Kaleb
Gottesdienst am 09.08.2009

Liebe Gemeinde, liebe Schwestern und Brüder,
eine Frau stürzte von einer Klippe, unter ihr das tosende Meer. Beim Abrutschen bekam sie gerade noch einen Ast zu fassen und klammerte sich an ihm fest. Doch ewig würde der Ast sie nicht halten und auch ihre Kraft ließ schnell nach. In ihrer Todesangst schrie sie zu Gott: „Gott, wenn es dich gibt, dann rette mich, und ich werde an dich glauben.“ Da hörte sie deutlich eine Stimme, die zu ihr sagte: „Das sagen alle Leute, wenn sie in Not sind.“ Die Frau wandte in ihrer Verzweiflung ein: „Nein, bei mir ist es anders. Ich will dann wirklich glauben.“ Da sagte die Stimme: „Gut, ich rette dich. Lass den Ast los, dann werde ich dich auffangen. Dir wird nichts passieren.“ „Den Ast loslassen? Bin ich verrückt?“, empörte sich die Frau.

Sicher, wir hängen jetzt nicht alle über einer Klippe. Aber die Situation ist doch nicht unbekannt. Da schlage ich mich mit einem Problem herum, bitte Gott, dass er mir hilft. Und er macht mir deutlich, dass ich dieses Problem ihm überlassen soll. Aber kann ich das? Halte ich es nicht lieber selbst fest?
Beeindruckend ist Kaleb mit einer solchen Situation umgegangen. Sein Leben zu betrachten, hilft, selbst vertrauender, mutiger und zielorientierter zu leben.

Kaleb

Kaleb war ein Abgeordneter seines Stammes Juda. Mose hatte die Israeliten aus Ägypten herausgeführt; sie waren in der Wüste unterwegs, um zum Gelobten Land zu kommen. Mittlerweile hatten sie die Südspitze des Landes Kanaan erreicht. Die Landnahme stand unmittelbar bevor. Gott hatte Mose befohlen, von jedem der 12 Stämme einen Abgeordneten anzufordern. Die 12 sollten dann gemeinsam als Spione ins unbekannte Land gehen und erste Eindrücke über dieses Land sammeln. Bei diesen 12 Kundschaftern waren auch Kaleb und Josua, dieser vom Stamm Ephraim. Sie kamen ins neue Land und sahen schnell, dass es sehr fruchtbar war. Übergroße Weintrauben Weintraubenund wunderbare andere Früchte wuchsen dort. Aber sie trafen auch bald auf befestigte Städte mit hohen Stadtmauern und groß gewachsenen Einwohnern. Um die Fruchtbarkeit des Landes zu dokumentieren, nahmen sie nach ihrer 40-tägigen Erkundungsreise eine Weintraube mit, die sie zu zweit tragen mussten, sowie andere Früchte. Doch im gleichen Atemzug, wie sie von Milch und Honig berichteten, erwähnten die Kundschafter auch die starken Bewohner, die sie als Nachfahren des Riesen Anak titulierten. Alle bis auf Kaleb und Josua. Die beiden warnten nicht vor den starken Bewohnern, sondern waren fest überzeugt, das Land einnehmen zu können, so wie es Gott Mose versprochen hatte. Die 10 anderen Kundschafter steigerten das Horror-Szenario. Sie streuten Gerüchte, nach denen das Land seine Bewohner auffressen würde und die Israeliten im Vergleich zu den Einwohnern wie Heuschrecken aussehen würden.

Natürlich verfiel das Volk wieder in sein altes Verhaltensmuster. Sie fingen an zu murren, riefen nach der goldenen Vergangenheit in Ägypten und wollten sogar einen Hauptmann bestimmen, der das Volk wieder zurück nach Ägypten führen sollte. Und wer die Geschichte genauer kennt, weiß, dass sie sich nach der Sklaverei in Ägypten sehnten, nicht etwa nach einem sorglosen Leben in Saus und Braus.

Kaleb setzte mit Josua noch mal an, um das Volk zu ermutigen. Er war überzeugt, dass Gott ihnen das Land geben würde, ihnen gnädig sein würde. Er warnte davor, die Angst vor den Fremden größer werden zu lassen als das Vertrauen zu Gott. Das, so sagte er, wäre Abfall vom Herrn.

Nun griff Gott ein. Er wollte das Volk strafen, es töten und mit Mose einen neuen Anfang machen. Doch Mose flehte Gott an, noch einmal zu vergeben, damit die umliegenden Völker sehen konnten, dass Gott stärker war, sogar stärker als ein verzagtes, mutloses Völkchen in der Wüste.  Darauf ließ Gott sich ein und vergab, allerdings mit Konsequenzen. Niemand sollte lebend das Gelobte Land betreten bis auf Kaleb und Josua. 40 Jahre sollten sie durch die Wüste ziehen, für jeden Kundschafter-Tag ein Jahr, bis alle jetzt Lebenden über 20 Jahre gestorben wären, eben bis auf Kaleb und Josua. Die 10 Kundschafter, die Gott nichts zugetraut hatten ließ er durch die Pest sterben.

