Gottesdienst am 08.02.2015
in Brombach
Liebe Gemeinde, liebe Schwestern
und Brüder,
bei der Gebetswoche der
evangelischen Allianz vor 4 Wochen saß ich neben einem jungen Mann.
Wir stellten uns vor und fingen an, uns über unser Leben auszutauschen.
Er erzählte, wie er zum Glauben an Jesus Christus gekommen war. Er
wurde von einem Freund zu einem Glaubenskurs mitgeschleift. Er hielt davon
nicht viel und erwartete nicht viel. Doch im Laufe dieser Wochen begegnete
ihm Jesus Christus, er wusste, dass sein Leben von Gott gewollt und getragen
war. Und, so sagte er, seit dieser Zeit vor zwei Jahren hat sich vieles
bei ihm verändert.
Jesus hielt auf seiner
Wanderung durch Galiläa viele Glaubenskurse. Jede Menge Leute kamen
zu ihm aus den umliegenden Dörfern und Städten. Sie merkten,
dass Jesus etwas anzubieten hatte, das ihnen fehlte. Ungläubig waren
sie ja nicht, den Gott Israels kannten sie. Aber was Jesus ihnen anzubieten
hatte, ging über den gelernten Glauben hinaus, es war Hoffnung pur,
Lebensfreude, Gewissheit, was sie ihm abspürten und sich für
ihr eigenes Leben wünschten.
Der Glaubenskurs, an dem
wir heute Morgen teilnehmen, handelt von einem Bilderrätsel.
Die Lösung des Bilderrätsels ist nicht offensichtlich, viele
von den Zuhörern damals konnten es nicht lösen, und heute ist
es noch genauso. Schauen wir es uns also an:
Lukas 8,4-10
Eine große Menschenmenge
sammelte sich um Jesus, aus allen Orten strömten die Leute zu ihm.
Da erzählte er ihnen ein Gleichnis: »Ein Bauer ging aufs Feld,
um seinen Samen zu säen. Als er die Körner ausstreute, fiel ein
Teil von ihnen auf den Weg. Dort wurden sie zertreten und von den Vögeln
aufgepickt. Andere Körner fielen auf felsigen Boden. Sie gingen
auf, vertrockneten dann aber, weil sie nicht genug Feuchtigkeit hatten.
Wieder andere Körner fielen mitten in Dornengestrüpp, das wuchs
mit auf und erstickte das Korn. Andere Körner schließlich fielen
auf guten Boden, gingen auf und brachten hundertfache Frucht.« Darauf
rief Jesus: »Wer Ohren hat, soll gut zuhören!« Die Jünger
fragten Jesus, was dieses Gleichnis bedeute. Jesus antwortete: »Euch
hat Gott die Geheimnisse seines Planes erkennen lassen, nach dem er schon
begonnen hat, seine Herrschaft in der Welt aufzurichten; die anderen bekommen
davon nur in Gleichnissen zu hören. Sie sollen sehen und doch nichts
erkennen, sie sollen hören und doch nichts verstehen.
Jesus macht mit dieser
Bildergeschichte deutlich, dass Gott seine Worte ausstreut wie ein Bauer
sein Saatgut. Gott ist Bauer, aber anders als im wirklichen Leben. Er achtet
nicht auf möglichst große Effizienz, indem er die Samen nur
auf das gute Land verteilt, sondern streut die Körner verschwenderisch
über die Landschaft. Wie das Wort Gottes hier im Bild von Jesus gebraucht
wird, bedeutet es Gottes Ja zum Menschen, das er zu ihm spricht. Statt
Körnern könnten wir uns also auch ganz viele „Ja“ vorstellen,
die auf die Erde geworfen werden. Die Erde ist die Empfängerin von
Gottes Ja, das Herz von uns Menschen, das sich dem Ja öffnen kann
und ihm ermöglicht, in uns zu keimen, zu wachsen und Früchte
zu bringen.
Um dieses Herz, um den
aufnehmenden Boden, geht es Jesus in dieser Bildergeschichte. Wir können
jetzt in Gedanken einen Besuch im Palmengarten machen und aus dem Besucher-Abstand
heraus die unterschiedlichen Böden betrachten, auf die Jesus zeigt.
