Gottesdienst am 01.04.2007
Liebe Gemeinde, liebe Freunde,
"Hosianna, gelobt sei,
der da kommt im Namen des Herrn!" So jubelten
die Leute am Palmsonntag, als Jesus in Jerusalem einzog. Er hatte die Stadt
ein paar Tage zuvor fast flüchtend verlassen, um sich jenseits des
Jordans in Sicherheit zu bringen, bis seine Stunde gekommen war. Man drohte
ihm mit erhobenen Steinen, nachdem er die Ehebrecherin frei ziehen ließ.
Der Hass, der diese Frau treffen sollte, schwappte über zu Jesus.
Es war klar. In Jerusalem würde ihn der Tod erwarten. Umso erstaunlicher,
dass er nun jubelnd empfangen wurde. Doch die Nachricht von der Auferweckung
des toten Lazarus unmittelbar zuvor ging Jesus voran. Manche hatten sie
miterlebt und anderen davon weitergesagt. Die Leute waren überzeugt,
dieser Jesus musste der erwartete Gesandte Gottes sein, der dem Volk die
Freiheit wiedergab.
Irgendwie gehören
wir doch heute auch zu den jubelnden Anhängern Jesu, wir haben es
doch auch großenteils schon erfahren, dass Jesus uns geholfen hat,
uns satt gemacht hat, uns in den Stürmen des Lebens hindurch geholfen
hat, uns eine neue, zweite Chance gegeben hat, nachdem wir die erste versiebt
hatten. Doch Palmsonntag zeigt auch auf, an welche Grenzen dieser Jubel
stößt. Jesus zu bejubeln, weil er uns irgendetwas Gutes geschenkt
hat, degradiert ihn zu einem Wunscherfüller, zu einem "Sams" mit Wunschpunkten
(eine Figur aus der Kinderliteratur), das bereit steht, wenn uns das Wasser
mal wieder bis zum Hals steht.
Jesus ging mit der jubelnden
Menge hinein in die Stadt, um sie mit seinem Tod in die Tiefe des Glaubens
zu führen. Denn die Leute sollten in Jerusalem erfahren, dass Jesus
nicht der Wunscherfüller war, sondern der, der sie von Grund auf veränderte
und zu neuen Menschen werden ließ.
Zwischen dem Einzug in
Jerusalem und der Kreuzigung vor den Toren der Stadt lag eine knappe Woche,
in der Jesus sich in Jerusalem auf seinen Tod vorbereitete. Er feierte
mit den elf Jüngern aus dem engsten Kreis ein Mahl und brachte bei
dieser Abendmahlzeit seinen letzten Willen zum Ausdruck, den Kern seiner
Botschaft, den die Jünger nie mehr vergessen sollten. Und schauen
wir uns diese Abschiedsreden im Johannesevangelium an, so ist in ihnen
noch ein sehr persönliches Vermächtnis enthalten, Jesu Gebet
mit seinem Vater im Himmel. Wir dürfen "Mäuschen" sein und zuhören,
wie Jesus mit seinem Vater über seine Mission redet, aus der wir Kraft
schöpfen können für die Tage, die vor uns liegen.
Dieses Gebet Jesu wird
auch das Hohepriesterliche Gebet genannt, weil Jesus sich hier wie ein
Stellvertreter für uns Menschen einsetzt, uns vor Gott bringt und
seinen himmlischen Vater für uns bittet. Jesus redet mit dem Vater
über uns, er ergreift für uns Partei. Weil wir das wissen, brauchen
wir keine Angst vor morgen zu haben.
Johannes 17,1-5
Als Jesus diese Rede beendet
hatte, blickte er zum Himmel auf und sagte: "Vater, die Stunde ist gekommen!
Setze deinen Sohn in seine Herrlichkeit ein, damit der Sohn deine Herrlichkeit
offenbar machen kann. Du hast ihm ja die Macht über alle Menschen
gegeben, damit er denen, die du ihm anvertraut hast, ewiges Leben schenkt.
