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Liebe Gemeinde, liebe Gäste,
Vielleicht fragen Sie sich, wo diese Gartenbank stehen mag. Ich behaupte, sie steht mitten in unserer Seele. Es gibt einen Ort in unserem Inneren, der sich gut mit einem eingezäunten Garten vergleichen lässt. Wir ziehen uns in unseren stillen Momenten zu diesem Ort zurück, setzen uns auf die Bank und kommen zur Ruhe. Anfänglich mag das für uns alle ein wunderbares Gefühl sein, niemand redet dazwischen, keiner will etwas von uns, wir können selbst bestimmen, womit wir uns beschäftigen wollen. Aber nur allzu schnell schweifen unsere Gedanken ab. Wir sehen die Sorgen umso größer, sind auf einmal mit unseren Sehnsüchten ganz allein. Und die Gartentür ist für manche wie mit einem Felsen verschlossen, sie kommen aus dem Grübeln nicht heraus und keiner kann sie daraus erlösen. In diese Situation hinein spricht ein Wort Jesu, das er an seine Jünger gerichtet hatte, als er sie darauf vorbereitete, wie es nach seinem Tod und seiner Auferstehung weiter gehen sollte. Er sprach sie genau auf diese Bank im inneren Garten ihrer Seele an und sagte ihnen zu, dass sich durch seinen Tod und seine Auferstehung Grundsätzliches ändern würde. Johannes 16,23-28+33 Ich habe euch dies alles in Andeutungen gesagt, die euch rätselhaft erscheinen müssen. Die Stunde kommt, dass ich nicht mehr in Rätseln zu euch rede, sondern offen und unverhüllt zu euch über den Vater spreche. Dann werdet ihr ihn unter Berufung auf mich bitten. Ich sage aber nicht, dass ich dann den Vater für euch bitten werde; denn der Vater liebt euch. Er liebt euch, weil ihr mich liebt und nicht daran zweifelt, dass ich von Gott gekommen bin. Ich bin vom Vater in die Welt gekommen. Jetzt verlasse ich die Welt wieder und gehe zum Vater. Dies alles habe ich euch gesagt, damit ihr in meinem Frieden geborgen seid. In der Welt wird man euch hart zusetzen, aber verliert nicht den Mut: Ich habe die Welt besiegt!" Jesus kommt in unseren Garten Seine Auferstehung sprengte am Ostermorgen den
Fels vor seinem Grab, er verheißt uns, dass wir leben dürfen
und unser Garten frischen Wind erhält. Vielleicht haben Sie das noch
nicht erlebt. Sie halten es für normal, mit ihren Sorgen allein gelassen
zu sein. Sie haben sich mit dem Fels vor der Gartentür abgefunden.
Jesus sagt Ihnen zu, dass er auf Ihr Signal wartet, um den Stein wegzuwälzen.
Sie müssen nicht selbst Hand anlegen. Sie können einfach ein
Ja sagen und Jesus wird hören. Er wird auf Ihr Ja reagieren und diese
verschlossene Tür öffnen, um sich neben Sie auf die Gartenbank
zu setzen. Wie es in Ihrem inneren Garten aussieht, ob er gepflegt ist,
ob er von Unkraut überwuchert ist, das spielt keine Rolle. Die entscheidende
Begegnung geschieht auf der Bank, alles andere ist dem nachgeordnet.
Jesus hört zu Wenn meine Tochter jemand mit nach Hause bringt, der ihr sehr viel bedeutet, dann sehe ich in dem zunächst Fremden den, den meine Tochter Wert schätzt. Er bleibt nicht der distanzierte Unbekannte, sondern gehört zu mir, vermittelt durch meine Tochter. So können wir uns unsere Beziehung zu Gott besser vorstellen. Weil Jesus bei uns auf der Bank sitzt, weil er uns lieb hat, gehören wir auch zu seinem Vater, der unser Vater wird. Gott ist nicht länger der Unbekannte jenseits der fest verschlossenen Gartentür, den unsere Gebete nicht erreichen, sondern er sitzt mit Jesus neben mir auf der Bank, er kümmert sich um mich, meine Sorgen sind seine Sorgen. So können wir ganz offen darüber reden, was wir in den Anzeigenseiten unserer persönlichen Zeitung suchen. Wir können ihm das Herz ausschütten, dass uns ein Ort der Geborgenheit fehlt. Wir können ihm in den Ohren liegen, dass wir niemand haben, der uns umarmt und mit uns redet. Wir können ihm klagen, dass wir einen Platz in dieser Welt suchen, wo wir wirklich gebraucht werden und sich unser Einsatz lohnt. Nicht zuletzt dürfen wir ihn mit der Frage bestürmen, wo es für uns persönlich hingehen soll, wie sich der Weg in die Zukunft gestaltet. "Der Vater wird euch dann alles geben, worum ihr ihn bittet, weil ihr es in meinem Namen tut und euch auf mich beruft." Heißt das nun, er wird uns auch alle Wünsche erfüllen? Gebet bringt automatisch die Erfüllung mit sich? Zu leicht tut sich an dieser Stelle eine schwarz-weiß Lösung auf. Weil Gebete durchaus auch nicht