|
Matthäus 28,1-10 Liebe Gemeinde, liebe Freunde,
Gott griff von außen ein. Er ließ die Erde nun schon zum dritten Mal während einer Woche beben. Während des Einzugs Jesu in Jerusalem bebten die Jerusalemer wie von einem Erdbeben erschüttert, direkt im Anschluss an Jesu Tod bebte die Erde und nun geschah ein neues Erdbeben. Die Frauen wurden sich bewusst, dass Gott in diesen Minuten handelte, für die einen zum Gericht, für die anderen zum Heil. Ein Bote Gottes kam zum Grab, er wälzte den Stein vor dem Grab weg und setzte sich darauf. Wie das Erdbeben löste der Bote Erschrecken aus. Die Wächter, die die Vorgänge bis dahin beobachteten, fielen ohnmächtig zu Boden, die direkte Begegnung mit Gott ließ sie ihre Kraft und Selbstbestimmung verlieren, auf die sie im Gefolge der Einflussreichen Jerusalems doch so stolz waren. Ganz anders ging es mit den Frauen weiter. Auch sie erschraken zutiefst, aber der Bote ließ sie in ihrer Angst nicht allein. Er sprach zu ihnen und nahm ihnen die Angst. Sie brauchten sich nicht zu fürchten, denn Gott war auf ihrer Seite. Die Begegnung mit Gott löste ganz unterschiedliche Reaktionen aus. Die einen fielen vor Schrecken fast tot um, sie spürten die Härte des Gerichtes Gottes, die anderen durften aufatmen, ihnen brachte der Engel Gottes Heil und Zukunft. Sie sollten nachher vom Grab weggehen mit großer Freude. Gott handelt am Ostermorgen, das will uns Matthäus deutlich sagen. Er hat Jesus auferweckt. Wie er ihn auferweckte, bleibt für uns ein unbeschreibbares Geheimnis. Für Matthäus war die Frage nach dem "wie" nicht wichtig. Er setzte voraus, dass Jesus auferweckt wurde und reflektierte in seinem Osterbericht die Folgen der Auferweckung für die ersten Osterzeugen bis hin zu uns heute, die wir Ostern 2004 feiern. Fünf Wirkungen der Auferstehung Jesu kann ich entdecken, die das Geheimnis von verschiedenen Seiten beleuchten. Große Freude wächst bei den Frauen trotz ihrer Furcht Freude kann man nicht verordnen, sie wächst von innen, selbstverständlich und oft auch unbewusst. Doch Jesus grüßt die Frauen mit der Befehlsform "Freut euch!" Hier wird mir bewusst, dass ich diese Aufforderung Jesu am Ostermorgen genauso brauche. Sie erinnert mich an den Grund der Freude. Sie rückt mir Jesus und das neue Leben mit ihm in den Mittelpunkt. Sie weckt die tiefe Dankbarkeit, die in den Alltagsgeschäften und Sorgen fast untergegangen wäre. Jesus unterbricht mich in meinem Kreisen um die täglichen Herausforderungen und führt mich zur Quelle meiner Lebensfreude zurück. Es tut gut, an ihr auszuruhen und die Freude im Herrn wieder in mir wachsen zu lassen. Die Frauen sollen zu den Jüngern gehen, die Jünger sollen nach Galiläa gehen Setzt die Freude am Ostermorgen mich in Bewegung? Zu wem sendet Jesus mich? Ich höre hier, dass Jesus nicht mit mir zufrieden ist, wenn ich mich bequem im Sessel zurück lehne und mich daran freue, dass ich dem Herrn begegnet bin. Das ist nicht die Zielrichtung der Osterbotschaft. Sie bleibt niemals bei einem Menschen stehen, sondern setzt ihn in Bewegung zu anderen hin. Aber wir können hier auch keinen wilden Aktionismus erkennen. Die Frauen sind nicht vom Grab in die Stadt gestürmt und haben jedem und jeder unterwegs ein Gespräch über Jesus aufgedrückt. Jesus hatte ihnen konkret die Adresse genannt, zu der sie die Osterbotschaft bringen sollten. Höre ich Jesu Osterauftrag so konkret wie die Frauen damals? Voraussetzung dafür ist nach dieser Erzählung, dass ich Jesus begegne. Vielleicht ist es gut, es morgens in der Stille geschehen zu lassen, wie die Frauen am Grab. Der Tag liegt noch unbearbeitet vor mir, alle meine Sinne sind wach und empfangsbereit. Ich kann in der Stille hören, was Jesus zu mir sagt. Mag sein, eine besondere Gelegenheit zum Hören auf Jesu Auftrag ergibt sich nach einem "Erdbeben" in meinem Leben. Eine unvorhergesehen langwierige Krankheit, eine berufliche Veränderung, familiäre Umbrüche können wie Erdbeben sein, die alles Bisherige in Frage stellen. Und sie sind Chancen zur Besinnung und zur Offenheit für eine neue Richtung. Eine junge Frau in meinem Bekanntenkreis erlebte solch eine Erschütterung. Ihr