Herz-Geschichten (Ezechiel 36,25-27)
Gottesdienst am 15.1.2017 in Brombach

Liebe Gemeinde, liebe Freunde,
im Garten steht ein Rosenstock, der dazu neigt, lange Triebe zu bilden. Meistens verliert er im Sommer auch die Blätter, irgendein Pilz setzt ihm zu. Er sieht nicht besonders dekorativ aus, aber er hat wunderschöne volle rote Blüten, die duften. Trotz kahler Zweige blüht er bis in den kalten Herbst hinein immer wieder. Kein Wunder also, dass diese Rose gepflegt und gedüngt wird, auf ihre Blüten kommt es an.

Die Jahreslosung für das Jahr 2017 ist ganz ähnlich wie diese Rose. Sie enthält eine sehr ermutigende Verheißung, die vollmundig und allumfassend Sehnsucht nach diesem Neuen weckt. Diese Verheißung wächst aus Aussagen des Propheten Ezechiel. Er wirkte im 6. Jahrhundert vor Christus in der Exilgemeinde in Babylon. Er erklärte den Exilierten, dass ihre missliche Lage mit ihrer Gottesbeziehung zusammenhing. Sie hatten Gott verlassen, ihre Ohren für sein Reden geschlossen. Sie waren Gott aus der Schule gelaufen und wunderten sich nun, dass er sie hat laufen lassen. Doch das Leben ohne Gottes Gegenwart führte in Krieg und Vertreibung. Also, so schlussfolgerte Ezechiel, brauchte es eine radikale Wende hin zu Gott. Die Leute sollten ihm wieder vertrauen und nicht ihrer eigenen Bündnispolitik und ihrem eigenen Können. Doch Ezechiel hatte eine Ahnung davon, dass die Menschen das nicht aus eigener Kraft schafften, dass sie zwar wollten, aber sie bald wieder die alten Verhaltensmuster einholten.

Vielleicht ging es ihnen so wie denen, von denen ein Bekannter, der in einem Fitnessstudio arbeitet, erzählte. Im Januar melden sich da immer auffällig Viele an. Sie wollen etwas tun gegen ihren Winterspeck und einfach wieder fitter werden. Sie schließen 2-Jahres-Verträge ab und kommen im  Januar auch eifrig zum Laufen und Krafttraining. Aber, so beobachtete er, im Laufe des Jahres kommen immer weniger, sie zahlen zwar regelmäßig, aber haben den Sport an sich wieder vergessen. So ist es wohl den Israeliten gegangen, die sich immer wieder vorgenommen hatten, die Verbindung mit Gott zu stärken. Stattdessen haben sie ihn aus dem Blick verloren bis zum Untergang.

In diese Situationsanalyse und seine Mahnungen hinein erhebt sich unsere Jahreslosung wie eine Rose an einem dornigen Busch ohne Blätter. Gott spricht zu:

Ezechiel 36,25-27

Ich will reines Wasser über euch sprengen, dass ihr rein werdet; von all eurer Unreinheit und von allen euren Götzen will ich euch reinigen. Und ich will euch ein neues Herz und einen neuen Geist in euch geben und will das steinerne Herz aus eurem Fleisch wegnehmen und euch ein fleischernes Herz geben. Ich will meinen Geist in euch geben und will solche Leute aus euch machen, die in meinen Geboten wandeln und meine Rechte halten und danach tun.

Sechs-mal begegnet uns in diesem Abschnitt Gottes Absichtserklärung „ich will“. Gott macht sich nicht abhängig von menschlicher Kooperation, sondern wird selbst aktiv. Er will mit Wasser reinwaschen, das bedeutet, er will Abhängigkeiten lösen und schädigende Kontakte löschen. Er will ein neues Herz implantieren, dafür das alte Herz herausnehmen, um so Platz für Neues zu schaffen. Er will einen neuen Geist geben, der die Standleitung zwischen  Gott und Mensch darstellt.
Die Jahreslosung nimmt das Zentrum der Zusage Gottes auf und lässt sie Überschrift für 2017 sein. 

Gott spricht: „Ich schenke euch ein neues Herz und lege einen neuen Geist in euch.“
Beim Nachdenken über das alte Herz aus Stein wurde ich erinnert an ein Telefonat vor einigen Jahren. Mein Vater lag mit Herzinfarkt auf der Intensivstation im Schwarzwald, und wir Schwestern telefonierten von hier aus mit dem behandelnden Arzt. Natürlich wollten wir hören, dass er sagt: „Alles gut, bald kann Ihr Vater wieder in den normalen Alltag zurückgekehren.“ Doch stattdessen verglich er das Herz unseres Vaters mit einer alten Schuhsohle. Er meinte, das Herz wäre so starr, dass es keine Kraft mehr hätte, um das Blut ausreichend zu pumpen und den Körper zu versorgen. An ein solches Schuhsohlen-Herz denke ich, wenn Gott von einem steinernen Herz redet. Es ist nicht mehr beweglich, die Atmung wird flach, die Bewegungen schwer, die Organe sterben. Wer ein Schuhsohlen-Herz hat, bleibt unter seinen Möglichkeiten und hat keine hohe Lebenserwartung.