Die ausführlich geschilderte Szene kurz vor dem Ziel beleuchtet vor allem Kaleb und sein Verhältnis zu Gott.

Kaleb und seine Treue

Nur meinen Knecht Kaleb, weil ein anderer Geist in ihm ist und er mir treu nachgefolgt ist, den will ich in das Land bringen, in das er gekommen ist, und seine Nachkommen sollen es einnehmen. (4.Mose 14,24)

Kaleb war treu und Gott gehorsam. Er hatte den Auftrag, das Land zu erkunden und vertraute Gott. Das Volk dagegen hatte alles vergessen, was Gott schon getan hatte. Die Angst vor den Riesen verstellte den Blick für das fruchtbare Land, und man wollte lieber fliehen, als sich der Herausforderung stellen. Im Gegensatz zum Volk erinnerte sich Kaleb an Gottes Zusage, Israel in sein Land zu führen. So konnten ihn die Riesen nicht schrecken. Er sah hinter den sehr großen Menschen den noch größeren Gott, der seine Sache führen würde. 

Von Kaleb wird gesagt, dass er einen anderen Geist hatte. Es ist wohl der Geist Gottes, der ihn mit Gott ganz eng verband und ihm diesen Blick auf Gottes Möglichkeiten schenkte.

Kaleb und sein Mut

Kaleb aber beschwichtigte das Volk, das gegen Mose murrte, und sprach: Laßt uns hinaufziehen und das Land einnehmen, denn wir können es überwältigen.(4.Mose 13,30)Das Land, das wir durchzogen haben, um es zu erkunden, ist sehr gut. Wenn der HERR uns gnädig ist, so wird er uns in dies Land bringen und es uns geben,  ein Land, darin Milch und Honig fließt. Fallt nur nicht ab vom HERRN und fürchtet euch vor dem Volk dieses Landes nicht, denn wir wollen sie  wie Brot auffressen. Es ist ihr Schutz von ihnen gewichen, der HERR aber ist mit uns. Fürchtet euch nicht vor ihnen! (4.Mose 14,7-9)
 

Es gibt ein Sprichwort, das sagt: Wenn du aus der Masse heraustrittst, wirst du zur Zielscheibe. Kaleb stand mit Josua allein gegen 10 Kundschafter und das ausgebrachte Volk. Ihn unterschied von den anderen sein Glaube. Sowohl die 10 als auch Kaleb und Josua sahen die Zustände im Gelobten Land. Beide nahmen die Realität wahr. Die 10 Kundschafter sahen die Riesen und verglichen sich selbst mit ihnen. Da schnitten sie selbst schlecht ab, sie fühlten sich im Verhältnis zu den großen starken Menschen wie Heuschrecken. Kaleb sah die Realität und dahinter Gott. Er war realistisch, aber gläubig realistisch. Er verglich sich nicht selbst mit den Riesen, sondern verglich Gott mit ihnen. Im Vergleich zu Gott waren die Riesen so klein, dass sie eine Mahlzeit für die Israeliten darstellten, je größer desto besser. 

Kaleb konnte mutig sein, weil er Gottes Auftrag gehorchte und sich sicher war, dass Gott ihn mit diesem Auftrag nicht allein lassen würde. Ich wünsche mir diesen Mut. Wir haben vor ein paar Wochen einen Kindererlebnistag vorbereitet. Vieles war im Vorfeld unklar, die Infos des Mitarbeiters, der die Leitung hatte, kamen zögerlich und spät. Eigentlich waren wir nahe daran, das Projekt abzublasen. Doch da waren einzelne Stimmen, die sprachen mit diesem Mut Kalebs. Sie sagten: Wir sollen diesen Tag durchführen, Gott will, dass wir uns um die Kinder kümmern. Wir werden es jetzt einfach so machen, wie es geht, alles Weitere ist Gottes Sache. – Wir hatten einen wunderbaren Tag mit nicht so vielen Kindern, wie wir erwartet hatten, aber als Mitarbeiter, die sich voll von Gott unterstützt wussten.

Kaleb hatte den Mut, allein gegen die Masse zu stehen, es drohte ihm sogar Steinigung, hätte Gott selbst sie nicht verhindert. Diesen Mut brauchen wir, denn Gottes Willen zu tun, bedeutet nicht immer, bei der Mehrheit zu sein.

Kaleb und sein Glaube

Kaleb zu Josua: So gib mir nun dies Gebirge, von dem der HERR geredet hat an jenem Tage; denn du hast's gehört am selben Tage, dass dort die  Anakiter wohnen und große und feste Städte sind. Vielleicht wird der HERR mit mir sein, damit ich sie vertreibe, wie der HERR zugesagt hat.(Josua 14,12)

Das Geheimnis von Kaleb war sein Glaube. Nach 40 Jahren Wüstenwanderung endlich in Kanaan angekommen, hätte er sich auch ein einfacheres Stück Land aussuchen können, als ein Gebirge, das von Riesen bewohnt wurde. Doch auch im stolzen Alter von 85 Jahren lebte Kaleb nach dem Motto: Je größer die Herausforderung, je größer die Möglichkeit, Gott zu erleben. So wundert es nicht, dass er mit Gottes Hilfe die Riesen dauerhaft vertreiben konnte und mit seiner Sippe auf dem Gebirge Hebron sesshaft wurde. Während der Auseinandersetzungen mit dem Volk Israel wurde Kalebs Glaube dreimal erwähnt:

