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Liebe Gemeinde, liebe Freunde,
Sie ahnen es längst, ich bin überzeugt, dass das Einkaufszentrum uns keinen einzigen Artikel präsentieren kann, mit dem das neue Jahr wirklich entscheidend besser verlaufen wird. Ganz anders sieht es aus, diesen Gutschein bei Gott einzulösen. Denn wen wir in diesem Jahr ganz sicher am nötigsten brauchen, ist Gott. In den weltweiten Katastrophen kann unsere Hilfe nur Pflaster auf die Wunden sein. Gottes Liebe heilt. In den Herausforderungen der wirtschaftlichen Entwicklung scheinen wir die "Macher" zu sein, aber Gott allein hat das Beste für uns Menschen im Blick, wir laufen den eigenen Interessen hinterher. In den Sorgen des eigenen Lebens kommen wir an Grenzen, die nicht zu überwinden sind. Gott entgrenzt unsere Wege und unsere Perspektiven. In der Trostlosigkeit gibt Gott Trost, der über den Tod hinaus reicht. Und als Gemeinde sind wir sowieso elementar auf Gott angewiesen, verkommen wir ohne ihn doch zu einem Selbstbeschäftigungsverein. Von diesem Bedürfnis nach Gott und seiner Gegenwart im neuen Jahr ausgehend beginne ich heute eine Predigtreihe zum ersten Brief des Johannes. Mit diesem Brief haben wir ein sehr altes Dokument der ersten Generation Christen in der Hand. Er ist um 55 nach Christus geschrieben worden, etwa zeitgleich mit dem 1. Korintherbrief, so die neusten Forschungsergebnisse. Mit ihm haben wir einen innigen Werbebrief für ein Christsein in den Händen, das sich als echt und glaubwürdig erweist. Die Gemeinde wird erinnert an ihren ureigensten Auftrag, Licht in der Welt voller Dunkelheit zu sein und auf Gott, das Licht hinzuweisen. Damit zeichnet sich der Brief auch durch seine Geradlinigkeit aus. In den Gründerjahren der Christenheit war es wichtig, eindeutig Position zu beziehen. Man war in der Minderheit, ein verstreutes Häuflein, kaum allein lebensfähig. Was interessierte damals der interreligiöse Dialog, die Abgrenzung von anderen Positionen hingegen war in aller Schärfe nötig, um das Einzigartige des Glaubens an Jesus Christus zu betonen. Für uns heute mag manche radikale Aussage befremdlich klingen, wir vermissen die Zwischentöne zwischen schwarz und weiß, die unser Leben so oft charakterisieren. Doch der Blick zurück in die Anfänge der christlichen Gemeinde weckt uns auf und weist unseren Blick neu auf Gottes Licht, das uns Orientierung und neuen Schwung mitten in den Grautönen des Lebens geben will. 1.Johannes 1,1-5 Von ihm, dem offenbar gewordenen Wort, haben wir die Botschaft gehört, die wir euch weitersagen: Gott ist Licht, in ihm gibt es keine Spur von Finsternis. In unserer Kirche hängt seit dem 4. Advent eine Lichterkette an der Altarwand. Ursprünglich symbolisierte sie den Sternhimmel über Bethlehem. Als wir die Kette aufhingen, merkten wir enttäuscht, dass zwei komplette Reihen Glühbirnen ausfielen. Durch die Lagerung über das Jahr oder den Transport von einer Kiste in die andere musste der Defekt ausgelöst worden sein. Wer jemals versucht hat, einen solchen Schaden zu beheben, weiß, was uns erwartete. 16 Glühbirnchen mit Zange und Feingefühl aus der Verankerung lösen und darauf hoffen, dass bei dieser Aktion nicht noch mehr kaputt ging. Dabei nach den zwei Glühbirnen fahnden, die die restlichen 14 Birnen dunkel bleiben ließen, weil sie den Strom nicht weitergaben. Ganz zu schweigen von der Schwierigkeit, die passenden Ersatzlämpchen aufzutreiben. Einer vom Fach war dabei und nahm uns die Entscheidung ab, wir ließen die Reihen, wie sie waren, einige Glühbirnen sind dunkel. Ist das nicht auch so mit dem Glauben? Wenn er nicht weitergegeben wird, ist die Leitung unterbrochen. Nicht nur ein Mensch bleibt dunkel, auch die drum herum sind mitunter betroffen. Johannes ermutigt die Gemeinde, sich mit diesem Zustand nicht abzufinden. Deshalb bezeugt er am Anfang seines Schreibens den eigenen Glauben an Jesus Christus. Jesus, so sagt er, ist von Anfang an mit Gott dem Licht gegenwärtig. Er tritt nicht erst mit der Geburt ins Leben, er war schon, bevor Gott die Welt erschaffen hatte. Dieses Geheimnis bezeugt