Der Tür-Code (Matthäus 25,1-13)
Gottesdienst am 23.11.2014 in Brombach

Liebe Gemeinde, liebe Schwestern und Brüder,
zu Beginn unserer Tagung wurden wir darauf hingewiesen, dass das Haus mit einer neuen Schließanlage gesichert ist. Wir sollten nach 22 Uhr eine Zahlenkombination eintippen, um ins Haus zu kommen. Abends nach unserem Programm holte ich noch schnell etwas aus dem Auto, dummerweise ein paar Minuten nach 22 Uhr. Die Eingangstür war zu. Mir blieb nur übrig zu rufen, zu klopfen und schließlich erhörte mich jemand im Erdgeschoss, an dessen Fenster ich geklopft hatte. An die Panik vor der verschlossenen Tür kann ich mich noch gut erinnern. 

Heute zum Ewigkeitssonntag werden wir durch ein Gleichnis Jesu auf den Tür-Code zur Ewigkeit aufmerksam gemacht. Wird uns Jesus die Tür öffnen und zu uns sagen: „Ich kenne euch?“

Matthäus 25,1-13

»Wenn Gott sein Werk vollendet, wird es zugehen wie in der folgenden Geschichte:
Zehn Brautjungfern gingen mit ihren Lampen hinaus, dem Bräutigam entgegen, um ihn zu empfangen. Fünf von ihnen handelten klug, die anderen fünf gedankenlos. Die Gedankenlosen nahmen nur ihre gefüllten Lampen mit, während die Klugen auch noch Öl zum Nachfüllen mitnahmen. Weil der Bräutigam sich verspätete, wurden sie alle müde und schliefen ein. Mitten in der Nacht ertönte der Ruf: 'Der Bräutigam kommt, geht ihm entgegen!' Die zehn Brautjungfern standen auf und brachten ihre Lampen in Ordnung. Da baten die Gedankenlosen die anderen: 'Gebt uns von eurem Öl etwas ab, denn unsere Lampen gehen aus.' Aber die Klugen sagten: 'Ausgeschlossen, dann reicht es weder für uns noch für euch. Geht doch zum Kaufmann und holt euch welches!' So machten sich die fünf auf den Weg, um Öl zu kaufen.
Inzwischen kam der Bräutigam. Die fünf Klugen, die darauf vorbereitet waren, gingen mit ihm hinein zum Hochzeitsfest, und die Türen wurden geschlossen. Schließlich kamen die anderen nach und riefen: 'Herr, Herr, mach uns auf!' Aber der Bräutigam wies sie ab und sagte: 'Ich versichere euch, ich kenne euch nicht!' Darum seid wachsam, denn ihr wisst weder Tag noch Stunde im Voraus!«

Dieses Gleichnis faszinierte mich schon als Kind. In Gedanken war ich bei den Brautjungfern dabei, in schönem Kleid und voller Erwartung. Die Spannung knisterte und das Warten fiel schwer. Aber ich hätte die Geschichte gerne anders weitererzählt: Die 10 Frauen teilen ihre Vorräte und alle zusammen feiern.

Hier erzählt Jesus eine Geschichte mit Anstoß, und das sicher mit Absicht. Sie soll uns zum Nach- und Weiterdenken anregen.

Was uns schon gleich merkwürdig vorkommen wird, ist, dass der Bräutigam nicht nur 10 Minuten zu spät ist, sondern lange ausbleibt, so lange, dass die mit Lumpen umwickelten Fackeln niederbrennen und dringend neu mit Öl getränkt werden müssten. Mit gesundem Menschenverstand würde man annehmen, dass dieser Bräutigam es sich anders überlegt hat und gar nicht mehr kommen wird. Also warum dann noch warten?

Ein weiterer Anstoß sind die Brautjungfern, die so verpeilt sind, dass sie keinen Vorrat an Öl dabei haben. Es ist nicht nur eine, sondern gleich die Hälfte der Gruppe. Sind diese fünf nicht selbst schuld an ihrem Schicksal? Schließlich haben die anderen Brautjungfern ja genug Öl dabei gehabt. 

Was auch stutzig macht, ist das Gruppenverhalten dieser Frauen. Sind sie nicht ein Team? Warum teilen sie dann nicht oder rücken näher zusammen, dass 5 Fackeln für 10 reichen? Wollen die 5 den Bräutigam vielleicht für sich alleine und schicken deshalb die anderen zum Kaufmann?

Schließlich der größte Anstoß: Warum schlägt der Bräutigam die Tür vor den zu spät Gekommenen zu? Sind Fehler nicht menschlich? Und ist sein Trödeln nicht der Grund für ihre Notlage?
Wir merken ganz schnell, dieses Gleichnis gibt Rätsel auf.

Die Tür schlägt zu

Bleiben wir zunächst bei der zugeschlagenen Tür. Jesus erzählt dieses Gleichnis seinen Jüngern. Er bereitet sie auf die Zeit nach Ostern vor. Sie sollen wissen, dass er nicht gleich wiederkommen wird. Wie die Brautjungfern werden sie eine ungewisse Zeit auf den Bräutigam warten müssen. Wir befinden uns also nicht in einer Missionssituation. Hier geht es nicht um Menschen, die Jesus noch gar nicht kennen und um die er wirbt, sondern um Nachfolger und Nachfolgerinnen, die an ihn glauben. Jesus richtet sich mit dieser Geschichte an uns als seine Gemeinde. Wir sollen den Tür-Code kennen, um dann einmal beim himmlischen Hochzeitsfest dabei zu sein.

