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Liebe Gemeinde, liebe Freunde,
In dieser Geschichte steckt eine Zukunftsdeutung: Die Gegenwart ist bedroht und unsicher. Niemand weiß, was auf ihn zukommt. Rettung gibt es nur unter der Glasglocke. Und wir Christen? Wie schauen wir in die Zukunft? Bauen wir auf Glasglocken oder gar auf Selbstheilungskräfte, dass es schon irgendwie immer so weiter geht und uns nichts passiert? Oder arbeiten wir umso heftiger und panischer, um zu retten, was zu retten ist? Oder sind wir durch unseren Glauben voller Hoffnung, weil unsere Zukunft nicht unter Glasglocken, sondern beim Herrn ist? Mich hat das Bild von der abgeriegelten Glasglocke erschreckt. Ich möchte ihm etwas entgegen setzen. Ein Bild aus dem Buch des Propheten Jesaja eignet sich dafür besonders gut. Das Buch Jesaja beinhaltet 200 Jahre Geschichte. Es beginnt in einer Zeit, in der sich das Volk Gottes wieder einmal von Gott abgekehrt hatte und auf seine eigenen Kräfte baute. Dieses Verhalten führte in die Katastrophe. Das Reich Juda zusammen mit der Hauptstadt Jerusalem fiel an Babylon, viele Bewohner wurden verschleppt, der Tempel als zentraler Ort der Gegenwart Gottes wurde zerstört. Mitten in die Not und Verzweiflung hinein brachte Jesaja Gottes Trost und Ermutigung zum Ausdruck. Das Gericht war vollzogen, nun schenkte Gott dem Volk einen neuen Anfang. Und wirklich kam es zum Wiederaufbau. Der jedoch verlief zäh und schleppend. Die Leute hatten bald andere Prioritäten im Kopf. Und wieder warb Gott durch Prophetenstimme um die Liebe seines Volkes und um neues Vertrauen. Am Ende der Sammlung von Prophetenworten wird uns ein Zukunftsbild gemalt. Es erscheint wie eine Kulisse, die noch vom Theatervorhang verborgen ist. Doch der Prophet lüftet diesen Vorhang für einen kurzen Augenblick. Bruchstückhaft lässt sich erahnen, was da in der Zukunft wartet. Offenbar ermutigt und bewegt das Bild von der Zukunft. Damals bekamen die Leute wieder eine Idee davon, dass es sich lohnte, auf das Ziel hin zu leben und sich einzusetzen. Heute brauchen wir die Ermutigung in ähnlicher Weise. Eine Glasglocke wie in Ann Bensons Roman macht Angst und deprimiert, das Bild hinter dem Vorhang dagegen weckt Sehnsucht und gibt Kraft, die Gegenwart mit dem Bild im Herzen anzupacken. Gott betreibt keine Gebäudesanierung Jesaja 65,17-19a Hören wir ganz genau auf die Worte, so bleiben wir zuerst an dem Wort "Siehe!" hängen. Gott spricht und er will unsere ganze Aufmerksamkeit. Die Worte sind zugleich Bilder, die wir sehen sollen. Mit Ohren und Augen, allen Sinnen sollen wir uns bereit machen für Neues. Und Gott spricht wirklich von Neuem, er "schafft" einen neuen Himmel und eine neue Erde. Immer, wenn von diesem Schaffen die Rede ist, dann ist Gott selbst am Werk. So wie er unsere Welt ins Dasein rief und schuf, so schafft er Neues. Es werden auf die alte Welt nicht einfach neue Fassaden aufgeklebt. Die Welt wird nicht in Isolierschichten eingepackt, damit es bei uns endlich gemütlicher zugeht und mehr Friede einkehrt. Da entsteht etwas grundsätzlich anderes. Dieses Neue ist fast erschreckend. Haben wir uns doch in unserer Welt ganz gut eingerichtet. Nicht alles ist nur schlecht, es gibt wunderschöne Momente, blühende Landschaften, Glück