Und das ewige Leben besteht darin, dich zu erkennen, den einzig wahren
Gott, und den, den du gesandt hast, Jesus Christus. Ich habe deine Herrlichkeit
auf der Erde sichtbar gemacht; denn ich habe die Aufgabe erfüllt,
die du mir übertragen hast. Vater, gib mir nun wieder die Herrlichkeit,
die ich schon bei dir hatte, bevor die Welt geschaffen wurde!"
Jesus: wer er ist
Die Stunde ist da! Bisher
war die Stunde noch nicht gekommen, nun ist sie da. Jesu Tod aus Liebe
zu uns Menschen steht unmittelbar bevor. Jerusalem wird der Schicksalsort
sein, wo sein Leben zu Ende kommen wird, aber auch, wo sein Leben eine
nie gekannte Fortsetzung finden wird. Jesus nennt hier nicht sein Sterben,
sondern hat die Herrlichkeit vor Augen, das Leben bei Gott, zu dem er zurück
findet. Zu diesem Rückweg gehört sein Tod. Nicht dass der Tod
an sich herrlich ist, sondern Gott wird aus ihm Herrliches machen. So zeigte
Jesus schon während seiner Zeit auf der Erde, wie herrlich Gott ist.
Er machte Gott auf Schritt und Tritt sichtbar. Wenn er Wasser zu Wein werden
ließ, den Menschen Brot reichte, um sie zu sättigen, ihnen die
Hände auflegte, um sie zu heilen, wenn er sich für die Armen
ins Zeug legte und auch die Reichen auf den Weg der Nachfolge rief, wenn
er Tote auferweckte und Eltern ihre Kinder wiederschenkte, brachte er göttliches
Licht in die dunkelsten Stunden eines Menschenlebens. Mitten im von Gott
weit entfernten Alltag betete er "Dein Name
werde geheiligt" und brachte Gott hinein in
den Alltag, um diesen zu verändern. Jesu Ziel war, die Menschen, denen
er auf dem Weg begegnete, in Kontakt mit Gott zu bringen, sie an den Stromkreis
der Liebe Gottes und seines ewigen Lebens anzuschließen. Nun ist
seine Stunde gekommen. Die Aufgabe ist abgeschlossen. Elf Jünger und
noch ein paar Nachfolger und Nachfolgerinnen mehr sind von Gott berührt
und haben seine Liebe erfahren. Nun geht Jesus zurück zum Vater, um
alle, die ihm verbunden sind und sein werden, zu sich zu ziehen in die
Herrlichkeit Gottes, in das ewige Leben.
Für uns wichtig ist:
-
Jesus macht den Vater im Himmel
sichtbar. Er braucht dazu nicht uns.
-
Jesus lebt Gottes Willen klar
und eindeutig, wir bleiben als Christen enttäuschend und fehlerhaft.
-
Auch wenn wir noch so sehr
Licht der Welt sein wollen, sondern wir viel Ruß ab, der den Blick
auf Gott verstellt.
-
Uns können andere Christen
enttäuschen, wir können auch in einer christlichen Gemeinschaft
einsam und verletzt werden, dann dürfen wir dem Gebet Jesu genau zuhören
und getröstet werden, denn er enttäuscht uns nicht.
-
Jesus möchte uns kein
bequemes Palmsonntagsleben schenken mit dem Werbeslogan: Mit Jesus geht
alles wie von selbst. Jesus will ewiges Leben geben, eine Beziehung schaffen,
ein Kabel ziehen von Gott zu uns und zurück, das kann durchaus anstrengend
für uns werden.
Johannes 17,6-8
"Ich habe dich den Menschen
bekannt gemacht, die du aus der Welt ausgesondert und mir anvertraut hast.
Dir haben sie schon immer gehört, und du hast sie mir gegeben. Sie
haben sich nach deinem Wort gerichtet und wissen jetzt, dass alles, was
du mir gegeben hast, von dir stammt. Ich habe ihnen die Worte weitergesagt,
die du mir gegeben hast, und sie haben sie aufgenommen. Sie haben erkannt,
dass ich wirklich von dir komme, und sind zum Glauben gekommen, dass du
mich gesandt hast."
