat, unser Leben als Lobpreis gestalten kann, über unsere eigene Kraft hinaus? Erlöst von Christus Vielleicht erleben wir das Retten nicht so hautnah. Unser Vorverständnis sagt ja, dass es Gottes eigentliche Aufgabe ist, uns immer und immer wieder zu vergeben. Bei einem so vergebenden Gott brauchen wir uns um unsere Schuld keine Gedanken zu machen, sie wird ja eh vergeben. So stumpfen wir ab, nehmen die Liebe Gottes selbstverständlich, ruhen uns auf ihr aus und merken gar nicht, dass Schuld uns wie Hochwasser die Luft zum Atmen abdrückt. Es reicht eben nicht, um Gottes Vergebung zu wissen, sie muss auch angenommen werden. Und dazu gehört, sich bewusst zu werden, was von Gott trennt und was er von uns nehmen muss, dass wir unseren Platz "in Christus" voller Freude und Offenheit einnehmen. Dieser Neuanfang hat nichts zu tun mit einer ritualisierten Bitte um Vergebung, sondern ist einschneidend wie die Bitte eines Ehepartners, der für eine tiefgreifende Verletzung um Verzeihung bittet. Wird Vergebung gewährt, verändert sie die Zukunft. Die Erlösung durch Jesus Christus hat zum Ziel, den Willen Gottes zu erkennen. Ich stelle mir das ganz bildlich vor. Ich bin ein leeres Blatt, das zwischen den Buchdeckeln hängt. Die Buchstaben der Seiten, zwischen denen ich liege, färben auf mich ab. Ich nehme Gottes Willen an, lasse mich von ihm prägen. Das führt zu Veränderungen. Vielleicht ist es eine gute Übung, einmal zurückzuschauen und festzustellen, wo Christus uns geprägt hat, wo alte Verhaltensweisen überschrieben wurden, was seit dem letzten Jahr zum Beispiel geschehen ist mit uns. Sind wir geprägter von Christus? Ist unsere Bereitschaft zu vergeben gewachsen, unsere Zuversicht auf seine Hilfe, unsere Liebe zu Menschen, die ihren Ort noch nicht "in Christus" gefunden haben? Geführt vom Heiligen Geist Erst mit der Kraft des Heiligen Geistes ist Lobpreis möglich. Durch ihn wird das Verlangen zum Ausdruck gebracht, von Jesu Gegenwart immer mehr ergriffen zu werden, von ihm geprägt zu werden und als loses Blatt einen festen Platz bei ihm zu haben, auf dem er Fortsetzungsgeschichten schreibt. Im Lobpreis kommt Jesu Gegenwart zum Ausdruck, indem das Singen und Beten auf ihn hinweist und zu ihm hin trägt. Die Worte des gesungenen und gesprochenen Lobpreises werden zu Gefäßen, in denen wir Jesus empfangen können und er in unser Leben tritt. Es kommt nicht auf den abwechslungsreichen Inhalt an, nicht auf viele Worte, die besonders originell sind. Wichtig sind die Herzen, die sich Christus hingeben und in die hinein Christus seine Liebesbotschaft schreibt. Der Lobpreis ist ein Ausdruck für die Dankbarkeit des erfahrenen Heils. Natürlich zeigt sich Dankbarkeit in einem Leben, das ganz auf Jesus hin ausgerichtet ist. Aber vor dem Tun kommt das ganz schlichte "danke", die Besinnung auf den Ursprung der Rettung, die persönliche Beziehung zu Jesus, die sich dann natürlich in Taten äußert. Lobpreis ist wie ein Kurzurlaub. Da wird der Alltag für eine begrenzte Zeit ausgeblendet, die bedrückenden Tagesgeschehnisse werden nicht zum Hauptthema, sondern die Seele wird frei, neue Kraft zu empfangen und neue Gewissheit zu bekommen. Nach dem Lobpreis wird der Alltag im neuen Licht erscheinen. Die Prioritäten sind wieder klar. "In Christus Sein" ist Grundhaltung, die uns von menschlichen Zwängen freier, mit unseren Mitmenschen versöhnlicher, angesichts unserer Herausforderungen kräftiger werden lässt. Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns gesegnet hat mit allem geistlichen Segen im Himmel durch Christus. (Epheser 3,1 nach Luther-Übersetzung) Cornelia
Trick
|