Die Hochzeit zu Kana
Gottesdienst am 05.11.2006

Johannes 2,1-11

Am dritten Tag wurde in Kana in Galiläa eine Hochzeit gefeiert. Die Mutter von Jesus war dabei, und auch Jesus war mit seinen Jüngern dazu eingeladen. Als der Weinvorrat zu Ende war, sagte seine Mutter zu ihm: "Sie haben keinen Wein mehr!" Jesus erwiderte ihr: "Frau, das ist meine Sache, nicht deine! Meine Stunde ist noch nicht gekommen." Da wandte sich seine Mutter an die Diener und sagte: "Tut alles, was er euch befiehlt!" Im Haus standen sechs Wasserkrüge aus Stein, von denen jeder etwa hundert Liter fasste. Man brauchte sie wegen der Reinigung, die das Gesetz vorschreibt. Jesus sagte zu den Dienern: "Füllt diese Krüge mit Wasser!" Sie füllten sie bis an den Rand. Dann befahl er ihnen: "Jetzt nehmt eine Probe davon und bringt sie dem Mann, der für das Festessen verantwortlich ist." Sie brachten ihm eine Probe, und er kostete das Wasser, das zu Wein geworden war. Er wusste nicht, woher dieser Wein kam; nur die Diener, die das Wasser geschöpft hatten, wussten es. Er rief den Bräutigam zu sich und sagte: "Jeder bringt doch zuerst den guten Wein auf den Tisch, und wenn die Gäste schon reichlich getrunken haben, folgt der schlechtere. Aber du hast den guten Wein bis zuletzt aufgehoben!" So vollbrachte Jesus in Kana in Galiläa sein erstes Wunderzeichen und offenbarte seine Herrlichkeit. Und seine Jünger kamen zum Glauben an ihn. 

Liebe Gemeinde, liebe Freunde,
in der Religionsstunde erzählt der Lehrer von der Hochzeit zu Kana und schmückt die Geschichte aus: "600 Liter Wein von bester Qualität bekamen die Gäste zu trinken, was glaubt ihr, haben die Leute dazu gesagt?" Ein Schüler antwortet: "Den laden wir auch ein!"

Vielleicht wollte der Evangelist genau diese Reaktion bei denen hervorrufen, für die er das Evangelium schrieb. Vielleicht ist es Gottes Wunsch, dass wir diese Antwort geben, nachdem uns die Geschichte von der Hochzeit zu Kana nahe gegangen ist. Und einige kennen das Tischgebet, das wie eine Kurzfassung der Hochzeit damals formuliert ist: "Komm, Herr Jesus, sei du unser Gast, und segne, was du uns bescheret hast!"

Jesus will eingeladen sein

Jesus will in unser Leben eingeladen werden. Er kommt manchmal wie ein einfacher Gast, der kaum auffällt. Doch er bringt das, was uns genau in diesem Moment am meisten fehlt.

Was kann uns fehlen? Bleiben wir bei der Erzählung, enthält sie schon genug Hinweise auf das, was uns fehlen kann. Ist es die hochzeitliche Freude, die uns abhanden gekommen ist? Ist es eine Mängelanzeige beim Thema gemeinsames Leben? Fehlt uns als Eltern die Kraft zur Erziehung oder als Kindern die Kraft zur Begleitung der älter gewordenen Eltern? Fehlt uns die Perspektive im Beruf oder der Platz, an dem wir sinnvoll sind? Fehlt uns vielleicht einfach ein wenig Lebensfreude, ein wenig Wein zum Feiern mitten im Alltag?

Jesus kommt und beschert, er lässt aus sechs leeren Bottichen 600 Liter besten Wein werden. WeinEr schenkt nicht nur ein bisschen Freude, Kraft, Perspektive, sondern dies für Jahre.

Dass Jesus Wein beschert, ist ein Hinweis, was Jesus für uns sein will. Er will der sein, der mit seinem Blut die Brücke zu Gott bauen will. Er will mit jedem und jeder zusammen ein Fest in Ewigkeit feiern, wo wirklich Freude im Überfluss sein wird. 

Jesus segnet. 600 Liter Wein haben Auswirkungen. Denn von dieser Fülle können wir abgeben. Andere können wir in die Festfreude einbeziehen, weil Jesus aus uns ängstlichen Mängelwesen Menschen gemacht hat, die voll seiner Liebe sind.

