Jesus lädt ein
Gottesdienst am 27.09.2009

Liebe Gemeinde, liebe Freunde,
Jesus lädt uns heute ein, mit ihm Abendmahl zu feiern. Er ist der Gastgeber. Er eröffnet das Mahl mit seinem Willkommen, er empfängt uns und lässt uns das erzählen, was wir hierher mitgebracht haben, unsere Glaubensproben, wie wir gewartet und gehofft haben und sich immer noch nichts tut, unsere Trauer über liebe Menschen, die nicht mehr sind, unsere offenen Fragen, die uns bedrücken und ruhelos nach Antworten suchen lassen, unsere Wunden an Leib und Seele, die wir Jesus zeigen möchten, dass er sie heilt, unseren inneren Stress, mit dem wir hier ankommen und der uns ständig auf die Uhr schauen lässt, weil Termine uns jagen. So kommen wir hier an, und Jesus erwartet uns.

Eine ähnliche Situation erzählt uns der Evangelist Markus. Jesus war mit seinen Jüngern unterwegs in Galiläa. Um sie auf die Zeit nach Ostern vorzubereiten, schickte er die Jünger zwei und zwei in die umliegenden Dörfer. Sie hatten nichts dabei und waren angewiesen darauf, dass Leute sie aufnahmen und versorgten, nachdem die Jünger ihnen von Gott, Jesus und Gottes Willen für ihr Leben erzählten. Nach einiger Zeit sammelten sie sich wieder bei Jesus. 

Markus 6,30-32

Und die Apostel kamen bei Jesus zusammen und verkündeten ihm alles, was sie getan und gelehrt hatten. Und er sprach zu ihnen: Geht ihr allein an eine einsame Stätte und ruht ein wenig. Denn es waren viele, die kamen und gingen, und sie hatten nicht Zeit genug zum Essen. Und sie fuhren in einem Boot an eine einsame Stätte für sich allein.

Ankommen

Jesus erwartet die aufgeregten Jünger, die es gar nicht erwarten konnten, Jesus von ihren Erlebnissen zu erzählen. Jesus könnte sie gleich weiter an die Arbeit schicken. So viele Leute belagerten ihn gerade, da wäre doch jede Hilfe nötig gewesen. Doch er sieht die Erschöpfung seiner Freunde, er erkennt ihren Hunger, den sie in dem Gewusel um sich herum nicht stillen können. Er weiß, was sie jetzt brauchen, einen ruhigen Ort für sich, ganz allein und ohne weitere Forderungen an sie. 

So begegnet Jesus uns auch heute Morgen. Er nimmt uns in Empfang mit all unseren Erfahrungen und Erlebnissen, und bevor er uns wieder ins Alltagsgetümmel lässt, schickt er uns in die Einsamkeit. Er lädt uns ein, unseren Hunger zu stillen, er mutet uns zu, über Vergangenes nachzudenken, das Gewesene noch einmal an unserem inneren Auge vorüberziehen zu lassen. Er gibt uns die Möglichkeit zu sortieren, was wir loslassen können und was wir aufheben wollen, weil es wichtig für die nächsten Schritte ist.

Einsamkeit, in die Jesus uns heute Morgen schickt, lässt uns in unserer Seele aufräumen, es ist Gartenarbeit im inneren Garten. Wenn wir uns darauf einlassen, werden wir Platz für Neues schaffen, bereit werden für eine neue Gottesbegegnung. Es ist ja merkwürdig in diesem Bericht, dass Jesus die Jünger erstmal allein zu dem einsamen Ort schickt. Man sollte doch erwarten, dass er immer bei ihnen bleibt. Aber der Akzent verdeutlicht, was dieser einsame Ort für die Jünger bedeutet, es ist die Vorbereitung auf eine neue Erfahrung mit Jesus, die erst Platz hat, wenn Ordnung in der Seele ist.

Lassen wir uns jetzt einige Augenblicke Zeit, um diesen einsamen Ort aufzusuchen und frei zu werden für das Neue, das Jesus uns heute zu sagen hat.

Stille

Lied
Meine Hoffnung und meine Freude, / meine Stärke, mein Licht: / Christus, meine Zuversicht, / auf dich vertrau ich und fürcht mich nicht, / auf dich vertrau ich und fürcht mich nicht.
T: (Nach Jesaja 12,2) Taizé 1989 (deutsch). M: Jacques Berthier, Taizé (Frankreich)1989, Q: Herder Verlag, Freiburg i. Br.

Seelsorge

Markus 6,33-34

Und man sah sie wegfahren, und viele merkten es und liefen aus allen Städten zu Fuß dorthin zusammen und kamen ihnen zuvor. Und Jesus stieg aus und sah die große Menge; und sie jammerten ihn, denn sie waren wie Schafe, die keinen Hirten haben. Und er fing eine lange Predigt an.

Jesus folgt den Jüngern, doch wird er von herbei eilenden Menschen aufgehalten. Er sieht diese Leute und erkennt ihre Not. Sie sind orientierungslos, zerstreut und bedroht wie eine Schafherde, die keinen Hirten hat. Jesus reagiert nicht mit Lebenshilfe, Heilung oder Gespräch, sondern mit einer Predigt, sogar einer langen Predigt. Zu gerne wüsste ich etwas über die Inhalte. Ich stelle mir vor, dass es eine typische Jesus-Predigt ist, denn sonst wäre das Außergewöhnliche sicher in Erinnerung geblieben. Eine typische Jesus-Predigt handelt von Gott, der seine Geschöpfe sucht wie Adam und Eva im Paradies nach dem Sündenfall. Doch seine Geschöpfe laufen vor ihm weg aus Angst, von ihm für ihre Untreue, ihren Kleinglauben und ihre fehlende Liebe zum Mitmenschen bestraft zu werden. Jesus redet darüber, dass Gott seinen Sohn geschickt hat, um den Menschen eine unmissverständliche Botschaft zu bringen: „Gott liebt euch. Er geht euch nach und baut eine stabile Brücke über den Graben der Trennung. Gott möchte euch als seine Kinder in die Familie aufnehmen und euch Vater sein.“ 

Jesu Predigt löst Betroffenheit aus, denn jeder Einzelne fühlt sich angesprochen. Die Liebe Gottes führt zur Umkehr und neuen Hinwendung zu Gott. Wenn Gott mich sucht, dann will ich mich finden lassen.