Das Öl

Öl haben oder nicht haben, darum geht es hier. Öl ist Brennstoff, um die Flamme am Brennen zu halten. Öl steht somit für den Brennstoff, der unseren Glauben am Laufen hält. Brennstoff können Erfahrungen sein, wo wir Gottes Eingreifen und seine Hilfe erlebt haben. Brennstoff kann bedeuten, dass wir in Wüstenzeiten durchhalten, unsere geistlichen Übungen beibehalten, auch wenn wir keinen Erfolg sehen. Brennstoff ist sicher die Gemeinschaft von Christen, wo wir unterstützt, gestärkt werden und regelmäßig auftanken können.

Im Umkehrschluss bedeutet, zu wenig Öl zu haben, von Zweifeln übermannt zu werden, ob Gott da ist und hält. Es sind Gedanken der Schuld und Unsicherheit, ob es eine zweite Chance bei Gott geben kann. Es ist der Zustand der Erschöpfung, wie ihn die Jünger exemplarisch durchlitten hatten, als sie die ganze Nacht nichts gefischt hatten bei bestem Willen. Das Öl kann auch verbraucht werden durch Gewohnheit. Der Glaube gehört zwar zum Leben, vielleicht sogar der Besuch einer Kirche, aber eigentlich erwartet man nichts von Gott. Glaube ist ein Ritual, keine lebendige Beziehung.

Das eigentliche Thema

Versuchen wir, uns in diese Szene hineinzuversetzen, merken wir, dass es eigentlich gar nicht um zu viel oder zu wenig Öl geht. 5 Fackeln reichten für 10 Leute. Der Bräutigam musste sie ja in der Dunkelheit nur finden können, eigentlich wäre schon eine Fackel dafür ausreichend gewesen. Seine Hochzeitsgesellschaft hatte bestimmt genug Licht, um die Frauen ans sichere Ziel zu führen. Das wirkliche Problem allerdings beginnt, als die Frauen sich zum Ölkauf wegschicken lassen und deshalb den Bräutigam gar nicht treffen können, weil sie nicht da sind, als er schließlich kommt. Es kommt zu keiner Begegnung, der Bräutigam kann die Frauen nicht kennen, deshalb schickt er sie weg, als sie an die Tür klopfen.

Halten wir uns heute also gar nicht bei der Frage auf, ob unser Ölfass des Glaubens halbvoll oder halbleer ist, ob unser Glaube für den Himmel ausreicht, ob er stark genug ist für die Wartezeit. Kümmern wir uns lieber darum, ob wir da sind, wenn Jesus mit uns Kontakt aufnehmen will. Ihm sollten wir entgegensehen, statt uns mit unserem Ölfass zu beschäftigen.

Als mein Mann von einer 3-tägigen Dienstreise nach Hause kam und klingelte, dachte ich: er kommt zu früh, mein Willkommensschild hängt noch nicht an der Tür. Natürlich machte ich auf, aber erstmal mit dem Vorwurf: Du kommst zu früh, das Schild hängt noch nicht. Wie verrückt ist das denn? Geht es um das Schild oder das Wiederkommen? Ich war so beschäftigt mit den Vorbereitungen, dass sein Kommen schließlich zweitrangig schien.

Was das Gleichnis heute bedeutet

Am Wichtigsten ist Jesus offensichtlich, dass wir da sind, wenn er in unseren Alltag tritt. Wir sollten uns von niemand „zum Kaufmann“ schicken lassen, uns nicht ablenken lassen von der Erwartung, dass er wirklich kommt. Es ist nicht wichtig, ob unser Glaube perfekt oder zweifelnd ist. Wenn Jesus uns entgegentritt, dann sind die Zweifel sowieso überwunden. Es ist auch nicht wichtig, so zu glauben wie unsere Vorbilder. Allein der Blick in seine Richtung ist nötig.

So regt uns das Gleichnis an, Räume zu schaffen, wo Jesus uns begegnen kann:

  • Der Gottesdienst als eine zentrale Oase in der Woche, wo wir hoffentlich frei und absichtslos ihm entgegen schauen können und wo immer jemand ist, der die Fackel hochhält.
  • Die Gemeinschaft mit einzelnen Christen, wo wir uns gegenseitig ermutigen und unser Öl teilen.
  • Hören und Lesen von Gotteserfahrungen anderer, Studium der Bibel.
  • Persönliche Stille-Zeiten vielleicht auch im vor uns liegenden Advent.
Der Tür-Code an der Himmelstür heißt nach diesem Gleichnis: „Ich kenne dich“. Er lautet nicht: du hast zu wenig Öl, du hast zu wenig Glauben. Das soll uns ermutigen, die Gegenwart Jesu zu suchen und zu genießen, wann immer er uns begegnet. Im Himmel an der Festtafel werden auch die Platz finden, die begrenzt, ein kleines Licht oder sogar ein verlöschendes Licht waren und auf die Hilfe anderer, ihre Fürbitte und ihren Für-Glauben angewiesen waren. Die himmlische Festbeleuchtung wird für alle reichen.
Cornelia Trick


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