Nun geht es in der Jahreslosung nicht um unser biologisches Herz, sondern um unser Herz als Zentrum von Körper, Geist und Seele, das Herz als unsere Lebensgrundlage. Dann hat ein Schuhsohlen-Herz Angst vor Veränderung und Neuem, Angst vor Überforderung, hat keine Zuversicht und keine Kraft für andere, sieht nur einen engen Lebenshorizont. Ein Mensch mit diesem Herz kann seine Gaben nicht leben und verpasst Entfaltungsmöglichkeiten.

Dagegen steht das neue Herz, das Gott schenken will. Es hat Kraft, es hat Gottvertrauen und Widerstandsfähigkeit. Es ist mit Gott durch den Heiligen Geist verbunden und wird in die Richtung getrieben, die Gott für uns vorgesehen hat.

Wo stehen wir?
Das Neue Testament, fast 600 Jahre nach Ezechiel, bezeugt, dass Gott denen, die Jesus vertrauen, dieses neue Herz und seinen Heiligen Geist schenkt. Die Herztransplantation geschieht, wenn wir Jesus die Tür zu unserem Leben öffnen und ihn hereinlassen.  Also haben alle, die sagen: Ich glaube an Jesus Christus, das neue Herz.  Aber ist das unser Lebensgefühl? Warum haben wir immer noch Angst vor der Zukunft, sind vor schwierigen Entscheidungen wie gelähmt und bauen feste Mauern der Angst um uns?

Mir hilft ein Blick auf eine Jesus-Begegnung, als unterwegs ein junger Mann auf Jesus zukam und ihn fragte, was er tun solle, um das ewige Leben zu haben. (Markus 10,17-27) Jesus forderte ihn auf, seinen Besitz den Armen zu geben. Doch das war offensichtlich die Bindung, die das Herz des jungen Mannes gefangen nahm und starr machte. Er wollte seinen Besitz nicht weggeben und ging traurig davon.

Jesus machte dem Mann das Angebot eines neuen Herzens. Er wollte ihn von dem befreien, was ihn festhielt und seine Gedanken dominierte. Die Bindung zu kappen, hätte bedeutet, frei zu sein für Gott. 

Eigentlich lese ich diese Geschichte mit dem Urteil, dass mir das nicht passieren könnte. Natürlich gebe ich Jesus alles, was mich von ihm abhält. Aber ist das wirklich so? Wir sind ja eher nicht so reich und könnten uns ganz beruhigt zurücklehnen. Aber anderes bindet uns. Vielleicht sind es Verpflichtungen, die uns wichtiger scheinen, als Zeit für uns mit Gott, Gemeinde, Menschen, die Gott uns schickt. Vielleicht sind es Denkmuster, dass ich genau zu wissen glaube, was Gott von mir will. Und eigentlich will er was ganz anderes. Vielleicht sind es innere Urteile. Ich entscheide, dass Gott mich nicht lieben kann, weil ich so oder so bin. Vielleicht ist es die Angst vor der Zukunft. Ich will die Fäden selbst in der Hand haben, statt zu vertrauen, dass Gott mich führt. Vielleicht ist es auch die Angst zu kurz zu kommen. Deshalb schaue ich immer auf mich statt auf die andern und ihre Bedürfnisse. 

Die Jahreslosung gibt uns einen Impuls:
Wir sollen wahrnehmen: Auch wenn ich schon länger mit Jesus unterwegs bin, als Kind in einem christlichen Umfeld aufgewachsen bin, das neue Herz brauche ich nicht nur einmal, immer wieder ist eine Generalüberholung nötig und steinerne Abschnitte müssen entfernt und erneuert werden. Wie unser neues Banner in der Brombacher Kirche es zum Ausdruck bringt: So kann ich durch steinerne Mauern hindurchsehen und die Verheißung hören, dass Gott mit mir zusammen sein will. Das bewirkt blühende Landschaften.

Wir können nachspüren: Wo sind meine Abhängigkeiten? Was macht mir Angst? Wo habe ich Mauern in meinem Herzen?

Wir dürfen zulassen: Gott will, nicht wir müssen es richten. Wir können dieses Geschenk eines neuen, warmen, durchbluteten und kräftigen Herzens annehmen.

Die Verheißung des Ezechiel ist noch nicht 100% eingelöst. Noch steht ein Stück Mauer, noch sind nicht alle Mauersteine herausgebrochen. Doch dieses Loch können wir 2017 erweitern lassen, damit andere Bindungen schwächer und sogar gelöst werden. Je stärker wir die Hand Jesu fassen, je leichter können wir all das loslassen, das unser Herz zur Schuhsohle werden lässt.

Cornelia Trick


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