Jesus redet auch als der Auferstandene zu uns. Seine Predigt ist konkreter. Wir kennen die Brücke, die Gott uns gebaut hat. Es ist Jesu Tod für uns. Sein Kreuz bringt uns zurück zum Vater. So führt Jesu Predigt zum Bekenntnis als Antwort auf Gottes Suchen. Wir sind eingeladen, unsere Eigenmächtigkeit, unsere Treulosigkeit und unsere Lieblosigkeit einzugestehen und sie Gott zu nennen. So werden wir wie die Menschen um Jesus und wie die Jünger, die an ihrem einsamen Ort auf Jesus warten aufgerufen, das, was mit Gott nicht im Einklang ist, zu beichten und vergeben zu lassen.

Sündenbekenntnis

Barmherziger Gott, höre unser Bekenntnis: Böses vergalten wir mit Bösem. Lüge und Herrschsucht gaben wir Raum. Vom Streben nach Besitz ließen wir uns bestimmen. Dem Hilferuf der Notleidenden versagten wir uns. Dem Unrecht widerstanden wir nicht. Vergebung verweigerten wir. Allmächtiger Gott, wir bitten dich: Sieh hinter die Masken, die wir tragen. Vergib unsere Schuld und verwandle uns in dein Bild.

Mahlgemeinschaft

Markus 6,41-44

Und er nahm die fünf Brote und zwei Fische und sah auf zum Himmel, dankte und brach die Brote und gab sie den Jüngern, damit sie unter ihnen austeilten, und die zwei Fische teilte er unter sie alle. Und sie aßen alle und wurden satt. Und sie sammelten die Brocken auf, zwölf Körbe voll, und von den Fischen. Und die die Brote gegessen hatten, waren fünftausend Mann.

Inzwischen ereignete sich die Brotvermehrung, aus fünf Broten und zwei Fischen wurde mehr, als 5000 Menschen essen konnten. KörbeDie Brotvermehrung bedeutet, dass Jesu Zuwendung für alle reicht, alle Nationen, Menschen jedes Alters und jeder Vorgeschichte. Die entgrenzende Liebe Gottes wird bewusst durch das vorbehaltlose Austeilen des Brotes. Jesus teilt das Brot, nachdem er zum Himmel blickte, ein Bild für die Vollmacht, die Gott ihm zum Austeilen gibt. 

Jesus teilt Brot aus und damit sich selbst. Der Evangelist Johannes überliefert ein Wort Jesu so: „Ich bin das Brot des Lebens. Wer zu mir kommt, den wird nicht hungern und wer an mich glaubt, den wird nicht dürsten.“ (Johannes 6,35) Satt zu werden, bedeutet, von Gott geliebt zu sein und angekommen zu sein bei dem, der mich will. Kraft zum Leben zu haben, weil man weiß, woher man kommt, wozu man lebt und wohin man geht.

Nachdem Jesus das Brot verteilte, blieben 12 Körbe übrig. Warum sammelte man das Brot in Körbe? Für mich ein Hinweis, dass dieses Brot zum Weitergeben gedacht war. Jesus teilt aus und erwartet, dass wir von dem weitergeben, was wir empfangen haben. Nur werden wir heute keine Brotkörbe mitnehmen und sie morgen verteilen. Aber dieses Brot, mit dem Jesus sich mit unserem Leben verbindet, sagt viel mehr aus. Wir können Gottes Liebe in unsere Umgebung tragen, den Menschen mit dem Erbarmen begegnen, mit dem Jesus der Menge begegnet ist. Wir können großzügig sein, da Jesus uns alles gibt, was wir brauchen. Wir können auch die Widerspenstigen und Schwierigen annehmen, weil Jesus uns die Kraft dazu gibt.

So steht für jeden und jede, die jetzt zum Tisch des Herrn kommt und mit Jesus das Mahl feiert, symbolisch ein Korb zum Weitergeben bereit. Die Welt, die nicht anders als zurzeit Jesu orientierungslos, zerstreut und bedroht ist, braucht Gottes Liebe und Fürsorge.

Lied
1. Auf, bringt Gaben und Lob herbei, / dass die Freude weit hörbar sei: / Brot und Wein hat er ausgeteilt, / Christus gibt, was uns hilft und heilt./ Refrain
Refrain Jesus lebt und spricht: Seht, ich bin das Licht, tragt das Brot hinaus, kommt, teilt aus!
2. Christus hilft uns zur Einigkeit, / spricht am Tisch das Gebot der Zeit. / Lehrt das Leben als Segen sehn: / Liebe muss in der Tat bestehn./ Refrain
3. Jesus ruft uns und sendet aus, / Frucht zu tragen in jedes Haus. / Brot der Liebe für jeden Fall: / Gott ist mit uns und überall./ Refrain
T: Fred Kaan (England) 1975 ("Let us talents and tongues employ"). Dt: Dieter Trautwein 1982

Cornelia Trick


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