Ein Haus mit vielen Wohnungen (Johannes 14,1-6)
Gottesdienst am 22.11.2015 in Brombach

Liebe Gemeinde, liebe Schwestern und Brüder,
vor zwei Wochen sah ich einen Film, in dem es um einen alt gewordenen Mann ging, der sein Leben in Ordnung bringen wollte. Er hatte in verschiedener Weise Schuld auf sich geladen und wollte am Ende seines Lebens aufräumen. Es gelang ihm nicht. Der Sohn wollte seine Entschuldigung nicht annehmen und brach mit ihm. Da tauchte ein langjähriger Freund auf und schenkte dem Mann ein kleines Gewicht, wie man es früher für die Waagen brauchte. „Warum ein Gewicht“, fragte ihn der Beschenkte. „Damit du es auf deine Waage legst, dann ist sie ausgeglichener.“  Einer gab dem anderen ab, damit die Schulden im Endgericht gemildert waren.

Geht es so einfach? Wohl nicht. Aber diese Szene war für mich wie ein Achtung-Schild. Wie sieht es in deinem Leben und Sterben aus? Gibt es jemand, der deine Waagschalen ausgleicht?

Schauen wir in die Bibel, so finden wir Orientierungspunkte. Beim letzten Abendessen vor der Kreuzigung bereitete Jesus seine Jünger auf sein Sterben vor. Er unterhielt sich mit ihnen über sein Sterben und die Bedeutung für die Jünger.

Johannes 14,1-6

Dann sagte Jesus zu allen: »Erschreckt nicht, habt keine Angst! Vertraut auf Gott und vertraut auch auf mich! Im Haus meines Vaters gibt es viele Wohnungen, und ich gehe jetzt hin, um dort einen Platz für euch bereitzumachen. Sonst hätte ich euch doch nicht mit der Ankündigung beunruhigt, dass ich weggehe. Und wenn ich gegangen bin und euch den Platz bereitet habe, dann werde ich zurückkommen und euch zu mir nehmen, damit auch ihr seid, wo ich bin. Den Weg zu dem Ort, an den ich gehe, den kennt ihr ja.« Thomas sagte zu ihm: »Herr, wir wissen nicht einmal, wohin du gehst! Wie sollen wir dann den Weg dorthin kennen?« Jesus antwortete: »Ich bin der Weg, denn ich bin die Wahrheit und das Leben. Einen anderen Weg zum Vater gibt es nicht.«

Jesus nahm in seinem Tod all unsere Steine, unsere Schuld und unsere Lebenslasten auf sich. Sie sind mit ihm gestorben. Mit seiner Auferstehung kehrte Jesus zurück zum Vater in den menschlich vorgestellten „Himmel“. So beschreibt er seinen Jüngern die Folgen. Jesus schickt seinen Heiligen Geist, der uns mit ihm verbindet. Wie er das tut, lässt sich anschaulich erklären mit einem WLAN-Netz. Jesus ist unser Access Point, der das Signal Gottes aussendet, das wir empfangen können, wenn wir unsere Antennen ausfahren. Der Heilige Geist ist Jesu Signal, das die Verbindung herstellt. Sind wir nahe dran an Jesus, ist der Empfang gut. Sind wir weit weg, wird das Signal schwächer. Ja, wir können uns auch außerhalb seiner Reichweite aufhalten, dann reißt die Verbindung ganz ab. Doch Jesu Netz ist anders als unsere Netze problemlos in der Lage, die Reichweite zu vergrößern. Er kann uns finden, auch wenn wir uns weit weg wähnen. 

Das zweite, was aus Jesu Auferstehung folgt: Er bereitet uns den Himmel vor. Bildhaft mit wenigen Worten beschreibt Jesus den Himmel als eine große Wohnanlage, in der er mit dem himmlischen Vater wohnt und für alle liebevoll und individuell Wohnungen vorbereitet. Er erwartet uns bei sich und befestigt Türschilder an den Eingangstüren. Er investiert in uns, es werden keine einfachen Wohncontainer ohne Komfort sein.

Vor einigen Jahren beschlossen unsere zunehmend hilfebedürftiger werdenden Eltern, näher zu ihren Töchtern zu ziehen. Sie überließen es uns, ihnen eine Wohnung zu suchen und sie so vorzubereiten, dass die Möbelpacker nur noch ihre Möbel hineinstellen mussten. Wir suchten Teppiche und Fliesen aus, gingen ins Küchenstudio und besorgten Badschränke, immer mit dem Blick, wie es für die Eltern am besten wäre. Als der Umzugstag da war, klopfte uns das Herz. Würde es ihnen so gefallen? Haben wir richtig gelegen? So wird es Jesus mit uns gehen. Er kennt uns und bereitet alles für unsere Ewigkeit vor.

Eine dritte Auswirkung ist, dass Jesus jetzt schon darum wirbt, unser Leben an ihm festzumachen. Unsere Schuld ist durch Jesu Tod beglichen, ein Neuanfang ist möglich. Wie kann er sich heute und hier gestalten? 

