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Liebe Gemeinde,
Diese Beispielerzählung
gleicht einer Karikatur von Christen, die wissen, worauf es ankommt, aber
das nicht umsetzen. Die Jahreslosung 2009 im Zusammenhang des biblischen
Kontextes konfrontiert uns mit dieser Situation.
Lukas 18,18-30 Was bei den Menschen unmöglich ist, das ist bei Gott möglich. Da sprach Petrus: Siehe, wir haben, was wir hatten, verlassen und sind dir nachgefolgt. Er aber sprach zu ihnen: Wahrlich, ich sage euch: Es ist niemand, der Haus oder Frau oder Brüder oder Eltern oder Kinder verlässt um des Reiches Gottes willen, der es nicht vielfach wieder empfange in dieser Zeit und in der zukünftigen Welt das ewige Leben. Jesus trifft diesen Mann
an seiner Achillesferse. Die 10 Gebote hält er, aber beim Test versagt
er. Gott lieben will er, aber umsetzen, sein Geld den Armen geben und Jesus
folgen, kann er es nicht. Es ist die Eigenart Jesu, uns an unseren ganz
individuellen Schwachstellen des Lebens zu treffen. Ein anderer einflussreicher
Mann kam auch zu Jesus und stellte ihm die gleiche Frage (Lukas
10,25ff), wohl auch um zu hören, dass er alles richtig machte.
Ihm gab Jesus eine andere Antwort und erzählte ihm das Gleichnis vom
Barmherzigen Samariter. Der Mann hatte offenbar kein Problem mit Geld,
sondern mit der Liebe zu seinen Mitmenschen. Welche Schwachstelle möchte
Jesus bei mir aufdecken? Was hindert mich, es wie die Jünger zu machen
und alles für Jesus hinzugeben? Kann ich loslassen, wenn Jesus mit
dem Finger darauf zeigt?
Doch der reiche Mann konnte sich darauf nicht einlassen. Er wurde traurig. Vielleicht sah er nicht nur seinen dicken Geldspeicher, aus dem er verteilen sollte. Vielleicht hatte er ein Unternehmen mit Angestellten, für die er Verantwortung trug. Die konnte er nicht einfach so dastehen lassen. Diese Traurigkeit des Mannes lässt Gott nicht das letzte Wort sein, sondern das erste. Es sind die Tränen, die man vergießt, wenn man Gottes Ansprüchen nicht gerecht wird. Es ist die Trauer, aus eigener Kraft Gott nicht gefallen zu können. Petrus weinte, als ihm bewusst wurde, dass er Jesus verraten hatte. Er hatte mit Jesus sterben wollen, doch es hatte noch nicht mal zu dem Bekenntnis gereicht, dass er mit Jesus umhergezogen war. Petrus erkannte, dass es keinen Rückwärtsgang im Leben gibt und er aus eigener Kraft Gottes Ansprüchen nicht genügen konnte. Seine Trauer war der erste Schritt zur Umkehr. Nun erst ließ er sich von Jesus erneut in die Nachfolge rufen und gab sich ihm ganz bis in den Märtyrertod. Der reiche Mann war wie
das Kamel, das von allein nicht durch ein Nadelöhr passt. Gottes Möglichkeiten
sind gefragt.
Die Jahreslosung legt uns Gott ans Herz und seinen Werben um uns. Er ist nicht der Strippenzieher, der macht, was er will, eben auch Menschenunmögliches. Sondern er sucht eine Beziehung zu uns in Jesus Christus. Loszulassen für ihn ist nur die Voraussetzung, Jesus folgen zu können. Und Jesus zu folgen heißt, mit freien Händen Gott zu erleben in neuer Familie, neuen Beziehungen, neuem Reichtum und mit einer Aufgabe, die Sinn macht, siehe Petrus, der Missionar wurde. In methodistischer Tradition feiern wir am Beginn des Neuen Jahres die Erneuerung unseres Bundes mit Gott. Es ist eine neue Chance, Jesus darum zu bitten, uns zu zeigen, wo unsere Schwachstellen sind, und ihn zu bitten, sie zu heilen und uns von allem zu befreien, was uns von ihm trennt. „Ich gehöre nicht mehr mir, sondern dir. Stelle mich, wohin du willst. Geselle mich, zu wem du willst. Lass mich wirken, lass mich dulden. Brauche mich für dich oder stelle mich für dich beiseite. Erhöhe mich für dich, erniedrige mich für dich. Lass mich erfüllt sein, lass mich leer sein. Lass mich alles haben, lass mich nichts haben. In freier Entscheidung und von ganzem Herzen überlasse ich alles deinem Willen und Wohlgefallen. Herrlicher und erhabener Gott, Vater, Sohn und Heiliger Geist: Du bist mein und ich bin dein. So soll es sein. Bestätige im Himmel den Bund, den ich jetzt auf Erden erneuert habe. Amen.“ (Aus der Liturgie des Bundeserneuerungsgottesdienstes, Gesangbuch der Evangelisch-methodistischen Kirche, Stuttgart 2002, S. 1363-1367) Cornelia
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