Wir könnten aber auch in den Spiegel schauen und uns selbst betrachten.
Kommen wir in diesem Gleichnis vor? Hat es was mit uns zu tun? Jesus möchte
uns ermutigen, auf uns selbst zu achten und nicht auf die, die neben uns
sitzen. Er kann uns Erkenntnis schenken, dass der Spiegel nicht blind bleibt,
sondern das zeigt, was für uns wichtig ist.
Der Weg
Wir können uns einen
festgetrampelten Feldweg vorstellen. Das Saatgut ist über die Ackergrenze
hinweg auch auf diese harte Erde gefallen. Nun drohen den Körnern
zwei Gefahren. Sie vertrocknen, weil die Erde sie nicht aufnimmt, sich
nicht mit ihnen verbinden kann, und sie können von Vögeln weggepickt
werden. Wie sieht ein „Wegmensch“ aus? Das Leben hat ihn hart gemacht.
Er hat manches erlebt, vielleicht sogar Traumata erlitten. Um sich zu schützen,
hat er sein Inneres verschlossen, da kommt so schnell nichts und niemand
mehr hinein. In seinem Alltag ist er erfolgreich, bleibt nicht oft zweifelnd
stehen, blickt sich besser nicht um. Er hatte vielleicht eine Oma, die
ihm Geschichten von Jesus erzählt hat, aber das ist längst vergessen,
die Lebensumstände haben die Geschichten ausgelöscht. Bei einem
Wegmenschen müsste schon ein Bagger kommen, um die harte Kruste aufzubrechen.
Solche Bagger können besonders berührende Lebensumstände
sein: eine neue Liebe, die Geburt eines Kindes, ein Trauerfall, eine Kündigung,
das Ende einer Liebe. Da besteht die Chance, dass das Herz geöffnet
und der Boden wieder locker für Gottes Ja wird.
Der Fels
Eine dünne Erdschicht
liegt über einem Felsbrocken. Äußerlich scheint es, dass
die Saat Chancen hat, und tatsächlich fängt sie an sich zu entwickeln.
Doch auch hier drohen zwei Gefahren. Die Feuchtigkeit kann nicht gespeichert
werden, sodass die zarte Pflanze vertrocknet. Sie entwickelt keine stabilen
Wurzeln zum Halten, der Felsbrocken ist im Weg. „Felsmenschen“ sind begeisterungsfähig.
Sie nehmen Gottes Ja zu ihnen gerne auf. Sie beginnen ihren Weg im Glauben.
Doch immer wieder merken sie, dass ein Felsbrocken in ihrem Herzen die
Hoffnung und Freude begrenzt. Ein Felsbrocken kann eine Erfahrung sein,
die weh getan hat und nie geheilt ist. Er kann unvergebene Schuld sein,
eine Enttäuschung, die etwas im Herzen zu Stein werden ließ.
Felsmenschen brauchen viel Wasser, weil sie aus der Erde keines ziehen
können. Sie brauchen Liebe und Anerkennung ihrer Mitmenschen, aber
soviel sie auch davon bekommen, es scheint nie zu reichen. Das einzige,
was hilft, ist den Stein zu entfernen, ihn zu sprengen. Jesus leitet zu
einer solchen Felssprengung an, wenn er im Vaterunser beten lässt:
„Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern“.
Dieser Satz ist eigentlich ein Felssprengungskommando. Jesus ist der Steinesprenger,
er holt sie aus dem Acker. Felsmenschen können ihn darum bitten.
Die Disteln
Soviel wächst auf dem
Acker neben dem guten Korn. Die Disteln sind meistens schneller als die
kleinen Ähren, sie nehmen die Sonnenstrahlen weg, blockieren den Weg
nach oben und ziehen die Nährstoffe aus dem Boden. Das Pflänzchen
zieht den Kürzeren. Vielleicht ist der Distelacker ein gutes Bild
für uns Menschen heute. Wir haben so viel am Laufen, sind nie unbeschäftigt.
Wenn ich Leerlauf habe, schaue ich auf mein Smartphone, rufe Emails ab
und beantworte sie, oder informiere mich über die neusten Nachrichten.