Jesus handelt souverän

Seine Mutter Maria will, dass Jesus eingreift. Doch Jesus weist sie sehr bestimmt und, wie es uns scheinen will, unfreundlich zurück. Seine Stunde, so sagt er, ist noch nicht gekommen. Die Stunde, die Jesus hier meint, ist seine Auferstehung am Ostermorgen. Dann erst wird er eins sein mit dem Vater. Dann wird der Himmel für alle offen sein, die ihm vertrauen. Dann werden alle die Einladung zum himmlischen Hochzeitsfest in der Hand haben, die ihr Leben mit Jesus verbinden.

Wenn Jesus hier Maria auf die Stunde seiner Auferstehung hinweist, dann deshalb, weil das Weinwunder von Kana nur ein Werbespot für den Himmel ist. Dass bei einer Hochzeit aus leeren Flaschen Qualitätswein fließt, ist nicht die Hauptsache, sondern dass im Himmel der Wein fließen wird für alle, die sich an Jesus halten.

Auch die sechs Bottiche gewinnen Bedeutung für Jesus. Sie standen bereit für rituelle Waschungen der Gäste. Die rituellen Waschungen sind seit Jesus nicht mehr nötig, denn er hat uns rein gewaschen durch seinen Tod am Kreuz. Er hat alles von uns genommen, das uns von Gott trennt. Er ist das Lamm, das der Welt Sünde trägt.

Maria wird mir zum Vorbild. Sie erkennt den Mangel und bittet Jesus: Hilf! Sie lässt auch nach seiner Abweisung nicht locker, sondern vertraut darauf, dass er den Mangel beheben kann. Jesus erwartet auch von mir, dass ich ihn um Hilfe bitte. Nicht nur für meine eigenen Anliegen, auch dafür, was ich in meiner Umgebung als Mangel wahrnehme. Ich trage Verantwortung für die Welt in der ich lebe. Auch wenn die Antwort nicht so ausfällt, wie ich sie mir vorstelle, so möchte ich wie Maria daran festhalten, dass Jesus helfen wird, und alles vorbereiten, dass seine Hilfe ankommt. 

Reaktionen

Die Diener und der Speisemeister staunen, doch sie kommen nicht zum Glauben, wie man das nach diesem Wunder doch erwarten sollte. Die Jünger glauben. Sie haben von Jesus den geöffneten Himmel angekündigt bekommen (Johannes 1,51, siehe Predigt Johannes 1,35-51) und erkennen in dem Wunder Gottes Tat. Wunder, so können wir dieser Schilderung entnehmen, wecken keinen Glauben, sondern bestätigen ihn. Das Weinwunder an sich war doppeldeutig. Genauso gut wie Gottes Sohn konnte Jesus auch der verehrte Dyonisos sein, dem Weinwunder ebenfalls nachgesagt wurden. Die Jünger erfuhren Sündenvergebung, Leben mit Gott und Leben im Überfluss. Sie blieben bei Jesus und konnten erkennen, dass Jesus in göttlicher Autorität handelte. 

Erfahrungen von Christen machen Leute neugierig, die Jesus nicht kennen, aber sie führen nicht zum Glauben. Dazu ist die direkte Beziehung zu Jesus Christus nötig, um zu verstehen, in welche Richtung eine Erfahrung oder ein Wunder zeigt.

Hochzeit und Abendmahl

Wir sind heute eingeladen zum Fest. Vorweggenommen ist das himmlische Hochzeitsfest mit Jesus als dem Bräutigam, das er mit seiner Braut, der Gemeinde, feiern will. 

Was fehlt uns, wenn wir zum Tisch des Herrn kommen? Wir können anderen etwas vormachen und sagen: Alles in Ordnung bei mir! Aber wir können uns selbst und Jesus nichts vormachen. Welche Bottiche sind leer?

Unser Blick darf auch auf unsere Umgebung fallen. Wessen Bottiche sind leer? Wer braucht neue Freude und Perspektive in seinem Leben? Für wen darf ich Fürsprecher werden?

Jesus ist der Weinstock, der Wasser zu Wein werden lässt. Er vollzieht das Wunder in unserem Leben, dass uns die Freude nicht ausgeht und das Fest kein Ende nimmt. 600 Liter Wein stehen dazu zur Verfügung. 

Wenn wir am Abendmahl, dem vorweggenommenen Hochzeitsfest im Himmel, teilgenommen haben, werden wir Mut für die nächsten Schritte bekommen. Denn mit Jesus zu leben, bedeutet mit ihm verbunden zu sein wie in einer Ehe, um für andere da zu sein.

Gott fragt uns: Was lernen wir von der Hochzeit zu Kana? Die Antwort: Jesus laden wir auch ein!

Cornelia Trick


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