Gottesdienst am 22.11.2015
in Brombach
Liebe Gemeinde, liebe Schwestern
und Brüder,
vor zwei Wochen sah ich
einen Film, in dem es um einen alt gewordenen Mann ging, der sein Leben
in Ordnung bringen wollte. Er hatte in verschiedener Weise Schuld auf sich
geladen und wollte am Ende seines Lebens aufräumen. Es gelang ihm
nicht. Der Sohn wollte seine Entschuldigung nicht annehmen und brach mit
ihm. Da tauchte ein langjähriger Freund auf und schenkte dem Mann
ein kleines Gewicht, wie man es früher für die Waagen brauchte.
„Warum ein Gewicht“, fragte ihn der Beschenkte. „Damit du es auf deine
Waage legst, dann ist sie ausgeglichener.“ Einer gab dem anderen
ab, damit die Schulden im Endgericht gemildert waren.
Geht es so einfach? Wohl
nicht. Aber diese Szene war für mich wie ein Achtung-Schild. Wie sieht
es in deinem Leben und Sterben aus? Gibt es jemand, der deine Waagschalen
ausgleicht?
Schauen wir in die Bibel,
so finden wir Orientierungspunkte. Beim letzten Abendessen vor der Kreuzigung
bereitete Jesus seine Jünger auf sein Sterben vor. Er unterhielt sich
mit ihnen über sein Sterben und die Bedeutung für die Jünger.
Johannes 14,1-6
Dann sagte Jesus zu allen:
»Erschreckt nicht, habt keine Angst! Vertraut auf Gott und vertraut
auch auf mich! Im Haus meines Vaters gibt es viele Wohnungen, und ich gehe
jetzt hin, um dort einen Platz für euch bereitzumachen. Sonst hätte
ich euch doch nicht mit der Ankündigung beunruhigt, dass ich weggehe.
Und wenn ich gegangen bin und euch den Platz bereitet habe, dann werde
ich zurückkommen und euch zu mir nehmen, damit auch ihr seid, wo ich
bin. Den Weg zu dem Ort, an den ich gehe, den kennt ihr ja.« Thomas
sagte zu ihm: »Herr, wir wissen nicht einmal, wohin du gehst! Wie
sollen wir dann den Weg dorthin kennen?« Jesus antwortete: »Ich
bin der Weg, denn ich bin die Wahrheit und das Leben. Einen anderen Weg
zum Vater gibt es nicht.«
Jesus nahm in seinem Tod
all unsere Steine, unsere Schuld und unsere Lebenslasten auf sich. Sie
sind mit ihm gestorben. Mit seiner Auferstehung kehrte Jesus zurück
zum Vater in den menschlich vorgestellten „Himmel“. So beschreibt er seinen
Jüngern die Folgen. Jesus schickt seinen Heiligen Geist, der uns mit
ihm verbindet. Wie er das tut, lässt sich anschaulich erklären
mit einem WLAN-Netz. Jesus ist unser Access Point, der das Signal Gottes
aussendet, das wir empfangen können, wenn wir unsere Antennen ausfahren.
Der Heilige Geist ist Jesu Signal, das die Verbindung herstellt. Sind wir
nahe dran an Jesus, ist der Empfang gut. Sind wir weit weg, wird das Signal
schwächer. Ja, wir können uns auch außerhalb seiner Reichweite
aufhalten, dann reißt die Verbindung ganz ab. Doch Jesu Netz ist
anders als unsere Netze problemlos in der Lage, die Reichweite zu vergrößern.
Er kann uns finden, auch wenn wir uns weit weg wähnen.
Das zweite, was aus Jesu
Auferstehung folgt: Er bereitet uns den Himmel vor. Bildhaft mit wenigen
Worten beschreibt Jesus den Himmel als eine große Wohnanlage, in
der er mit dem himmlischen Vater wohnt und für alle liebevoll und
individuell Wohnungen vorbereitet. Er erwartet uns bei sich und befestigt
Türschilder an den Eingangstüren. Er investiert in uns, es werden
keine einfachen Wohncontainer ohne Komfort sein.
Vor einigen Jahren beschlossen
unsere zunehmend hilfebedürftiger werdenden Eltern, näher zu
ihren Töchtern zu ziehen. Sie überließen es uns, ihnen
eine Wohnung zu suchen und sie so vorzubereiten, dass die Möbelpacker
nur noch ihre Möbel hineinstellen mussten. Wir suchten Teppiche und
Fliesen aus, gingen ins Küchenstudio und besorgten Badschränke,
immer mit dem Blick, wie es für die Eltern am besten wäre. Als
der Umzugstag da war, klopfte uns das Herz. Würde es ihnen so gefallen?
Haben wir richtig gelegen? So wird es Jesus mit uns gehen. Er kennt uns
und bereitet alles für unsere Ewigkeit vor.
Eine dritte Auswirkung
ist, dass Jesus jetzt schon darum wirbt, unser Leben an ihm festzumachen.
Unsere Schuld ist durch Jesu Tod beglichen, ein Neuanfang ist möglich.
Wie kann er sich heute und hier gestalten?