Knie musste mehrfach operiert werden, ihre Ausbildung konnte sie dabei nicht fortsetzen, ihr angestrebtes Berufsziel rückte in weite Ferne. Während der Krankenhausaufenthalten und der langen Genesungszeit zu Hause sprach Jesus mit ihr und gab ihr einen deutlichen Auftrag, ihn in viel intensiverem Maße in ihr Leben hineinzulassen und anderen von ihm zu erzählen. Sie machte sich auf und erkannte nach und nach, dass ihr persönliches Erdbeben Jesus in ihr Leben zurückgebracht hatte. Doch noch eine andere Art, Jesu Auftrag im eigenen Leben zu hören, eröffnet die Begegnung am Ostermorgen. Zwei Marias waren unterwegs. Sollten wir nicht auch jemand an unserer Seite haben, der oder die uns unterstützt und mit uns auf Jesus hört? Diese Schwester und den Bruder finden wir in der Gemeinde, Jesus möchte sie uns zur Seite stellen, damit wir nicht vergessen, dass er wichtig für uns ist. Wir sollten an diesem Punkt ehrlich zu uns selbst sein. Wenn der Auftrag in weite Ferne gerückt ist oder gar nicht mehr klar zu formulieren ist, dann ist das wohl ein Zeichen, dass sich etwas ändern sollte. Die Frauen sind Jesus zu Füßen gefallen, um ihm zu zeigen, dass sie von ihm alles erwarteten. Tun wir das ruhig auch und geben es zu: "Jesus, ich weiß den Weg in die Zukunft nicht, zeig du ihn mir!" Der auferstandene und der irdische Jesus sind eins Somit ist für die Frauen und uns heute klar, was es heißt, mit Jesus zu leben. Es geht - nach der Bergpredigt Jesu - zuallererst um das geistliche Leben, eine innige Gemeinschaft mit Gott, dem wir unser Leben verdanken und von dem wir uns abhängig wissen. Dieses geistliche Leben will gestaltet sein auch im Alltag. Gebetszeiten, Lebenswandel, Verhalten gegenüber Freund und Feind sind Stichworte, die Menschen, die sich an Jesus halten, bestimmen. Auch in seinen Gleichnissen machte Jesus sehr eindrücklich klar, worum es geht, wenn man mit Jesus lebt: Wach zu sein, Gelegenheiten der Nähe zu Gott nicht verstreichen zu lassen und alles dafür einzusetzen, mit Gott zu leben. Wie bei den Frauen damals gestaltet sich auch für uns ein Leben mit Jesus nicht im luftleeren Raum, in dem jede und jeder machen kann, was sie oder er will. Es gibt klare Hinweisschilder und Ampeln, die uns auf dem Weg der Nachfolge bewahren. Jesus geht seinen Jüngern entgegen Doch erstaunlicherweise hören wir davon nichts. Im Gegenteil. Von den treulosen Jüngern redet Jesus als "meine Brüder". Er sieht in ihnen nicht die Verräter, die um ihres eigenen Vorteils willen das Weite gesucht haben, sondern er sieht in ihnen von Gott wie seine Kinder Geliebte, die dadurch zu seinen Brüdern werden. Jesus schenkt den Jüngern seine Vergebung, bevor die noch die Chance hatten, sich zu entschuldigen und mit Jesus so wieder ins Reine zu kommen. Seine Treue zu ihnen ist stärker als ihre Untreue. Ich höre Jesus sehr persönlich, dass er auch von mir spricht als "seine Schwester". Er lockt mich mit dieser Anrede aus der Ecke meines Kleinglaubens, meiner Ungeduld, meiner Hoffnungslosigkeit und Trägheit. Er eröffnet mir die Chance zur Heilung. Wenn ich seine Schwester sein darf, obwohl ich alles andere bin als eine treue und mutige Nachfolgerin, dann darf ich beglückt mit "Ja" in dieses Angebot einwilligen, Ja, ich möchte aus ganzem Herzen Jesu Schwester sein und auf ein Neues seiner Kraft vertrauen, die mich in Bewegung setzt und mir einen Auftrag gibt. Die Wächter sind wie tot Ostern ist bei aller Freude über das geschenkte Leben ein ernstzunehmendes Datum der Begegnung mit Gott. Es kann für uns Heil und Zukunft bedeuten oder Finsternis und Gottesferne. Es kommt darauf an, Jesus an uns heran zu lassen, auf ihn zu hören und ihm zu vertrauen, dann werden wir wie die Frauen von Furcht befreit. Doch auch für die "Wächter2 ist noch nicht alles zu spät. Paulus, ein Vertreter der Feinde Jesu, ist Jesus begegnet und wurde aus der Finsternis in Gottes Licht geführt. An ihm wird sichtbar, dass noch Zeit ist, die Wächter von heute aus ihrer Bewusstlosigkeit zu wecken und zu Jesus zu rufen. Sollten wir sie nicht in unsere täglichen Gebete aufnehmen, auf dass auch sie Jesus begegnen und umkehren? Cornelia
Trick
|