|
Liebe Gemeinde, liebe Freunde,
Diese Eröffnungsgeschichte aus der Zirkuswelt ist für mich ein gutes Bild für das Leben mit Gott. Wir sind unterwegs auf der Suche nach Licht, auf der Suche nach ihm. Es gibt manche Lichtkegel, die wir mit Gott verwechseln. Wir räkeln uns darin und wundern uns, dass sie immer nur von kurzer Dauer sind. Wir werden in ständige Unruhe gebracht, dem Licht hinterherzueilen. Dann versuchen wir, das Lebenslicht einzufangen für uns selbst. Doch es bringt uns keine Erleuchtung. Erst wenn das Licht Gottes durch uns strömen kann, wird es dauerhaft hell. Sowohl wir als auch andere stehen im Licht und erkennen Gottes Liebe und Zuwendung. Im 2. Brief an die Korinther beschreibt Paulus dieses Licht, das durch uns leuchten will und uns verändern wird. Das Vorwort – Gottes Licht setzt in Gang 2.Korinther 4,6 Zwei Gotteslichter werden nebeneinander gestellt: Das Licht, das Gott schuf, um in das Chaos und die Dunkelheit der Erde sein Licht zu bringen, das Leben bedeutet. Und Gott bringt Licht ins Verborgene, in den Tresor des Herzens. Das Glaubenslicht entzündet die Erkenntnis, dass Gott in Jesus Christus mich meint, sich zu mir als einzelne Person begibt, in meine Dunkelheit hinein scheinen will. Sein Ziel ist es, dass ich in seinem Licht ihm entgegen leben kann. Gottes Schöpfung im Großen kann sich so in einem kleinen Menschenleben nachvollziehen. Wie die Welt nicht zur Dunkelheit bestimmt war, so der Mensch nicht zur dunklen, orientierungslosen Existenz ohne Lebensperspektive. Kein menschliches Können schafft dieses Lebenslicht, sondern die Tat Gottes, der erleuchtet und die Bildung des erleuchteten Herzens in Gang setzt. So ist das Vorwort zu dem auszulegenden Abschnitt aus dem zweiten Brief an die Korinther die Überschrift für alles Weitere: Gott setzt in Gang, konsekutiv und final:
2.Korinther 4,7-12 Paulus redet von sich im Plural. Er trägt nicht seine Autobiographie vor, sondern schildert die christliche Existenz, wie sie sich auch in seinem Leben abbildet. Er versteht diese Darstellung als Werbung, als Angebot an die Korinther und nun auch an uns heute und hier, in das „Wir“ mit einzustimmen. Er lässt damit die Möglichkeit, Distanz zu wahren, indem das „wir“ durch ein „ihr“ ausgetauscht wird. Das Licht wird entzündet, um das Angesicht Jesu zu sehen. Es gibt Orientierung auf dem Weg, der nur in Verbindung mit Jesus zu Gott führt. Wie dieses Erleuchten aussieht,
zeichnet Paulus nun in einem präziseren Bild. Das Licht kommt ins
Herz nicht wie in einen abgeschlossenen, nahezu unzerstörbaren Tresor,
der seine wertvollen Geheimnisse strengstens verwahrt und nur von wenigen
geöffnet werden kann. Gottes Licht kommt in einen Tonkrug.
