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Liebe Gemeinde, liebe Freunde,
Wegen dieser Abhängigkeit vom Du wird aus dem Lieben schnell ein Leiden. Gründe können sein, dass der andere die Liebe nicht erwidert, dass die andere so anders ist oder sich entwickelt, wie ich mir das wünsche, dass ich mit seinem Leid mitleide aus Liebe. Weil Liebe offensichtlich nichts für Feiglinge ist, brauchen wir einen großen Vorrat an Liebe, um nicht zu schnell an unsere Grenzen zu gelangen. Im 1. Brief an die Gemeinde des Johannes thematisiert er, wie wichtig Liebe für die Gemeinde ist und nennt auch die kritischen Punkte, wo Liebe fehlt. Er schreibt diesen Brief, um die Gemeinde stärker an Gottes Liebe heranzuführen. Das kann auch für uns heute eine Hilfe sein. 1 Johannes 4,16 Stellen wir uns ein Elektro-Auto vor, von dem die Kanzlerin derzeit erhofft, dass es bald den Durchbruch schafft und die Benzinfresser vertreibt. Ein Elektro-Auto fährt wunderbar, solange der Akku aufgeladen ist. Immer wieder muss es zur E-Tankstelle, von denen es noch nicht viele gibt. Erfahrene E-Autofahrer kennen ihre Tankstellen. Wer neu auf diesem Gebiet ist, kann leicht in schwierige Situationen kommen – ohne Strom auf dem Feldberg festhängen. Vergleichen wir unser Leben mit einem solchen E-Auto. Wir sind unterwegs auf den Wegen, im Alltag, an Sonntagen und im Urlaub. Unsere Batterie ist geladen, aber wir brauchen regelmäßig Nachschub. Schon zu Beginn unseres Lebens sind unsere Eltern und die engere Familie unsere Ladestationen. Sie geben uns im Idealfall die Gewissheit, gewollt und willkommen zu sein, ein Nest zu haben. Später mit zunehmender Selbstständigkeit tun sich andere Tankstellen auf, Freunde, Partner, Ehepartnerin. Doch reicht das? Die Abstände zwischen diesen Tankstellen sind manchmal sehr groß, auch haben sie nur ein begrenztes Reservoir an Kraft. Die E-Tankstellen können technische Probleme haben, vom Stromnetz kurzfristig abgeschnitten oder von einem anderen Tankenden belegt sein. Unsere Freunde können selbst ausgepowert sein, mit anderen Themen beschäftigt oder einfach überfordert von unserem Liebesbedarf sein. Der Apostel bringt deshalb noch eine andere Kraftquelle ins Gedächtnis. Gott ist Liebe pur. Wer sich an ihn anschließt, hat genug Liebe für ein ganzes Leben, genug für sich selbst und genug zum Weitergeben. Doch wie kommen wir an das Energienetz Gottes heran? Diese Zapfsäule ist so weit entfernt, dass wir sie aus eigener Kraft nicht erreichen können. Deshalb schickte Gott seinen Sohn Jesus in die Welt. Er ist der Tankwart, der uns sicher zu Gottes Liebe führt. Er steht nicht irgendwo unerreichbar am Straßenrand, sondern bietet an, sich zu uns in unser Lebensauto zu setzen und jederzeit zum Auftanken bereit zu sein. Wenn Jesus neben uns sitzt, hat das Folgen. Er bringt uns bei, Gottes Liebe-Tankstelle zu finden und dort zu tanken. Er hilft uns, unser Lebensauto so zu lenken, dass wir Wege finden, die uns weiterführen. Er fasst uns notfalls ins Steuer und korrigiert, reißt weg von Abgründen und bewahrt uns vor Zusammenstößen. Er ermutigt uns, unbekannte Wege auszuprobieren und uns überraschen zu lassen, wie Gottes Liebe auch da wirkt. Gottes Liebe-Tankstelle
aufsuchen:
Nicht jeder erlebt das so in der Familie. Später ist es viel mühsamer zu lernen, doch nicht unmöglich. Vielleicht ist mehr Willenskraft nötig, bewusst den Satz durchzubuchstabieren: „Gott liebt mich und will mich so, wie er mich geschaffen hat.“ Wenn wir mit leerem Tank am Rand liegenbleiben, wenn wir in der Nacht der Seele um Hilfe schreien, dann brauchen wir Gottes Liebe und seine Nähe. Wir werden die Erfahrung machen, dass dann nicht wir hilflos nach Gottes Liebe suchen müssen, sondern er sich uns zeigt. Vielleicht durch einen Anruf von einem guten Freund, vielleicht durch eine Bibelstelle oder einen Psalm, der uns aus dem Herzen spricht, vielleicht durch eine tiefe Ruhe in allem Chaos, die Jesus uns schenkt, um aufzuatmen und Kraft zu schöpfen. Das Lebensauto sinnvoll
bewegen:
Merkwürdig, dass wir mit unserem Lebensauto viel öfter im Kreis fahren. Liegt es daran, dass wir nicht wissen, wohin die Reise gehen soll? Oder daran, dass wir in unsere eigenen Themen so verliebt sind, dass wir nicht häufig genug ums eigene Ich herumfahren können? Oder hat uns niemand gesagt, dass das Leben viel reicher ist, als dieser kleine Kreisverkehr? Jedenfalls will Jesus uns herauslocken und die Abfahrten zeigen, die zum Du führen, zu Menschen, die bereichern, die in Frage stellen, die uns brauchen. Zu Abenteuern, die uns Lebenslust machen und letztlich zu Gott, der mit uns Gemeinschaft haben will. Jesus korrigiert:
Das ist schmerzhaft und auch mit Konsequenzen verbunden. Wenn Jesus mich darauf aufmerksam macht, dass Beziehungen mir schaden und mich von ihm wegbringen, kann ich nicht einfach so weitermachen. Wenn Jesus mich ertappt, wie ich anderen schade, werde ich den Schaden wieder gutmachen müssen. Wenn Jesus meine Route kritisiert, muss ich vielleicht meinen Arbeitsplatz verändern oder andere Stellschrauben drehen. Gut, dass er neben mir sitzt und mich unterstützt. Unbekannte Wege befahren:
Liebe ist nichts für
Feiglinge, sondern für Menschen, die an Gottes Liebe angeschlossen
sind.
Cornelia
Trick
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