Ein Leben für Jesus
Gottesdienst am 18.11.2007

Matthäus 25,31-46

Jesus sagte zu seinen Jüngern: "Wenn der Menschensohn in seiner Herrlichkeit kommt, begleitet von allen Engeln, dann wird er auf seinem Herrscherthron Platz nehmen. Alle Völker der Erde werden vor ihm versammelt werden, und er wird die Menschen in zwei Gruppen teilen, so wie ein Hirt die Schafe von den Böcken trennt. Die Schafe wird er auf seine rechte Seite stellen und die Böcke auf seine linke Seite. Dann wird der König zu denen auf seiner rechten Seite sagen: 'Kommt her! Euch hat mein Vater gesegnet. Nehmt Gottes neue Welt in Besitz, die er euch von allem Anfang an zugedacht hat. Denn ich war hungrig, und ihr habt mir zu essen gegeben; ich war durstig, und ihr habt mir zu trinken gegeben; ich war fremd, und ihr habt mich bei euch aufgenommen;  ich war nackt, und ihr habt mir etwas anzuziehen gegeben; ich war krank, und ihr habt mich versorgt; ich war im Gefängnis, und ihr habt mich besucht.' Dann werden die, die den Willen Gottes getan haben, fragen: 'Herr, wann sahen wir dich jemals hungrig und gaben dir zu essen? Oder durstig und gaben dir zu trinken? Wann kamst du als Fremder zu uns, und wir nahmen dich auf, oder nackt, und wir gaben dir etwas anzuziehen? Wann warst du krank oder im Gefängnis, und wir besuchten dich?' Dann wird der König antworten: 'Ich versichere euch: Was ihr für einen meiner geringsten Brüder oder für eine meiner geringsten Schwestern getan habt, das habt ihr für mich getan.' 

Dann wird der König zu denen auf seiner linken Seite sagen: 'Geht mir aus den Augen, Gott hat euch verflucht! Fort mit euch in das ewige Feuer, das für den Teufel und seine Engel vorbereitet ist! Denn ich war hungrig, aber ihr habt mir nichts zu essen gegeben; ich war durstig, aber ihr habt mir nichts zu trinken gegeben; ich war fremd, aber ihr habt mich nicht aufgenommen; ich war nackt, aber ihr habt mir nichts anzuziehen gegeben; ich war krank und im Gefängnis, aber ihr habt euch nicht um mich gekümmert.' Dann werden auch sie ihn fragen: 'Herr, wann sahen wir dich jemals hungrig oder durstig, wann kamst du als Fremder, wann warst du nackt oder krank oder im Gefängnis - und wir hätten uns nicht um dich gekümmert?' Aber er wird ihnen antworten: 'Ich versichere euch: Was ihr an einem von meinen geringsten Brüdern oder an einer von meinen geringsten Schwestern zu tun versäumt habt, das habt ihr an mir versäumt.' Auf diese also wartet die ewige Strafe. Die anderen aber, die den Willen Gottes getan haben, empfangen das ewige Leben." 

Liebe Gemeinde, liebe Freunde,
das Gleichnis spricht für sich. Es geht um die Endabrechnung des Lebens. Werden wir vor Gott einmal mit einem Plus dastehen oder in den Miesen sein? Es geht aber auch um den Weg zu dieser Endabrechnung. Wie können wir uns verhalten, um zu einem Plus zu kommen? Was ist heute dran?

Schauen wir uns das Gleichnis Jesu genauer an, so wie es der Evangelist Matthäus für seine Gemeinde festgehalten hat. Jesus redet vom Weltgericht, in dem alle Völker und Einzelnen vor Jesus erscheinen und er ihnen ihre Lebenssumme mit den entsprechenden Konsequenzen mitteilt. Doch Jesus gibt hier keinen Überblick über das letzte Gericht im Allgemeinen, sondern setzt seine Lupe auf seine Nachfolgerinnen und Nachfolger, auf die Jünger und seine nachösterliche Gemeinde. Sie stehen genauso wie alle anderen vor seinem Richterstuhl. Schon einige Zeit vorher, in der Jesus von der letzten Erdenzeit redet, markiert er, wann endgültig Schluss sein wird: "Aber die Gute Nachricht, dass Gott schon angefangen hat, seine Herrschaft aufzurichten, wird in der ganzen Welt verkündet werden. Alle Völker sollen sie hören. Danach erst kommt das Ende." (Matthäus 24,14) Alle werden die Möglichkeit bekommen haben, Jesus kennen zu lernen und ihm zu begegnen. Wer Jesus in sein Leben aufgenommen haben wird, gehört zu seiner Gemeinde. Für sie erzählt Jesus das Gleichnis und lädt zur Identifikation wie in jedem Gleichnis ein. Seid ihr die, die Jesus an seine rechte Seite nehmen wird, oder seid ihr die, die im Minus enden und links stehen werden?