und Liebe. Wir würden das Gute gerne festhalten und hinüberretten in die neue Welt, sozusagen als Gerippe, das dann einfach mit neuer Baumasse aufgefüllt wird wie bei einem alten Fachwerkhaus. Doch davon sprechen die Worte Gottes nicht. Das einzige, das bleibt, ist Gott, sein Schaffen und seine Fürsorge für uns. Darauf sollen wir uns ganz und gar verlassen. Ja, die Worte Gottes sprechen eine noch deutlichere Sprache. Die Erinnerung an die Altlasten soll ganz und gar ausgelöscht werden. Wenn alles neu wäre, wir aber unsere Altlasten von Verletzungen, Vorwürfen, Missgunst und negativen Gefühlen mitnehmen würden, wäre das Neue bald wieder wie das Alte. Ein neues Haus mit uralten Möbeln und versifften Teppichen gibt kein Gefühl von Neuanfang, da wird das alte Leben nahtlos fortgesetzt, ja auch der Geruch im Haus wird bald der alte sein. So will Gott es mit seiner neuen Welt nicht. Er will uns, die wir ihm vertrauen, in eine neue Welt führen, aber ohne all das, was uns von Gott trennt. Ohne Misstrauen, ohne negative Gefühle und Einstellungen, ohne das Gefühl, selbst stark genug zu sein oder das Leben nicht zu meistern. Gott will uns als Seelsorger in diese neue Welt führen. Er heilt unsere Wunden, er räumt unser Misstrauen aus. Er vergibt unsere Sünde der Selbstüberschätzung und Verzweiflung. Die neue Welt Gottes ist von Freude bestimmt. Gott freut sich wie nach der ersten Schöpfungswoche: "Siehe, alles ist sehr gut!". Jetzt kommt zur Vollendung, was damals begann. Er freut sich über sein Volk, Menschen, die ihm vorbehaltlos vertrauen. Er freut sich, wie Jesus sagte, über einen Sünder, der umkehrt zu ihm. Wer umkehrt und seinem Leben eine neue Richtung gibt, löst Gottes Freude schon in dieser alten, eigentlich schon überholten Welt aus. Als Christen stehen wir mittendrin im Schöpfungsgeschehen, erfahren die Freude Gottes, die jetzt schon aufblitzt, als ob der Vorhang ein bisschen zur Seite gezogen wäre. Das Zukunftsbild des Propheten erzählt die Schöpfungsgeschichte neu. Sinn ist die Gemeinschaft mit Gott, Ziel ist, dass Gott sich freut über diese Gemeinschaft und wir in dieser Freude leben dürfen. Ein Werbeprospekt Jesaja 65,19b-25 Diese Aussagen passen zu einem Werbeprospekt. Wer ihn in die Finger bekommt, spürt Sehnsucht nach dem fernen Ziel. Und wir haben diesen Prospekt hiermit in den Händen und können ihn weiter geben. Wir können einladen, sich auf diese Aussichten zu freuen. Denn die neue Welt hat nichts gemein mit gläsernen Welten oder anderen Versuchen, im Untergang das Gute noch zu retten. Seite 1: Sie sollen keine Kinder für einen frühen Tod zeugen Ist darin ein Sinn zu erkennen? Kann man da vollmundig von Gottes Willen reden, der immer das Beste will und schon alles richtig macht? Bleibt uns nicht gerade angesichts dieser Gräber das Wort von Gottes weisem Ratschluss im Halse stecken? Wozu hat er das Kind ins Leben gerufen, wenn es doch keine Chance bekam, das Leben auszufüllen? Ich meine, dass Gottes Wort uns hier wirkliche Lebenshilfe gibt. Gottes Schöpfung sieht den Tod der Kinder nicht vor. Leben heißt nach Gottes Willen, sich zu entwickeln, Gaben zu entfalten, Liebe zu empfangen und zu schenken, Verantwortung zu übernehmen und lebenssatt zu werden, Früchte einzufahren und sie zu genießen. In