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Liebe Gemeinde, liebe Freunde,
Lehrer können froh sein. Sie werden nicht von ihren Schülern bezahlt, sondern vom Staat oder Schulträger. Sie haben zumindest diesbezüglich keinen Interessenkonflikt mit ihren Schülern. Sie sind nicht erpressbar, bekommen allerdings auch keine Sonderprämien von begeisterten Schülern. Sie haben die Lernziele des Kultusministeriums zu verfolgen, nicht die Primärinteressen der Schüler. Die Gemeinde in Korinth hatte offensichtlich den Eindruck, dass sie die Schülerschaft war, die Paulus angestellt hatte. So ging die Meinung um, dass Paulus gar kein richtiger Apostel war. Er stammte ja auch nicht aus dem Kreis der Jünger um Jesus, sondern kam erst nach Jesu Auferstehung durch sein „Damaskuserlebnis“ dazu. Zwei Argumente wurden wohl immer wieder vorgebracht, um Paulus sein Apostelamt abzusprechen. Zum einen bezog er kein Gehalt von der Gemeinde wie die anderen Apostel und auch Wanderprediger es taten. Zum andern war der Missionsstil von Paulus anstößig. Ihm wurde vorgeworfen, er habe keine klare Linie, passe sich jedem an wie ein Chamäleon und lasse seine klare Linie (jedenfalls die Linie, die die Korinther als klar bezeichneten) vermissen. Zu diesen Vorwürfen nahm Paulus innerhalb des 1. Briefes an die Korinther Stellung. Er stellte klar, dass er von Gott zum Apostel berufen war und nicht von den Korinthern diesen Auftrag erhalten hatte. Er ließ in seiner Entgegnung auch erkennen, wie sehr ihm wichtig war, jeden Einzelnen für Christus zu gewinnen. Sein Amt als Gemeindeleiter und seine Berufung zum Missionar waren für ihn klare Aufträge Gottes. 1. Korinther 9,16-23 „Der Lohn ist, dass ich darf“ Als er Jesus begegnete, ließ er sich von diesem inneren Zwang, Gottes Anerkennung selbst zu erarbeiten, befreien, und Jesus übernahm die Position, die vorher die Sünde innehatte. Von nun an gehörte Paulus Jesus. Martin Luther gebrauchte einmal den Vergleich, dass es mit dem Menschen wie mit einem Reittier sei, entweder es wird vom Teufel oder von Jesus geritten. Paulus wurde seit Damaskus von Jesus geritten. Nun galt nicht länger der Befehl der Sünde, die ihn anstachelte, bei Gott Pluspunkte zu sammeln, sondern Jesus gab seitdem die Richtung an. Paulus wurde also nicht Apostel und Missionar aufgrund seiner eigenen Lebensplanung, sondern weil Jesus ihn dazu beauftragte, ihn in diese Richtung „geritten“ hatte. Wenn Paulus als Gemeindeleiter und Missionar Erfolg hatte, ging das nicht auf seine Rechnung, sondern auf die Rechnung des Reiters. Nur weil Jesus ihn damals in Damaskus zu sich gerufen hatte, ist er überhaupt Missionar geworden. So erwartete Paulus von Jesus keinen Lohn für seine Dienste, sondern war zutiefst dankbar, dass er etwas für Jesus tun konnte. Genauso wollte er auch keine Bezahlung von den Korinthern. Sein Dienst bei ihnen war Ausdruck seiner engen Beziehung zu Jesus. Er musste den Korinthern dienen, das erwartete Jesus von ihm. Er hat sich nicht abhängig von der Gemeinde gemacht, denn er stand in Jesu Dienst, nicht in dem der Korinther. Er vertrat immer Jesu Interessen, nicht die der Gemeinde. Das konnte Widerstand provozieren und zu Auseinandersetzungen führen, wie das wohl auch in Korinth geschehen war. Paulus lässt sich von der Gemeinde nicht bezahlen, obwohl Jesus selbst den Gemeinden mitgegeben hatte, die Prediger so zu versorgen, dass sie genug zum Lebensunterhalt haben. Jesus treibt ihn zu seinem Dienst an, und Paulus hat Jesu Interessen zu vertreten auch gegen die Ansichten der Korinther. Heute treibt uns wahrscheinlich nicht die Frage um, ob wahre Prediger nun von der Gemeinde bezahlt werden oder nicht. Aber indirekt stellen uns die Aussagen des Paulus doch vor interessante Fragen unserer Zeit. Dienen wir, weil Jesus uns dazu antreibt, oder dienen wir, weil wir uns von XY gedrängt sehen oder es aus innerem Zwang tun? Wie kann es kommen, dass wir Christen wie