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Liebe Gemeinde, liebe Schwestern
und Brüder,
Wir feiern das Abendmahl zu seinem Gedächtnis in der Gemeinschaft der Gemeinde. Wir sind eine Solidargemeinschaft, stehen nicht als einzelne Bäume im Sturm der Zeit, sondern bilden einen Wald, wo einer den anderen und die andere stützt und schützt. Wir essen das Mahl am Familientisch zusammen mit unserer neuen Familie, die Jesus gegründet hat. Wie bei jeder Familienmahlzeit
ist auch Zeit für Gespräche weit über die bloße Nahrungsaufnahme
hinaus. Heute wollen wir uns zu den Jüngern an den Tisch setzen und
mit ganz großen Ohren lauschen, was sie einander erzählen. Neben
uns sitzt Simon Petrus. Gerade ist eine große Diskussion entfacht
worden: „Wer ist der Größte und Beste unter uns?“ Ist es der,
der am längsten mit Jesus unterwegs ist? Ist es der, der die meisten
Sondereinsätze mit Jesus durchgeführt hat? Ist es der, der die
meiste Verantwortung trägt? Ist es der Älteste der Jünger?
Jesus wendet sich nun Petrus zu. Ist Petrus mit Jesu Antwort unzufrieden? Hofft er auf eine Sonderstellung im Himmel? Lukas 22,31-34 Glaube auf dem Prüfstand Dieses Bild ist für uns schwierig. Gott ist doch aus Liebe zu uns Mensch geworden. Er lässt sich von uns Vater nennen. Welcher Vater würde sein Kind mutwillig auf die Probe stellen? Dieses Bild vom Gerichtssaal erschüttert Gottvertrauen. Doch die wirkliche Erfahrung von Christen zu allen Zeiten scheint dem Bild rechtzugeben. Wer zurzeit des Neuen Testaments den Kaiser nicht anbetete, lief in Gefahr, den wilden Tieren vorgeworfen zu werden. Heute werden Christen in vielen Ländern verfolgt, werden in Straflager gesperrt und durch Terrormilizen abgeknallt. Warum dämmt Gott Satan nicht ein? Gibt es wirklich ein solches himmlisches Abkommen, um Glaubensfestigkeit zu prüfen? Dies Bild versucht Lebensrealität zu verstehen. Gott gibt dem Bösen offenbar Raum. Doch er will uns Menschen nicht durch die Prüfungen fallen lassen, sondern sie stark machen, dass sie durchhalten, auch wenn sie den Eindruck haben, wie durch ein Sieb hin und her geworfen zu werden. Richter und Staatsanwalt sind im himmlischen Gerichtssaal nicht allein, Jesus ist dabei in der Rolle des Rechtsanwalts. Er begrenzt den Terror des Satans und wirkt auf den Vater im Himmel ein. Er legt Fürbitte für seine ihm anvertrauten Menschen ein, um sie von Satan weg in die Arme Gottes zu treiben. Seine Fürbitte, so lernen wir es bei Petrus, hat Erfolg. Petrus wird durchgeschüttelt werden, aber bleibt im Sieb und fällt nicht durch. Petrus, so sagt es ihm Jesus zu, wird wieder neues Gottvertrauen geschenkt bekommen. Als Gäste sitzen wir mit am Tisch. Können wir uns in den kraftstrotzenden Petrus hineinversetzen? So nach dem Motto, mir gelingt alles, Zweifel kenne ich nicht, mein Glaube ist unerschütterlich? Vielleicht haben wir schon gemerkt, Glaube ist keine Schutzimpfung gegen Unglück. Es gibt auch in unserem Leben Einbrüche: Anfeindung, Beziehungskrise bis hin zum Bruch einer Liebe, Krankheit und Tod, Unglücke von außen und finanzielle Not. Ein lauter Glaube kann sehr schnell kleinlaut werden. Im Nu fühlt man sich wie in einem Sieb, durchgeschüttelt und verunsichert, wo man landen wird. Jetzt ist wichtig, dass neben Petrus und mir Jesus bei Tisch sitzt. Er hat seine Hände mit großer Geste ausgebreitet, die besagt: „Nimm von mir. Halte dich an mir fest. Meine Kraft ist in den Schwachen mächtig.“ Wenn ich mich anschaue, bin ich nicht besser als Petrus. Ich kann zerbrechen und mein Glaube steht ruck zuck auf dem Prüfstand. Auch ich könnte es fertigbringen, Jesus dreimal zu verleugnen. Aber Jesus ist mein Anwalt und tritt genau in dieser Situation an meine Seite, um mich aus den Klauen des Staatsanwalts zu reißen. Er hat keine Macht über mich, solange Jesus da ist. Glaube, das lerne ich bei diesem Tischgespräch, ist nicht meine Kraft, mit der ich mich an Gott festhalte, sondern ist Jesu Kraft, mit der er mich hält und aus dem Sieb herauszieht. So kann ich nicht über meinen Glauben wie über mein Bankkonto verfügen, sondern kann ihn immer nur neu erbitten. Aufträge Gibt es auch Schwestern und Brüder, die uns im Gebet Jesus ans Herz legen? Wir sind dazu da, anderen Gottes Liebe weiterzugeben, nicht über sie zu herrschen. Wie sieht das morgen in unserem Alltag wieder ganz konkret aus? Wir können uns gegenseitig ermutigen, wenn wir durchgeschüttelt werden durch Ereignisse aller Art. Diese Krise war für Petrus ein Neuanfang, sie kann es auch für uns sein. Jesus steht zu uns und bringt uns an Gottes Herz. Der Staatsanwalt im Gerichtssaal hat nicht das letzte Wort, ja, er ist schon längst entlassen. Gottes Liebe ist stärker als alles, was er vorzubringen hat. Cornelia
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