Große Freude
Christvesper am 24.12.2006

Bethlehem

Der Prophet Micha gibt ungefähr 700 Jahre vor Jesu Geburt dem Volk Israel Worte Gottes weiter:

Micha 5,1-4

Dir, Betlehem im Gebiet der Sippe Efrat, lässt der HERR sagen: "So klein du bist unter den Städten in Juda, aus dir wird der künftige Herrscher über mein Volk Israel kommen. Sein Ursprung liegt in ferner Vergangenheit, in den Tagen der Urzeit."  Der HERR gibt sein Volk den Feinden preis, bis eine Frau den erwarteten Sohn zur Welt bringt. Dann werden die Verschleppten, die noch am Leben sind, zu den anderen Israeliten zurückkehren. Im höchsten Auftrag des HERRN, seines Gottes, und mit der Kraft, die der HERR ihm gibt, wird er die Leute von Israel schützen und leiten. Sie werden in Sicherheit leben können, weil alle Völker der Erde seine Macht anerkennen. Der künftige Herrscher wird Frieden bringen.

Lukas 2,1-5

Zu jener Zeit ordnete Kaiser Augustus an, dass alle Menschen in seinem Reich gezählt und für die Steuer erfasst werden sollten. Diese Zählung war die erste und wurde durchgeführt, als Quirinius Statthalter der Provinz Syrien war.
(Postbote: verteilt amtliche Schreiben - "Amtliche Mitteilung! Volkszählung, alle müssen in ihre Heimatstädte, um sich registrieren zu lassen - Amtliche Mitteilung! Volkszählung, alle müssen in ihre Heimatstädte, um sich registrieren zu lassen")
Und alle gingen hin, um sich einschreiben zu lassen, jeder in die Heimatstadt seiner Vorfahren. (Maria und Josef machen sich auf mit viel Gepäck - kommen von hinten, bleiben etwa in der Mitte des vorderen Blockes stehen.) Auch Josef machte sich auf den Weg. Aus Galiläa, aus der Stadt Nazaret, ging er nach Judäa in die Stadt Davids, nach Betlehem. Denn er stammte aus der Familie von König David. Dorthin ging er, um sich einschreiben zu lassen, zusammen mit Maria, seiner Verlobten; die war schwanger.

Maria und Josef, das junge Paar aus Nazareth teilt die Erwartungen und Hoffnungen seines Volkes. Vor vielen hundert Jahren schon kündigte der Prophet Micha an, dass Gott eingreifen würde. In Bethlehem sollte etwas ganz Neues geschehen. Eine Frau würde ein Kind auf die Welt bringen, das von Gott kam. Dieses Kind würde die Welt verändern. Es würde heranwachsen und der Fremdherrschaft in Israel ein Ende machen. Kein Soldatenstiefel würde mehr zu hören und zu sehen sein. Friede würde einkehren. Gott würde in der Mitte sein und alle würden ihn ehren und sich ihm unterordnen.

Maria und Josef sind durch die von Rom verordnete Volkszählung unterwegs zum Ort der Verheißung. "Haus des Brotes" bedeutet Bethlehem. Gott wird in Bethlehem den versprochenen neuen Anfang machen. Er wird Brot schenken, das satt macht, Leben, das den Tod überdauert. 

Die Juden empfanden die verordnete Volkszählung als Gotteslästerung. Sie gehörten nicht der weltlichen Macht Rom, sondern Gott allein. Doch Gott gebrauchte die Zählung, um seinen Plan fortzuführen. Mitten in der Geschichte, die Gottes Anspruch verneint, ergreift Gott Initiative. Er wird Mensch in seinem Sohn.
 

Die Geburt

Der Prophet Jesaja kündet die Geburt Jesu an:

Jesaja 7,14

Deshalb wird der Herr euch von sich aus ein Zeichen geben: Die junge Frau wird schwanger werden und einen Sohn zur Welt bringen, den wird sie Immanuël (Gott steht uns bei) nennen. 