Esel sind, die vom Heiligen Geist geritten werden, aber so oft unser eigenes Futter suchen, statt unseren Auftrag zu erfüllen? Dass wir den Aufträgen aller möglichen Leute und Stimmen in uns nachkommen, bis dann irgendwann Jesus drankommt? In einer Gruppenstunde unterhielten wir uns darüber, wie wir Jesus einen ganz kleinen Freiraum jeden Tag einräumen können, in dem er mit uns sprechen kann. Eine Frau sagte: “Immer wenn ich mich hinsetze, um zur Ruhe für Jesus zu kommen, fallen mir tausend Dinge ein. Ich denke an meine Wäsche, an die durstigen Blumen, an den nächsten Einkauf, an das anstehende Telefonat. Ich komme einfach nicht zur Ruhe.“ Eine andere erzählte, sie wäre die ganze Woche nur unterwegs, um für andere Aufträge zu erledigen. Sie könnte einfach keine Zeit aufbringen für das, was sie von Jesus her tun sollte. Wieder ein anderer sagte, dass er sich sehr engagiert für jemand eingesetzt habe. Doch nie sei ihm dafür gedankt worden. Da habe er die Nase voll gehabt und den Dienst hingeschmissen. Ich habe mich in diesen Aussagen wieder gefunden. Ja, auch ich werde leicht durch anderes von Jesus abgelenkt, auch ich tue viel, was nicht unbedingt Jesu Auftrag ist. Ich bin sauer, wenn mein Einsatz nicht honoriert wird. Und Paulus? Was würde er dazu sagen? Würde er nicht erstmal dafür eintreten, die Zeit für Jesus durch nichts und niemand zu stören? Und würde er nicht sagen, dass aus dieser Stille die klare Prioritätenliste für den Tag entsteht? Dass manche Aufträge einfach ins zweite Glied rücken und Gottes Aufträge an erste Stelle treten? Zu dem männlichen Gesprächspartner würde er vielleicht sagen: „Warum willst du für deinen Dienst von Menschen honoriert werden? Ist es nicht ein absolutes Geschenk, dass du überhaupt etwas für Jesus tun darfst, dass er dich für würdig erachtet, seinen Dienst zu tun? Was willst du da noch eine Bezahlung? Und machst du dich etwa abhängig von Menschen? Bist du dann nicht korrupt gegenüber Gottes Sache? Wirst du da nicht vom falschen Reiter geritten?“ „Wem gehöre ich?“ Ganz anders sind die Stimmen, die in unserem täglichen Leben Anforderungen an uns stellen. Ich möchte sie mit einem ägyptischen Aufseher vergleichen, der auf den Hebräer in der Zeit der ägyptischen Sklaverei mit der Peitsche einschlägt und das Maximum aus dem Arbeiter rausholt. So hören sich manche Stimmen an, die uns im Alltag antreiben, zu Höchstleistungen prügeln und uns völlig ausbrennen. Doch noch schlimmer als ägyptische Sklaventreiber mit der Peitsche, sind die Sklaventreiber in uns. Die reden mit lauter Stimme: „Tu dies, tu das, beweise dich, sei die Beste, sonst bist du nichts wert, sei immer gut drauf ...“ Diese Stimmen machen uns völlig fertig, weil sie auch am Wochenende und im Urlaub brüllen, weil sie den Badeurlaub zu einem Laufsteg-Casting werden lassen und das Wochenende zu einem Event-Hopping um mitzuhalten. Welche Stimme soll über mich bestimmen? Ich möchte lernen, immer mehr auf Jesus zu hören. Der treibt mich nicht sinnlos nach vorn, sondern führt mich den Weg, der für mich richtig ist. Ihm möchte ich gehören und mich nach ihm richten. „Ich will dir dienen, Jesus“ Schauen wir uns dazu zwei Personen der Bibel an. Ein reicher junger Mann kam zu Jesus und wollte von ihm wissen, was er tun müsse, um ganz zu Gott zu gehören. Er war ein frommer Mann und tat alles, was damals zum frommen jüdischen Leben gehörte. Jesus erkannte, dass hinter dieser äußeren Fassade noch ein anderer Reiter das Leben des jungen Mannes bestimmte, sein Wohlstand, das Geld. Um Geld kreisten wohl hauptsächlich seine Gedanken, da lag seine Priorität. So sagte ihm Jesus: Gib dein Geld den Armen! Doch das wollte der junge Mann nicht. Er wollte sein Leben nicht Jesus anpassen, sondern lieber umgekehrt Jesus an sein Leben anpassen. Er konnte sich nicht radikal für Jesus entscheiden und hatte damit die Chance seines Lebens verpasst. (Markus 10,17-22) Ein anderer Mann der