Jesus: sein Dank
Bei Jesus waren zum Zeitpunkt
des Gebets 11 Jünger. Für drei Jahre harte Arbeit und Einsatz
rund um die Uhr doch ein eher mageres Ergebnis. Noch dazu waren das keine
besonders vorzeigbaren Männer, eher einfach gestrickt, untereinander
nicht besonders liebevoll, ohne große Auszeichnungen, Menschen wie
du und ich eben. Für diese 11 bedankte sich Jesus. Sie sah er als
Geschenke, die ihm sein himmlischer Vater anvertraut hatte. Ihnen gab Jesus
das weiter, was seinem Auftrag entsprach. Er übersetzte den Namen
Gottes in ihr Leben und gab ihnen Worte, die ihr Leben veränderten.
Die 11 Jünger ihrerseits nahmen Gottes Zusage an, sie entdeckten die
Kraft, die in der Zusage steckte, und wandten sie an, vertrauten ihr.
Im Bild ausgedrückt:
Jesus bekam von Gott eine Liste mit Adressen, bei denen er mit Paketen unter
dem Arm klingelte. 11 Leute öffneten und nahmen erstmal das Paket
an, wie ich es annehme, wenn der Paketbote es abgibt. Sie ließen
es dann nicht ungeöffnet liegen, sondern packten es aus, entdeckten
den Inhalt, lasen die Gebrauchsanweisung. Nun hätten sie immer noch
die Möglichkeit gehabt, das Paket schnell wieder zu verpacken und
zurückzuschicken. Vielleicht, weil die Gebrauchsanleitung zu schwierig
war oder weil sie mit dem Inhalt nichts anfangen konnten. Doch sie ließen
sich auf den Inhalt ein, probierten aus, vertrauten darauf, dass das Geschickte
gut für sie war. Und sie merkten, dass es ihr Leben wirklich veränderte.
Sie hatten mehr Kraft, mehr Gottvertrauen, sie standen über den Dingen
und konnten ihre Sorgen ein Stück loslassen. Das Paket, das Jesus
ihnen übergab, machte sie zu Stammkunden des Unternehmens, nie mehr
wollten sie ohne Gott sein.
Für uns wichtig ist:
-
Christ werden wir nicht in
erster Linie durch eigene Entscheidung und eigenen Willen, sondern durch
Jesu Klingeln an unserer Tür, auch durch seine Boten letztlich ausgeführt.
-
Wenn wir Christ werden, dann
weil Jesus das "Glaubenspaket" auf den Weg schickte.
-
Dankbar sollen wir für
jeden und jede einzelne sein, die das Haus öffnet und das Paket annimmt.
-
Annehmen allein genügt
nicht, Auspacken und Anwenden, Vertrauen ist erst Glauben.
Johannes 17,9-11
"Für sie bete ich. Ich
bete nicht für die Welt, sondern für die Menschen, die du mir
gegeben hast; denn sie gehören dir. Alles, was mir gehört, gehört
auch dir, und dein Eigentum ist auch mein Eigentum. Durch sie wird meine
Herrlichkeit sichtbar. Ich bin jetzt auf dem Weg zu dir. Ich bleibe nicht
länger in der Welt, aber sie bleiben in der Welt. Heiliger Vater,
bewahre sie in deiner göttlichen Gegenwart, die ich ihnen vermitteln
durfte, damit sie eins sind, so wie du und ich eins sind. Solange
ich bei ihnen war, habe ich sie in deiner göttlichen Gegenwart beschützt
und bewahrt. Keiner von ihnen ist verloren gegangen, nur der eine, der
verloren gehen musste, damit die Voraussage der Heiligen Schriften in Erfüllung
ging. Und jetzt bin ich auf dem Weg zu dir. Ich sage dies alles, solange
ich noch bei ihnen in der Welt bin, damit meine Freude ihnen in ganzer
Fülle zuteil wird. Ich habe ihnen dein Wort weitergesagt. Deshalb
hasst sie die Welt, denn sie gehören nicht zu ihr, ebenso wie ich
nicht zu ihr gehöre. Ich bitte dich nicht, sie aus der Welt wegzunehmen,
aber sie vor dem Bösen in Schutz zu nehmen."