-
Freude und Lebensmut: Ich
kann nicht mehr alles gut machen, wo ich andere verletzt und meine Grenzen
überschritten habe. Sehr eindrücklich war für mich das Zeugnis
eines S-Bahnfahrers, der 1990 ein Haltesignal bei Rüsselsheim
übersehen hatte und durch einen Frontalzusammenstoß mit einer
anderen S-Bahn einen Unfall mit 17 Todesopfern verursachte. 10 Jahre später
erzählte er, wie ihn in den tiefsten Tiefen seines Lebens Jesus gefunden
habe, er dessen Vergebung annehmen und mit Jesu Hilfe neu anfangen konnte.
Jesus will, dass wir unsere Lasten loslassen und mit offenen Händen
und einem offenen Herzen das Leben anpacken.
-
Großzügigkeit mit
der Schuld anderer: Wenn ich es erlebe, wie Jesus mich von Schuld befreit,
will ich auch die Schuld der anderen loswerden. Sie belastet mich nur,
kettet mich an den Schuldiger. Ich darf sie Jesus überlassen, er weiß
besser damit umzugehen, was andere mir angetan haben. Natürlich wird
nicht wieder alles wie vorher, aber Jesus wird einen Weg in die Zukunft
weisen, der mich zurück ins Leben führt.
-
Verantwortlicher Lebensstil:
Wenn mein Konto auf Null ist, besteht die Chance, es auch so beizubehalten.
Meistens muss ich dafür Änderungen in meinem Leben vollziehen.
Wenn mein Probelm die Ehrlichkeit war, werde ich mit Gottes Geist lernen,
authentisch zu leben. Wenn mir klar wurde, dass Geiz meine Schwachstelle
war, werde ich lernen zu teilen. Wenn ich auf Kosten anderer mich bereichert
habe, werde ich lernen, ihre Bedürfnisse wahrzunehmen. Das wird
nicht von selbst geschehen. Vielleicht brauche ich Unterstützung,
einen Menschen, der mich liebevoll und ehrlich begleitet, eine Gruppe,
in der ich meine kleinen Schritte offenlegen kann, ein Tagebuch, um mich
Jesus täglich anzuvertrauen. Es lohnt sich, denn die Verbindung zu
Jesus wird stabil wie nie zuvor.
-
Offenheit für Hilfe und
Korrektur: Ich bin nicht perfekt und muss es nicht sein. Werde ich bereit,
mir helfen zu lassen, kann Jesus an mir arbeiten, mich immer mehr zu sich
ziehen. Aus Fehlern kann ich lernen, sie bringen mich nicht weg von Jesus,
sondern näher zu ihm.
Jesus wirbt um unsere Gemeinschaft
hier und jetzt, weil es zwischen Erde und Himmel eine Grenzstation gibt,
Gott, der als Richter darüber entscheidet, wie unser Leben verlaufen
ist. Nehmen wir nochmals das Bild der Waage vom Anfang. Da ist Gutes, Schlechtes,
Unnötiges und Unwichtiges auf die Waagschalen verteilt. Wie sieht
Gott darauf? Reichen die Gewichte auf der Guthabenseite oder kann uns jemand
aushelfen? Die Bibel nimmt uns an dieser Stelle alle Illusionen. Aus eigener
Kraft werden wir es nicht schaffen, zu einem ausgeglichenen Ergebnis im
leichten Plus zu kommen. Wir bleiben immer unter unseren Möglichkeiten,
auch als Christen. Doch Jesus sagt uns zu, dass er nicht nur unsere Wohnungen
im Himmel vorbereitet, sondern auch das Minus auf dem Lebenskonto ausgleichen
wird. Er warf sich selbst in die Waagschale und zieht sie ins Plus.
Vielleicht fragen Sie sich,
was dann mit Menschen passiert, die zu Lebzeiten nicht mit Jesus verbunden
waren, ja, ihn sogar bewusst ablehnten. Bleiben sie am Ende mit ihrem Minus
fern von Gott? Jesus erzählte Gleichnisse, die das nahelegten. Aber
er erzählte auch vom Guten Hirten, der jedem Schaf nachgeht und sich
nicht damit abfindet, dass es verloren gegangen ist. Ich denke, dass Jesus
uns sagen will: Nimm diese Grenzstation zwischen Erde und Himmel ernst.
Es ist nicht egal, wie du lebst und ob du Jesus dabei hast oder nicht.
So viel einfacher und glücklicher kann dein Leben und Sterben verlaufen,
wenn du weißt, dass Jesus mit dir ist und dich in Ewigkeit erwartet.
Aber Gottes Liebe ist größer als wir es uns vorstellen können.
Wen er ins Leben gerufen hat, den wird er nicht vergessen. Dem gilt seine
Liebe und den wird er in seine Liebe einholen – wie, das müssen wir
ihm überlassen.
Jesus bietet sich uns als
Weg, Wahrheit und Leben an. Er wirbt um unser Vertrauen auch gerade angesichts
von so viel Erschreckendem in unseren Tagen und unserer Welt. Heute schon
können wir mit ihm uns auf den Weg machen, der von keinem Tod mehr
begrenzt wird. Und auch die Grenzstation müssen wir nicht fürchten,
denn Jesus steht mit seinem Leben dafür ein, dass unsere Waagschalen
ins Plus zeigen werden. Wer wollte sich da nicht ganz fest an ihn halten
und sein Leben mit ihm gestalten.
Cornelia
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