Gott ist treu
Gottesdienst am 30.09.2007

Liebe Gemeinde, liebe Freunde,
Sonntag Nachmittag in den Neuenhainer Feldern. Eine Familie geht mit ihren kleinen Kindern spazieren. Zuerst scheint die Sonne, dann ziehen über der Skyline von Frankfurt dunkle Gewitterwolken auf. RegenbogenDort scheint es bald zu regnen. Doch plötzlich entsteht vor den dunklen Wolken ein wunderschöner Regenbogen, der fast vollständig als runder Bogen über Frankfurt zu sehen ist. Der kleine Junge fragt seine Eltern: "Für was ist der bunte Bogen denn Reklame?" 

Was würden wir dem Jungen antworten? Wofür macht ein Regenbogen Reklame?

Er ist seit der Sintflut mit Noahs Arche ein Zeichen für Gottes Treue. Er soll jedes Mal, wenn er am Himmel steht, an Gottes Bund mit den Menschen erinnern, den er nach der Sintflut geschlossen hat: Solange die Erde steht, soll nicht aufhören Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht. (1. Mose 8,22)

Gottes Bund besagt, dass er zu dem steht, was er versprochen hat, egal, wie wir Menschen uns verhalten. Dieser Regenbogen ist eng mit dem Erntedankfest verbunden, geht es doch ursprünglich um unseren Dank für Gottes Segen über der Natur, dass wir genug zu essen haben und unsere Vorräte uns über den Winter bringen. Erntedank ist ein Regenbogen-Erinnerungsfest, wo wir dankbar daran denken, dass Gott auch dieses Jahr seine Verheißungen erfüllt hat. Mit dem Regenbogen legt uns Gott auch aus, wie seine Gegenwart für uns gestaltet ist. Sieben Farben können wir im Regenbogen wahrnehmen: violett, indigo, blau, grün, gelb, orange, rot. Jede Farbe trägt dazu bei, dass der Regenbogen vollkommen ist. So will Gott uns in siebenfacher Weise nahe sein. Er ist vor uns, um uns zu leiten, hinter uns, um uns zu schützen, neben uns, um uns vor den Gefahren rechts und links zu warnen, unter uns, um uns zu halten und aufzufangen, über uns, um uns den Blick nach oben zu ermöglichen, für uns, damit wir ihm vertrauen, in uns, damit unser Leben mit ihm durch seinen Heiligen Geist neu wird.

Gottes Treue ist oft nur bruchstückhaft wahrzunehmen, wie der Regenbogen. Manchmal wird nur ein kleiner Ausschnitt sichtbar. Und selbst der vollkommenste Halbkreis über Frankfurt ist nur ein Teil des Regenbogens. Der ist nämlich eigentlich rund, was man nur aus der Flugzeugperspektive sehen kann. Die Treue Gottes umschließt uns immer, auch wenn wir uns haltlos und den Gefahren ausgesetzt fühlen. Sein Bund bleibt bestehen, Gott ist treu.

So ist der Regenbogen wirklich Reklame, Reklame für Gottes Treue. Zum Erntedankfest können wir Gottes Treue feiern und uns neu versichern lassen, dass er treu bleibt.
Drei Aspekte der Treue Gottes möchte ich mit Ihnen betrachten:

  • Gott ist treu, wenn er beruft
  • Gott ist treu, weil er bewahrt
  • Gott ist treu, weil er hilft
Gott ist treu, wenn er beruft
Treu ist er, der euch ruft; er wird's auch tun. (1.Thessalonicher 5,24)

Christen sind von Gott herausgerufen aus einem Leben ohne ihn. Sie werden von Gott angesprochen auf ihre Sehnsüchte, ihre Hoffnungen und Wünsche. Es ist wie wenn sie in einem dürren, trostlosen Land lebten und einer mit dem Boot bei ihnen landete, um sie in ein fruchtbares, hoffnungsvolles und saftiges Land abzuholen. Sie müssen nicht wie die Boatpeople ihr ganzes Erspartes zusammenkratzen, um die Überfahrt zu bezahlen, und darauf hoffen, dass das neue Land sie wirklich aufnimmt und nicht unterwegs verhungern lässt.

Im Gegenteil, der Fährmann hat schon bezahlt, das Boot steht bereit, das neue Land erwartet die Ankömmlinge mit offenen Armen. Doch die Umsiedlung ist nicht in jeder Hinsicht einfach. Heimweh lässt das Herz schwer werden, auch wenn man in der Dürre ums Überleben kämpfte. Man muss viel lernen in dem neuen Land, Beziehungen aufbauen, Vertrauen einüben. Und man bekommt auch neue Aufgaben. Von nun an ist man Botschafter von Gottes Retterwillen. Man darf andere abholen ins neue Land. Man wird eingesetzt, um anderen das Einleben zu erleichtern und sie ins neue Land einzugliedern.

Weil Gott treu ist und zu dem steht, was er verspricht, wird er denen, die er ruft, Kraft schenken, um ihre Berufung zu leben. Wenn er mich beruft, dann wird es meine Aufgabe sein, in seinem Sinne Menschen für dieses neue Land zu werben, aber Gott bewirkt das neue Leben, das Eingliedern und Zusammenpassen, das Einwurzeln in sein Land. Er lässt mich mit meiner Berufung nicht allein und verlangt nicht von mir, aus eigener Kraft nach seinem Willen zu leben. Er gibt mir alles, was ich für ihn brauche, damit ich wirklich in seinem Auftrag unterwegs sein kann.