Lukas 2,6-7

Während Maria und Joseph in Bethlehem ankamen, geschah es, dass für Maria die Zeit der Entbindung kam. 
(Joseph hilft Maria beim Laufen - er klopft an zwei imaginäre Türen, dahinter jeweils eine Person mit Schürze, die aufmacht und eine Bewegung macht, dass das Haus bis unters Dach voll ist - er klopft an die dritte Tür, der Wirt führt sie zur Krippe unter dem Weihnachtsbaum.) Sie gebar ihren Sohn, den Erstgeborenen, wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Futterkrippe im Stall. Denn in der Herberge hatten sie keinen Platz gefunden. (Licht in Krippe anzünden, Maria und Joseph setzen sich neben Krippe.)
Wirt mit Maria und Josef
Der Prophet Jesaja kündigte lange vor Jesu Geburt an, dass die junge Maria den Gottessohn zur Welt bringen würde. Immanuel, so sollte sein Titel heißen - Gott mit uns. Dieses Motto wird in den ersten Lebensstunden sinnfällig. Auch der Gottessohn braucht Windeln. In die ganze Hilflosigkeit der menschlichen Existenz steigt Gott hinab, um seinen Menschen, zu allererst seinem erwählten Volk nahe zu kommen. Jesus ist Marias Erstgeborener. Er gehört wie alle erstgeborenen Menschen und auch Tiere in Israel Gott. Maria und Josef werden ihren Sohn Gott zur Verfügung stellen. Sie geben ihm den Namen Jesus, wie der Engel Gabriel es Maria bei der Ankündigung der Geburt aufgetragen hatte. Jesus heißt "Gott hilft". Der "Gott mit uns" hilft. Wer mit Jesus lebt, mit dem ist Gott und der oder die darf die Hilfe Gottes erfahren. Davon handeln die Jesusgeschichten der Bibel: Wie Gott sich nach uns Menschen sehnt und uns helfen will, dass wir wieder mit ihm in inniger Gemeinschaft leben.

In der bildenden Kunst sind immer Ochs und Esel mit in die Krippenszene einbezogen. Die Weihnachtsgeschichte erwähnt sie nicht. Aber der Prophet Jesaja (Jesaja 1,3) spricht von Ochs und Esel, die die Krippe ihres Herrn kennen, wogegen Israel, so beklagte der Prophet im 8. Jahrhundert vor Christus, seinen Herrn nicht kennt. Ochs und Esel im Stall von Bethlehem gibt dem Propheten auch hier das Wort. Wird Israel nun in diesem Kind Gott erkennen und endlich zu ihm kommen? Oder wissen es auch diesmal Ochs und Esel besser als Israel?
 

Der Retter

Der Prophet Jesaja beschreibt das Kind.

Jesaja 9,1+5-6

Das Volk, das im Dunkeln lebt, sieht ein großes Licht; für alle, die im Land der Finsternis wohnen, leuchtet ein Licht auf. Denn ein Kind ist geboren, der künftige König ist uns geschenkt! Und das sind die Ehrennamen, die ihm gegeben werden: umsichtiger Herrscher, mächtiger Held, ewiger Vater, Friedensfürst. Seine Macht wird weit reichen, und dauerhafter Frieden wird einkehren. Er wird auf dem Thron Davids regieren, und seine Herrschaft wird für immer Bestand haben, weil er sich an die Rechtsordnungen Gottes hält. Der HERR, der Herrscher der Welt, hat es so beschlossen und wird es tun. 

Lukas 2,8-12

(Hirten liegen, sitzen in der Mitte des Altarraums auf dem Boden.) In jener Gegend waren Hirten auf freiem Feld, die hielten Wache bei ihren Herden in der Nacht. (plötzlicher Scheinwerfer) Da trat der Engel des Herrn zu ihnen, und die Herrlichkeit des Herrn umstrahlte sie, und sie fürchteten sich sehr. Aber der Engel sagte zu ihnen: "Habt keine Angst! Ich habe eine große Freudenbotschaft für euch und für das ganze Volk. Heute ist euch der Retter geboren worden, in der Stadt Davids: Christus, der Herr! Und dies ist das Zeichen, an dem ihr ihn erkennt: Ihr werdet ein neugeborenes Kind finden, das liegt in Windeln gewickelt in einer Futterkrippe."

