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Liebe Gemeinde, liebe Schwestern
und Brüder,
Heute werden wir ein Kapitel aus dem Johannesevangelium unter die Lupe nehmen und das Anliegen von ProChrist vertiefen. Es bereitet uns auf Karfreitag und Ostern vor. Die Begebenheit findet eine halbe Stunde von Jerusalem entfernt statt, scheinbar handelt es sich um eine Familiengeschichte. Sie weist aber weit über sich hinaus auf Jesu Geschichte und Gottes Geschichte mit ihm. Das lange Kapitel werden wir in groben Zügen durchgehen, dabei den Scheinwerfer auf einzelne Aussagen richten. Johannes 11,1+5 Jesus aber hatte Marta lieb und ihre Schwester und Lazarus. Lazarus ist krank Die Schwestern Maria und Marta lassen Jesus von Lazarus Krankheit wissen, doch sie holen ihn nicht herbei. Sie wissen, dass Jesus schon zum zweiten Mal vor der Steinigung in Jerusalem flieht. Jenseits des Jordan hat er sich in Sicherheit gebracht. Die Schwestern, seine Freunde, wollen ihn nicht in die Höhle des Löwen zurückbeordern. Die entscheidende Aussage steckt in der kleinen Bemerkung: „Jesus hatte Lazarus lieb.“ Jesus hatte den kranken Lazarus lieb. Krankheit war zwar ein Zeichen der Welt ohne Gott, aber Jesus liebt Menschen, die an dieser Gottestrennung krank wurden. Die Krankheit trennt nicht von Gott, sondern weckt Jesu ganz besondere Liebe. Seine Berufung ist, die Kranken zu lieben. Wir können uns an dieser Stelle in die Geschichte einklinken. Jesus hat dich lieb, auch wenn du dich ganz weit von ihm entfernt fühlst, verlassen, Gott verlassen. Er hat dich lieb. Johannes 11,6-7+16 Da sprach Thomas, der Zwilling genannt wird, zu den Jüngern: Lasst uns mit ihm gehen, dass wir mit ihm sterben! Jesus bricht auf Inzwischen war Lazarus gestorben. Was die Jünger nicht wussten, war, dass am Grab des Lazarus ein symbolischer Tausch stattfinden würde. Jesus würde zum Lazarus werden, Lazarus würde leben. Gemäß den Vorhersagen des Propheten Jesaja: „Fürwahr, er trug unsere Krankheit und lud auf sich unsere Schmerzen. Durch seine Wunden sind wir geheilt.“ (Jesaja 53) Jesus führte mit seinen Jüngern einen Glaubenskurs in Betanien durch. Der Jünger Thomas fühlte sich mitgehangen, mitgefangen. Er rechnete damit, im Hexenkessel Jerusalem mit Jesus sterben zu müssen. Zu diesem Zeitpunkt war er noch bereit dazu. Wie kann ich die Jünger verstehen. Wie sie verstehe ich manche Lebensführungen nicht. Warum führt Jesus in Situationen, in denen ich nur untergehen kann? Jemand nahm eine neue Arbeitsstelle an, er fühlte sich von Jesus darin bestärkt. Doch schon bald stellte sich heraus, dass er den Anforderungen nicht gewachsen war. Hatte er sich verhört und Jesus hatte gar nicht gesprochen? Was sollte sonst dieses Fiasko bedeuten? Vielleicht war für diesen Mann auch ein Kapitel Glaubenskurs dran. Dass er sich von Jesus mitnehmen lassen sollte auf einem steinigen, unverständlichen, bedrohlichen Weg mit der einzigen Sicherheit, Jesus dabei zu haben. Denn das Lernziel des Kurses so weit lautet: Jesus hat nicht nur Lazarus, sondern auch seine Jünger, dich und mich lieb. Johannes 11,21+25-27 Jesus spricht zu ihr: Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, der wird leben, auch wenn er stirbt; und wer da lebt und glaubt an mich, der wird nimmermehr sterben. Glaubst du das? Sie spricht zu ihm: Ja, Herr, ich glaube, dass du der Christus bist, der Sohn Gottes, der in die Welt gekommen ist. Die Schwestern – Glaubensgespräche Die Schwester Maria stellt mit den gleichen Worten fest: Wäre Jesus rechtzeitig da gewesen, hätte Lazarus nicht sterben müssen. Jesus reagiert emotional, er ergrimmt und weint. Warum? Wohl weil er seinen eigenen Weg deutlich vor sich sah, Passion, Leiden und Sterben für die Menschen, die ihm nichts zutrauten, offenbar nichts anderes von ihm erwarteten, als eine ärztliche Leistung an Kranken. Für sie sollte er sein Leben hingeben. Die Menge deutete sein Weinen als Zeichen seiner Liebe zu Lazarus. Ja, Jesus weinte um Lazarus und um alle Lazarusse, die auch lebendig tot waren, weil sie nichts von Gott erwarteten, als ihr Leben möglichst problemlos führen zu können. Jesus führt hier auch ein Glaubensgespräch mit uns: „Glaubst du, dass du mit mir lebst auch durch den Tod hindurch?“ Bei den Schwestern wuchs ein zartes Vertrauen, dass Jesus auch in den dunkelsten Stunden bei ihnen blieb. Wächst dieses Vertrauen auch bei uns? Johannes 11,41+43-44 Als er das gesagt hatte, rief er mit lauter Stimme: Lazarus, komm heraus! Und der Verstorbene kam heraus, gebunden mit Grabtüchern an Füßen und Händen, und sein Gesicht war verhüllt mit einem Schweißtuch. Jesus spricht zu ihnen: Löst die Binden und lasst ihn gehen! Das Grab öffnet sich Johannes 11,45-46 Reaktionen Jesus lässt Freiheit. Er bietet sich an: „Glaubst du das?“ Er hat lieb und lockt mit seiner Liebe die Trauernden, Ängstlichen und Verlorenen. Er lässt auch gehen: bis hin zum Tötungsbeschluss. Er nimmt die Jünger mit, die ihm zusichern, mit Jesus sterben zu wollen. Und doch werden sie ihn alle verlassen. Thomas wird auch die Auferstehung nicht glauben. Ihm zeigt sich Jesus persönlich und preist die glücklich, die nicht sehen und doch glauben. Jesus stellt uns heute
die Frage: „Glaubst du das?“ – auch auf dem Friedhof, in großer Verlassenheit
und im Zweifel?
Cornelia
Trick
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