Bibel war Elisa. Der wurde im alten Israel vom Propheten Elia berufen, sein Diener zu sein. Elisa verstand den Ruf als Berufung Gottes. Er war gerade am Pflügen. Die Rinder, die vor den Pflug gespannt waren, schlachtete er, kochte sie über dem Feuer, das mit dem Holz der Rinderjoche angefacht war, und verteilte sie im Dorf. Er feierte seinen Abschied von seinem bisherigen Leben ohne Rückfahrschein. Seine materielle Grundlage verkochte und verteilte er. Er passte sein Leben völlig dem Ruf Gottes an und wurde später zu einem begnadeten Propheten in der Nachfolge Elias. (1. Könige 19,19-21) Mit Jesus Ernst zu machen, bedeutet, alles auf die Jesus-Karte zu setzen. Radikal zu werden und Jesus den ersten Platz einzuräumen. Das lässt unabhängig werden von anderen Menschen und anderen Forderungen. Das lässt auch unabhängig werden von jeder Art von Beifall und Menschenlob. Im Gegenteil, es wird in schwierige Situationen führen, so wie es Paulus in Korinth erlebt hatte. Der Fisch, der gegen den Strom schwimmt, hat es nicht leicht. Wie sieht nun Dienst für
Jesus aus? Er orientiert sich an dem, was Jesus von mir will. Dazu muss
ich auf ihn achten, mich in die Bibel vertiefen, mir meine eigenen Erkenntnisse
auch von anderen bestätigen lassen. Der Dienst für Jesus äußert
sich zuerst in der Gemeinde, dem Lebensort der Christen. Diese Zielbestimmung von Gemeinde hat der Heilige Geist uns gegeben. Gemeinde ist nicht Selbstzweck zur frommen Auferbauung, sondern Reiterstaffel für den Herrn in dieser Welt. Sie ist beauftragt, das Evangelium in die Welt zu tragen. „Ich sehe meine Aufgabe“ Gemeinde lebt einmütig zusammen. Sie steht im Gebet zusammen und füreinander ein. Die Einzelnen dienen einander, sie fragen nach und tragen die Lasten gemeinsam zu Jesus, sie tragen Konflikte aus und nehmen Jesu Heilung in Anspruch. So erfährt die Gemeinde zuerst selbst die Gegenwart Jesu und lernt, eigene Wünsche und Vorstellungen an ihn anzupassen. Als zweite Voraussetzung, die sich aus der ersten ergibt, folgt, dass sie nicht den eigenen Futternapf sucht, sondern ihre Aufgaben in der Welt erkennt. Sie ist aufgerufen, ihre Sendung zu den „Gefangenen, Blinden und Zerschlagenen“ zu erkennen, zu denen Jesus sich gesandt wusste (Lukas 4,18). Sich zu ihnen zu begeben, war Paulus Auftrag. Er ist aktiv auf sie zugegangen und hat sich auf eine Stufe mit ihnen gestellt, ohne seinen Reiter Jesus zu verschweigen. Er ist nicht mit denen identisch geworden, die er für Jesus geworben hat, sondern hat die Brücke zu ihnen geschlagen, dass sie seine Botschaft überhaupt verstehen konnten. Sein Ziel war es, wenigstens einige zu gewinnen. Auch wir werden herausgefordert, nicht hier sitzen zu bleiben und zu warten, bis jemand den Weg zu uns findet, sondern die Sprache derer zu lernen, die wir gewinnen sollen. Ist es die Sprache der Armen, der Verzweifelten, der Alten, der Einsamen, der Jugendlichen, der Kinder? Darüber müssen wir uns im Vorfeld von ProChrist Gedanken machen und diese Sprachen lernen. Dabei geben wir vielleicht etwas von unserem Lebensstil, unserer Kultur, unserem Selbstverständnis her, aber niemals etwas von unserer Beziehung zu Jesus. Da brauchen wir uns keine Sorgen zu machen. Paulus wurde angegriffen, weil er sich nicht in die Abhängigkeit von Menschen begab, sondern seine Freiheit in Christus wahrte. Er wurde angegriffen, weil er wie Jesus Menschen nicht nach äußeren Maßstäben sortierte, sondern sich ihnen konsequent aus Liebe zuwandte. Paulus lehrt uns, es ihm gleich zu tun. Welche Freiheit können auch wir erleben, wenn wir uns immer mehr an Jesus anpassen und von ihm abhängig machen. Und welche Freude werden wir erfahren, wenn Menschen sich von Jesus rufen lassen, denen wir das Evangelium verstehbar machen durften. Jesus sagt: Friede sei mit euch! Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch. (Johannes 20,21) Cornelia
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