Hirten geraten ins Blickfeld. Sie sind eng mit dem Ort Bethlehem verknüpft. David war als Hirte bei den Schafen, als ihn der Prophet rief, um ihn zum König zu salben. Jesus, der in Bethlehem Geborene, wird der gute Hirte seines Volkes und aller Menschen werden. Die Hirten vor Bethlehem sind gesellschaftlich gering geachtet, doch von Gott besonders ausgezeichnet. Über ihnen lässt er sein Licht erstrahlen. Sie sind die Stellvertreter des Volkes Israel, über dem das Licht Gottes aufgehen wird. Der Engel verkündet die Weihnachtsbotschaft. Das Warten auf die große Wende hat ein Ende. Die Versprechen werden erfüllt. Die Geschenke, die jetzt noch in Papier verhüllt waren, können geöffnet werden. Gottes Zusagen sind erfüllt. Er ist in seinem Sohn Jesus zu den Menschen gekommen. Der Retter ist da, die Zeit des Leidens ist vorbei. Der Engel sagt zu den Hirten: "Ihr werdet finden ..." Jesus lässt sich finden. Auch heute.
 

Friede

Der Prophet Zefania fordert zum Jubeln auf, weil Gott in unsere Welt kommt.

Zefania 3,14-15

Freu dich, Israel! Jubelt, ihr Leute auf dem Zionsberg! Singt und jauchzt aus vollem Herzen, ihr Bewohner Jerusalems! Der HERR straft euch nicht länger, eure Feinde hat er weggejagt. Er selbst ist als Israels König mitten unter euch, deshalb braucht ihr nichts mehr zu fürchten.

Lukas 2,13-14

Und plötzlich war bei dem Engel ein ganzes Heer von Engeln, all die vielen, die im Himmel Gott dienen; die priesen Gott und riefen: "Groß ist von jetzt an Gottes Herrlichkeit im Himmel; denn sein Frieden ist herabgekommen auf die Erde zu den Menschen, die er erwählt hat und liebt!" 
Engel und Hirten
Der Lobgesang der Engel vereint Himmel und Erde. Gott anzubeten und seine Gegenwart bei seinem Volk zu preisen gehören zusammen. Weil Gott sich mit den Menschen verbindet, wird Friede sein, der alle in dieses neue Gottesverhältnis einlädt. Die Hirten dürfen diesen Frieden nun erfahren. Sie sind von Gottes Licht erleuchtet worden, sie stehen in seinem Einfluss, ihnen ist mit dem Jesuskind die Zukunft geöffnet.
 

Israel und alle Welt

Der Psalmbeter lädt Israel und alle Völker ein zum Gotteslob.

Psalm 96,1-3

Singt dem HERRN ein neues Lied!
Singt dem HERRN, ihr Bewohner der ganzen Erde! 
Singt dem HERRN, dankt eurem Gott, verkündet Tag für Tag, wie gern er hilft!
Erzählt allen Menschen von seiner Herrlichkeit, berichtet allen Völkern von seinen großen Taten!

Lukas 2,15-20

Als die Engel in den Himmel zurückgekehrt waren, sagten die Hirten zueinander: "Kommt, wir gehen nach Betlehem und sehen uns an, was da geschehen ist, was Gott uns bekannt gemacht hat!" (Hirten besprechen sich und fordern sich auf, zum Stall zu gehen - gehen dorthin) Sie liefen hin, kamen zum Stall und fanden Maria und Josef und bei ihnen das Kind in der Futterkrippe. (Hirten knien nieder.) Als sie es sahen, berichteten sie, was ihnen der Engel von diesem Kind gesagt hatte. (Hirten laufen im Gottesdienstsaal herum, tippen Leute an und zeigen auf Krippe.) Und alle, die dabei waren, staunten über das, was ihnen die Hirten erzählten. 
Maria aber bewahrte all das Gehörte in ihrem Herzen und dachte immer wieder darüber nach. (Hirten gehen wieder in die Mitte des Altarraums zurück.) Die Hirten kehrten zu ihren Herden zurück und priesen Gott und dankten ihm für das, was sie gehört und gesehen hatten. Es war alles genauso gewesen, wie der Engel es ihnen verkündet hatte.