Über wen Jesus hier redet und zu wem er redet, ist für das Verstehen der Geschichte wesentlich. Da ich davon ausgehe, dass Jesus mich mit diesem Gleichnis meint, scheiden für mich andere Deutungsvarianten aus.
Jesus sagt nicht:

  • Im Weltgericht kommt es nur darauf an, dass man möglichst viele gute Taten aufzuweisen hat. Alle kommen in den Himmel, die Gutes tun.
  • Das Weltgericht hat mit den Glaubenden nichts zu tun. Sie sind die "geringsten Brüder", an denen sich entscheidet, ob die Völker, sprich Heiden, zu Jesus finden.
  • Das Bild vom Weltgericht ist letztes Druckmittel, um christlichen Gehorsam zu fördern. Angst vor der Hölle ist Mittel zum Zweck, um Menschen zu Jesus zu bringen.
  • Das Weltgericht ist in den Händen von uns, wir können den Urteilsspruch sprechen, wer zu den Guten und den Bösen gehört.
Jesus sagt:
  • Er kommt wieder zum Gericht wie ein Hirte. Er greift damit das biblische Bild vom guten Hirten auf, in dem Israel Gottes Barmherzigkeit und Fürsorge wieder erkennt und mit dem Jesus seine Zuwendung zu den Menschen vielfältig beschreibt. Hirte mit SchafherdeDer Hirte liebt seine Herde und sorgt für sie. Er ist interessiert daran, dass es den Schafen gut geht und die Herde beisammen bleibt und wächst. Er muss auch solche Arbeiten wahrnehmen, Tiere auszusondern, die geschlachtet werden sollen. Aber seine eigentliche Aufgabe ist nicht die des Metzgers, sondern die des fürsorgenden Betreuers. Jesus ist zuallererst da, um die zu sammeln, die zu ihm gehören.
  • Jesus führt die Leute mit einem Plus vor der Lebenssumme nach Hause, zu ihrem Vater, in das Reich, das der Vater schon von allem Anfang an für sie vorbereitet hat.
  • Die Gesegneten Gottes zeichnen sich dadurch aus, dass sie mit Jesus in ständigem Kontakt waren. Sie taten kleine Gefälligkeiten. Die Zielgruppe für die sie da waren, lässt sich leicht als die Gruppe der Wanderradikalen erkennen, von denen Jesus schon vorher redete (Matthäus 10). Es waren umherziehende Jesus-Prediger, die nach Jesu Weisung ohne Geld und Verteidigungswaffen, ohne Heimat und Familie durch das Land zogen, um von Jesus zu erzählen und Leute zum Glauben an ihn einzuladen. Diese umherziehenden Prediger, die oft in Lumpen, arm und von Angreifern bedroht von Ort zu Ort und Haus zu Haus gingen, wurden von den Gesegneten des Herrn aufgenommen. Ihnen zeigten sie Gastfreundschaft, ihnen gaben sie Kleider, Essen, Trinken. Diese Wanderprediger besuchten sie in Gefängnissen und kümmerten sich um sie, wenn sie durch ihre lange Wanderschaft krank wurden. Die Gesegneten Gottes nahmen sie auf und nahmen damit Jesus selbst auf. Sie, die etwas für die anderen taten, wurden selbst zu Beschenkten.
Zwei Gesichtspunkte ihres Handelns sind bedeutsam. Sie handelten unbewusst ohne Berechnung, und taten verhältnismäßig kleine Dinge.