4.Mose 14,8: „Ich aber folgte dem Herrn, meinem Gott, treulich.“ Kaleb redete hier von sich selbst und seiner Einschätzung des Glaubens. Er rühmte sich nicht vor anderen, sondern stellte nüchtern fest: Ich war Gott treu. Wie rede ich über meinen Glauben? Kann ich von mir sagen, dass ich Gott treu bin, auf ihn höre und nichts lieber will, als für ihn dazusein? Und kann ich wie Kaleb von Erfahrungen berichten, wie ich in Herausforderungen ganz neu Gott kennen gelernt habe und mutig wurde?

4 Mose 14,9: Mose: „Du bist dem Herrn, meinem Gott, treu gefolgt.“ Hier gab der geistliche Vater, der Vorgestzte Kalebs ein Zeugnis von Kaleb. Haben wir jemand, der zu unserem Glauben etwas sagen kann? Gibt es in unserem Leben einen geistlichen Vater, eine geistliche Mutter, die soviel von uns weiß, dass sie es beurteilen kann? Und wollen wir ihr Urteil überhaupt hören? Vielleicht wäre es mal gut, nachzufragen, was der andere von unserem Glauben hält. Vielleicht würde es uns die Augen öffnen und helfen zu wachsen.

4.Mose 14,14: „Darum wird Kaleb Hebron bekommen, weil er dem Herrn, dem Gott Israels, treu gefolgt ist.“
Hier hören wir Gottes Urteil über Kalebs Glauben. Gott bescheinigte ihm, dass er sein Lebensziel erreicht hatte. Er würde Hebron bekommen. Übertragen können wir das auf unser Leben. Gott verteilt keine Grundstücke als Lebensziele, sondern lädt in seine Herrlichkeit ein. Wenn er zu uns sagt: Du bist aufgenommen, dann bedeutet es, wir dürfen bei Gott sein in Ewigkeit. Unser Glaube ist zum Ziel gekommen. In allen Lebensherausforderungen und Gebirgen hat sich Gott als der Größere erwiesen. Am Ende wird das ganz klar.

Kaleb und ein ganzes Leben Glaube

Gewöhne einen Knaben an seinen Weg, so lässt er auch nicht davon, wenn er alt wird.(Sprüche 22,6)

Kaleb können wir über eine lange Zeit begleiten. Als er jung war, hatte er den Mut, allein dazustehen gegen die Mehrheit. Lieber wollte er tot sein, als Gottes Auftrag verraten. Lieber wollte er gesteinigt werden, als Gottes Verheißungen zu vergessen.

Als Kaleb in den „besten Jahren“ war, wanderte er mit einem immer wieder schuldig gewordenen und zweifelnden, murrenden Volk 40 Jahre durch die Wüste. Er übte sich in Geduld. Gottes Zusage, dass er lebend ins Land der Verheißung kommen würde, hatte er in diesen langen, einsamen Jahren nicht vergessen. Und er blieb bei diesen Leuten, deren Blick so begrenzt war auf die eigenen Sorgen und Nöte und die einfach nicht Gottes Gegenwart erkennen konnten. Das ist bewundernswert und nachahmenswert. Wie oft denke ich, dass ich es keine Minute länger aushalte bei Leuten, die meinen Blick auf die Situation nicht teilen können. Kaleb ging mit solchen Leuten 40 Jahre solidarisch durch den Sand.

Im Alter, mit 85 Jahren, zeigte Kaleb noch einmal seinen starken Glauben. Er ging aufs Gebirge, legte sich mit Riesen an und durfte Gott dabei erfahren. Wieder schaute er nicht auf sich und seine kleine Kraft, sondern auf Gottes Kraft.

Kaleb und wir

Kaleb hat heute zu uns als Gemeinde gesprochen. Er hat das nächste halbe Jahr in Augenschein genommen und sagt uns: Es wird ein fruchtbares Halbjahr. Aber da sind auch manche riesigen Herausforderungen und gebirgige Wegabschnitte. Was machen wir? Jammern, murren und klagen? Oder sehen wir Gott in Jesus Christus, der sich als unser Herr erweisen will gerade in den Schwierigkeiten? Setzen wir als Gemeinde unser ganzes Vertrauen auf den Herrn, lassen wir ihn in unserem Alltag Freiraum und bitten wir um den Blick, der ihn über allem stehend erkennt.

Psalm 139,1-3 und 23-24

Ein Psalm Davids, vorzusingen. HERR, du erforschest mich und kennest mich. Ich sitze oder stehe auf, so weißt du es; du verstehst meine Gedanken von ferne. Ich gehe oder liege, so bist du um mich und siehst alle meine Wege. Erforsche mich, Gott, und erkenne mein Herz; prüfe mich und erkenne, wie ich's meine. Und sieh, ob ich auf bösem Wege bin, und leite mich auf ewigem Wege.
Cornelia Trick


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