  • Freude und Lebensmut: Ich kann nicht mehr alles gut machen, wo ich andere verletzt und meine Grenzen überschritten habe. Sehr eindrücklich war für mich das Zeugnis eines S-Bahnfahrers, der  1990 ein Haltesignal bei Rüsselsheim übersehen hatte und durch einen Frontalzusammenstoß mit einer anderen S-Bahn einen Unfall mit 17 Todesopfern verursachte. 10 Jahre später erzählte er, wie ihn in den tiefsten Tiefen seines Lebens Jesus gefunden habe, er dessen Vergebung annehmen und mit Jesu Hilfe neu anfangen konnte. Jesus will, dass wir unsere Lasten loslassen und mit offenen Händen und einem offenen Herzen das Leben anpacken.
  • Großzügigkeit mit der Schuld anderer: Wenn ich es erlebe, wie Jesus mich von Schuld befreit, will ich auch die Schuld der anderen loswerden. Sie belastet mich nur, kettet mich an den Schuldiger. Ich darf sie Jesus überlassen, er weiß besser damit umzugehen, was andere mir angetan haben. Natürlich wird nicht wieder alles wie vorher, aber Jesus wird einen Weg in die Zukunft weisen, der mich zurück ins Leben führt.
  • Verantwortlicher Lebensstil: Wenn mein Konto auf Null ist, besteht die Chance, es auch so beizubehalten. Meistens muss ich dafür Änderungen in meinem Leben vollziehen. Wenn mein Probelm die Ehrlichkeit war, werde ich mit Gottes Geist lernen, authentisch zu leben. Wenn mir klar wurde, dass Geiz meine Schwachstelle war, werde ich lernen zu teilen. Wenn ich auf Kosten anderer mich bereichert habe, werde ich lernen, ihre Bedürfnisse wahrzunehmen.  Das wird nicht von selbst geschehen. Vielleicht brauche ich Unterstützung, einen Menschen, der mich liebevoll und ehrlich begleitet, eine Gruppe, in der ich meine kleinen Schritte offenlegen kann, ein Tagebuch, um mich Jesus täglich anzuvertrauen. Es lohnt sich, denn die Verbindung zu Jesus wird stabil wie nie zuvor.
  • Offenheit für Hilfe und Korrektur: Ich bin nicht perfekt und muss es nicht sein. Werde ich bereit, mir helfen zu lassen, kann Jesus an mir arbeiten, mich immer mehr zu sich ziehen. Aus Fehlern kann ich lernen, sie bringen mich nicht weg von Jesus, sondern näher zu ihm. 
Jesus wirbt um unsere Gemeinschaft hier und jetzt, weil es zwischen Erde und Himmel eine Grenzstation gibt, Gott, der als Richter darüber entscheidet, wie unser Leben verlaufen ist. Nehmen wir nochmals das Bild der Waage vom Anfang. Da ist Gutes, Schlechtes, Unnötiges und Unwichtiges auf die Waagschalen verteilt. Wie sieht Gott darauf? Reichen die Gewichte auf der Guthabenseite oder kann uns jemand aushelfen? Die Bibel nimmt uns an dieser Stelle alle Illusionen. Aus eigener Kraft werden wir es nicht schaffen, zu einem ausgeglichenen Ergebnis im leichten Plus zu kommen. Wir bleiben immer unter unseren Möglichkeiten, auch als Christen. Doch Jesus sagt uns zu, dass er nicht nur unsere Wohnungen im Himmel vorbereitet, sondern auch das Minus auf dem Lebenskonto ausgleichen wird. Er warf sich selbst in die Waagschale und zieht sie ins Plus. 

Vielleicht fragen Sie sich, was dann mit Menschen passiert, die zu Lebzeiten nicht mit Jesus verbunden waren, ja, ihn sogar bewusst ablehnten. Bleiben sie am Ende mit ihrem Minus fern von Gott? Jesus erzählte Gleichnisse, die das nahelegten. Aber er erzählte auch vom Guten Hirten, der jedem Schaf nachgeht und sich nicht damit abfindet, dass es verloren gegangen ist. Ich denke, dass Jesus uns sagen will: Nimm diese Grenzstation zwischen Erde und Himmel ernst. Es ist nicht egal, wie du lebst und ob du Jesus dabei hast oder nicht. So viel einfacher und glücklicher kann dein Leben und Sterben verlaufen, wenn du weißt, dass Jesus mit dir ist und dich in Ewigkeit erwartet. Aber Gottes Liebe ist größer als wir es uns vorstellen können. Wen er ins Leben gerufen hat, den wird er nicht vergessen. Dem gilt seine Liebe und den wird er in seine Liebe einholen – wie, das müssen wir ihm überlassen.

Jesus bietet sich uns als Weg, Wahrheit und Leben an. Er wirbt um unser Vertrauen auch gerade angesichts von so viel Erschreckendem in unseren Tagen und unserer Welt. Heute schon können wir mit ihm uns auf den Weg machen, der von keinem Tod mehr begrenzt wird. Und auch die Grenzstation müssen wir nicht fürchten, denn Jesus steht mit seinem Leben dafür ein, dass unsere Waagschalen ins Plus zeigen werden. Wer wollte sich da nicht ganz fest an ihn halten und sein Leben mit ihm gestalten.

Cornelia Trick


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