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Komm, du lang ersehnter
Jesus, komm und mach uns Menschen frei von der Angst und von den Sünden,
unsre Ruhe in dir sei! Du bist Israels Trost und Stärke, Hoffnung
für die ganze Welt, tiefe Sehnsucht aller Völker, Freude, die
das Herz erhellt.
Liebe Gemeinde, liebe Schwestern
und Brüder,
Die eigene Realität
dagegen gleicht oft mehr einem Fischerboot bei Ebbe, Die Adventszeit lässt uns der Sehnsucht nachspüren, die Herzen öffnen für sein Kommen. Sie nimmt uns mit, Jesus zu begegnen, der Flut, die uns wieder see- und lebenstüchtig werden lässt. Hoffnung für die ganze Welt Römer 5,1-5 Zuallererst, wir haben Frieden mit Gott, das lässt uns für die Welt hoffen. Hoffnung für die ganze Welt zu haben, bedeutet nicht, mit eigenen Kräften die Klimakatastrophe abzuwenden, die Kriege abzuschaffen, den Hunger zu verhindern, soziale Gerechtigkeit zu gewährleisten oder Krankheiten zu besiegen. Diese Hoffnungen werden sich nicht erfüllen, da wir Menschen nicht fähig sind, von uns heraus friedlich zu leben, sozialen Ausgleich zu schaffen und auf eigene Privilegien uneigennützig zu verzichten. In der ZEIT vom 26.10.09 (44/09) wurde in einer eindrücklichen Studie entwickelt, dass keine Spezies eine ähnliche Aggressionsbereitschaft besitzt wie der Mensch. Wir erleben es jeden Tag aufs Neue mit Blick auf die Nachrichten, dass nur Erziehung, Kultur und Normen uns davon abhalten, aufeinander loszugehen. Hoffung für unsere
Welt setzt auf Hilfe von außen. Den lang ersehnten Jesus erwartete
das Volk Israel und die jüdische Tradition las messianischen Befreier:
Jesus, so bezeugt es die Bibel, ist der Retter, der von Gott gesandt und im Volk Israel verwurzelt ist. Jesus bringt den Frieden mit Gott, denn die Menschen, die vom Bösen wie Geiseln festgehalten werden, löst er aus und lässt sich für sie austauschen. Er macht sich zur Geisel des Bösen, lässt sich töten und bricht damit den Fluch, der auf der Menschheit lastet. Mit ihm sind Menschen frei, sich nicht länger vom Bösen bestimmen zu lassen, sondern den Weg mit Gott zu gehen. Mit ihm, das heißt, indem sie sich an Jesus klammern, werden sie diesen Weg in die Freiheit finden, werden sie fähig, Frieden zu halten, auf eigenen Vorteil zu verzichten und andere zu achten. Wer sich an Jesus klammert, so führt es Jesus aus, bekommt von ihm einen Schlüssel überreicht. Er passt ins Schloss zum „Raum der Gnade“. Wie können wir uns den von Paulus benannten „Raum der Gnade“ vorstellen? In dem eindrücklichen Bestseller von Neil Young, Die Hütte, wird dieser Raum als Küche mit einem einladenden Küchentisch beschrieben, an dem eine liebevolle Mama für den Protagonisten da ist und ihn mit allen seinen Zweifeln und Wunden erwartet, aufnimmt, umsorgt, unterrichtet, weiterführt. Den Raum der Gnade können wir uns nur mit menschlichen Bildern vorstellen. Aber warum nicht als einen warmen Ort, an dem Gott auf uns wartet? Wo wir uns bewusst werden können, wie unser Zustand ist, wo wir auch sagen können, dass wir uns wie ein gestrandetes Fischerboot fühlen? Es ist ein Ort, an dem Gott uns seine Liebe zuspricht, uns unsere Lasten abnimmt und Schuld vergibt, an dem er Wunden heilt und den Blick auf die Zukunft richtet. Und wenn wir diesen Ort verlassen, sind wir erlöst und befreit, die Sehnsucht ist zumindest jetzt gestillt, wir sind frei von Angst und Sünde, wie es in dem Adventslied heißt. Hoffnung für die ganze Welt ist Hoffnung auf Gott, der uns einlädt, uns an Jesus zu klammern und frei zu werden von den Geiselnehmern, die uns im Griff haben. Hoffnung in Bedrängnissen Unsere Leiden und Bedrängnisse sind andere. Vielleicht zweifelt jemand an Gott, weil sein kleines Leben nicht vom Fleck kommt und er nicht erkennt, dass sein Fischerboot wieder seetüchtig wird. Vielleicht ficht jemand an, dass sie keine Leute mit Jesus in Berührung bringen kann, vielleicht ist es eine Krankheit, die an Gottes Liebe irre werden lässt. Vielleicht ist es einfach die alltägliche Erschöpfung, die keine Zeit mehr lässt, Gottes Gnade aufzunehmen und seine Kraft zu tanken. Negatives wird nicht ausgeblendet oder zurechtgerückt. Paulus hilft, einen realistischen Blick auf die Welt und das Leben zu richten. Doch Bedrängnisse können Geduld fördern. Geduld wird möglich, wenn wir uns festhalten an Gottes Versprechen, uns zu leiten, wie es auch im Adventslied heißt: „Leite uns in allen Dingen durch den Geist, der uns vertritt.“ Geduld meint, einen Zustand, eine Phase passiv zu ertragen, sich zu fügen und still zu halten. Sind solche Zeiten durchstanden, ist neues Vertrauen gewachsen. Gott geht mit und lässt nicht los. Es gibt keinen freien Fall nach unten. Aktiv werden wir bei der Bewährung unseres Glaubens. Jetzt geht es nicht mehr darum, eine Phase durchzustehen, sondern auch gegen Zweifel, Bedrängnisse und Feindschaft das Leben mit Jesus festzuhalten. Helfen kann uns wieder der Schlüssel zum Gnadenraum, in dem wir neue Orientierung bekommen und neue Kraft zum Festhalten an Jesus. Hoffnung ist in diesem Prozess von Bedrängnis zu Geduld und Bewährung gewachsen. Denn die Gnade Gottes trägt, sie ist die Liebe Gottes, die in uns immer mehr Raum einnimmt und uns zu Gott zieht. Nach durchstandenen Bedrängnissen ist die Hoffnung gestärkt. „Komm, du lang ersehnter Jesus“:
Cornelia
Trick
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