Aus der Versöhnung leben
Aufsatz aus der Zeitschrift "unterwegs" 29/2002 

Welche der Geist Gottes treibt, die sind Gottes Kinder. Römer 8,14

Vor einiger Zeit lief eine Werbung für das Parfüm "Egoiste". 47 Topmodels öffneten gleichzeitig die Fensterläden eines Grandhotels Hotelund schrien "Egoist". Florian Illies schreibt in seinem Buch "Generation Golf", dass dieser Werbespot das Lebensgefühl einer ganzen Generation widerspiegelt. Jede und jeder steht an ihrem und seinem Fenster und kümmert sich um den eigenen Kram. Gemeinsamkeit kommt erst zustande, wenn man die gleichen Bedürfnisse teilt und einfordert, im gleichen Boot sitzt oder die gleichen Vorlieben teilt. Hoffen auf die Zukunft oder ein Lebensziel hat sich erübrigt, weil alles Gute ja schon jetzt und hier zu bekommen ist, besser kann es ja nicht mehr werden. 

Die Botschaft des Apostel Paulus steht dem gegenüber. Er bezeugt das neue Leben, das durch Jesus ermöglicht wird. Statt an unserem Lebensfenster allein zu stehen, werden wir durch Jesus mit Gottes Geist begabt. Er macht uns zu Gottes Kindern. Mit ihm sind wir nicht länger Egoisten, die für sich kämpfen. Mit ihm sind wir eine neue Familie, die aus Jesu Angebot der Versöhnung lebt. 

Wie wirkt sich das ganz praktisch aus? Unser Verhältnis zu Gott ist geprägt von Vertrauen. Ein Mann liest vor einer schweren Entscheidung Gesangbuchlieder. Er entdeckt darin Gottes Treue und seinen Willen zum Leben. Er weiß bis zuletzt nicht, ob seine Entscheidung die richtige ist, aber er ist getröstet. Gott kann aus der Entscheidung Gutes werden lassen. Ein Kind betet vor dem Schlafengehen für eine Klassenarbeit. Es erfährt, wie Gott die Unruhe nimmt. Es schläft gut und geht am Morgen mutig und gelassen in die Schule. Gott ist bei ihm. Auch das Verhältnis der Söhne und Töchter Gottes untereinander ist verändert. Sie reißen die Mauern zwischen sich ein. Sie nehmen Anteil am Leben des und der anderen. Gerade komme ich von einem Besuch im Krankenhaus. Es ist ein sehr heißer Tag, die Luft stand im Krankenzimmer. Am Bett der frisch Operierten war eine Frau aus der Gemeinde. Sie legte der Kranken feuchte Tücher auf und linderte ihre Schmerzen liebevoll. Für mich ist das ein Bild für die neue Familie Gottes, die von Gottes Geist getrieben wird. Wir nehmen einander wahr, setzen uns zueinander, trösten uns gegenseitig und legen uns feuchte Tücher auf. Der Geist Gottes ist das Band, das uns zusammen hält.

Cornelia Trick


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