Sie handelten, ohne es bewusst für Jesus zu tun. Jesus appelliert mit diesem Gleichnis gerade nicht, ständig darüber nachzudenken, was man für Jesus noch alles tun kann. Er fordert nicht dazu auf, mehr Gutes zu tun und Leistung zu erbringen, um die Lebensbilanz ins Plus zu schieben.

Jesus geht es nicht um zu erbringende Arbeit, sondern um Früchte, die an einem gesunden Baum wachsen, um Handlungen, die von einem lebendigen Christen wie von selbst hervorgebracht werden. Voraussetzung dafür ist eine lebendige Beziehung zu Jesus. In seiner ersten Rede, die der Evangelist Matthäus mit der so genannten Bergpredigt titulierte, stellt Jesus das Gebet in den zentralen Mittelpunkt (Matthäus 6). Es ist die Quelle für Taten, die wie von selbst ohne Nachzudenken und ohne Krampf geschehen. Hier nun werden diese aus der Verbindung zu Jesus hervorgebrachten Taten näher qualifiziert als Handlungen, die aus Liebe zum Nächsten geschehen und in diesem Jesus selbst begegnen.

Sie taten kleine Dinge. Die Leute zur Rechten haben Jesus keine Kathedrale gebaut oder ein Glaubenswerk gegründet. Sie haben ihr Geld nicht komplett den Hungernden dieser Welt vermacht oder sind wie die Wanderprediger ohne Hab und Gut durch die Lande gezogen. Sie lebten in ihren Häusern und Wohnungen, hatten genug, um Gäste aufzunehmen und zu bewirten und für Gefangene und Kranke zu sorgen. Der Evangelist Matthäus hat viele solcher scheinbar kleinen Taten mit Jesu Worten festgehalten. Da hören wir von dem kleinsten Gebot, das es im Leben mit Jesus zu befolgen gilt (Matthäus 5,19), von dem Schluck Wasser für einen umherziehenden Christen (Matthäus 10,42), vom Kleinwerden wie ein Kind (Matthäus 18,4), vom Verzicht auf Macht zugunsten des Dienens (Matthäus 20,20-28), vom alltäglichen, 490-fachen Vergeben untereinander (Matthäus 18,22). Diese kleinen Taten erscheinen nicht als eine Kraftanstrengung, die niemand bewältigen kann, sondern sie drücken eine Lebenshaltung aus, die Jesus selbst zum Ausdruck bringt. Seine Zuwendung, seine Großzügigkeit, seine Liebe.  Wer von Jesus lebt, von dem wird Jesu Geist ausgehen. Der wird in seinem ganz normalen Alltag Jesus da begegnen, wo er in Jesu Sinne lebt und handelt.

Jesus redet auch mit denen zu seiner Linken. Fast spiegelbildlich verläuft das Gespräch. Auch sie haben nicht bewusst bemerkt, dass Jesus ihnen vielfältig begegnete. Doch sie ließen sich nicht von Jesu Geist führen und verpassten dadurch die Gelegenheiten, Jesus im Alltag zu treffen, ihn immer besser kennen zu lernen. Vielleicht haben sie große Dinge mit viel Aufwand für Jesus getan. Vielleicht haben sie auch nur immer davon geredet, Christen zu sein, ohne dass sie diese Bezeichnung mit Leben füllten. Entscheidend bei ihnen ist, dass sie nie auf Jesus selbst gestoßen sind. Sie taten das, was ihnen als christlicher Lebensstil erschien, nicht das, was Jesus sehr individuell und an jedem Tag von ihnen wollte. Sie haben die gute Nachricht aufgenommen, aber sie ist aus dem Ohr wieder hinausgepurzelt. Sie waren im Gleichnis des vierfachen Ackerfeldes auf einem der drei unfruchtbaren Ackerfelder gelandet, die kein Saatkorn bis zur Reife ernähren konnten. 

Die Konsequenzen ihres falschen Tuns schildert Jesus drastisch, abschreckend und schockierend. Die Taten verfluchen zu einem ewigen Leben ohne Gott. Dieser Ort ohne Gott ist nicht schon von Anfang der Welt geschaffen wie das Paradies. Denn Gott hat seine Menschen nicht zur Vernichtung geschaffen.

