Gespräch bei Tisch (Lukas 22,31-34)
Gottesdienst am 01.03.2015 in Brombach

Liebe Gemeinde, liebe Schwestern und Brüder,
letzten Montag haben wir unsere 40-Tage-Aktion „24 Stunden. Der Tag, der die Welt veränderte“ begonnen. In der ersten Woche beschäftigten wir uns mit dem letzten Mahl, das Jesus mit seinen Jüngern hielt: Jesus ist der Gastgeber, das Essen teilt er aus. Er gibt dem Passahmahl, das man in Israel traditionell an diesem Tag feiert, eine neue Bedeutung. Steht das Passahmahl für die Befreiung aus der Sklaverei in Ägypten, zeigt Jesus auf eine neue Befreiung. Durch seinen Tod werden Menschen befreit von der Macht der Sünde, die unterdrückt, knechtet und in die falsche Richtung führt. Brot und Wein stehen dafür, dass Jesus sich für uns hingibt, unseren Tod auf sich nimmt. In Brot und Wein stärkt er uns und spricht uns zu, als Auferstandener von den Toten mit uns zu gehen. Er gibt uns mit Brot und Wein etwas zum Naschen, das uns Vorfreude auf den Himmel machen soll.

Wir feiern das Abendmahl zu seinem Gedächtnis in der Gemeinschaft der Gemeinde. Wir sind eine Solidargemeinschaft, stehen nicht als einzelne Bäume im Sturm der Zeit, sondern bilden einen Wald, wo einer den anderen und die andere stützt und schützt. Wir essen das Mahl am Familientisch zusammen mit unserer neuen Familie, die Jesus gegründet hat.

Wie bei jeder Familienmahlzeit ist auch Zeit für Gespräche weit über die bloße Nahrungsaufnahme hinaus. Heute wollen wir uns zu den Jüngern an den Tisch setzen und mit ganz großen Ohren lauschen, was sie einander erzählen. Neben uns sitzt Simon Petrus. Gerade ist eine große Diskussion entfacht worden: „Wer ist der Größte und Beste unter uns?“ Ist es der, der am längsten mit Jesus unterwegs ist? Ist es der, der die meisten Sondereinsätze mit Jesus durchgeführt hat? Ist es der, der die meiste Verantwortung trägt? Ist es der Älteste der Jünger?
Jesus antwortet, dass nur der von sich sagen kann, dass er der Größte ist, nämlich der, der allen dient und sich zum Kleinsten macht. Jesus zeigt seinen Jüngern, wie er selbst seine Größe vorlebt. Er will nicht herrschen und seine Macht einsetzen, um seinen Willen durchzudrücken, sondern schaut auf das Wohl der ihm Anvertrauten. Der König der Welt putzt quasi die Toiletten seines Personals. Er stellt damit die Werte der Gesellschaft damals bis heute auf den Kopf. In jeder Situation ist das neu durchzubuchstabieren. Jesus schließt dieses Thema ab, indem er den Jüngern sagt: „Freunde, macht euch keinen Kopf über Rangfolge und Größe. Ihr werdet einmal Prinzen und Prinzessinnen in Gottes Reich sein. Was jetzt allein nötig ist, jetzt mit mir das Abendmahl zu feiern und an meinem Leben Anteil zu nehmen. Diese Verbindung bleibt ewig.“

Jesus wendet sich nun Petrus zu. Ist Petrus mit Jesu Antwort unzufrieden? Hofft er auf eine Sonderstellung im Himmel?

Lukas 22,31-34

»Simon, Simon! Pass gut auf! Gott hat dem Satan erlaubt, euch auf die Probe zu stellen und die Spreu vom Weizen zu scheiden. Aber ich habe für dich gebetet, dass dein Glaube an mich nicht aufhört. Wenn du dann wieder zu mir zurückgefunden hast, musst du deine Brüder und Schwestern im Glauben an mich stärken!« Petrus antwortete: »Herr, ich bin bereit, mit dir ins Gefängnis zu gehen, ja mit dir zu sterben!« Jesus antwortete: »Ich sage dir, Petrus, noch ehe heute der Hahn kräht, wirst du mich dreimal verleugnen und behaupten, dass du mich nicht kennst.«
 

Glaube auf dem Prüfstand

Jesus deutet einen Gerichtssaal als Bild an. Gott sitzt mit Satan am Tisch. Der Satan hat eine Liste vor sich liegen mit Namen von Jüngern, die er auf die Probe stellen will. Gott willigt in Satans Vorschlag ein. Satan soll wie ein Staatsanwalt die herausdeuten, die nicht an Gott festhalten. Sehr stark erinnert diese Szene an Hiob. Satan suchte sich Hiob aus, den vorbildlichen Gerechten, um ihn von Gott wegzubringen.
Dieses Bild ist für uns schwierig. Gott ist doch aus Liebe zu uns Mensch geworden. Er lässt sich von uns Vater nennen. Welcher Vater würde sein Kind mutwillig auf die Probe stellen? Dieses Bild vom Gerichtssaal erschüttert Gottvertrauen.