Gottes neuer Welt dürfen wir Menschen leben, bis wir satt und erfüllt sind. Mit Jesu Auferstehung ist auch die letzte Grenze des Todes durchbrochen, wir dürfen immer in Gottes Gegenwart leben, nichts wird uns in seiner neuen Welt mehr von ihm trennen. Am Grab eines Kindes möchte ich an dieser Hoffnung festhalten. Gott wird Neues schaffen. Und zu dieser neuen Welt gehören die Kinder, die einen sinnlosen Tod sterben mussten, in dieser neuen Welt sind sie von Gottes Liebe und Barmherzigkeit umgeben. Und wir dürfen dieser Barmherzigkeit vertrauen, auch in der Stunden der größten Zweifel und der grenzenlosen Trauer. Seite 2: Sie werden Häuser bauen und bewohnen Es wird in Gottes neuer Welt jeder sicher und geborgen wohnen dürfen. Jesus versprach seinen Jüngern, dass er im Himmel Wohnungen für sie bereit hielte. Das gleiche Bild gebrauchte er um klar zu machen: Wir dürfen auf Heimat, Schutz und ein herzliches Willkommen hoffen. Aus Gottes Gegenwart darf uns niemand mehr vertreiben. Und auch der moderne Mensch des Informationszeitalters, der von einem Ort zum anderen jettet und kaum noch Bodenhaftung hat, darf es hören: Er wird in dieser neuen Welt nicht pausenlos hin- und hergeschickt. Er darf Ruhe finden und Wurzeln schlagen. Seite 3: Sie werden Weinberge pflanzen und ihre Früchte essen Seite 4: Ehe sie rufen, will ich antworten Und auch hier erkennen wir die Anklänge an die erste Schöpfungsgeschichte. Bevor Adam sich über seine Einsamkeit beschweren konnte, schuf Gott ihm schon ein Gegenüber. So qualifiziert sich der neue Himmel, Gott kennt unsere Bedürfnisse und Fragen, unser Beten ist bei ihm aufgehoben. Nie mehr werden wir zweifeln, ob unser Gebet Gott erreicht hat, die Beziehung zwischen Himmel und Erde ist geheilt. Diese Heilung hat Auswirkungen auf die ganze Schöpfung. Die Tiere sind mit eingeschlossen. Der Friede hat Fortsetzung. Der Werbeprospekt in unserer Hand Als Gemeinde Jesu rufen wir zur Umkehr. Gott möchte die heile Beziehung zu uns schon heute beginnen als Vorgeschmack auf das Neue, das uns erwartet. Jesus zu vertrauen ist das Band, das uns mit der neuen Welt jetzt schon verbindet. Und seine Freude über uns macht sich schon hier und heute bemerkbar. Sich auf das Neue zu freuen, setzt uns in Bewegung. Jesaja ermuntert die Gemeinde, mit den Hungrigen das Brot zu teilen (Jesaja 58,9f), sie nicht zu unterdrücken, den Frieden Gottes schon zu leben. Seine Ermutigung gilt auch uns. Die Zukunft im Herzen zu tragen, lässt uns frei werden, uns einzubringen als Leute, die trösten und begleiten, vergeben und teilen. Um die gläsernen Welten brauchen wir uns ja nicht zu kümmern und Schäfchen ins Trockene zu bringen, haben wir auch nicht. Die Gemeinde ist mit Gott im Gebet verbunden. An dieser Stelle ist der Vorhang schon gelüftet. Der Herr hat sich in Jesus Christus dafür verbürgt, unsere Gebete zu hören. Wir können davon Gebrauch machen, hoffnungsorientiert zu beten. Dinge, die selbstverständlich sind, brauchen nicht die großen Zusagen Gottes, aber Anliegen, die unsere Vorstellungskraft sprengen, gehören in den Himmel, zu Gott. Er hält, was er verspricht und seine Zukunft hat in Jesus schon begonnen. Das dürfen wir dem Bild des Jesaja hinzufügen. Cornelia
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