der Apostel zusammen mit anderen, die in dem "wir" eingeschlossen sind. "Wir" sahen, hörten, berührten und verkündeten Jesus, das Wort Gottes, das Mensch geworden ist. Wir sahen: Jesu Niedrigkeit, dass kein äußerer Hinweis auf Jesus, den Herrscher der Welt verwies. Dass Menschen von seiner Vollmacht verändert wurden, umkehrten von falschen Lebenswegen ohne Gott, Vertrauen lernten, Heilung erfuhren. Ja, dass sogar die Natur Jesus gehorchte in Stürmen, in der Brotvermehrung, im Weinwunder zu Kana. Wir hörten: Jesu Verkündigung in Beispielen aus dem Alltag, in Predigten, in Auseinandersetzungen mit Gegnern. Wir hörten Vergebung von Schuld, Segen, Gottes Willen in Zuspruch und Anspruch auf das ganze Leben. Wir berührten: den Gekreuzigten, der nicht im Tod geblieben ist, sondern auferweckt wurde, der als Gottes Sohn Mensch wurde und an der Trostlosigkeit und Finsternis der Welt bis in den Tod teilnahm, der Schmerzen durchlitt und nicht vor ihnen weglief. Wir berührten einen Mann aus Fleisch und Blut, der sich aus Liebe für uns hingab. Wir verkünden: Jesus, der nicht nur für
die persönliche Rettung eines jeden nötig ist, sondern der die
Gemeinde beauftragt, als Gerettete Rettersinn zu entwickeln und Lichterketten
zum Leuchten zu bringen. Eine Person kann viele in das Licht Gottes führen.
Soweit die grundlegenden Worte des Apostels an
die Gemeinde damals.
Wir sehen – Glaube baut auf Glaubensgeschichte auf Wir hören – Glaube muss verstehen Ein Professor des Neuen Testaments, der ein Buch zum Römerbrief schrieb, wurde in einem Vortrag über sein bewegendes Buch von einer Zuhörerin gefragt, wie er sich das Thema angeeignet habe. Er erzählte, dass er sich einige Wochen ganz von Menschen zurück gezogen hatte und versuchte, in das Leben des Paulus hineinzuschlüpfen. Die Auseinandersetzungen erlebte er persönlich nach, das Ringen des Paulus um seine jüdischen Geschwister wurde zu seinem eigenen Ringen. Es wurde, so resümierte er, eine sehr bewegende Zeit für ihn. Mich hat dieser Umgang mit Jesus Christus tief beeindruckt. Ein Wissenschaftler experimentiert nicht mit seinem Stoff, klopft ihn auf seine Eigenschaften ab und prüft seine Verwendbarkeit, sondern begibt sich selbst in das Experiment, lässt Jesus an ihm wirken und erlebt, dass sich der Geist Jesu, der Paulus begabt hatte, auch ihm mitteilt. Es ist für mich zu einer Hilfestellung geworden, Glaube zu verstehen. Ich setze mich mit der Bibel Jesu zu Füßen und lasse ihn mit mir reden. Er öffnet mir das Herz für seine Wahrheit, für sein Licht und schenkt mir Vertrauen in ihn. Wir berühren – Glaube braucht Nahrung Wir verkünden – Glaube drängt zum Weitergeben Arbeit mit Kindern ist Kerngeschäft in Neuenhain. Die Kinder hier haben ausreichend zu essen. Es gibt keine Straßenkinder. Hausaufgabenhilfe wird über die Schule organisiert. Sicher, es gibt Not in den Familien. Aber unsere Versuche, hier aktiv zu werden, fanden keinen fruchtbaren Boden. Dagegen haben wir vier Kindergruppen mit Kindern, die gerne kommen und sehen wollen. Ihnen von Jesus zu erzählen legt die Grundlagen des Glaubens und Vertrauens. Hier geschieht Verkündigung in vorderster Linie. Hier sind ganze Bereiche der Lichterkette, die dunkel bleiben könnten, wenn einzelne sich aus dieser Arbeit ausklinken würden. Wir als Gemeinde haben Verantwortung. Nicht alle sind zu diesem Dienst begabt. Aber zur Fürbitte, zur Ermutigung, zum Mithelfen in vielerlei Hinsicht ist genug Möglichkeit. Sprechen Sie mit den Männern und Frauen, die vertikal verkünden, Woche für Woche und Sonntag für Sonntag. Sie brauchen Ihre Unterstützung, das Licht Gottes, das ihnen Kraft gibt zum Leuchten. Finsternis schleicht sich nur da ein, wo das Licht nicht hinkommt oder zu schwach ist. Ein erster Schritt ins neue Jahr kann für uns bedeuten, Glauben neu zu sehen, zu hören und zu berühren. Dadurch werden wir in der Gemeinschaft Gottes und untereinander neue Freude erfahren und leuchten können - ohne Unterbrechung. Gott ist Licht, in ihm gibt es keine Spur von Finsternis. (1.Johannes 1,5) Cornelia
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