Gott ist treu, weil er bewahrt
Der Herr ist treu; der wird euch stärken und  bewahren vor dem Bösen. (2.Thessalonicher 3,3)

Während wir Gottes Berufung nachgehen und so leben, wie Gott es von uns erwartet, treffen wir immer wieder auf Widerstände. Der Apostel bezeichnet diese Widerstände als das Böse. Er meint damit die Macht, die gegen Gott steht und zerstört. Knüpfen wir an das Bild der Bootsfahrt von einem dürren Land in ein fruchtbares Land an, tritt das Böse mit Stürmen und Kentern auf den Plan, eine Seuche kann im neuen Land ausbrechen. Das Böse hat zum Ziel, das Vertrauen zu Gott und Jesus Christus zu zerstören. Dadurch wird auch die Gemeinde Jesu zerstört.

Das Böse tritt gut getarnt und vielfältig auf. Es tritt uns entgegen, wenn wir uns mit voller Kraft für Gottes Sache einsetzen wollen und Tag für Tag Überstunden machen müssen, sodass kein Raum mehr frei bleibt, um uns zu engagieren. Das Böse schimmert durch, wenn zwei Christen, die beide ganz auf Jesus vertrauen, nicht miteinander auskommen und es nicht fertig bringen, gemeinsam ein Projekt zu Gottes Ehre durchzuziehen. Das Böse kann ein Nachbar sein, der mir das Leben schwer macht und alle meine Gedanken blockiert. Das Böse kann aber auch ein Umstand sein, der verhindert, dass ich im Glauben wachsen kann. Oft ist das Böse erst im Nachhinein zu erkennen. Ein Jahr später erkennt man, dass die Arbeitsplatzsituation erst vom Hauskreis, dann von Gott entfernt hat. Man sieht, dass der Zoff zweier Mitarbeiter dazu führte, dass sie beide das Handtuch geschmissen haben, obwohl sie nach einem Jahr gar nicht mehr wissen, wie es dazu kommen konnte. Man ist umgezogen und erkennt, wie das Problem mit dem Nachbarn das Vertrauen zu Gott ständig untergrub, und man spürt, dass die neue Freundesclique von Gott entfremdet hat.

Gottes Zusage gilt. Er ist treu. Er liefert uns nicht dem Bösen aus und wartet nur darauf, dass wir in die Falle des Bösen tappen, sondern er stärkt und bewahrt vor dem Bösen. Gott stärkt, dass das Böse uns nichts anhaben kann. Er päppelt unser Immunsystem auf. Seine Immunstärkung geschieht durch die Zeit, die wir mit ihm verbringen. Jedes Lied, das wir für ihn und mit ihm singen, lässt uns stärker werden, um Böses abzuwehren und in einer bösen Situation klar zu sehen. Jede biblische Geschichte stärkt uns, auf Jesus Christus zu vertrauen, der unsere Not sieht und sich erbarmt. Jedes Gebet ist ein Kampfruf gegen das Böse, der uns bestärkt, dass Gott uns beisteht. Und Gott wird uns auch bewahren vor dem Bösen. Das geschieht durch rote Ampeln, die uns deutlich ein Stopp signalisieren, durch einen guten Freund, der im Auftrag Gottes vor dem Abgrund warnt, und durch die innere Stimme, mit der Jesus uns mal mehr mal weniger laut Orientierung gibt. 

Das Böse wird immer versuchen, einen Keil zwischen Gott und uns zu treiben. Es wird versuchen, uns von Gott weg zu locken, aber Gottes Kraft ist stärker. Er wird das Böse besiegen. Er ist treu an unserer Seite, das gilt und wird endgültig eingelöst am Ende der Zeiten. Gott sorgt dafür, dass wir trotz Gegenwind und Seuchen das Ziel erreichen.

Gott ist treu, weil er hilft

Bisher hat euch nur menschliche Versuchung getroffen. Aber Gott ist treu, der euch nicht versuchen lässt über eure Kraft, sondern macht, dass die Versuchung so ein Ende nimmt, dass ihr's ertragen könnt. (1.Korinther 10,13)

Das Böse schleicht sich langsam an in Form der Versuchung. Sie geht an Gottes Augen vorüber, er lässt sie zu. Versuchungen sind Trainingsstunden des Glaubens. Bleiben wir bei Jesus oder nicht?

Versuchungen für uns als Gemeinde können sein, dass wir uns selbstzufrieden zurück lehnen, meinen, alles gut im Griff und unter Kontrolle zu haben. Versuchungen können sein, uns auf das zu konzentrieren, was uns nicht passt und Gottes Wirken aus dem Blick zu verlieren. Wir können versucht sein, unser Glaubensleben mit ständig leerem Tank zu führen, fromme Floskeln im Mund zu führen, die nicht von unserem Leben gedeckt sind.

Werden wir diesen Versuchungen nachgeben und Gottes Angebot der Hilfe ausschlagen? Oder werden wir immer wieder neu nach ihm fragen und ihn aufsuchen, gerade auch in Zeiten, wo alles prima läuft oder wir über das Unvollkommene murren und klagen? Werden wir Gottes Treue wieder neu an uns heranlassen und den Versuchungen widerstehen können? Wir müssen vor diesen Trainingsstunden Gottes keine Angst haben. Denn wir können nicht scheitern. Versuchungen können uns nicht besiegen, Gott zieht uns mit seiner Kraft heraus, denn er leitet das Training.

Erntedank 2007 ist ein Fest, das uns an Gottes Treue erinnert. Gottes Treue hat kein Ende, auch wenn der Regenbogen für uns oft nur teilweise zu sehen ist. Gottes Treue umfängt uns vor, hinter, neben, unter, über, für und in uns.

Cornelia Trick


Home


Verantwortlich Dr. Ulrich Trick, Email: ulrich@trick-online.de
Internet-Adresse: http://www.predigt-online.de/prewo/prewo_gott_ist_treu.htm