erfüllt werden, redet man entweder davon, dass das Gebet zwar nicht die Welt bewegt, aber in unserem Inneren zu einer Art Veränderung der Perspektive führt. Gott ist da gar nicht mehr nötig, Gebet aktiviert die Selbstheilungskräfte. Die Alternative dazu beharrt darauf, dass Gott immer reagiert, nur oft anders, als wir es erwarten. Wenn ein Gebet nicht erfüllt wird, liegt es an unserer unzulänglichen Fähigkeit, Gottes Wirken zu verstehen. Für mich zeigen Jesu Worte in eine andere Richtung. Uns wird zugesagt: Jesus hört immer und Gott gibt immer. Ziel ist vollkommene Freude. Diese vollkommene Freude ist uns erst für die Ewigkeit bei Gott zugesagt, wir können also nicht mit der Erwartung auftreten, dass jetzt schon alle Sehnsüchte zu vollkommener Freude befriedigt werden – selbst wenn wir sich nicht sehen können. Aber Jesus geht schon heute und hier auf unsere grundlegenden Sehnsüchte ein. Er setzt uns damit Positionslichter, die uns die Richtung seiner Liebe markieren. Er gibt uns Wohnung. Mit seinem heiligen Geist will er bei uns wohnen. Wo er auf der Gartenbank sitzt, gestaltet er unsere Wohnung von innen heraus und macht sie zu einem Ort der Geborgenheit. Er ist uns Du. Es gibt keine Einsamkeit mehr mit ihm. Eine gute Bekannte von mir, die allein lebt, erzählt, wie sie sich in einsamen Momenten laut mit Jesus unterhält. Sie findet das nicht komisch, sondern natürlich und berichtet, wie sie oft Antwort bekommt. Jesus zeigt uns den Platz, an dem wir ihm Ehre geben können. Seine Gaben deuten in diese Richtung. Ein erfolgreicher Bankmanager wurde mit 50 Jahren in den Ruhestand geschickt. Er wurde wenig später genau mit seinen Gaben in der Kirche gebraucht. Rückblickend sagt er, dass es Gottes Weg mit ihm war, ihn an seinen Platz zu führen, wo er für ihn da sein kann. Und auch den Weg in die Zukunft will Jesus uns eröffnen. Mag sein, Sie kennen die Unruhe, wenn sich längere Zeit nichts bewegt hat und Sie sich gerufen fühlen aufzubrechen. Er wird Ihnen einen Hinweis geben, wo es lang geht, eine feste Gewissheit, sich auch auf unbekanntes Gelände vorzuwagen. Ich möchte diese Zusagen über mein kleines Leben hinaus auf die Gemeinde übertragen. Hier in der Gemeinschaft haben wir ein Zuhause, wo wir immer heimkommen können. Unsere Kirche ist kein Zweckbau wie eine Fabrikhalle oder ein Bürozentrum, sondern sie ist Wohnung, die Schutz schenkt und Ausruhen ermöglicht. Unsere Gemeinde ermöglicht liebevolle Beziehungen. In den Hauskreisen, im Jugendkreis, in den Gruppen, in Seelsorgegemeinschaften finden wir Menschen, denen wir wichtig sind, die uns begleiten und in notvollen Zeiten tragen. Arbeitsplätze, die Entfaltung gemäß Gottes Gaben ermöglichen, gibt es genug. Sicher sind sie nicht gut bezahlt, aber sie machen Sinn. Und der Weg in die Zukunft ist ein Thema, das uns miteinander beschäftigt. Keine und keiner von uns kann es allein bearbeiten. Wir brauchen dafür das gemeinsame Gebet, das Ringen um die richtige Richtung und Gottes Geist, der uns gewiss macht. Betrachten wir unsere Gemeinde unter diesem Aspekt, dann bekommt sie wahrhaft himmlische Qualität. Sie ist ein Vorgeschmack dessen, was Jesus den Jüngern damals versprochen hat. Sie ist der Ort der anbrechenden vollkommenen Freude. Jesus schenkt Frieden Was helfen Jesu Worte am Montag? Jesus sagt uns zu, dass er uns Frieden schenken will inmitten von Angst und Bedrohung. Diese Zusage gilt auch heute. Der Friede wächst von innen, auf der Gartenbank unseres Lebens, auf der Jesus Tag für Tag Platz nehmen will und mit uns reden will. In dieser stillen Zeit wächst unser Vertrauen zu ihm, unsere Gelassenheit und unsere Zuversicht. Er steht über dem Klein-Klein unseres Alltags. In dem Gespräch mit ihm werden wir davon wieder neu überzeugt werden. Kann es sein, dass wir die Gartenbank viel zu selten aufsuchen und uns stattdessen leidenschaftlich in die Konflikte des Alltags hineinstürzen? Ich möchte Sie ermutigen, Jesus ernst und beim Wort zu nehmen und der Stille Platz auch am Montag einzuräumen. Vielleicht braucht es dafür nur eine kleine Gedächtnisstütze, damit wir nicht vergessen, wo unser Friede herkommt. Eine Bank am Wege kann Hinweis sein, sich hinzusetzen und Jesus die Chance zu geben, unsere Sehnsüchte zu stillen. Du bist mein Zufluchtsort.
Cornelia
Trick
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