Ich bin damit nicht allein. Auf dem Bahnsteig machen wir es nahezu alle
so. Wir sind offen für Glaube und Sinn im Leben. Kaum einer, mit dem
ich über den Glauben ins Gespräch komme, sagt, dass ihn das überhaupt
nicht interessiert. Aber da ist kein Raum, um auch das noch im Alltag unterzubringen.
Wer sein Korn von Disteln freihalten will, muss sie immer wieder ausreißen.
Der Platz für die gute Saat muss verteidigt werden. Distelmenschen
brauchen Werkzeug, um diese Oasen zu schaffen, einen guten Terminkalender,
den festen Willen, Termine mit Gott auch einzuhalten, Freunde, die ihnen
helfen, die Disteln im Abstand zu halten. Und sie brauchen auch Pflanzenkunde:
Was sind die Disteln und was sind die guten Pflanzen? Was hilft, in Verbindung
mit Gott zu bleiben und was schadet? Distelmenschen haben eine hoffnungsvolle
Perspektive, nur ein bisschen Gartenarbeit ist nötig.
Vielleicht denken Sie jetzt,
dass diese drei Facetten alle nicht auf Sie zutreffen, Sie sind kein Wegmensch,
haben keine Felsen im Herzen und auch keine Disteln. Doch kann es sein,
dass Jesus hier nicht verschiedene Menschengruppen einteilt, sondern einen
einzigen Menschen in unterschiedlichen Lebensphasen beschreibt? Wir sind
nicht „nur“ Wegmenschen, wir haben nicht immer einen Stein im Herzen, wir
sind nicht dauernd von Disteln bedroht, aber immer wieder haben wir ein
hartes Herz, will das Ja Gottes nicht zu uns durchdringen, sind wir zu
beschäftigt, um sein Licht mit jeder Faser unserer Seele zu tanken.
Das hat Auswirkungen. Wir wachsen nicht im Vertrauen zu Gott, wir können
nicht lieben, wir fühlen uns nicht wohl in unserer Haut.
Das fruchtbare Land
Die drei schlechten Böden
lassen den vierten umso heller strahlen. Mit 25% Saatgut erzeugt der Bauer
100-fache Frucht. Aus 25 von 100 Saatkörnern werden 2500 Körner,
eine reiche Ernte. Wer zu diesem Bodenabschnitt gehört, lebt von Gottes
Liebe, handelt nach Gottes Willen, setzt sich ein für Menschen, die
Gott wichtig sind.
Das Gleichnis ist ein Lebensgleichnis,
das merken wir. Es hält uns einen Spiegel vor. Wer bin ich und welche
Böden sind in meinem Herzen vertreten? Welche Anteile dominieren?
Wo muss ich den Bauer bitten, dass er meine Böden bearbeitet?
Es schützt uns vor
Depression. Offenbar sät Gott so verschwenderisch, dass nicht alle
Saat aufgehen muss. Es wird immer harte Zeiten geben, Steine und Disteln
und trotzdem, da ist die Chance auf gutes Land und das trägt reiche
Frucht.
Der Bauer gibt der Gemeinde
das Saatgut in die Hand. Wir sind die, die säen sollen, damit andere
von Gottes Ja erfahren und es in ihrem Herzen wurzeln kann.
Das Gleichnis bewahrt vor
einer engen Sicht. Kosten und Nutzen, Einsatz und Ertrag sind nicht gegenzurechnen.
So verschwenderisch, wie der Bauer aussät, so können wir Gottes
Liebe austeilen und gewiss sein, dass immer ein Stück Boden da sein
wird, der dieses Ja aufnimmt.
Das Bilderrätsel ist
gelöst, wenn wir die Erkenntnisse auf unser eigenes Leben anwenden.
Wer sie für seinen Nachbarn hört, dem geht es, wie Jesus seinen
Jüngern erklärt hat, er sieht und kann doch nichts erkennen,
er hört und kann doch nichts verstehen. Jetzt haben wir die Chance,
die Saatkörner aufzunehmen und in unserem Herzen wachsen zu lassen,
dass sie viel Frucht bringen.
Cornelia
Trick
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