Doch die wirkliche Erfahrung von Christen zu allen Zeiten scheint dem Bild rechtzugeben. Wer zurzeit des Neuen Testaments den Kaiser nicht anbetete, lief in Gefahr, den wilden Tieren vorgeworfen zu werden. Heute werden Christen in vielen Ländern verfolgt, werden in Straflager gesperrt und durch Terrormilizen abgeknallt. Warum dämmt Gott Satan nicht ein? Gibt es wirklich ein solches himmlisches Abkommen, um Glaubensfestigkeit zu prüfen? Dies Bild versucht Lebensrealität zu verstehen. Gott gibt dem Bösen offenbar Raum. Doch er will uns Menschen nicht durch die Prüfungen fallen lassen, sondern sie stark machen, dass sie durchhalten, auch wenn sie den Eindruck haben, wie durch ein Sieb hin und her geworfen zu werden.

Richter und Staatsanwalt sind im himmlischen Gerichtssaal nicht allein, Jesus ist dabei in der Rolle des Rechtsanwalts. Er begrenzt den Terror des Satans und wirkt auf den Vater im Himmel ein. Er legt Fürbitte für seine ihm anvertrauten Menschen ein, um sie von Satan weg in die Arme Gottes zu treiben. Seine Fürbitte, so lernen wir es bei Petrus, hat Erfolg. Petrus wird durchgeschüttelt werden, aber bleibt im Sieb und fällt nicht durch. Petrus, so sagt es ihm Jesus zu, wird wieder neues Gottvertrauen geschenkt bekommen.

Als Gäste sitzen wir mit am Tisch. Können wir uns in den kraftstrotzenden Petrus hineinversetzen? So nach dem Motto, mir gelingt alles, Zweifel kenne ich nicht, mein Glaube ist unerschütterlich?  Vielleicht haben wir schon gemerkt, Glaube ist keine Schutzimpfung gegen Unglück. Es gibt auch in unserem Leben Einbrüche: Anfeindung, Beziehungskrise bis hin zum Bruch einer Liebe, Krankheit und Tod, Unglücke von außen und finanzielle Not. Ein lauter Glaube kann sehr schnell kleinlaut werden. Im Nu fühlt man sich wie in einem Sieb, durchgeschüttelt und verunsichert, wo man landen wird. 

Jetzt ist wichtig, dass neben Petrus und mir Jesus bei Tisch sitzt. Er hat seine Hände mit großer Geste ausgebreitet, die besagt: „Nimm von mir. Halte dich an mir fest. Meine Kraft ist in den Schwachen mächtig.“

Wenn ich mich anschaue, bin ich nicht besser als Petrus. Ich kann zerbrechen und mein Glaube steht ruck zuck auf dem Prüfstand. Auch ich könnte es fertigbringen, Jesus dreimal zu verleugnen. Aber Jesus ist mein Anwalt und tritt genau in dieser Situation an meine Seite, um mich aus den Klauen des Staatsanwalts zu reißen. Er hat keine Macht über mich, solange Jesus da ist.

Glaube, das lerne ich bei diesem Tischgespräch, ist nicht meine Kraft, mit der ich mich an Gott festhalte, sondern ist Jesu Kraft, mit der er mich hält und aus dem Sieb herauszieht. So kann ich nicht über meinen Glauben wie über mein Bankkonto verfügen, sondern kann ihn immer nur neu erbitten.

Aufträge

Petrus bekommt von Jesus nach der Glaubenskrise eine neue Aufgabe. Seine Erfahrung wird ihn stark machen, und diese Stärke kann er weitergeben. Er weiß um seine Begrenztheit, die Frage nach eigener Größe ist ihm längst im Hals steckengeblieben. Nun soll er weitergeben: Wir brauchen Fürbitte, um die Prüfungen des Lebens zu bestehen. Jesus betet für uns.

Gibt es auch Schwestern und Brüder, die uns im Gebet Jesus ans Herz legen? Wir sind dazu da, anderen Gottes Liebe weiterzugeben, nicht über sie zu herrschen. Wie sieht das morgen in unserem Alltag wieder ganz konkret aus? Wir können uns gegenseitig ermutigen, wenn wir durchgeschüttelt werden durch Ereignisse aller Art.

Diese Krise war für Petrus ein Neuanfang, sie kann es auch für uns sein. Jesus steht zu uns und bringt uns an Gottes Herz. Der Staatsanwalt im Gerichtssaal hat nicht das letzte Wort, ja, er ist schon längst entlassen. Gottes Liebe ist stärker als alles, was er vorzubringen hat.

Cornelia Trick


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