Ein Bund für´s Leben
Gottesdienst am 22.02.2009

Liebe Gemeinde, liebe Schwestern und Brüder,
bei einem einsamen Strandspaziergang stießen wir am Rand des Sandstrandes auf einen Ständer mit einem einzelnen Rettungsring. Über diesem Ring war ein Schild befestigt: „Wer diesen Rettungsring klaut, tötet einen Ertrinkenden.“ RettungsringSehr eindrückliche Worte waren das, die möglichen Räubern die Konsequenzen ihres Tuns aufzeigen sollten. Ein solcher Rettungsring ist kein Souvenir, mit dem man sein Wohnzimmer im Nordseestil schmücken kann, sondern ist Lebensretter.

Solch einen Rettungsring wirft Gott uns Menschen zu, um uns aus dem Sumpf unserer Sünde zu retten, aus der Gottesferne, die uns ertrinken lässt. Aber in der Bibel steht nichts von Rettungsringen. Die Bibel berichtet stattdessen vom Bund, den Gott mit den Menschen immer wieder schließt. Es ist kein Bund wie die Ehe, wo zwei sich verpflichten füreinander da zu sein und einzustehen. Bei dem Bund, den Gott mit den Menschen schließt, verpflichtet er sich zuerst, Verantwortung für die Beziehung zu übernehmen, eben die Menschen mit dem Rettungsring aus dem tödlichen Wasser zu ziehen.

Ein solcher Rettungsring, den die Bibel Bund nennt, ist kein Paar Handschellen. Gott fesselt niemand an sich, so dass der keine Chance hätte, Gott wieder zu entkommen. Gottes Angebot ist freiwillig. Zwar kann man sich kaum vorstellen, dass ein Ertrinkender den Rettungsring ablehnen könnte, aber möglich ist es. Niemand wird gezwungen, sich retten zu lassen und an Gottes rettendes Ufer gezogen zu werden. Doch wer sich auf den Ring einlässt, muss es ganz tun, am besten ihn über den Kopf ziehen. Wer ihn nur mit den Händen packt, dem können leicht die Kräfte schwinden, und er geht trotz Ring unter. Wer ihn ganz über den Kopf zieht, der spürt die Kraft, mit der Gott ans Ufer zieht und wird das Ufer erreichen, auch wenn die eigene Kraft fast am Ende ist. So verhält es sich auch mit dem Bund, den Gott anbietet. Wer halbherzig ja dazu sagt, dem kann die Puste ausgehen, ihm wird es bald zu anstrengend, sich selbst an den Bund zu halten. Der verliert ihn wieder aus den Augen, bis der Bund gebrochen ist. Wer zu ihm aber aus vollem Herzen und mit ganzer Überzeugung ja sagt, der spürt Gottes Kraft, der erlebt, wie es gelingt, ein Leben in Einklang mit Gottes Willen zu leben, weil er das Gelingen dazu schenkt und in seine Richtung zieht. 

Durch die Bibel ziehen sich eine ganze Reihe von Rettungsversuchen:

  • Gott schloss einen Bund mit Noah, nachdem die Sintflut zurückgegangen war und Gott einen neuen Anfang mit der Menschheit machte. Gott verpflichtete sich, nie wieder eine Sintflut zuzulassen, obwohl sich die Menschen nicht gebessert haben würden.
  • Gott schloss einen Bund mit Abraham und verpflichtete sich, Abraham viele Nachkommen zu schenken und ein neues Land, obwohl von beidem zum Zeitpunkt des Bundesschlusses noch nichts zu ahnen war.
  • Gott schloss einen Bund mit seinem Volk Israel am Sinai, als er ihm die Gesetzestafeln übergab und damit dem Volk ermöglichte, Gottes Willen zu erkennen und ihm zu gehorchen.
Doch folgte nun eine lange Reihe von Bundesbrüchen. Statt den Rettungsring Gottes zu ergreifen und sich an sein Ufer ziehen zu lassen, probten die Menschen den Aufstand. Sie wollten nicht an der langen Leine schwimmen, sondern sich ihre Ziele selbst raussuchen. Sie fühlten sich wohl im Wasser der Sünde und sahen keine Notwendigkeit, sich retten zu lassen. Sie wollten sich nicht an die Spielregeln der Rettung halten. Sie schlugen Routen ein, die sie weit weg vom rettenden Ufer brachten, den Ring hatten sie längst aus den Augen verloren, die Verbindung zu Gott war gerissen. Ein besonders markanter Bruch in der Geschichte des Volkes Gottes war das Ende Judas 587 vor Christus, als die Babylonier Jerusalem besetzten, einen Teil der Bevölkerung deportierten und den Tempel zerstörten. Spätestens da wurden einige aufmerksam darauf, dass sie dringend Gottes Rettungsleine brauchten. Sie hielten krampfhaft Ausschau nach einem neuen rot-weißen Ring, einem neuen Bundesangebot Gottes.

