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Liebe Gemeinde, liebe Freunde,
Wie konnte es dazu kommen? Die Jugendlichen hatten doch gehört und erfahren, wie sehr Gott sie liebt. Geklaute Schminke brauchten sie eigentlich nicht, in der Gruppe waren sie so akzeptiert, wie sie waren. Wie konnte Gott zulassen, dass in seiner Gemeinschaft das Böse Raum bekam und Menschen verführte? Warum hat er nicht das Böse gestoppt und die Gruppe davor geschützt? Wir hörten vorhin ein Gleichnis Jesu (Markus 4,26-29). Er machte mit dem Bild einer von selbst wachsenden Aussaat deutlich, dass er die Gemeinde sät, sie scheinbar von ganz allein wächst und der Bauer bzw. wir Menschen nichts dazu tun müssen, dass die Gemeinde Jesu wächst. Stimmt das so einfach? Wie sieht die Zeit zwischen Saat und übergroßer Ernte aus? Gibt es nicht Störungen, die das Wachstum behindern können, und wie gehen wir mit ihnen um? Wie um eine Antwort auf unsere offenen Fragen zu geben, erzählte Jesus ein weiteres Gleichnis. Matthäus 13,24-30 »Mit der neuen Welt Gottes ist es wie mit dem Mann, der guten Samen auf seinen Acker gesät hatte: Eines Nachts, als alles schlief, kam sein Feind, säte Unkraut zwischen den Weizen und verschwand. Als nun der Weizen wuchs und Ähren ansetzte, schoss auch das Unkraut auf. Da kamen die Arbeiter zum Gutsherrn und fragten: 'Herr, du hast doch guten Samen auf deinen Acker gesät, woher kommt das ganze Unkraut?' Der Gutsherr antwortete ihnen: 'Das hat einer getan, der mir schaden will.' Die Arbeiter fragten: 'Sollen wir hingehen und das Unkraut ausreißen?' 'Nein', sagte der Gutsherr, 'wenn ihr es ausreißt, könntet ihr zugleich den Weizen mit ausreißen. Lasst beides wachsen bis zur Ernte! Wenn es so weit ist, will ich den Erntearbeitern sagen: Sammelt zuerst das Unkraut ein und bündelt es, damit es verbrannt wird. Aber den Weizen schafft in meine Scheune.'« Jesus sät guten Samen auf das Feld, die Welt. Von ihm her können Gemeinden wachsen und reifen. Guter Same ist die Liebe Gottes, die in die Herzen der Menschen fällt. Sie lässt das eigene Leben annehmen und Liebe zu anderen wachsen. Wenn Früchte der Liebe heranreifen, gleichen sie einem reifen Weizenfeld. Nachts kommt der Feind und streut Samen des Taumellochs aus. Dieses Gewächs ähnelt dem Weizen, aber verdirbt wegen der giftigen Pilze, die sich am Taumelloch anlagern, das Getreide. Der Taumelloch steht wohl für alles, was die Liebe Gottes im Herzen tötet. Statt Gott und den Menschen zugewandt wird man feindlich, misstrauisch, neidisch und intrigiert. Die Angestellten des Bauern schlagen vor, den Taumelloch rechtzeitig zu jäten, damit die Ernte nicht verdirbt. Ein sehr naheliegender Gedanke, den der Bauer überraschenderweise zurückweist. Beides soll miteinander wachsen zum Schutz des Weizens. Er könnte ja aus Versehen mit ausgerissen werden und so niemals mehr Frucht tragen. Am Ende sollten die Schnitter, die normalerweise den Taumelloch bis zum Schluss stehenlassen würden, um ihn dann abzufackeln, den Lolch schneiden und das Weizenfeld unversehrt stehen lassen. Ein Bild, das Jesus so auf die Gemeinde anwendet, die am Ende der Zeit rein und vollständig vor Gott stehen soll. Jesus antwortet hier auf die Frage nach einer „reinen Gemeinde“. Es wird immer auch Böses in der