Was will uns Jesus angesichts dieses Weltgerichtsszenarios sagen?

Glaube an Jesus und seine Liebe ist niemals billig

"Was ich nicht mache, gleicht Jesus schon am Ende aus." Diese Haltung hat keine Zukunft. Sie verlässt sich auf einen Jesus, der inkonsequent ist und nur dafür gebraucht wird, die eigene Unfähigkeit zu reparieren. Sie lässt uns als hilflose Wesen erscheinen und nimmt uns die Würde, Verantwortung für uns und unser Tun zu übernehmen. Mit Jesus zu leben, an ihn zu glauben, bedeutet eine lebenslange feste Lebensgemeinschaft mit ihm. Darin nur können wir wachsen und lernen, immer wieder umkehren und es besser machen. Diese Lebensgemeinschaft schenkt uns den Blick für unsere persönliche Aufgabe heute, in der ich Jesus treffen werde, weil er mich dort erwartet. Die kleinen Taten werden zu Jesu Taten.

Zu jeder Zeit hatte dieses Gleichnis einen besonderen Schwerpunkt. Zur Zeit Martin Luthers trieb es viele in Angst und Schrecken. Sie fielen auf Ablassbriefe herein, um ja bei den Guten zu landen. Heute ist uns gesellschaftlich die Frage nach dem Weltgericht fremd geworden. Alles ist erlaubt, sofern es den anderen Lebensrecht lässt. Heute möchte Jesus uns wieder neu einschärfen, dass wir mit seiner Güte nur ja nicht spielen sollen. Er wird alles für uns tun, wenn wir ihm ganz zur Verfügung stehen. Aber er wird nicht am Ende alles gerade rücken, weil wir zu bequem waren, uns zu Lebzeiten um ihn zu kümmern.

Wir dürfen gewiss sein, dass Jesus für uns ist

Da wir nichts selbst erarbeiten müssen, dass Jesus uns als seine Gesegneten erkennt, hilft uns keine Liste guter Taten, um sicher zu sein, dass Jesus uns auch im Tod nicht loslässt. Sicherheit geben uns nicht unsere Urkunden und Diplome, sondern der gute Hirte selbst, der uns begegnen will. Das kann man nicht von außen erklären, man kann es nur selbst und sehr persönlich erleben. In der vergangenen Woche haben wir Jesu Gegenwart wahrscheinlich sehr unterschiedlich erlebt. Ich durfte ihn erfahren in einem Gespräch, in dem klar wurde, dass Jesus meinem Gegenüber einen Ausweg aus einer Sackgasse gezeigt hat, die ihn in eine sehr verzweifelte Situation brachte. Da stand Jesus an der von ihm eröffneten Straßenkreuzung, und wir konnten nur staunen und ihm danken, dass er das Wunder getan hatte.

Sich auf den Tag X vorzubereiten, bedeutet, die Sehnsucht zu wecken und wachzuhalten, mit Jesus bis in Ewigkeit verbunden zu sein

Jesus hat starke Bilder für diese ewige Gemeinschaft gebraucht. Ein Festmahl mit Tischen, die sich biegen, eine himmlische Hochzeit, eine neue Stadt Jerusalem mit Bäumen, die sich vor Früchten biegen. Die Sehnsucht gibt uns Motivation, an Jesus dran zu bleiben. Gute Werke könnten das nicht, sie würden uns schnell frustrieren. Sie würden wie eine nie reichende Leiter in den Himmel immer das Defizit spürbar sein lassen. Jesus kommt zu uns als guter Hirte, der die Seinen zu ihm nimmt. Angst müssen wir keine haben, nur billig sollten wir Jesus nicht nehmen. Er ist zu wichtig, als ihn im Tresor liegen zu lassen für diesen Tag X. 

Es geht um den Tag X meines Lebens, um die Endsumme meiner Jahre. Möge Jesu Plus davor stehen, dass er bei jeder Position sein Wort mitgeredet hat und meine Taten von ihm gewollt und inspiriert waren. Dann wird aus Glauben Schauen, aus dem Schluck Wasser ein lebendiger Strom und aus Vergeben eine vollendete Gemeinschaft der Liebe.

Cornelia Trick


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