In diese Situation hinein sprach Gott durch den Propheten Jeremia. Er ließ Jeremia den neuen Bund ankündigen:

Jeremia 31,31-34

»Gebt acht!« sagt der HERR. »Die Zeit kommt, da werde ich mit dem Volk von Israel und dem Volk von Juda einen neuen Bund schließen. Er wird nicht dem Bund gleichen, den ich mit ihren Vorfahren geschlossen habe, als ich sie bei der Hand nahm und aus Ägypten herausführte. Diesen Bund haben sie gebrochen, obwohl ich ihnen doch ein guter Herr gewesen war. Der neue Bund, den ich dann mit dem Volk Israel schließen will, wird völlig anders sein: Ich werde ihnen mein Gesetz nicht auf Steintafeln, sondern in Herz und Gewissen schreiben. Ich werde ihr Gott sein, und sie werden mein Volk sein«, sagt der HERR. Niemand muss dann noch seinen Nachbarn belehren oder zu seinem Bruder sagen: 'Lerne den HERRN kennen!' Denn alle werden dann wissen, wer ich bin, von den Geringsten bis zu den Vornehmsten. Das sage ich, der HERR. Ich will ihnen ihren Ungehorsam vergeben und nie mehr an ihre Schuld denken.« 

Der neue verheißene Bund unterscheidet sich von den Rettungsringen der Vergangenheit. Gott schmeißt nicht einfach einen Ring ins Wasser, sondern lässt seinen Sohn selbst in die Fluten springen, der die Ertrinkenden ergreift, um sie zu retten. Er erwartet nichts anderes, als dass die Menschen sich packen lassen, zugeben, dass sie allein untergehen und sich dankbar dem Retter anvertrauen. Sehr eindrücklich beschreibt das Prophetenwort diesen Vorgang. Gottes Wille steht nicht mehr auf Tafeln, die man erst lesen, dann verstehen und zu Herzen nehmen muss, bevor man ans Umsetzen denken kann. Nein, Gottes Wille ist direkt auf die äußere Haut des Herzens geritzt. Das Herz weiß ohne Lesen, Verstehen, Verinnerlichen, was Gott will und wie er zum Ufer lenken will. Was die Menschen auf dem Herzen haben, werden sie umsetzen, es geschieht fast von selbst. Jeder ist unmittelbar mit Gott verbunden, es braucht keine Lehrer mehr, und jeder weiß, was Gott will.

Als Christen bekennen wir, dass dieser neue Bund Jesus Christus ist. Er ist die Hand, die Gott uns in den Fluten des Lebens entgegenstreckt. Er ist gestorben, um die Sünde zu besiegen, die uns das Leben nehmen will. Er ist auferstanden, um den Rettungsweg für uns frei zu machen. Sein Wille ist uns durch den Heiligen Geist aufs Herz geschrieben, so dass jeder, der sich von Jesus ergreifen lässt, wissen kann, was Jesus von ihm will.

Doch gehen die Aussagen des Propheten weit über unsere Zeit hinaus. Denn obwohl Christen unmittelbar mit Jesus verbunden sind und der Heilige Geist ihnen sagt, was dran ist, brauchen sie immer wieder die Erinnerung, wer ihr Leben rettet, aus welcher Not Jesus sie retten will und dass dieser Jesus ihnen die Richtung vorgibt. Noch sind wir Christen von Sünde bedroht. Vielleicht sind wir „trockene Sünder“, schon ein Tropfen von „Leben ohne Gott“ lässt uns wieder ins alte Fahrwasser zurückfallen. 

Deshalb haben wir heute im Gottesdienst die Möglichkeit, Gottes Bund mit uns wieder neu zu bestätigen. Wir können uns heute neu vergewissern, dass Gott uns an der Hand hält und mit uns zum rettenden Ufer unterwegs ist. Wir können um Vergebung bitten, wo wir seine Hand ausgeschlagen haben, selbst das Ufer finden wollten und die Gefahr des tosenden Meeres unterschätzt haben. Wir können uns stärken lassen durch das Abendmahl im Vertrauen, dass Jesus uns alles schenkt, was wir brauchen, um jemals am Ufer der Ewigkeit anzukommen.

Bei einem Bundeserneuerungsfest des alten israelitischen Königs Ahas, von dem 2. Chronik 15 berichtet, sind vier Elemente der Bundeserneuerung zu beobachten:

  • Das Volk erkennt den Fehler, Gott zu wenig beachtet zu haben
  • Sie vernichten alles, was sie von Gott trennt (ihre Götzen)
  • Sie verpflichten sich neu, Gott von ganzem Herzen zu suchen
  • Freude und politischer Friede sind die direkten Auswirkungen der Erneuerung.
Heute schließen wir mit diesem Gottesdienst das 38-Stunden-Gebet hier in der Kirche ab. 38 Stunden haben viele Christen wie in einer Kette in einem Gebetsraum der Kirche gebetet. Während unserer Gebete hat Gott unsere Herzen beschrieben. Er hat uns aufgezeigt, wo wir uns in falsche Ideen und Wege verrannt haben. Er hat uns aufmerksam auf Schuld und Versagen gemacht. Er hat uns neue Sehnsucht nach Vergebung ins Herz geschenkt. Wir können nun sein Angebot der Versöhnung neu annehmen und Verantwortung übernehmen: „Ich gehöre dir! Ich will bei dir bleiben, lege dich schützend wie ein starker Arm um mein Leben.“ Nach dieser Erneuerung werden wir tiefe Freude empfinden und Frieden geschenkt bekommen, der ausstrahlt in unsere Umgebung.
Der Bund für´s Leben, den Gott mit Jesus Christus gestiftet hat, ist unsere Rettung. Wäre schade, wir würden ihn ignorieren. Wir müssten es mit dem Leben bezahlen wie ein Ertrinkender, der weder Ring noch Hand ergreifen würde.
Cornelia Trick


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