Gemeinde vorkommen. Das Recht, dieses Böse auszureißen, haben allein Gott und seine Erntehelfer, die Engel. Die Christen in der Gemeinde haben dieses Recht nicht. Wichtig ist Jesus, dass der Weizen wachsen muss, darauf gilt es sich zu konzentrieren. Die Früchte sind für die Ernte entscheidend, nicht wieviel Taumellolch einmal auf dem Feld stand. Dieses Bild Jesu hat eine Schwachstelle. Der Weizen bleibt immer Weizen, der Taumellolch Taumellolch. Das ist als Momentaufnahme zu verstehen. Denn übertragen auf uns Menschen können wir uns ändern. Ein "Taumellolch" kann jederzeit zum "Weizen" werden. Das Feld ist unser Herz Doch da macht sich wie hartnäckiges Unkraut auch immer wieder Böses in unserem Herzen breit. Zweifel werden lauter: „Sollte Gott gesagt haben?“ oder ist unser Glaube doch nur Einbildung? Wir werden in schwachen Phasen aufnahmebereit für schädliche Einflüsse wie der Taumellolch, der dem Pilz als Wirt dient. Wir fühlen uns wie geritten vom Bösen, machtlos seinem Willen ausgeliefert. Jesus sagt mit diesem Gleichnis, dass wir unmöglich das Böse ein für allemal aus unserem Herzen reißen können. Es wächst sofort nach wie das Unkraut im Garten. Starren wir nur auf dieses Unkraut, verkümmert alles Gute, das auch Pflege und Aufmerksamkeit braucht. Wer das Böse hinnimmt, aber am Weizen arbeitet, wird den Weizen stärken. Die Liebe Gottes wird nie zu 100% in unserem Herzen sein, Restzweifel, Anfechtungen, Angst, Unlust und Trotz werden zumindest ein Schattenleben führen. Deshalb ist es wichtig, die Gottesbeziehung intensiv zu gestalten. Die Pfade zu Gottes Herzen zu gehen, heißt, ganz persönlich herauszufinden, wo ich Gott am leichtesten begegnen kann, in der Musik, im Miteinander, im Lesen , im Nachdenken, im Gebet. Stärken kann ich die Beziehung auch, wenn ich mich anderen zuwende, ihnen Gutes tue, in Vorleistung trete, überraschend anders handele als die Mehrheit. Das Feld ist unsere Gemeinde Doch können wir das Böse nicht dauerhaft entfernen, es findet immer Lücken, um wieder einen Fuß in die Tür zu bekommen. Das einzige, was uns hilft, ist, das Gute zu stärken. Die Jahreslosung 2015 lädt uns dazu ein: „Nehmt einander an, wie Christus euch angenommen hat, zu Gottes Lob.“ Gebet hilft uns, in der Nähe zu Gott eine neue Sichtweise zu bekommen, einander mit Liebe und einem Herzen voller Vergebung anzuschauen. Einander Gutes zu tun stärkt die Beziehungen. Unser Auftrag, Menschen mit der Liebe Gottes in Berührung zu bringen, schweißt uns zusammen und lässt uns die Stolpersteine der Beziehungen leichter vergeben und vergessen. Sie sind nicht mehr so wichtig, wenn wir uns anderen zuwenden. Das Feld ist unsere Welt Noch ist Zeit bis zur Ernte. Unser Auftrag ist die Welt. Auch, wenn es gerade gar nicht danach aussieht, als ob unsere Stimme in den Bürgerkriegen und Menschendramen gehört wird, so wissen wir, Gottes Liebe ist stärker. Später deutet Jesus dieses Gleichnis für seine Jünger (Matthäus 13,36-43). Er legt ihnen ans Herz, in enger Verbindung zu ihm zu bleiben, dann werden sie guter Weizen, der Frucht bringt und Hunger stillt. Jesus spricht uns zu: „Das sollt ihr wissen: Ich bin immer bei euch, jeden Tag, bis zum Ende der Welt.“ (Matthäus 28,20) Cornelia
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