Wir wären gerne wie Tresore, mit einem Schatz im Herzen, äußerlich unzerstörbar, innerlich unendlich reich, und selbst bestimmend, wem und wann wir die Tresortür öffnen. Aber die Realität holt uns ein. Wir sind und bleiben zerbrechliche Gefäße wie Paulus sie mit Tonkrügen vergleicht, jederzeit bedroht, ohne besondere Auszeichnungen, die Ewigkeit bedeuten, und meistens schon angeschlagen durch schmerzliche Einwirkungen aller Art. In dieses ungeschützte Leben hinein kommt Gottes Licht. Es macht dreierlei deutlich:
Wie können wir uns selbst in diese Aussage einbringen? 2008 in Deutschland jenseits von Christenverfolgung und Ausgrenzung aufgrund des Glaubens an Jesus Christus? Wir können uns vielleicht behutsam annähern. Statt gleich vollmundig vom Leiden um Jesu willen zu sprechen, ist es vielleicht ehrlicher, vom Leben mit Jesus zu reden. Auch die Jünger, die mit Jesus zogen, lebten erstmal ein paar Jahre mit Jesus, bevor sie mit dem Leiden konfrontiert wurden. Das Leben war wichtige Vorbereitung und Bildungsreise für das Leiden. Sollte es uns da anders gehen? Auch das simple Leben mit Jesus führt zu Bruchstellen: Die Liebe zu Jesus kollidiert mit anderen Interessen. Die Liebe zum Nächsten widerspricht den eigenen Egoismen. Mit Jesus zu leben führt zu Prioritätendiskussionen, was wirklich zählt und wichtig ist im Alltag, führt zu Anfragen an Berufs- und Partnerwahl. Die Liebe zu Jesus ruft zur Verbindlichkeit und deckt pures Eventhopping auf. Diese alltäglichen, durch die Lebensgemeinschaft mit Jesus Christus hervorgerufenen Bruchstellen lassen Licht in die Öffentlichkeit durchscheinen. Sie sind Zeugnis und Auftrag, wie ihn Jesus nach Matthäus 5,13-16 und 28,18-20 formuliert: „Ihr seid Salz der Erde, ihr seid Licht der Welt, gehet hin!“ Die Bruchstellen führen nicht zum Zerbrechen, sondern zum Leben. So zeigen die Bruchstellen des Paulus, wie durch sie Gottes Licht in die Heidenwelt hineinleuchten konnte, und neue Gemeinden entstanden. Durch das Selbstzeugnis des Apostels wuchsen die Gemeinden. Sie lernten, Jesus zu vertrauen, der nicht zerbrechen lässt. Sie machten die Erfahrung von innerer Kraft, die am Leben erhält. Sie erkannten Sinn und Ziel ihres Daseins, in Jesus hinein gebildet zu werden. Paulus öffnet den Blick für eine neue Interpretation des Leidens und Lebens für Jesus: Leiden wird nicht als Prüfung verstanden, die nur bestehen kann, wer bis zum Schluss das Leiden geduldig erträgt, wie die Apokalyptiker Leiden deuteten. Paulus deutet Leiden hier als Zeugnis für die Welt: Gottes Kraft ist in den Schwachen mächtig (2.Korinther 12,9). Jesus Christus - das Licht der Welt Das Bild der Tongefäße, durch deren Bruchstellen Licht dringt, ermutigt zu einem zeugnishaften, durchscheinenden Lebensstil, an dem sichtbar wird, wie die Beziehung zu Jesus Christus das Leben beeinflusst, Entscheidungen berührt, Wege markiert. Es ermutigt zu einem persönlichen Gebetsleben, das sich möglichst eng an Jesus bindet und im alltäglichen Leben diese Beziehung pflegt, um im Ernstfall des Leidens um Jesu willen Vertrauen zu ihm zu haben. Es ermutigt, auch in den Krisenzeiten das Lob Gottes nicht verstummen zu lassen, weil gerade da seine Kraft für andere viel sichtbarer wird, wo wir selbst nicht mehr können. Leben mit Jesus bedeutet ständige Veränderung. Wir können den Alltag als Einübung verstehen, wir werden stark gemacht, auch im Leiden nicht von Jesus zu lassen, auf ihn zu hören, ihm zu gehorchen und ihm zu folgen. Denn es geht nicht zuerst um uns, sondern darum, dass Gott die Finsternis dieser Welt durchdringt und erleuchtet – durch Jesus, das Licht der Welt. Cornelia
Trick
|