Die Hirten sind die erste Gemeinde Jesu. Sie glauben dem Wort der Gottesboten und gehen zu Jesus. Sie machen im Stall die Erfahrung, dass Jesus sie berührt und ihre Erwartungen zur Erfüllung bringt. Sie behalten diese Gottesbegegnung nicht für sich, sondern tragen sie hinaus in alle Welt. Mit dem Psalmbeter und seinem Lobpreis wird die gute Botschaft schon entgrenzt. Nicht nur für das erwählte Volk Israel ist der Retter gekommen, sondern für die ganze Welt. Die Menschen, die von den Hirten angesprochen werden, reagieren erstaunt, genauso wie die Leute, die von den ersten Christen von Jesus hören werden. Manche von ihnen werden sich dem Kind zugewandt haben, andere nicht - so wie es bis heute ist.

Maria bewegte die Worte der Hirten in ihrem Herzen. Sie behielt die Erinnerung an diese Nacht an der Krippe, und sie ist die Überlieferungsträgerin, die in der Urgemeinde in Jerusalem dreißig Jahre später von dieser Weihnachtsnacht erzählte. 

Maria, Josef und die Hirten erwarteten zusammen mit dem Volk Israel den versprochenen Retter. Weihnachten begann für sie die Erfüllung der Verheißungen aus alter Zeit.

Auch wenn wir mit diesen Verheißungen nicht groß geworden sind, bedeutet auch für uns die Geburt Jesu, dass Gott uns retten will aus einem Leben ohne ihn und sein Licht, seine Liebe und seine Barmherzigkeit. 

Wenn man jemand vom Ufer aus sieht, der am Ertrinken ist, gibt es drei Möglichkeiten, dem Ertrinkenden zu helfen. 

  • Man kann ihm zurufen, wie er richtige Schwimmbewegungen machen kann, um die Situation unter Kontrolle zu bringen.
  • Man kann ihm einen Rettungsring zuwerfen in der Hoffnung, dass der Ertrinkende noch die Kraft hat, ihn festzuhalten.
  • Oder man kann selbst ins Wasser springen und mit Einsatz des eigenen Lebens den Ertrinkenden ans rettende Ufer ziehen.
Gott wählte mit der Geburt seines Sohnes die dritte Möglichkeit. Er sprang selbst und rettete uns mit Einsatz seines, des eigenen Sohnes Leben. 

Die Rettung ist noch nicht abgeschlossen. War Jesus für Israel geboren, wurde er der Heiland der Welt. Im Krippenbild 2006 ist Platz für uns heute. Sind wir bei Ochs und Esel, die den Herrn kennen, oder sind wir beim Wirt, in dessen Stall das Wunder geschieht, aber er merkt es nicht? 

Der Friede Gottes ist mit Jesus in diese Welt gekommen. Es ist ein Friede, der von innen her wirkt und versöhnt. Doch längst nicht die ganze Welt ist in diesen Frieden eingeschlossen. Kriege und Kriegsgeschrei gehen seit 2000 Jahren weiter. Diese Verheißung der alten Propheten liegt noch wie ein unausgepacktes Geschenk unter dem Weihnachtsbaum. Noch ist die Zeit nicht gekommen, in der Gott diesen Frieden auf dem Berg Zion ausruft und alle erkennen werden, dass er der Herr ist. Noch vereinen sich nicht Himmel und Erde dauerhaft zum Lobpreis. Noch ist es Zeit zu warten und zu hoffen und mit diesem Weihnachtsfest darauf zu vertrauen, dass Gottes Sohn auch unsere Welt retten wird, wie er uns persönlich gerettet hat. Mit den Hirten von damals können wir uns heute und morgen aufmachen und den Menschen um uns erzählen, was wir mit Jesus erlebt haben und auf welche große Zukunft wir mit Jesus hoffen. 

"Ehre sei Gott in der Höhe und Frieden sei auf seiner Erde!"

Cornelia Trick


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