Jesus: seine Fürbitte
Elf Jünger waren übrig
geblieben. Für sie betete Jesus zuerst. Sie waren das kostbare Saatgut,
ohne das nichts Neues werden kann. Er betete darum, dass der himmlische
Vater sie erhielt. Wie können wir uns dieses Erhalten vorstellen?
-
Jesus bat um Einheit, diese
Einheit sollte sich zeigen im gemeinsamen Glauben, Auftrag und in der gemeinsamen
Liebe zu Gott und zueinander.
-
Jesus bat um Bewahrung vor
dem Feind.
-
Jesus bat um Bewahrung in
der Fremdheit dieser Welt.
Was Jesus in Bezug auf seine
Jünger damals wichtig war, bleibt wichtig für uns heute. Wir
sind sein Saatgut, das für ihn kostbar ist und mit dem er die Welt
verändern will. Dieses Saatgut entfaltet seine ganze Kraft, wenn es
flächig auf dem Acker ausgesät wird, nicht vereinzelt am Wegrand
aufwächst. Es kann nur wachsen, wenn es sich nach der gemeinsamen
Sonne richtet und Platz hat, um sich im Verbund zu entfalten. Es muss geschützt
werden vor Angriffen von außen und den widrigen Umständen der
Umgebung.
Für uns wichtig ist:
-
Jesus betet um unsere Einheit
als Christen auch in dieser Gemeinde. Er ruft uns zusammen und hinterfragt
uns nach unserem Glauben. Sind wir gemeinsam unterwegs? Können wir
miteinander über unseren Glauben reden? Wollen wir mehr lernen? Wollen
wir die Gebrauchsanweisungen unserer Glaubenspakete miteinander immer besser
verstehen und anwenden? Welcher Mensch fällt mir als erstes ein, mit
dem ich in dieser Gemeinde in den letzten Tagen Glaubensthemen besprochen
habe?
-
Jesus fragt nach unserem gemeinsamen
Auftrag. Wir gehen gerade auf die Jugendevangelisation JesusHouse zu. Manche
könnten sagen, lass die mal machen, das ist nicht unsere Baustelle.
Jesus ruft uns hier zusammen. Es mag sein, dass wir schon zu alt sind,
um an den Veranstaltungen teilzunehmen. Es kann auch sein, dass wir nicht
organisatorisch mithelfen können, gerade kein Geld dafür haben
und auch keine Zeit. Aber uns mit den Jugendlichen verbinden, für
sie beten, ein ermutigendes Wort sagen, das können wir. Es ist unsere
gemeinsame Aufgabe, für die Jesus seinen Vater um Einheit bittet.
-
Jesus stellt sich mit seiner
Fürbitte bewahrend vor uns und hinter uns. Wir sind bedroht. Die Kraft
des Feindes spüren wir deutlich. Auch unsere Fremdheit in der Welt,
wenn wir Jugendliche zu JesusHouse einladen und merken, dass sie ganz anders
ticken als wir. Jesus tritt für uns ein, um uns zu bewahren und unserem
Auftrag auch in diesen Herausforderungen Raum zu schaffen.
Jesu Gebetszeit liegt zwischen
"Hosianna" und "Kreuzige ihn!" Er dankt für uns und bittet für
uns. Sein Gebet ist Anleitung für unser Gebet in den nächsten
Tagen und Wochen: Wir danken, dass wir Gottes Gaben sind, sein Saatgut,
das die Welt durch seinen Geist verändern soll. Wir bitten für
die, an deren Türen wir in seinem Namen anklopfen sollen. Dass sie
öffnen, das Paket annehmen, es auspacken, dem Inhalt vertrauen. Aber
in unserem Bemühen wissen wir uns von Jesu Fürbitte umbetet,
eingebettet und umsorgt. Er trägt die Verantwortung, auf ihn können
wir uns hundertprozentig verlassen.
Cornelia
Trick
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